Mein kleines großes Sorgenkind

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
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Mama-von-Annina
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Registriert: Do 6. Sep 2012, 21:25

Mein kleines großes Sorgenkind

Beitrag von Mama-von-Annina »

Hallo erstmal!

Ich habe mich eben hier angemeldet, im Vorstellungsbereich habe ich mich schon verewigt :-) Ich würde mir gerne ein wenig was von der Seele schreiben und hoffe so sehr, das ich hier eventuell Leute finde, die verstehen, was mich und meine Familie bewegt. Deshalb schreibe ich jetzt einfach mal los. Ich hoffe, in diesem Unterforum bin ich richtig.

Meine große Tochter ist 3,5 Jahre alt und wird von vielen Menschen als besonders intelligent bezeichnet. Ich selber habe oft bemerkt, das sie vor allem sprachlich extrem weit ist, sich sehr gut ausdrückt. Wir als Eltern (und auch die Erzieher in ihrer KiTa) müssen sehr oft aufpassen, wie wir mit ihr reden. Man neigt dazu, unbewusst wie mit einer Erwachsenen zu reden. Sie versteht vieles, kann Dinge nachvollziehen, die ihre Altersgenossen nicht mal im Ansatz interessieren und versteht teilweise sogar schwarzen Humor.

Unsere Große beschäftigt sich vor allem gerne mit Zahlen. Sie zählt flüssig, sie rechnet leichte Aufgaben und erkennt die Zahlen optisch auch. Sie lernt Bücher auswendig, "liest" sie den anderen Kindern im Kindergarten vor, inklusive dem umblättern an den richtigen Stellen und der passenden Betonung. Sie schaut ihre Lieblingszeichentrickserie "die kleine Prinzessin" am liebsten als DVD und das, weil wir uns das Ganze dann auf Schweizerdeutsch anschauen können. Sie möchte das gerne lernen. Lernen möchte sie gar Vieles, seit Monaten liegt sie mir in den Ohren, das sie gerne Gitarre oder Geige spielen möchte. Ballet interessiert sie nun auch, das möchte sie gleich noch dazu. Ich habe gerade eine schulische Ausbildung begonnen und an meiner Schule ist eine sehr nette und engagierte Dozentin für Musik. Ich werde sie nächste Woche bitten, meiner Tochter eine Probestunde Gitarre zu geben, sie unterrichtet auch Kinder und ist sehr einfühlsam.

So viel zu den "Leistungen" und Zielen meiner Tochter, es ist gewiss nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was sie alles kann. Ich selber kann Manches gar nicht so beurteilen, weil ich sie ja erstens immer so vor Augen habe und gar nicht richtig überblicke, ob das, was sie kann, nun wirklich so weit ist. Zweitens zeigt sie zu Hause kaum noch etwas von ihren guten Leistungen. Seit der Geburt unserer zweiten Tochter, einem kleinen Frühchen mit teilweise einigen Krankenhausaufenthalten und chronischer Erkrankung der Atemwege, verblüht meine Große immer und immer mehr und es kommt immer wieder zu unglaublich unschönen Szenen, die an mir und meinem Herzen fressen, wie nichts sonst auf der Welt. Ich entferne mich von meinem kleinen Mädchen, sie rückt immer weiter weg.
Sie verhält sich so oft wie ein Kleinkind, sie schlägt um sich, sie schlägt nach ihrer Schwester. Sie ist sich ihrer "Schuld" vollkommen bewusst, es bedrückt sie selber, das sie solche Dinge tut und sie möchte das nicht. Passieren tut es immer wieder. Ihr Verhalten ist oft so schlimm, manchmal habe ich Angst, sie aus der KiTa abzuholen. Schon dort gibt es immer Theater, sie möchte nicht heim oder ich komme zu spät, sie versteckt sich oder sonstwas. Ich traue mich mit ihr auch nicht mehr zum einkaufen oder Sonstigem, weil sie permanent am Rad dreht und meine Autorität untergräbt, bzw. diese erst überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt.

Zu Hause ist die kleine Prinzessin gelangweilt, es interessiert sie augenscheinlich NICHTS!!! Im Kindergarten weiß man sie (habe ich den Eindruck) besser zu nehmen und fordert sie vielleicht mehr heraus. Ich versuche auch immer wieder, an sie heranzukommen, denke mir Sachen und Spiele aus, alles interessiert sie auch. Solange ich daneben sitze und genau mitmache. Sobald ich kurz aufstehe um nach ihrer Schwester zu sehen oder ans Telefon zu gehen, ist alles vorbei und fliegt in die Ecke. Sie kann (oder will) sich auf nichts konzentrieren. Wenn wir sie nicht andersweitig dann wieder als intelligentes Kind erleben würden, das Alkohol verdammt (ohne das wir da jemals was dazu gesagt hätten) oder locker bis 30 zählt und mir zeigt, wie die Zahl 5 geschrieben wird, dann hätte ich Bedenken, das sie an irgendeiner Störung leiden würde. Wenn ich nicht vom Kindergarten wüsste, das sie dort lange und ausdauernd spielt, dann würde ich glauben, mein Kind kann sowas einfach nicht.

Wir befinden uns seit einiger Zeit mit ihr in einer Frühförderung. Die KiTa hatte uns diese Möglichkeit aufgezeigt. Erste Gespräche mit dem dort anwesenden Fachpersonal verlaufen super, wir werden verstanden, man versucht uns zu helfen. Bei einem Elterngespräch sollen in diesem Monat einige Dinge geklärt werden. Zum einen soll es wohl um ihre Entwicklung gehen und wie man mit ihrer (offensichtlich sehr hohen) Intelligenz richtig umgehen kann. Ich sehne diesen Termin so herbei, ich möchte mit Jemandem reden, der mir zuhört und meine Probleme versteht. Ich möchte wissen, was in meinem Kind vorgeht, ich möchte ihr helfen, sie richtig fördern und für sie da sein.

Heute Abend bin ich ganz besonders verzweifelt, deswegen schreibe ich hier. Der Nachmittag war kraftzehrend, unsere kleine Tochter hat wie immer den Kürzeren gezogen und ihre Schwester hat das Wort geführt mit aller Macht. Sehr unschöne Szenen sind abgelaufen und ich war am Rande der Verzweiflung. Ich möchte für mein kleines großes Mädchen da sein und ich möchte wissen, was dran ist an diese Sache mit der hohen Begabung. Stimmt das alles? Ist es bei ihr so? Und wenn nicht...dann wüsste ich das auch gerne, einfach um weiterzuzusuchen, warum sie ist, wie sie ist und ihr helfen zu können.

Ich habe den Eindruck, das sie total gelangweilt ist, das ich nichts finden kann, was sie interessiert. Ich versuche, mich in sie zu versetzen und es tut mir weh, weil ich den Eindruck habe, das sie gefrustet sein muss, wenn es so ist, wie vermutet wird. Das Gefühl, das Niemand einen versteht und das sie sich hier nicht frei entfalten kann, ist es das, was mein Kind bewegt? Was kann ich tun um ihr zu helfen? Ich frage mich so viel...

Vielleicht kann mir hier Jemand eine Antwort geben, nicht darüber, ob mein Kind eine Hochbegabung hat oder nicht, aber einfach eine paar Worte finden, mir sagen, ob er/sie diese Situation kennt, ob es Jemand nachvollziehen kann, ob ich mir was einrede oder was auch immer. Ich würde mich einfach sehr über eine oder zwei Antworten freuen und eine Einschätzung von Eltern, die so ein "besonderes" Kind haben und vielleicht schon ein Stück weiter sind und wissen, was zu tun ist, wie man damit umgeht und so weiter.

Vielen Dank schon mal im Voraus für jede Antwort!
Miofio
Beiträge: 31
Registriert: Mi 9. Mai 2012, 11:55

Re: Mein kleines großes Sorgenkind

Beitrag von Miofio »

Hast du denn schon versucht, direkt mit ihr zu reden? Sie scheint nach meinem Verständnis dich alleine für sie haben zu wollen.
Habt ihr denn eine Beratungsstelle im Ort (nicht die Kita)? Es gibt Psychologen, die eure Probleme aufdecken können. Ehrlich gesagt,
auch wenn ich nur ein Laie bin, glaube ich nicht, dass sie unterfordert ist. Für mich klingt es wirklich danach, dass sie denkt, dass sie nicht mehr die Nr.1 ist,
weil es nun noch ein weiteres Geschwisterchen gibt. Auch wenn du ihr nach wie vor genug Zuneigung gibst, scheint es für sie trotzdem nicht genug zu sein.
An eurer Stelle würde ich nicht allzu lange warten, bis sich die Dinge verhärtet haben. Ich glaube, da steckt etwas anderes als Langeweile hinter.
Wenn es dir so wichtig ist, zu erfahren, ob sie hb bzw. verdammt intelligent ist, dann gibt es doch die Möglichkeiten für erste Tests in dem Alter, auch wenn diese nur einen Teil aussagen.
So wie du sie beschreibst, klingt es für mich schon danach, dass sie verdammt intelligent ist. Und nicht umsonst fällt sie ja in ihrem Umfeld auf...
Schade fände ich auch, wenn das Geschwisterchen zu kurz käme, weil du es der Großen recht machen möchtest. Andererseits braucht dich die Große jetzt ganz dringend. So hört es sich für mich an zumindest.
Miofio
Beiträge: 31
Registriert: Mi 9. Mai 2012, 11:55

Re: Mein kleines großes Sorgenkind

Beitrag von Miofio »

Übrigens gibt es da noch andere Beratungsstellen speziell für Hb bzw. Eltern, die den Verdacht auf Hb bei ihren Kindern haben: kostenlos!
Da kannst du alles fragen, was du willst rund um Hb.
http://www.dghk.de/

Dorothea Karcher
Tel.: 07 00/BEGABUNG (23 42 28 64)
(Mo. - Fr., 8 - 11, Mo., Di.,Do. 16 - 19 Uhr)


ODER

http://www.hbf-ev.de/
Hochbegabtenförderung e.V.
Berlin: 030 29778895
Bochum: 0234 935670
Hamburg: 040 69456481
Rhein-Main: 06103 995424
München: 089 35732993
sogesehen
Dauergast
Beiträge: 128
Registriert: Fr 25. Nov 2011, 11:55

Re: Mein kleines großes Sorgenkind

Beitrag von sogesehen »

Hallo,
meine beiden Jungs haben den gleichen Altersabstand wie Deine Mädchen und etwa gleich alt - herzlich willkommen.
Ich möchte Dich fragen, hast Du einen festen Nachmittag nur mit der Großen? Wenn nicht, würde ich Dir ans Herz legen wollen, einen zu organisieren und dann schau, wie es sich entwickelt. Wir haben gerade am Anfang nach der Geburt viel mit dem Großen gemacht, das war bei Euch sicher nicht möglich wegen der Gesundheitssituation der Kleinen. Ich denke, das müsst ihr nun drigend nachholen.
Es ist ein großer Schnitt für die Große, wenn die Aufmerksamkeit der Eltern plötzlich so abnimmt, keine Zeit mehr für die Große ist, die Gedanken sich um die kleine Schwester kreisen, weil sie einen schwierigen Start ins Leben hatte.
Ich hoffe, Ihr bekommt das hin, dass die Große Dich für sich allein bekommt, einmal in der Woche, vielleicht zwei/drei Stunden und dass sie so die kleine Schwester anfangen kann mit anderen Augen zu sehen. Nicht nur als Grund, dass Mama keine Zeit mehr hat (und dafür soll sie die kleine Schwester auch noch lieb haben). Sondern als Spielpartner, der wahrscheinlich die große Schwester bedingungslos lieb hat und ihr viel verzeiht.
Liebe Grüße und alles Gute Euch
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