Nicht extrem auffällig, aber trotzdem Hochbegabt?

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
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Nicole Töbelmann
Beiträge: 2
Registriert: Di 8. Jul 2008, 21:20

Nicht extrem auffällig, aber trotzdem Hochbegabt?

Beitrag von Nicole Töbelmann »

Hallo,

ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Es geht um meine Tochter Laura. Sie ist 7 Jahre alt und geht in die erste Klasse. Sie hat beim Lesen- und Schreibenlernen überhaupt keine Schwierigkeiten gehabt. Mathe und Sachkunde sowie der Sportunterricht sind ihre Lieblingsfächer. Die ersten Wochen in der Schule waren auch schön für sie. Doch kurze Zeit später fing sie an zu meckern Hausaufgaben seien langweilig und Lesen in der Schule auch. Sie liest eigentlich nur ihre eigenen Bücher gerne. Bei Mathe hat sie mehr Spass an den Aufgaben, obwohl man merkt dass sie ihr schwerer fallen als das Lesen. Ingesamt ist die Lehrerin mit ihr soweit zufrieden, nur ihr Arbeitsverhalten lässt zu wünschen übrig: Sie kramt in ihrem Ranzen, in ihrer Federtasche, steht bei der Hausaufgabenkontrolle auf um mit ihrer Freundin zu quatschen und passt im Unterricht nicht auf, um dann in aller letzter Minute im Schweinsgalopp die Aufgaben zu machen. Wenn die Kinder im Unterricht mal 5 Minuten vor die Tür gehen dürfen, kommt sie erst nach 15 Minuten wieder oder sie muss geholt werden. Die Lehrerin meinte, dass sie sich damit sehr viel verspielt und in den Leistungen abrutschen könnte, obwohl sie eigendlich zu den besten in der Klasse zählen könnte.
Zu Hause ist sie oft sehr zickig, streitet sich mit ihrer kleinen Schwester, legt jedes Wort auf die Goldwage und ist beleidigt und weinerlich, wenn man sie zu recht ausschimpft. Strafen wie Fernsehverbot oder Hausarrest prallen oftmals einfach an ihr ab. Es ist bei uns schon vorgekommen, dass sie aus lauter Wut auf uns Sachen beschädigt hat oder weil sie schauen wollte, wie ein zerkratzter Badezimmerschrank aussieht.

Ich habe immer dieses komische Bauchgefühl, dass Laura mehr Input, mehr Förderung braucht. Als Baby war sie übrigens eher unaffällig. Nur das Sprechen war bei ihr immer erstaunlich gut. Mit 4 Jahren sprach sie wie eine 6-jährige. Und sie ist ungewöhnlich kreativ. Was haltet ihr davon?
Nicky
Beiträge: 14
Registriert: Fr 14. Sep 2007, 18:35

Re: Nicht extrem auffällig, aber trotzdem Hochbegabt?

Beitrag von Nicky »

Hallo Nicole,
Kennst Du diesen Spruch, dass eine besondere Leistung nur zu 10% auf Begabung und zu 90% auf harter Arbeit beruht? Die Frage ob nur begabt oder doch hochbegabt ist für eine erfolgreiche Schulkarriere eher zweitrangig. Wichtiger sind tatsächlich das Arbeitsverhalten und die Fähigkeit, auf Abruf leisten zu können.

Könnte es sein, dass Deine Tochter aus Angst vor Fehlern sich demonstrativ keine große Mühe gibt, um sich immer darauf zurückziehen zu können, dass sie es besser gekonnt hätte, wenn sie sich wirklich angestrengt hätte?

Hast Du eine Idee, wie man bei Deiner Tochter die Liebe zum Perfektionismus wecken könnte?

Hast Du schon mal daran gedacht, sie ein Instrument lernen zu lassen?

Viele Grüsse,
Nicky
Cornelius
Beiträge: 14
Registriert: Mi 9. Jul 2008, 22:31
Wohnort: Edewecht

Re: Nicht extrem auffällig, aber trotzdem Hochbegabt?

Beitrag von Cornelius »

Hallo Nicole,,
auch mein Sohn ist ein solcher Minimalist. "Das hat keiner gesagt, dann muss ich das auch nicht machen." Leider schlägt sich das in der Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens nieder. Diese Kinder brauchen wirklich mehr Input in der Schule - Binnendifferenzierung wird leider nicht überall betrieben, obwohl alle (!!!) ein Recht auf Förderung haben, nicht nur die leisungsschwachen. :( Aber die Förderstunden sind bei uns begrenzt auf 5 Stunden pro Woche für ca.170 Kinder (???)
Meine Tochter (fast7) ist ein ähnlicher Typ wie deine Laura. Sie nimmt vieles in sich auf, kehrt ihr Wissen aber nicht so nach aussen, wie ihr großer Bruder, ist auch eher kreativ. Ihr Arbeitstempo in der Schule variiert sehr stark und zu Hausaufgaben hat sie auch nicht immer Lust - sie macht immer erst die Sachen, die sie machen darf, dann die die sie machen muss. Das dauert dann manchmal doch reichlich lange.
Meine kleine Tochter (gerade 3 geworden) ist wieder anders. Sie benennt die Großbuchstaben, kann richtig Würfeln, kennt die Farben und bedient die Mikrowelle, um sich Kakao zu machen (Funktionstaste Mikrowelle, Zeiteinteilung, Starttaste, Kakao herausholen bei Null, bevor es piept.) Einfach erstaunlich. Aber auch sie hat ihren eigenen Kopf und zeigt längst nicht jedem ihre Fähigkeiten.

Gute Nacht!
Eichhörnchen
Dauergast
Beiträge: 60
Registriert: Mi 29. Mär 2006, 10:54

Re: Nicht extrem auffällig, aber trotzdem Hochbegabt?

Beitrag von Eichhörnchen »

Hallo Cornelius, Hallo Nicky,

ich lest euch so an, als könntet ihr mir vielleicht auch einen Rat geben.

Unser Großer (jetzt 13) ging als Integrationskind in den Kiga, da er sehr sprachverzögert war. Dort kam der Verdacht auf HB auf. Wir haben ihn wegen der Sprache ein Jahr zurückstellen lassen, so das er dann mit 7,8 in die Schule kam. Bei dem Test der Schulpsychologin war er am Rand zur Förderschule. Er hat da aber auch alles aufgefahren, was ihm so einfiel. Aufstehen, sich verkehrt hinsetzen, ans Fenster gehen -> demonstratives Desintresse halt.
Er kam in die Schule. Lob kannte diese Lehrerin nicht. Negative Stempel waren an der Tagesordnung. (Weinender Hase, Regenwolke ...) In Mathe fand ich, ging es aber recht gut. Er war halt nur etwas langsam und er würde immer träumen. Deshalb wurde er in den Förderunterricht gesteckt. Ende 1. Kl. kam dann die Diagnose ADS. Ritalin, was wir nach der 2. wieder absetzten, da er aphatisch war. 3. Kl. meinte die Ergo, das sie HB vermute. Wieder Tests bei einer Ki.-psychologin. Nein. Eigentlich müsse er Förderschule. Auf meine Frage, ob er wirklich mitgemacht habe, oder nur schnell durchgekreuzt hat, meinten sie, das können sie nicht sagen, aber die Kinder würden so etwas nicht machen.
Unter uns gesagt, gehe ich fest davon aus, das er nur schnell fertig werden wollte.
So. Jetzt ist er mit der 6. fertig. Lernen oder üben sind Fremdwörter für ihn. Aufgaben lösen? Wir warten erst mal ab, ob es mir jemand noch mal erklärt.
Laut neuer Schulpsychologin (die sich sehr für hb einsetzt) muss er Realschule gehen. Wir haben ihn jetzt so gemeldet, aber mir graut es ehrlich gesagt schon ganz schön davor. Was, wenn er dann immernoch den Weg des geringsten Widerstands geht? Habt ihr eine Idee, wie ich ihn da rauslocken kann?

Bei seinem jüngeren Bruder (7) fing es auch so an. Träumen im Unterricht und das liebe Tempo. Aber bei ihm wussten wir im Vorfeld, das er in Mathe zumindest am Rand zur Hb ist. Aber auch er wird in der Schule nicht gefordert. Aber unsere Schulpsychologin wird sich anfang des neuen Schuljahres mit den Lehrern hinsetzen und einen Plan erstellen. Dann werden die Lehrer wohl müssen.

Ich hoffe, ihr könnt mir da helfen und was empfehlen.

Eichhörnchen
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