Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
AlinaNeu
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von AlinaNeu »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Ich bin auch gespannt, was die Lehrerin zu der Lesefähigkeit sagt. Normales Niveau der ertsen Klasse zu dem Zeitpunkt ist einen zusammenhängenden Satz stockend sinnerfassend lesen zu können. Den 4. Klässlern vorzulesen ist nicht normal :D
Sie weiß wie er lesen kann, seit der 2. Schulwoche hat er eins seiner Bücher in der Schule liegen, aus dem er, wann immer Zeit ist, den anderen Klassenkameraden vorlesen darf. Damit ihm nicht zu langweilig wird hat sie zu mir gesagt, weiter nichts. Mein Sohn hat mir erzählt, dass sie beim ersten Mal vorlesen die Direktorin dazu geholt hat, aber warum weiß ich nicht. :geek:
Videos (Kind unkenntlich) kann man hier nicht einfügen, oder? sonst hätt ich euch eins gezeigt. :)
AlinaNeu
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von AlinaNeu »

Hallo :)

Ich hatte nun das Telefonat mit der Lehrerin und muss sagen, es war sehr nett. Sie meinte, dass sie den Zettel deshalb mitgegeben hat, weil sie das Gefühl hat, dass er sein Potential das in ihm steckt noch nicht ganz ausleben kann, da es einfach motorisch dort und da noch etwas hapert. Sie hat aber im Laufe des Gespräches wohl gemerkt, dass wir durchaus Eltern sind, die in der Lage sind ihr Kind auch zu Hause zu fördern, gab mir ein paar Tipps welche Übungen für ihn da sinnvoll sein könnten und wir müssen nicht sofort eine Therapeutin aufsuchen, sondern sehen mal, ob wir das eben nicht doch auch alleine hin bekommen. Laut ihr ist er ein irrsinnig gescheites Kind, mit sehr großem Gerechtigkeitssinn und äußerst liebevoll. Das hört man doch gern. :D
alibaba

Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von alibaba »

-g
Zuletzt geändert von alibaba am Mi 4. Mär 2020, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
charlotte12
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von charlotte12 »

Hallo Alina,

meine Tochter war von der Entwicklung her recht ähnlich wie dein Sohn, auch mit Buchstaben-Erkennen mit 2 1/2, ein Jahr später Wörter, Vorlesen mit 4 1/2 und müheloses stilles Lesen wie eine "Große" mit 5 1/2. In Mathe war sie bei der (vorzeitigen) Einschulung etwa auf dem Stand Anfang Klasse 2, wobei sie wie dein Sohn Mathe gar nicht mag, sich in Mathe dumm vorkommt und in Mathe mittlerweile auch nicht mehr voraus ist. Vielleicht hängt die Abneigung wirklich damit zusammen, dass ihr dort eben nicht alles dermaßen mühelos zufliegt wie in Deutsch, vielleicht interessiert sie Mathe einfach nicht, vielleicht liegt es daran, dass bei uns Mathe blöderweise ein typisches Jungsfach ist - ich weiß es nicht und habe mir darüber schon öfters den Kopf zerbrochen. Sie ist hochbegabt (getestet vor der Einschulung), und da es viele Parallelen zu deinem Sohn gibt, würde es mich nicht wundern, wenn es bei ihm ähnlich wäre. Uns hat die Testung genau einmal weitergeholfen, und das war, um die vorzeitige Einschulung durchzuboxen. In der Schule haben zumindest wir die Erfahrung gemacht, dass Lehrer entweder differenzieren (selten) oder nicht (der Normalfall), und dass daran IQ-Werte nichts ändern. Außerdem veraltet so ein Test sehr schnell, bei einem zwei oder drei Jahre alten Test winkt sowieso jeder gelangweilt ab. Daher würde ich nur dann testen lassen, wenn es eine konkrete Fragestellung gibt - Einschulung, Sprung, irgendwelche Förderkurse.
Rabaukenmama
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich finde eine Ergo-Empfehlung bei einem motorisch unsicherem Kind durchaus sinnvoll. Vermutlich ist die erste Eltern-Reaktion bei so einer Empfehlung manchmal von gemischten Gefühlen und Gedanken begleitet. Etwas "Huch, da findet die Lehrerin anscheinend dass mit meinem Kind was nicht stimmt!" gepaart mit einem schlechten Gewissen, weil einem das nicht selbst aufgefallen ist und außerdem mit einer inneren Abwehrhaltung weil das eigene Kind natürlich völlig "normal" erscheint. Vor allem 1-Kind-Eltern kennen ja nichts anderes als das eigene Kind ;) .

Hochbegabung kann durchaus unabhängig davon vorliegen. Mein älterer Sohn kannte auch an seinem 2. Geburtstag (bevor er noch richtig sprechen konnte) alle Groß- und Kleinbuchstaben und konnte 2stellige Zahlen korrekt lesen. Sinnerfassend lesen konnte er mit 4 1/2 Jahren und vom 5. Geburtstag bis Schuleintritt (regulär, mit 6 1/2 Jahren) hatte er über 100 Bücher selbst gelesen.

Ich habe ihn bewusst lange nicht testen lassen, weil mir sein IQ-Wert 1. nicht so wichtig war und weil wir 2. das Ergebnis für nichts gebraucht hätten.Mit 9 Jahren vor dem Schulwechsel habe ich ihn dann doch testen lassen. Gesamt-IQ war 118 mit einer extremen Spitze im sprachlichen Bereich (150+) und einer individuellen Schwäche in der Verarbeitungsgeschwindigkeit (90) - typisch für die ADHS- und ASS-Diagnosen, die wir mittlerweile mehrfach gesichert haben.

Bezüglich Ergo würde ich sagen: das ist eine Sache, die keinesfalls schadet und den meisten Kindern Spaß macht. Wenn ihr die Möglichkeit habt, auf Kassenkosten Ergo zu bekommen, würde ich an deiner Stelle zugreifen ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
AlinaNeu
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von AlinaNeu »

Hallo zusammen,

ich danke recht herzlich für jede Antwort hier, es tut gut sich austauschen zu können und verschiedenste Sichtweisen zu lesen.

@alibaba: Die Empfehlung war sogar ganz sicher nett gemeint und ich möchte auch keinesfalls die Lehrerin, die ich sehr schätze und mag, für dumm verkaufen. Ich hab nur gar nicht mit sowas gerechnet und war natürlich im ersten Moment vor den Kopf gestoßen und überfordert damit. Mittlerweile hatte ich ja schon das Gespräch mit ihr und es war ein sehr gutes Gespräch.

@charlotte12: oh ja, das klingt alles sehr ähnlich bei unseren beiden, interessant, dass es auch mit Mathe so ist. Mir ging es ja auch nicht anders in der Schule, in den Sprachen immer mühelos gut und in Mathe schlecht und frustriert davon.

@Rabaukenmama: Danke, du hast meine Gedanken ganz gut zusammen gefasst. Wobei ich zwei Kinder habe und durchaus einen "Vergleich" vor der Nase habe. Die kleine Schwester (jetzt 4) ist nämlich motorisch das absolute Gegenteil, immer höher, weiter, schneller, vor nichts Angst, manchmal vielleicht zu wenig Angst, ein kleiner Rowdy eben. :D Die interessiert sich dafür so absolut gar nicht für Buchstaben, oder Zahlen, was ja auch völlig ok und normal ist.

Mit der Lehrerin habe ich nun vereinbart, dass wir ihm noch etwas Zeit geben und zuhause einige Übungen spielerisch in den Alltag integrieren. Sie sagte, dass es ja nicht viel ist, wo es ein bißchen hapert. Wir haben hier im Ort genau eine Ergotherapeutin/Mototherapeutin und genau von dieser, habe ich das Buch zuhause. Da sind auch Übungen drin die wir nun machen werden. Wir haben vereinbart, dass wir uns am Ende des Schuljahres dann noch einmal unterhalten, ob sie Verbesserungen sieht und wenn nein, dann können wir immer noch bei eben dieser Therapeutin einen Termin vereinbaren. Also ich finde das ja an sich eh keine schlechte Sache, ich habe nur ein wenig Bedenken, da mein Großer eben auch sehr sensibel ist, dass er sich gleich mal denkt, es stimmt was nicht mit ihm, wenn er zu einer Therapie muss. Ich bin guter Dinge, dass wir das schon hinbekommen und sollte er doch eine Therapie brauchen, dann sind wir auch da positiv eingestellt. Die Lehrerin meinte auch, dass er irrsinnig gescheit ist und sie heute und jetzt schon "unterschreiben" würde, dass er ins Gymnasium geht nach der Volksschule.

Was das IQ testen angeht.. ich denke das werden wir noch nicht machen, da ich momentan keinen "Sinn" darin sehe, weil es ja weder um einen Klassen- oder Schulwechsel geht. Wir werden ihn weiterhin seinen Interessen nachgehen lassen und ihn sich entwickeln lassen. Sollte es doch zu weiteren Problemen kommen kann man ja weiter sehen. Ein paar Stellen, wo man das machen kann in der "Nähe" hab ich mittlerweile schon ergoogeln können. Ob er hochbegabt, teilbegabt oder sonst was ist ist mir in dem Sinne eigentlich auch nicht wichtig. Hauptsache er ist glücklich. ;)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Was mich mittlerweile in dem Konzept der Begabung in der Schule am meisten ärgert ist herumkauen an den vermeintlichen Defiziten. Übungen, Therapiestunden, pädagogisches Spielzeug, Übungshefe... Ich sage nicht, dass es alles unnötig sei. Aber das hervorheben der Begabungen, der Leistungen, der Fähigkeiten bleibt oft auf der Strecke. Die Direktorin wird zum Vorlesen geholt, weil das Können des Kindes alle so beieindruckt hat. Aber wörüber dreht sich das Gespräch: nicht konzentrieren können, motorische Defizite. Beliebte Themen für die Zukunft: emotionale Stabilität, Frustrationstoleranz, Teamfähigkeit...

Ich würde zuhause keine Übungen machen. Das Leben soll Spaß machen und nicht nach Übungsmuster ablaufen. Ich würde kein förderndes Spielzeug kaufen, wenn das Kind sich das nicht explizit wünscht. Ich bin da kein Theoretiker. Mein Jüngster ist fast ohne Spielsachen aufgewachsen. Er hat vor der Schule kein Vorschulheft gesehen. Trotzdem ist er in der Entwicklung den großen Geschwistern sehr ähnlich.

Übrigens, sagt kein Interesse an Buchstaben überhaupt nichts über die fehlende kognitive Begabung. Meine älteren Kinder haben vor der Schule gar nicht gelesen. Die Tochter hat auch nicht gerechnet. Alle Kinder getestet gut begabt.
AlinaNeu
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von AlinaNeu »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Was mich mittlerweile in dem Konzept der Begabung in der Schule am meisten ärgert ist herumkauen an den vermeintlichen Defiziten. Übungen, Therapiestunden, pädagogisches Spielzeug, Übungshefe... Ich sage nicht, dass es alles unnötig sei. Aber das hervorheben der Begabungen, der Leistungen, der Fähigkeiten bleibt oft auf der Strecke. Die Direktorin wird zum Vorlesen geholt, weil das Können des Kindes alle so beieindruckt hat. Aber wörüber dreht sich das Gespräch: nicht konzentrieren können, motorische Defizite. Beliebte Themen für die Zukunft: emotionale Stabilität, Frustrationstoleranz, Teamfähigkeit...

Ich würde zuhause keine Übungen machen. Das Leben soll Spaß machen und nicht nach Übungsmuster ablaufen. Ich würde kein förderndes Spielzeug kaufen, wenn das Kind sich das nicht explizit wünscht. Ich bin da kein Theoretiker. Mein Jüngster ist fast ohne Spielsachen aufgewachsen. Er hat vor der Schule kein Vorschulheft gesehen. Trotzdem ist er in der Entwicklung den großen Geschwistern sehr ähnlich.

Übrigens, sagt kein Interesse an Buchstaben überhaupt nichts über die fehlende kognitive Begabung. Meine älteren Kinder haben vor der Schule gar nicht gelesen. Die Tochter hat auch nicht gerechnet. Alle Kinder getestet gut begabt.
Die "Übungen" sind wirklich absolut spielerisch, wir sollen mehr: Orangen auspressen lassen, jonglieren (witzigerweise hat sein Papa vor Kurzem ein Jonglierset für ihn und sich selbst besorgt), balancieren, auf einem Bein hüpfen, kneten...usw., also Übungen, die er gar nicht als solche erkennen wird und bestimmt auch beiden Kindern Spaß machen im Spiel.

Ja stimmt, das mit der Direktorin war wirklich merkwürdig, darüber wurde nie geredet, das hat mir nur mein Sohn erzählt... Ich weiß, dass die Schule die 4Klässler jährlich zu einem Lesewettbewerb schickt, eventuell haben sie ihn dafür einfach ins Auge gefasst könnte ich mir vorstellen.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Auch wenn die Übungen spielerisch sind, sind das für DICH Übungen und du gehst damit anders um als mit einem unbeschwerten Spielen der Geschwister. Man kann die motorische Entwicklung in dem Alter wohl kaum beschleunigen. Das Kind ist so wie es ist, und diese ungleiche Entwicklung wird auch mehr oder weniger bleiben. Es sei denn das Kind entscheidet selbst, es will irgendeine Sport treiben und bemüht sich weit überdurchnittlich viel darum.
AlinaNeu
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von AlinaNeu »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Auch wenn die Übungen spielerisch sind, sind das für DICH Übungen und du gehst damit anders um als mit einem unbeschwerten Spielen der Geschwister. Man kann die motorische Entwicklung in dem Alter wohl kaum beschleunigen.
Ich würde das gerne einfach mit beiden Kindern spielen und natürlich nicht jeden Tag und auch nicht immer dasselbe... einfach variieren, einbauen in den Alltag... zb beim Spazieren mit dem Hund im Wald kann man das Kind ja nebenbei auf Baumstämmen balancieren lassen, oder eben an sonnigen Tagen draußen Kästchenhüpfen, oder eben sich selber einen Orangensaft pressen lassen... Ich hoffe doch, dass es nicht verkrampft wird. :cry:

Es beginnt auch für Beide nächste Woche ein Schwimmkurs, der schadet der Körperspannung bestimmt auch nicht, wird aber nicht aus diesem Grund besucht.
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