Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
froshee
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Registriert: Di 18. Okt 2022, 14:50

Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von froshee »

Hallo! Ich hab einen knapp 5-järigen den ich aus "schüchternheitsgründen" (sonst ist er sozial eher positiv "auffällig" hilfsbereit und hat mehrere Freunde, er mag bloß große Gruppen nicht besonders, hat Angst vor zu wilden Kindern - auch wenn er größer ist, und zieht sich bei zu viel Trubel/Lärm sehr zurück ) UND weil der KiGa toll ist (er und sein bester Freund der dem "typischen" Klischee von hochbegabtem Nerd entspricht - kann mit 4 Lesen und schreiben, redet aber mit fast niemandem weil zu schüchtern, die zwei werden sepziell gefördert), nicht früher einschulen möchte,
Kind ist aber in einigen Bereichen sehr weit vorraus, und in manchen zumindest am oberen "normal"-Ende, auch emotional ziemlich reif und selbst für mich oft überraschend reflektiert und selbstwirksam.

Ich war in Teilbereichen (Lesen, Rechnen) auch bereits vor der Einschulung ca. 1-2 Jahre vorraus, aber feinmotorisch war's schwierig - bis heute :lol:
Da vor allem die ersten 4 Jahre meiner Schulzeit von Langeweile und die ersten 8 Jahre von Mobbing tlw. auch durch einzelne Lehrer (vor allem wegen hohen Leistungen in Rechnen/Mathematik, aber es war "eine Mobbingklasse" und es wurde nichts dagegen getan) geprägt waren, will ich meinem Kind derartige Erfahrungen über mehrere Jahre ersparen - denke aber dass eine "stinknormale" Einschulung zu den Problemen führen würde (nicht müsste, aber wahrscheinlich).

Da leider bei den meisten "speziellen" Schulen spätestens jetzt eine Anmeldung erfolgen muss (wir wohnen da extrem günstig), die "perfekte" Schule aber doch zu weit weg ist (fast nur Merhstufen-Klassen mit einzelnen Schwerpunkten zB NaWi, verschränkter Ganztagsunterricht, viel Frischluft *seufz*) stehe ich vor der Qual der Wahl die "zweitbeste" Schule für uns zu wählen. Es sind 5 in der engeren Wahl, und ich wollte Fragen ob jemand Erfahurngen hat mit 3 Grundkonzepten & hochbegabten Kindern die die 5 Schulen unterschiedlich darstellen.

Grundprinzip 1: Das eine wäre eine extrem kleine Schule (maximal 8 Kinder/Jahrgang) aber Altershomogener Unterricht am Vormittag (gemeinsame Freizeit/Projekte/Frischluft am Nachmittag alle Kinder gemeinsam). Angeblich wird sehr stark individuell auf das Können eingegangen, und er kann "was anderes tun gehen" wenn Dinge gelehrt werden die er kann, bzw. bekommt individuelle Aufgaben. Ich frag mich ob das klappen kann.

Grundprinzip 2: Altersheterogene Merhstufenklasse (meist leider kein verschränkter Unterricht - dH Nachmittag klassisch Hort, die mit verschränktem Unterricht wird als Integrationsklasse geführt und stellt eher auf die langsamen Schüler ab). Eine der nur Vormittagsschule würde aber auch Drehtür anbieten schon richtung KiGa und am Ende Richtung Gym - und fördert angeblich gezielt Kinder wie meine dass sie auch in 3 Jahren durch die 4 Stufen durchkommen. Mich stößt halt das Trennen Schule/Hort extrem.

Grundprinzip 3: 6-jährige Montessori-Schule (teilweise Altersheterogen)- mit wohl allen Vor- und Nachteilen von "reinem" Montesori. Viel selbstbestimtmes Lernen, aber ein 4-jähriger der Brüche selbständig erklärt wird das haptische Material zum addieren/multilpizieren wohl kaum brauchen - und ich weiß nicht ob dann flexibel genug reagiert wird.

Sonstige Überlegungen: aus diversen Gründen möchte ich mein Kind später nicht direkt in die 2. Klasse einschulen, und das Drehtürmodell (einzelne Stunden in anderer Klasse) im "normalen" Jahrgangsunterricht - was viele "Förderschulen für Hochbegabte" zu haben scheinen- scheint weder organsiatorisch noch sozial besonders gut zu funktionieren. Drehtür bei einer Mehrstufenklasse wäre glaub ich okay, da das Wechseln in eine andere Stufe/Schule erst im 4. bzw. 3. Jahr stattfindet und da genung Zeit war "anzukommen".

Habt ihr positive/negative Erfahrungen mit ähnlichen Schulen? Oder ist es sowieso immer ein Glücksspiel?
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Froshee,

erst mal herzlich willkommem hier!

Mein Tipp wäre, nicht so sehr zu schauen, was „drauf steht“ sondern was „drin ist“. Dazu ist es sinnvoll, die Lehrperson kennen zu lernen. Die Lehrer, die (im normalen Grundschulbetrieb) aktuell eine vierte Klasse unterrichten, bekommen nächstes Jahr wieder eine erste Klasse. Wenn es an deinen Wunschschulen einen „Tag der offenen Tür“ gibt, kannst du in den Klassen beim Unterricht zusehen und in den Pausen auch mit den LehrerInnen sprechen. Du kannst auch auf Schulveranstaltungen (z.B. Weihnachtsfeier, Faschingsfest,…) gehen und dort das Gespräch mit anderen Eltern (am besten von Viertklässlern) suchen. Die Eltern wissen meistens sehr gut um die Stärken und Schwächen der jeweiligen Lehrpersonen Bescheid.

Meine Erfahrung ist, das das beste Schulkonzept nichts wert ist, wenn man eine unfähige Lehrperson „erwischt“. Eine liebevolle, zugewandte Lehrperson, die Kinder wirklich mag, und außerdem gut differnzieren kann, in einer „Normalklasse“ ist besser als die kleinste Klasse mit dem besten Konzept, aber einer ungeeigneten Lehrperson.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Man denke auch daran, dass in kleinsten Klassen und besonderen Schulen sich Kinder treffen, die einen Grund haben, keine öffentliche Schule zu besuchen.
froshee
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Registriert: Di 18. Okt 2022, 14:50

Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von froshee »

Liebe Rabaukenmama!
Danke - du hast natürlich recht, und nur bei Variante 1 kenn ich die Personen schon (bei den anderen dauert das Kennen lernene leider noch :roll: ) - ich bin wie so oft "ein bisschen" zu Kopflastig - zuerst alle Optionen anschauen, ausschließen dass ich irgendwas übersehen könnte und dann erst "laufen".
Dafür bin ich bereit aus den Erfahrungen anderer zu lernen :D - und schaff es auch fallweise .
Ich wollte halt meinem Kind nicht antun, dass ich ihn zu zig Schulen schleif, und dann kommt dazu dass im Freundeskreis auch auf nur vorsichtiges Nachfragen über Schulen teilweise Geschichten ans Tageslicht kommen, wo mir graust dass das in unserer Konstellation (nicht nur die Mama, auch das Kind weiß alles besser) droht.
froshee
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von froshee »

liebe Katze_keine_Ahnung - ja du hast recht, so wie wir Gründe haben nicht unbedingt die öffentliche Schule zu besuchen und laut Medienberichten ca. 15-20 % der lokalen Eltern es gleich halten und die Kinder privat auf Schulen gehen.
Bei uns ist der Grund nicht die Ganztagesbetreeung die es sonst nicht gibt, oder ein zu hoer Prozentsatz an Kindern die kaum Deutsch reden, sondern die nächsten beiden öffentlichen Grundschulen in Gehweite (und andere stehen halt kaum zur Auswahl) sind sicher beides sehr gute Schulen - aber nicht unbedingt für das Kind das zumidnest in einem Teilbereich deutlich vorraus ist geeignet - da es dort "maximal" Drehtürmodell gibt und ich das aus sozialen Gründen für unser Kind ausschließen will.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Privatschulen werden auch bevorzugt von den Eltern gewählt, die an der öffentlichen Schule Probleme im Bereich "Verhalten" erwarten. Außerdem ist es die Frage des Lehrkörpers. So weit ich weiß zahlen viele Privatschulen insgesamt weniger als die staatlichen, daher treffen sich dort verstärkt Lehrer, die in dem öffentlichen Dienst keine attraktiven Stellen finden. Wie Rabaukenmama richtig geschrieben hat, es ist total unwichtig, was auf dem Schild steht, wichtig ist wie es gelebt wird, und was für konkreten Lehrer das Kind bekommt.
froshee
Beiträge: 6
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von froshee »

Mein Auswahlkriterium ist aber nicht privat oder nicht privat - sondern kann auf die Bedürdnisse (sozial und intelektuell) meines Kindes genug Rücksicht genommen werden.

Meine (beschriebene)Ideal-Schule ist eine öffentliche - bloß die ist ca. 1 h Fahrzeit entfernt und damit viel zu weit.
Und die Kinder die ich am Tag der offenen Tür in einer der Privatschule "getroffen" habe, waren nicht anders als wo anders auch, sofern man das in der kurzen Zeit beobachten kann.
Und soziale Probleme können auch davon ausgehen dass das Kind "anders" ist. Ich habe sozial seitdem ich 14 bin kein Probleme mehr (immer öffentliche Schule) - weil auf einmal mehr leistungsstarke Jugendliche beinander waren und nicht mehr (fast) nur ich mit "die weiß immer alles besser - vor allem in Mathematik!".
Also ja, erwartbare soziale Probleme können auch sein wenn das eigene Kind zu sehr heraus sticht.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Du kannst gar nicht vorhersagen, was für Probleme auf dein Kind in der Schule kommen. Es ist nicht förderlich die eigene Erfahrung aufs Kind zu projizieren. Ein Kind in der Grundschule ist dann glücklich, wenn er eine einfühlsame Lehrerin hat, die ihm ein paar blöde Aufgaben vielleicht streichen kann und ein paar gute Freunde, die zu ihm stehen. Bevor man über individuelle Förderung spricht, muss man schauen, ob das Kind sie überhaupt will und das Angebot annimmt. Die Meisten wollen es nicht.
Londonmaus
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Londonmaus »

Hallo Froshee, bei solchen Dingen gehe ich meistens nach Bauchgefühl und Bequemlichkeit. Welche Schule wäre ganz unabhängig vom Konzept für euch als Familie am praktischsten?

Wir haben zwar auch Probleme mit K1 in der Schule. Ganz normale Grundschule um die Ecke. Aber die Lehrkraft ist toll und bemüht sich um und für ihn. Das weiß man vorher einfach nicht, aber ich würde immer mal vom besten ausgehen. Wir schauen jetzt erstmal, ob wir gemeinsam die Probleme in den Griff bekommen. Und für mich ist es doch ganz gut zu wissen, dass im schlimmsten Fall ein Schulwechsel auf eine andere möglich wäre.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Bisherige Erfahrung mit Schultypen und hochbegabt?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Nach drei Kindern, die mit der Grundschule fertig sind, tendiere ich dazu, dass Probleme der Kinder in der Grundschule nicht lösbar sind. Man kann einen Zustand erreichen, in dem die Schule am wenigsten schadet, mehr aber auch nicht. Man kann ein Kind mit dem Abstraktionsvermögen eines Gymnasiasten mit dem Grundschulstoff ausreichend beschäftigen, ohne das es komplett aus dem sozialen Raster herausfällt. Die Kinder fühlen sich dann zerrissen zwischen dem Wunsch mehr zu lernen, der schnell vergeht, dem Wunsch dazu zu gehören, der am stärksten wirkt, und der Frage, warum soll ich mehr machen als die anderen, was die größten Diskussionen produziert. Unsere Grundschule hat es perfekt formuliert: "Das ist doch sozial ungerecht, diejenigen, denen Lernen am einfachsten fällt, dann noch mehr zu fördern!"
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