Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
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kaetter84
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Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von kaetter84 »

Hallo, :fahne:
ich bin neu hier und habe gerade das leidige Thema der Schule durchzukauen!
Mein 7 jähriger Sohn geht nun in die erste Klasse und es sind tatsächlich immer wieder die gleichen Probleme die thematisiert werden und uns seit der Kindergartenzeit begleiten!
1. er kann nicht still sitzen, sei wie ein Brummkreisel, ohne Boden unter den Füßen!
2. Es fällt ihm sehr schwer sich an Regeln zu halten!


Aus seiner "Hyperaktivität" ist er so langsam "herausgewachsen", das ist schon um einiges besser geworden und ich habe auch das Gefühl es wird von Jahr zu Jahr besser.
Er hat mit 3 Jahren angefangen große Puzzle zu puzzeln (100er), das war sein "Ausgleich". Schon mit 5 Jahren konnte er 2 Stunden an einem 300 Puzzle sitzen, in einer Ruhe, Ausdauer und Ausgeglichenheit wie wir es in anderen Situationen missten.

Im Kindergarten hat man uns geraten dringend in Kontakt mit dem SPZ oder einem Ergotherapeut
zu treten. Sie würden sehr viele Defizite in seiner Motorik sehen, was wir nicht nachvollziehen konnten da er schon mit vier auf der Slackline balancierte, mit einer tollen Körperbeherrschung gesegnet war und Feinmotorisch auch super drauf war, da er es liebte ewig an einem Steckperlen-Bügelbild (?) zu sitzen. Das SPZ haben wir verweigert, da wir erstens in dieser Hinsicht keine Probleme sahen/sehen und Angst hatten in eine gewisse Schiene zu gelangen. Nichtsdestotrotz (wir Eltern wollen ja nur das Beste für unsere Kinder) haben wir uns entgegen unserem Gefühl, dem Ergotherapeuten vorgestellt. Dieser konnte in keinerlei Hinsicht Probleme feststellen, weder in der Motorik noch in der Konzentration. Er sah ihn in einigen Bereichen um einiges weiter als andere Kinder in seinem Alter und meinte das E. bzgl. der Konzentration einfach nur sehr eng geführt werden muss. Somit wurden wir aus dieser Praxis entlassen.

Wir sind umgezogen und E. hat einen neuen Kindergarten besucht. Dort kamen dann die üblichen Bedenken bzgl. des still sitzen bleiben und die Gruppenregeln einzuhalten.
Es war uns klar dass das auch ein Problem in der Schule sein wird, aber wir dachten - der Bub wird auch älter und es wurde ja schließlich von Jahr zu Jahr besser.

Und dann kam die Schule... :roll:
schon nach dem ersten viertel Jahr kamen die ersten Sorgen der Lehrerin. E. kann nicht still sitzen, muss sich immer bewegen was sich wie folgt äußert:
- trinkt sehr häufig kleine Schlückchen aus seiner Trinkflasche
- lässt ständig einen Stift oder Radiergummi fallen
- wenn andere Kinder an ihm vorbei laufen muss er sie ständig aufhalten
- gibt an aufs Klo zu müssen um sich bewegen zu können bzw. in meinem Augen der Langeweile zu entfliehen.

und E. hält die Regeln nicht ein. Zieht nicht wie alle anderen Kinder morgens seine Hausschuhe an sondern braucht 3 Extra-Aufforderungen

Vom Stoff her komme er sehr gut mit, beteiligt sich aber wenig am Unterricht

Auf die Frage warum er nicht still im Unterricht sitzen kann kam ganz spontan die Antwort - Unterricht ist doof, der macht mir kein Spaß da er mir viel zu langweilig ist.

E. AUS UNSERER SICHT

Lesen und Schreiben:
E. hatte nie reges Interesse an Zahlen oder Buchstaben, hat es aber, dafür das er nie was damit zu tun hatte, super schnell gelernt. Unsere Kinder lernen die Buchstaben in Gebärdensprache und schreiben mittlerweile im Diktat. E. hat sehr sehr fix lesen gelernt, konnte sehr schnell flüssig ganze Geschichten lesen, wenn in einem Wort Buchstaben drin waren die er noch nicht kannte war das für ihn kein Problem, er kombinierte sie wahrscheinlich im Kopf und wusste trotzdem was da stand.

Rechnen konnte er vom ersten Schultag an im Kopf. Nur wenn er sich nicht konzentrieren möchte nimmt er im Zahlenraum von 10-20 die Finger. Auch als die Subtraktion kam, konnte er das sehr schnell im Kopf. Er konnte schon mit 3/4 intuitiv Mengen erkennen, z.B. auf dem Würfel. Er wusste wieviel Punkte auf der Würfelseite sind ohne sie nachzuzählen.

Lediglich mit Geometrie hatte er seine Probleme.

Er schreibt vorbildlich schön, was ich tatsächlich nie erwartet hatte.

Konzentration:
Wenn er sich für etwas interessiert kann er dieses außergewöhnlich gut.

Fotografisches Gedächtnis: Er konnte mir schon mit 3 Jahren sagen das wir den falschen Weg gefahren sind auf einer Strecke die wir davor erst einmal gefahren sind.

Sachen die ihn interessieren saugt er auf, Aktivitäten die in interessieren kann er mit einer Engelsgeduld und solch einer Ausdauer und Ruhe machen das man sich schon einige Male gefragt hat ob es auch wirklich das eigene Kind ist

Er ist kein Spielzeugkind/Rollenspielkind sondern muss von Morgens bis Abends gefordert werden um Abends "AUSGEGLICHEN" zu sein wo andere Kinder todmüde ins Bett fallen würden. Erst seit der Ganztagesschule habe ich den Eindruck dass mein Kind das erste Mal einfach nur ausgeglichen ist wenn er nach Hause kommt.

E. ist sehr sensibel und zerbricht sehr schnell an Druck. Allerdings ist er ein sehr aufgeweckter, aufgeschlossener kleiner Kerl der nie Probleme hat auf andere Menschen zu gehen und Freunde zu finden.

Er zeigt zwanghaftes Verhalten
, wenn es um seinen Willen geht und davon ist er manchmal echt nicht abzubringen. Er kann zum Beispiel keine Pause in irgendeiner Sache machen. Z.B. kommt er heim, will gleich Hausaufgaben machen damit er raus kann und hat noch nicht mal was gegessen. Dann merkt er dass es ihm kein Spaß macht und er auch einfach Hunger hat. Es geht ihm schlecht und ich als Mutter weiß, wenn er nur kurz mal eine Pause macht, was isst und was trinkt dann geht das ratzfatz. Er flippt regelrecht aus wenn ich ihn dazu bringen möchte eine Pause zu machen.

Am Anfang dachte ich auch manchmal dass er tatsächlich überfordert ist und den Schulstoff nicht kann da er immer ewig für ein paar Aufgaben gebraucht hat. Dann habe ich es mit dem Belohnungssystem ausprobiert. Und siehe da ein ganzes Blatt rechnen für das er mindestens eine Stunde gebraucht hat war plötzlich in 10 Minuten fertig... und da war mir klar, dass es das nicht ist, sondern wahrscheinlich was ganz anderes dahinter steckt.

TV und andere Medien:
schon sehr früh ist uns aufgefallen das TV und andere Medien wie z.B. I-Pad nichts für unser Kind ist. Es ist so als würde er jede Kleinigkeit in sich aufsaugen, nach 5 Minuten wird er unruhig nach 10 Minuten fängt er an zu zappeln und nach 20 Minuten ist Schluss und dann geht es los... es ist so als würde er explodieren als müsste alles in ihm ausbrechen.... es ist unerträglich. Bei uns gab es dann nur noch alte Disney Filme wo der Bildwechsel nicht so heftig ist. Mittlerweile ist er älter und viel bei Freunden. Da war uns dann aber auch schnell klar das wir das nicht verhindern können und mit ihm üben müssen.

Da ich mittlerweile im Dreiergespräch mit Schulsozialpädagoge und Lehrerin bin, habe ich tatsächlich bald keine Lust mehr, mein Kind und uns ständig diesen Druck auszusetzen und fürchte bald zu resignieren. Doch was kann der nächste Schritt zur Lösung sein. Mein Mann und ich sind beide überdurchschnitlich Intelligent. Könnte das die explosive Mischung sein? Ich muss zugeben, das ich tatsächlich erst vor kurzem diese Idee hatte, obwohl wir schon so lange nach einer Lösung oder einem Problem suchen, aber er ist mir nie irgendwo extrem aufgefallen in dieser Hinsicht bzgl. Sonderbegabung.

Ich weiß tatsächlich nicht mehr weiter und habe mir schon so oft den Kopf zerbrochen, bzgl. ADHS hat die Lehrerin beobachtet und ausgeschlossen. Erziehungsfehler? (Wir sind eigentlich ganz klar strukturiert und konsequent) Vielleicht doch eine leichte Form des AD(H)S? Steckt evtl. doch ein hoher IQ dahinter? Oder ist das alles im Bereich des normalen und unsere Umwelt reagiert einfach komplett über?

Ich danke euch schon jetzt für´s durchlesen und freue mich auf eure Antworten.
Linasina
Dauergast
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Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von Linasina »

Hallo, willkommen hier im Forum. Das klingt ja alles sehr anstrengend. Aber gerade das mit dem Zappeln und keine Ruhe finden kenne ich auch sehr gut.
Vielleicht ist es einfach Unterforderung. Dein Sohn sagt ja selbst dass ihm langweilig ist im Unterricht. Vielleicht wäre ein Sprung in die 2. Klasse die Lösung.
Habt ihr einen IQ Test machen lassen? Oder wollt ihr einen machen?
Wenn ihr beide Hochbegabt seid liegt es schon ziemlich nahe dass es Euer Sohn auch ist.
lg
sogesehen
Dauergast
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Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von sogesehen »

Hallo kaetter84,

willkommen hier im Forum! Vieles was Du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe hier auch einen sehr sensiblen Sohn, der aber noch im Kindergarten ist und sich dort viel bewegen kann. Eigentlich klingt alles nach einem Vorzeigekind, nur, dass sein Bewegungsbedürfnis in der Schule nicht angemessen bedient wird. Ich habe voller Schrecken festgestellt, dass in meinem Ort nur 2 Sportstunden in der Woche stattfinden. es gab Zeiten, da gehörte das jeden Tag auf den Stundenplan. Es gibt Schulen, die in dem Punkt besser auf die kleinen Kinder eingehen, zumal alle angeblich wollen, dass die Kinder von heute sich bewegen, gesund sind und es bekannt ist, dass Bewegung das Lernen erleichtert.
An welche Regeln hält sich Dein Sohn denn nicht? Ist das nur in Institutionen so oder auch zu Hause oder woanders, in Vereinen? Dass er nach der Schule gleich die Hausaufgaben machen möchte, um raus zu können, klingt für mich nicht nach einem unerzogenen Kind.
Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass Dein Sohn einen hohen IQ hat. Klingt für mich so. Aber er stört wohl hauptsächlich wegen des Bewegungsdranges. Gibt es da keine Möglichkeiten von der Klassenlehrerin, ihm die zu schaffen? Dann soll er eben auf Toilette gehen und einen langen Umweg machen. Da er geistig fit ist, werden ihm die fehlenden Minuten vom Unterricht nicht fehlen.
Liebe Grüße und lasst Euch Euren tollen Sohn nicht krank reden.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich sehe eher dass die Schule ein Problem mit einem bewegegungsfreudigen Kind hat und sich aus eigener Bequemlichkeit heraus einen Stillsitzer wünschen würde. Da gleich eine krankhafte Störung (ADHS) oder Erziehungsfehler zu vermuten finde ich befremdlich. Hört sich irgendwie so an als ob einfach ein "Schuldiger" für das nicht-ins-Schema-passen eines ganz normalen, gesunden Kindes gesucht wird. Nur, weil ein Kind nicht nach einmaliger Aufforderung in die Hausschuhe schlüpft oder oft kleine Schlucke trinkt und öfter Stifte fallen lässt ist es doch nicht gleich abnormal!

Wenn es der Wesensart Deines Sohnes entspricht, immer irgendwie in Bewegung zu sein, es sei denn, er hat etwas interessantes gefunden, was seine Aufmerksamkeit voll beansprucht, dann ist das weder falsch noch schlecht. Ich habe zwei Söhne und merke durch ihre Verschiedenheit, wie wenig man als Eltern zu solchen Dingen beitragen kann.

Heute war ich z.B. mit dem Kleinen (21 Monate alt) beim Eltern-Kind-Treffen. Mein Sohn sah die grosse Motorikschleife in einer Ecke des Raumes stehen. Da holte er sich einen Sessel, stellte ihn daneben, setzte sich drauf und spielte eine halbe Stunde (bis wir gehen mussten) im sitzen damit. Als ich mit meinem Grossen beim selben Treffen war musste der innerhalb von einer halben Stunde so viele Spielsachen wie möglich ausprobieren und freiwillig sitzen wäre für ihn damals genauswenig in Frage gekommen wie heute.

Als zum 4. Geburtstag meines Sohnes zwei Kinder bei uns zu Gast waren fragten diese als das essen kam (auf dem Couchtisch) wo sie denn sitzen sollen. Da erst bemerkte ich, dass wir keine Kinderstühle hatten. Die waren irgendwann im Keller gelandet weil der Kleine noch zu klein dafür war und der Grosse sie ohnehin nie benutzte. Als ich die Kinder dann zum anziehen aufforderte weil wir rausgehen wollten Riesenseifenblasen machen, sah ich, wie schnell Kinder imstande sind, in Jacke und Schuhe zu schlüpfen. Auch eine Betreuerin im Kindergarten meinte mal zu mir wenn es heisst "Jacken und Schuhe anziehen, wir gehen in den Garten" sind alle anderen Kinder seines Alters längst fertig während meiner mit viel Glück den ersten Patschen ausgezogen hat. Nicht mal mit Hilfe ist er schnell an- oder ausgezogen weil er ständig rumzappelt. Mit dem Kleinen bin ich mindestens doppelt so schnell fertig!

Die Liste könnte ich lange weiterführen: schlafen, essen, spielen,...zwei echte Geschwisterkinder gleichen Geschlechts mit 2,4 Jahren Altersunterschied und verschieden wie Tag und Nacht! Und ich glaube absolut nicht, dass wir beide von Haus aus so unterschiedlich behandelt haben. Von der Sichtweise her bin ich mir sicher, dass man gegen (oder auch für) mehr oder weniger Bewegungsdrang eines Kindes als Eltern nichts tun kann. Das einzige, was uns bleibt, ist, unsere Kinder zu beobachten und ihnen die Rahmenbedingungen zu bieten, die ihnen gut tun. Wenn sich Dein Sohn selbst Dinge findet, wo er abschalten kann (z.B. puzzeln) dann ist das eh super!

Wenn ihm der Unterricht keinen Spass macht und ihn (nach eigener Aussage) langweilt, dann ist ja wohl klar, dass er es nicht aushält, die ganze Zeit still zu sitzen. Auf Hochbegabung kann man testen lassen, nur ändert das (unabhängig vom Ergebnis) nichts an seiner Situation in der Schule. Denn wenn die ein brav stillsitzendes Kind erwarten, welches sofort bei Aufforderung auf die gewünschte Weise reagiert, dann wird ihnen der IQ egal sein oder der Spiess wird umgedreht ("ja, wenn er so klug ist dann müsste er ja erst recht wissen, dass man in der Schule still sitzen muss und zu tun hat, was die Lehrer sagen").

Rat habe ich auch keinen, ausser Euch selbst nicht den Kopf voll zu machen, was alles mit Eurem Sohn "nicht stimmt"!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
kaetter84
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Registriert: Mo 12. Mai 2014, 15:46

Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von kaetter84 »

Ich danke euch sehr für eure Antworten. Danke für die aufbauenden Worte!

Ehrlich gesagt habe ich eher Angst vor einem IQ Test,... Ich finde unser Kind richtig so wie es ist und finde auch das in vielen Situtationen überreagiert wird. Nur wenn man sich schon seit jeher immer die gleichen Probleme anhören muss, dann kommt man immer wieder zum Zweifeln und es dauert jedesmal ein wenig länger sich selbst wieder aufzubauen und gut zuzureden. Man verzweifelt und ist traurig das so vieles von den Kindern erwartet wird wo sie doch erst ein paar Jahre auf dieser Welt sind und sich doch auch erstmal zurrecht finden müssen. Aber diese Zeit haben wir nicht mehr.

Es wäre für mich der Horror wenn er aus dieser guten Klassengemeinschaft herausgerissen würde. Er hat dort seine Freunde und ehrlich gesagt sehe ich ihn in seiner sozialen Entwicklung noch nicht bereit in eine höhere KLasse zu gehen. Natürlich heißt ein höherer IQ nicht gleich das er eine Klasse überspringen muss, das ist mir klar...
Aber auch einfach die Tatsache das von ihm zu VIEL erwartet werden könnte, wie Rabaukenmama geschrieben hat, wenn er doch so klug ist dann MUSS er doch alles besser wissen usw.

Die Pädagogen haben eigentlich keinen guten Rat. Ihr Rat ist es, das wir mal schauen sollen wie wir das wieder in den Griff bekommen.
Mir zerbricht in den Gesprächen immer mein Mutterherz. Mein Kind hat Angst das er sich nicht anpassen kann und dann ärger bekommt, er steht unter einem gewaltigen Druck und niemand begreift das.

Ich habe vorgeschlagen das Elias einen kleinen Knautschball mit in die Schule mitnehmen darf, einer der sich verformt. Damit er was in den Händen hat und sich beschäftigen kann,.... das würde doch niemanden weiter stören, oder? Die Frage blieb unbeantwortet. Auch die Frage was dagegen spricht das er einfach mal ne Runde draußen laufen geht, bliebt unbeachtet. Seine Klassenlehrerin ist glaub auch einfach überfordert. Sie ist schon über 50 und ist noch von der alten Schule, eigentlich eine herzensgute Frau, doch das ist die erste 1. Klasse die sie seit Jahren wieder hat, davor war sie Jahre in der weiterführenden Schule.

Ich habe jetzt mal einen Termin mit unserer Kinderärztin gemacht. Wenn diese uns rät das SPZ aufzusuchen, werden wir das wohl tun. Da auch meine Tante Kinderärztin ist, werde ich auch sie mit einbeziehen,... zwei Meinungen sind besser als eine...
kaetter84
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Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von kaetter84 »

Koschka, aber natürlich kann ich mir das vorstellen, wie schwer das sein muss. Ich möchte nicht mit ihr tauschen. Aber genau deshalb sind wir ja im Gespräch mit ihr und versuchen zusammen zu arbeiten. Sie meint, das E. nicht mehr und nicht weniger wie die anderen Kinder den Unterricht stört aber das mit seiner inneren Unruhe findet sie bedenklich und möchte das einfach abgeklärt haben.
Rabaukenmama
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Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich betrachte einen IQ-Test eher einen Allergietest: wenn die Chance besteht, dadurch etwas an der Situation des Kindes zu verbessern, ist es sinnvoll, zu testen. Es schadet auch nichts zu testen wenn "nur" Interesse am genauen Wert besteht und der Test ist keine Ab- oder Aufwertung des Kindes und seiner Verhaltensmuster. In Eurem Fall kommt mir aber eher vor, dass die Überlegung zu testen nur daraus resultiert, dass ihr mit dem unerwünschten Verhalten Eures Kindes konfrontiert werdet, und euch in Erklärungs- und Handlungsnotstand fühlt. Aber egal, ob der IQ-Wert Eures Kindes bei 104 oder 140 liegt - es wird sich auch nach einem etwaigen Test in der Schule nicht anders verhalten als davor.

Die Ideen, die Du schon selbst gehabt hast (mit dem Knautschball oder mal eine Runde laufen) finde ich sehr gut. Vielleicht kann die Lehrerin nur nicht ok dazu sagen weil sie Angst hat, dass dann mehrere Kinder mit Bällen rumknautschen oder den Klassenraum während des Unterrichts verlassen um eine Runde zu laufen. Wäre vielleicht wert, mal auszuprobieren, was geschieht, wenn diese Ideen ohne ausdrückliche Erlaubnis umgesetzt werden...

Wichtig finde ich vor allem, für EUCH SELBST zu wissen, dass Euer Kind in Ordnung ist und Euch nicht verunsichern zu lassen. Es steht anderen natürlich frei, sich Euer Kind "angepasster" zu wünschen (weil es für SIE bequemer wäre), aber das ist einfach nur als DEREN Wunsch zu betrachten und nicht als Aufforderung an Euch, doch möglichst schnell eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Wenn die Lehrerin also die innere Unruhe Eures Kindes bedenklich findet und das abgeklärt haben möchte ist die nächste Frage ob IHR das auch so seht oder den Mut habt, ihr gegenüberzutreten und zu sagen "Unser Kind mag zwar unruhig sein aber wir erkennen diesen Teil seiner Persönlichkeit an und sehen im Moment keine Notwendigkeit weiterer Untersuchungen".

An Klasse-überspringen oder Schulwechsel zu denken ist mMn verfrüht, die Situation ist nicht so verfahren dass ihr Euer Kind für einen ungewissen Neuanfang aus einer Klassengemeinschaft rausreissen müsst, in die es gut integriert ist. Es geht in erster Linie darum dass IHR übt, die Kritik am Verhalten Eurer Kindes nicht so persönlich zu nehmen. Krass gesagt: beim einen Ohr rein, beim anderen wieder raus, freundlich lächeln und in ein paar Wochen/Monaten dasselbe wieder ;-).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
kaetter84
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Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von kaetter84 »

danke für deine Antwort!
Ich tendiere auch immer mehr dazu den Test machen zu lassen. Und das aus meinen eigenen Stücken heraus! Ich habe eine neue Sichtweise erhalten und denke das es doch nur fair ihm gegenüber wäre.

Heute Abend saßen wir beim Essen und es macht ihm sehr viel Spaß "getestet" bzw "herausgefordert" zu werden, dann habe ich mir gedacht ich stelle ihm einfach mal eine Rechenaufgabe die er eigentlich noch nicht lösen kann (eine ganz neue Erfahrung für uns - auf die Idee wäre ich zuvor nie gekommen)
Multiplitzieren und dividieren hat er ja noch lange nicht in der Schule.
Die richtige Antwort kam bei einer sehr leichten Aufgabe wie aus der Pistole geschossen. Als ich ihn zwischen zwei Happen Brot fragte: "Elias was gibt 10 geteilt durch 2" kam ohne groß darüber nachzudenken die Antwort "5"

Mengen so zu erfassen und intuitiv zu wissen was die Antwort ist ohne auch nur das Wort "geteilt" auch nur im gehört zu haben (also im rechnerischen Sinn) fanden wir beide schon sehr bemerkenswert. Komplizierte Aufgaben, da brauchte er schon länger aber er lag zu 90% richtig. Kann aber auch einfach eine Veranlagung sein, denn sein Vater ist ein Mathe-Ass.

Um so genauer man es betrachtet und sich die Realität vor Augen führt umso simpler ist die Antwort auf unser bisheriges Leben mit Elias. Wie gesagt auf die Idee bin ich erst vor ein paar Tagen gekommen. (Mein Mann hat einen getesteten IQ von 137 und ich damals von einer Kinderpsychologin getestet von 129)

Ich denke der Test wäre unserem Kind gegenüber nur fair. Man wüsste im Falle eines hohen IQs woran es liegen könnte oder auch einfach liegt. Man könnte ihm evtl. gezielter helfen und hätte auch ein andere "Verständnis" ihm gegenüber. Aber groß ändern würde das wahrscheinlich nichts. Da hast du Recht :)
Rabaukenmama
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Re: Erziehungsfehler? AD(H)S? Hoher IQ? Oder einfach nur normal?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Innere Unruhe kenne ich sowohl von mir selber als auch von einem meiner Kinder. Ich ordne sie als Unvermögen die inere Energie zu kanalisieren ein. Sie wird durch Überangebot an Beschäftigungen, Spielsachen und Co eher verstärkt als kuriert. Ich versuche es bei meinem Kind zu beeinflussen - aber das ist ein sehr langer Weg. Ich glaube, dass alles, was irgendwie auf das Gehirn sturkturierend wirkt, sich dafür eignet, das Kind in die Richtung zu fördern. Strategiespiele bei denen man viele Züge im voraus denken muss - am besten Schach, Aufsätze schreiben, Tagebuch führen, komplexe mathematische Aufgaben mit Lösungen aufschreiben unsw.
Mir geht´s auch so dass ich selbst bei "innere Unruhe" laut HIER geschrieen haben dürfte. Meinem älteren Sohn geht es genauso (schon seit er ein Baby war) während der Kleine die Ruhe in Person ist.

Mir hat z.B. Briefmarken sammeln sehr geholfen zur Ruhe zu finden. Ich habe mit 7 Jahren damit begonnen und sammle mittlerweile ganze 35 Jahre. Wenn ich richtig abschalten will setzte ich mich ein paar Stunden hin und sortiere meine Sammlung. Als Kind habe ich auch sehr gerne gefischt, da konnte ich stundenlang abschalten. Ich hatte nicht mal eine Angel sondern nur so ein Kinder-Fischernetz, welches es für wenig Geld an jedem Ferienort (mit See) zu kaufen gibt. Es gab Tage, da bin ich von 9h morgens bis 17h abends beim fischen gesessen, nur mit ein, zwei kurzen Pausen zum essen oder zwischendurch eine Runde schwimmen. Während ich im Umgang mit anderen Menschen immer total "aufgedreht" war konnte ich beim fischen total leicht still sitzen.

Keine Ahnung ob Briefmarken-sammeln oder fischen auch für andere Kinder mit hohem Energiepegel ein Ausgleich sein kann, bei mir jedenfalls war es das. Wahrscheinlich muss aber jeder - egal ob Kind oder Erwachsener - selbst dahinterkommen, wie er/sie sich am besten entspannen kann.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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