Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich habe gestern mit den Kindern die letzte Sendung mit der Maus gesehen. Es ging um Dänemark. Was haben sie für glückliche Kinder. Noten gibt es erst ab der 8. Klasse. In der Klasse steht eine Microwelle, falls jemand sein Essen warm machen möchte. Im Hort sind tolle Angebote: von Musik bis Surfing, und man ist frei zu gehen wann man möchte. Man muss nur den digitalen Knopf drücken, damit die Eltern wissen, das Kind kommt jetzt nach Hause.

Zum Vergleich: bei uns ist das Thema offene Ganztagsschule akutuell. Es ist kein Personal da, kein Platz, das heißt die Kinder werden irgendwo irgendwie untergebracht, damit man das Konzept umsetzt. Gleich wird der Schwerpunkt auf Regeln gelegt: die erste Abholzeit ist von ... bis ..., die zweite Abholzeit ....
Man muss ja Prioritäten setzen!
Meine3
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Meine3 »

Ich hatte exakt die selben Gedanken, als ich das Nachmittagsprogramm und die Schule gesehen habe. Es GEHT alles. Aber sicherlich haben die Dänen hierfür ein anderes "Budget" vom Staat...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Es geht nicht nur um Budget. Der Verzicht auf Noten ist kostenlos. Die alte Mirkowelle würde auch keinen überfordern. Das Problem ist im Kopf, in den Regeln, in der Bürokratie, in den halbherzigen Maßnahmen. Bei der Schule hatte ich das Gefühl, es ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Selbst bei unseren Grundschule mit einem sehr jungen engagierten Rektor, der auch selbst ein toller Lerher ist, scheint alles verboten zu sein, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Die anderen Grundschulen in der Gegend sind noch viel unflexibler.

Es ist kein Geheimnis, dass Pädagogik im Norden von Europa der deutschen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus ist. Aber statt was zu übernehmen, basteln wir aktiv selber: G9, G8, wieder G9. Mehr Druck, Konkurenz, Leistung, noch mal Druck. Die Generation, die jetzt entscheidet, weigert sich das Selbstbild von den jungen Erwachsenen sich anzusehen. Selbst die Generation will nicht mehr schuften, nicht mehr sich kaputt arbeiten. Freizeit ist für sie viel mehr Wert als für unsere Generation. Es gibt immer mehr Eltern, die ihre Kinder bewusst nicht in die Krippe und Kindergarten geben. Man ist nicht mehr bereit alles zu tun, um auf Kariereleiter höher zu klettern.

Die Generation unserer Kinder wird noch legerer sein. Die Kreativität wird noch mehr gefragt. Die Berufe, die Fleiß und Sorfalt erfordern, werden digitalisiert, und die fleißigen und gehorsamen werden es auf dem Arbeitsmarkt immer schwieriger haben. Es ist nicht so, dass immer schlauerere Leute gefragt werden. Nicht alle sollen gleich KI programmieren gehen. Ein Altenpfleger, eine Krankenschwester, ein Lehrer brauchen eine Seele, ein inneres Gleichgewicht, Großzügigkeit, Herz und Toleranz. Das Bildungssystem irgnoriert diese Aspekte vollkommen und erzieht weiterhin den Gehorsam, den Fleiß, die Frust.
Zuletzt geändert von Katze_keine_Ahnung am Mo 9. Mär 2020, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von alibaba »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: In der Klasse steht eine Microwelle, falls jemand sein Essen warm machen möchte. Im Hort sind tolle Angebote: von Musik bis Surfing, und man ist frei zu gehen wann man möchte. Man muss nur den digitalen Knopf drücken, damit die Eltern wissen, das Kind kommt jetzt nach Hause.
Wer bezahlt das? Ich mein Musik, Surfing …….

Microwelle in der Klasse verbietet das Gesundheitsamt. Finde ich auch richtig so. Microwelle in der Küche ist hier Normalität.

Ich möchte nicht, aus planungssicherheitstechnischen Gründen, dass hier die Betreuer einfach nur den digitalen Knopf drücken. Ach, T'schuldigung, Kind will jetzt mal gehen. Hat kein Bock auf Surfing.

:D
Meine3
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Es geht nicht nur um Budget. Der Verzicht auf Noten ist kostenlos. Die alte Mirkowelle würde auch keinen überfordern. Das Problem ist im Kopf, in den Regeln, in der Bürokratie, in den halbherzigen Maßnahmen. Bei der Schule hatte ich das Gefühl, es ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Selbst bei unseren Grundschule mit einem sehr jungen engagierten Rektor, der auch selbst ein toller Lerher ist, scheint alles verboten zu sein, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Die anderen Grundschulen in der Gegend sind noch viel unflexibler.

Es ist kein Geheimnis, dass Pädagogik im Norden von Europa der deutschen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus ist. Aber statt was zu übernehmen, basteln wir aktiv selber: G9, G8, wieder G9. Mehr Druck, Konkurenz, Leistung, noch mal Druck. Die Generation, die jetzt entscheidet, weigert sich das Selbstbild von den jungen Erwachsenen sich anzusehen. Selbst die Generation will nicht mehr schuften, nicht mehr sich kaputt arbeiten. Freizeit ist für sie viel mehr Wert als für unsere Generation. Es gibt immer mehr Eltern, die ihre Kinder bewusst nicht in die Krippe und Kindergarten geben. Man ist nicht mehr bereit alles zu tun, um auf Kariereleiter höher zu klettern.

Die Generation unserer Kinder wird noch legerer sein. Die Kreativität wird noch mehr gefragt. Die Berufe, die Fleiß und Sorfalt erfordern, werden digitalisiert, und die fleißigen und gehorsamen werden es auf dem Arbeitsmarkt immer schwieriger haben. Es ist nicht so, dass immer schlauerere Leute gefragt werden. Nicht alle sollen gleich KI programmieren gehen. Ein Altenpfleger, eine Krankenschwester, ein Lehrer brauchen eine Seele, ein inneres Gleichgewicht, Großzügigkeit, Herz und Toleranz. Das Bildungssystem irgnoriert diese Aspekte vollkommen und erzieht weiterhin den Gehorsam, den Fleiß, die Frust.
Das ist alles richtig was du sagst und ich bin deiner Meinung. Vor Jahren habe ich mal einen Bericht über das skandinavische Schulsystem gesehen und war restlos begeistert und als es daran ging unseren Sohn einzuschulen, umso resignierter, dass hier in Deutschland "alles beim alten" geblieben ist.

Nichts desto trotz sind manche Dinge (extravagante AG's oder Nachtmittagsprogramm etwa) schon AUCH eine Budgetfrage, darunter auch das Budget für mehr Personal. Auch werden Lehrer nicht unbedingt sehr gut bezahlt. Menschen, die etwas erreichen wollen, die Ehrgeiz haben und engagiert sind, wollen eventuell auch einfach auch besser vergütet werden. Es gibt natürlich auch die Gutmenschen, die mit Herz und Seele den Job als Lehrer ausüben und denen es egal ist, dass sie nicht viel ausrichten können (nur in ihrem kleinen Kosmos) und nicht gut bezahlt werden, aber viele von ihnen gehen nach ein paar Jahren dann auch desillusioniert in einen anderen Beruf, weil sie merken, dass das gesamte System nicht passt UND man an anderer Stelle mehr erreichen kann (sowohl inhaltlich als auch finanziell).

Wir haben im Bekanntenkreis und familiären Umfeld sicher an die 10 Lehrer. Das sind alles gute, kluge, engagierte Menschen. Von Sonderpädagogen, über Grund- und Hauptschullehrer über Gymnasiallehrer ist alles dabei. Auch eine Waldorflehrerin.

Nicht alle von diesen Menschen kommen gut in ihrem Beruf klar und das nicht, weil sie nicht theoretisch dazu in der Lage wären, sondern weil ihnen von außen Grenzen gesetzt werden oder weil sie als Person "zu weich" sind und eben nicht damit klar kommen, nicht allen Kindern gerecht werden zu können. Diejenigen, die am besten mit ihrem Beruf klar kommen, sind tatsächlich die, die nicht so viel von ihrem Herz und ihrer Seele in den Beruf legen. Sie schützen sich. So kommen sie zurecht.

Es gibt sicherlich sehr viele tolle potenzielle Lehrer da draußen. Nur ein verschwindend geringer Teil davon WIRD auch Lehrer. DAfür aber jede Menge andere halbmotivierte Menschen, die nicht wissen was sie werden wollen und sich den Job als Lehrer mit den vielen Ferien einfach vorstellen.

Ansetzen müsste man schon an der Ausbildung der Pädagogen, dem gesamten "Konzept" Schule. Auch DAS wäre unter anderem eine Budgetfrage. Es werde nicht genug Mittel dafür locker gemacht und es ist auch nicht gewollt, dass sich zu viel ändert. Eine richtige Reform erfordert neben, Engagement, Zeit und Geld auch Mut. Das fehlt uns Deutschen oft.

Stattdessen setzt man auf "Inklusion" im altbewährten System und das funktioniert im Alltag nicht.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@alibaba

Nicht der Betreuer druckt den Knopf, sondern das Kind. Wenn er keine Lust heute auf Surfing hat, dann geht er nicht. Das ist Freiheit und Selbstbestimmung. Es ging es um ein 10-jähirges Kind. Das darf sich frei bewegen und hatte mit Sicherheit den Schlüssel um nach Hause zu kommen, auch wenn beide Eltern arbeiten. In unserer Kindheit war es sicher nicht anders.
alibaba

Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von alibaba »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@alibaba

Nicht der Betreuer druckt den Knopf, sondern das Kind. Wenn er keine Lust heute auf Surfing hat, dann geht er nicht. Das ist Freiheit und Selbstbestimmung.
Sorry ……. Kind hat keine Lust auf Surfing und darf dann nachhause? Das ist dann toll, weil selbst bestimmt?

Nun, wenn man das nicht bezahlen muss (also in dem Fall das Surfing-Angebot) dann sollen doch die Dänen machen was sie wollen. :mrgreen: Wenn ich das aber mit meinem Geld bezahlen muss, dann erwarte ich vom Kind, dass es daran teil nimmt und die Betreuer nicht den Selbstbestimmungswillen meines Kindes unterstützen. :D

Ich war auch ein Schlüsselkind. Aber das immer erst ab 16 Uhr und nicht vorher nach meinem Selbstbestimmungswillen. :?: 16 Uhr war planbar für meine Eltern, die dann auch zeitnah Feierabend hatten.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@alibaba

wenn du das Gefühl hast, dein Kind interessiert sich nicht für Surfing, dann wirst du es dafür nicht anmelden und kein Geld ausgeben wollen. So ein Konzept würde hier sehr gut manche Kinder von dem überzogegen Elternehrgeiz schützen und den Kindern ein wenig echter Freizeit gönnen.
Rabaukenmama
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Rabaukenmama »

Was mich betrifft bin ich dankbar für Aktivitäten und Fördermaßnahmen, die ohne Zusatzkosten von der Schule angeboten werden. Bei meinem jüngeren Sohn ist das ganz schön viel: Hörtraining, Logopädie, therapeutische Übungen und therapeutisches Reiten. Aber und in diesen "Genuss" zu kommen muss ein Kind schon ziemlich stark behindert sein :P .

Wobei man vor allem hier, in Wien, schon an der Qualität merkt, dass für Schulen, Bildung und Kinder generell deutlich mehr Geld in die Hand genommen wird als in den österreichischen Bundesländern. Das fängt bei Kindergarten an (Gratis-Kindergarten für alle) und geht bei den Schulen weiter. Es geht halt deutlich in Richtung der sozial schwächeren Familien, was ich zwar grundsätzlich gut, aber doch etwas einseitig gedacht finde. So gibt es z.B. kostenlose Förderstunden und Nachhilfe und wirklich SEHR günstige Möglichkeiten für eine hochwertige Ferienbetreuung (Euro 50,- pro Woche, mit Essen), bei Bedarf ebenfalls mit Nachhilfe.

Leider betrifft das alles aber nur den Pflichschulbereich. Gymnasium ist z.B. keine Pflichschule mehr, da gelten ganz andere Regeln und Kriterien.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Mir geht es in erster Linie nicht um die Aktivitäten an sich. Surfing ohne Wasser ist halt schwierig. Es geht mir um Prinzip: alles regeln und kontrollieren zu wollen und dadurch alle auf den gleichen Stand zu bringen. Wenn einem das so suspekt erscheint, dass das Kind vom Hort wann er will nach hause gehen darf, kann man verlangen, dass man gegen den Knopfdruck die Bereitschaft das Kind zuhause zu empfangen bestätigt. Man kann verlangen, dass man unterschreibt, dass das Kind jede Zeit nach Hause gehen darf. Aber es regt mich auf, dass die Diskussion über die offene Ganztagsschule in einem Ort, wo die Mütter am Nachmittag doch zuhause sind, mit der Regelung der erlaubten Abholintervalen beginnt!

Es regt mich auf, dass auf dem Geländer der Grundschule ein neues Klettergerüst aus Holz installiert wurde, dass höchstens für 6-7 jährige geignet ist. In jeder Grundschule in Neuseeland steht eine Sportanlage, geschweißt aus Metall, die selbst ich nur mit Mühe von A bis Z absolvieren kann: Hängeln, Klettern, Springen, Gleichgewicht halten sind gefragt. Solche Anlage zu schweißen kostet wahrscheinlich nicht mehr als unsere edle Holzanlage. Mit dem Unterschied, dass alle Kinder, selbst die 4. Klässler sie noch benutzen könnten. Aber Holz sieht eben niedliche aus und wen interessiert schon der Bewegungsdrang der Kinder. Ich war in Australien auf den Spielplätzen mit Rutschhöhe von geschätzt 7-8 Metern! Wer kann so was auf einem duetschen Spielplatz vorstellen:

https://www.tripadvisor.de/Attraction_R ... =266013436

Die Rutsche ist Klasse, da brennt einem der Hinterteil, wenn man nicht bremmst.

Dann war ich in der gleichen Stadt auf einem Spielplatz auf dem stolz von "TÜV geprüft" stand. Man setzt sich in eine etwa gleich hohe Rutsche rein, und stellt fest, dass man nicht rutscht. Sicher ist sicher. Irgendwann kamen meine Kinder auf die Idee, Kissen mitzunehmen. Aber selbst dann ist die Rutsche lahm.

Von dem hier, ich verstehe schon, das uns das Geld fehlt. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Es fehlt die Fähigkeit offen in den Tag hineizuleben ohne Jahre im voraus alles verplannt zu haben. Die Akzeptanz, dass man nicht alles kontrollieren kann. Dass man auch den Kinder Freiheit bieten muss.
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