Homeschooling?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Auguste
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Auguste »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Unser Gymnasium hat uns offiziell mitgeteilt, dass bis Ende des SJes keine Schulaufgaben mehr geschrieben werden. Bei uns sind das mehrere Wochen. Ich vermute dass das Schulsystem auf diese Weise das massive Sitzenbleiben verhidnern möchte und die Kinder mit Lücken unauffällig ins nächste Schuljahr reinschmugelt. Ich habe das Gefühl, dass bei uns eher die Schulplätze an Gymnasien knapp sind und sitzen bleiben von geschätztem Viertel aller Kinder einfach die Kapaziäten sprengen würde. Zudem hat mein Sohn, der jezt in der 9 ist, einen Knick zwischen G8 und G9. Da ist sitzen bleiben so gut wie unmöglich, weil man dann gleich zwei Jahre Schule mehr hat.
Euer Gymnasium ist ja nett. Die Strategie könnte aufgehen. Wird dann erst im nächsten Schuljahr ein Problem, wenn die abgehängten Kinder dann sitzen bleiben. Aber so hat man ein Jahr mehr Zeit, sich zu überlegen, woher man die Räume und Lehrer für die Sitzenbleiber zaubert. Und wer nächstes Jahr in Klasse 9 oder 10 ist, der wiederholt halt nicht, sondern bricht die Schule ab. :evil: Problem gelöst.

Mein Sohn schreibt nächste Woche 3 Klassenarbeiten und 4 Tests. Das wird wohl den Rest der Präsenztage so weiter gehen, bis dann Notenschluss ist. Sie haben aber nur 20 Unterrichtsstunden in der Woche. Und eigentlich dürfen sie auch maximal 2 Klassenarbeiten pro Woche schreiben. Nun ja. Sohn ist es egal. Der schreibt ja gern Tests und Klassenarbeiten. 8-)

Bei meiner Tochter läuft es ähnlich. Am Gymnasium schreiben sie über alles, was sich die Kids in den letzten 6 Monaten selbst beigebracht haben, ohne den Stoff noch einmal im Präsenzunterricht (wenigstens kurz) durchzugehen. Dort will man anscheinend Schüler los werden. Anders ist das nicht zu erklären. Wer hier am Gymnasium sitzen bleibt, dem legt man nämlich nahe, die Schule zu verlassen und das Jahr auf einer Gesamtschule oder Oberschule zu wiederholen und dort zu bleiben.

Man hat sich wohl für dieses Schuljahr vorgenommen, den Kindern auf keinen Fall wieder eine Kopie des Halbjahres-Zeugnisses mit neuem Datum zu geben (so wie es im letzten Schuljahr war).
Katze_keine_Ahnung
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Bayern hatte schon vor Corona einen beträchtlichen Lehrermangel. Räume könnte man noch finden, aber die Lehrer zaubert man nicht mit Hokus Pokus aus einem Zylinderhut anstelle eines weißen Kaninchens. Deswegen kann ich bei allen Reden über Nachhilfestunde über das Schulsystems nur lächeln. Selbst die Nachhilfeinstitute waren vor Corona voll und hatten auch einen Lehrermangel. Nur mit 35-50 Stunden pro Nachhilfestunde im Individualunterricht kommt man professionel weiter. Wenn die betroffenen Kinder wenigstens gewusste hätten, dass sie Lücken haben, hätten sie den Sommer nutzen können. Hätten ihre Eltern wenigstens mit Knut und Peitsche sie zum Vokabelnlernen bringen können. Aber die bayerischen Gymnasiasten wissen das nicht. Meine Kinder haben die erste und die letzte Schulaufgabe jeweils in der 9. und 10. Klasse etwa in November geschrieben. Der Sohn schrieb in Mathe keine einzige, nur eine Extemporale. Seitdem gibt es Noten für die Mitarbeit und für die Referate. Bei entsprechnder Geschicklichkeit in Googeln braucht man dafür gar nichts zu wissen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Drückt mir bitte die Daumen.... Ich habe den Antrag für den Kleinen gestellt, dass er die 4. Klasse überspringt. Ich habe nicht viel Hoffnung, dass der durchgeht. Aber ich halte diesen Grundschulkamp nicht mehr aus. Ich wüsste nicht, wie das noch das ganze 4. Schuljahr gehen soll.
koala27
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Re: Homeschooling?

Beitrag von koala27 »

Hallo Katze,

die Daumen sind gedrückt !
Geht ihr ansonsten eine Instanz höher? Was ich Euch nicht wünsche...

Hier bei uns hättest du wahrscheinlich gute Chancen, hier wären die Schulen froh, über jeden der aktuell nicht wiederholen will.
Laut Presse sind in den Schulen- auch im Gym- sehr viele, die das aktuell überlegen, weil ja das dann hier nicht als sitzenbleiben gezählt wird und deshalb die Schulen gar nicht wissen, wohin mit den ganzen Kids...Stichtag ist hier 1 Juni- fürs freiwillige wiederholen. Bis dahin muss der Antrag in der Schule sein- und ablehnen können sie ja nicht.
Auguste
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Auguste »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Drückt mir bitte die Daumen.... Ich habe den Antrag für den Kleinen gestellt, dass er die 4. Klasse überspringt. Ich habe nicht viel Hoffnung, dass der durchgeht. Aber ich halte diesen Grundschulkamp nicht mehr aus. Ich wüsste nicht, wie das noch das ganze 4. Schuljahr gehen soll.
Ich drücke die Daumen ganz fest.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Auguste

Danke!

@koala

ich weiß gar nicht, wie es bei uns mit der 4. Klasse geregelt ist. Eigentlich darf man die 4. hier ohne Schulwechsel nicht wiederholen. Wenn das weg ist, werden einige wiederholen wollen, die keine Gymnasialempfehlung bekommen haben, nur um sie im nächsten Jahr zu erwerben.
koala27
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Re: Homeschooling?

Beitrag von koala27 »

Hallo Katze,

hier darf man alles freiwillig wiederholen-- deshalb überlegen jetzt einige die 11 Klasse zu wiederholen um einen bessern Stand für Klasse 12 und 13 zu haben....aber selbst da geht es- es wird auch nicht auf die Verweildauer in der Oberstufe angerechnet-- deshalb kann man- wenn man will- dann statt 3 Jahre fürs Abi bis zu 6 Jahren brauchen.. und sicherlich fällt das im Lebenslauf nicht auf---wers glaubt.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo Koala,

Wie die Lage hier ist, weiß ich noch gar nicht. Ich würde eher in die andere Richtung denken und vermuten, dass die Plätze in der 5. Klasse knapp werden, falls zu viele 5. Klässler sitzen bleiben. Ich habe heute mit dem Rektor telefoniert. Er ist geneigt, dem Rat der Schulpsychologin zu folgen. Also brauchen wir erstmal einen Gutachen. Ich habe die Schulpsychologin heute angeschrieben. Sie hatte schon immer gut zu tun und ich vermute, dass in der aktuellen Situation die Lage wohl nicht besser geworden ist. Die Lehrerin ist wie erwartet extrem dagegen und versteht überhaupt nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin. Das Kind ließ sich heute wegen Bauchschmerzen vor der letzten Stunde abholen. Natürlich waren sie zuhause sofort weg.
Rabaukenmama
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Rabaukenmama »

@koala: Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht dass bei Vorstellungsgesprächen keine genau hinschaut. Und Kindern, die "nur" etwas langsam mit lernen sind, hilft das vielleicht sogar. Aber diejenigen, die aus Langeweile und Schulfrust ohnehin nur halbherzig mitarbeiten, werden durch so ein Extra-Jahr sicher noch frustrierter und die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Schule abbrechen, wird eher größer als kleiner. Da geht der von Mama und Papa wohlgemeinte Schuss nach hinten los.

Und auch der von Katze angesprochene Wunsch nach einer Gymnasialempfehlung kann kontraproduktiv sein. Denn ein Kind ist definitiv NICHT reifer fürs Gymnasium, nur weil es ein Jahr länger in der Grundschule war. Auch wenn es die Defizite der 4. Klasse Grundschule mit viel üben im Extrajahr ausbessern kann und die Empfehlung bekommt, sehe ich solche Kinder nicht bis zur Matura am Gymnasium.

Himmel, wenn das so weiter geht, haben wir bald lauter Erwachsene in den Schulen sitzen :P !

Generell sehe ich den Trend, auch kognitiv normal fitte Kinder "sicherheitshalber" später einschulen zu lassen, damit sie nur ja nicht zu den Schwächeren in ihrer Klasse gehören. Und auch Extra-Jahre werden (von den Eltern!) gerne genommen. So, als könnte man mit zusätzlicher Schulzeit bessere Leistungen und Zukunftschancen erreichen. Umgekehrt traut sich kaum mehr wer einen Klassensprung. Während das früher (und ich rede von "vor 100 oder mehr Jahren!) zwar auch nicht sehr üblich, aber durchaus auch nicht ungewöhnlich war, setzt sich jetzt mehr und mehr die Angst durch, auch ein sehr kluges Kind könnte unter älteren Mitschülern nicht bestehtn. Und ich rede nicht von mehrmaligen Springen wo dann 10jährige Kinder im 5. Gymnasium sitzen, sondern von einem oder maximal 2 Sprüngen. Ich persönlich kenne im echten Leben genau EIN Kind, welches mal gesprungen ist und das ist auch das einzige, welche vorzeitig eingeschult wurde! Und mein Freundes- und Bekanntenkreis ist nicht gerade klein.

@Katze: So sehr ich deinen Wunsch, dem Kleinen noch ein weiteres Schuljahr an dieser Schule ersparen zu wollen, verstehen kann; es ist leider gerade überhaupt nicht die Zeit für kluge Kinder. Sie werden einfach nicht so wahrgenommen, wie sie sind. Gerade so Menschen wie die Lehrerin deines Kleinen suchen schlichtweg Gründe dafür, dass "nicht sein kann, was nicht sein darf" (frei nach Christian Morgenstern). Wenn ein Kind in 98% der schulischen Belange supergut ist, werden diese Personen penibel jede noch so kleine Schwäche aus den 2% finden und in der Vordergrund stellen. Und mit der Zeit, wenn einfach immer wieder dieselben langweiligen Dinge verlangt werden, führt das nach dem x-ten Mal völlig natürlich dazu, dass die Fehlerquote steigt. Das ist dann erst recht ein Grund dafür, dass das Kind einfach noch nicht "reif" für einen Sprung, ein Drehtürmodell oder eine sonstige Verbesserung der Situation ist...
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Homeschooling?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Rabaukenmama hat geschrieben:

@Katze: So sehr ich deinen Wunsch, dem Kleinen noch ein weiteres Schuljahr an dieser Schule ersparen zu wollen, verstehen kann; es ist leider gerade überhaupt nicht die Zeit für kluge Kinder. Sie werden einfach nicht so wahrgenommen, wie sie sind. Gerade so Menschen wie die Lehrerin deines Kleinen suchen schlichtweg Gründe dafür, dass "nicht sein kann, was nicht sein darf" (frei nach Christian Morgenstern). Wenn ein Kind in 98% der schulischen Belange supergut ist, werden diese Personen penibel jede noch so kleine Schwäche aus den 2% finden und in der Vordergrund stellen. Und mit der Zeit, wenn einfach immer wieder dieselben langweiligen Dinge verlangt werden, führt das nach dem x-ten Mal völlig natürlich dazu, dass die Fehlerquote steigt. Das ist dann erst recht ein Grund dafür, dass das Kind einfach noch nicht "reif" für einen Sprung, ein Drehtürmodell oder eine sonstige Verbesserung der Situation ist...
@Rabaukenmama

ich gebe dir dabei völlig recht! Ich glaube, dass es im nächsten Jahr noch wesentlich schwieriger wird. Jetzt gelten noch einige Maßnahmen, die die Kids vor normalen Benotung schützen. Der Ausmaß des Problems wird erst im Oktober-November nächstes Jahres sichtbar. Alle, die eine Lücke haben, die wegen des Elternwllens in die falsche Schule geraten sind, die gegen ihren Willen und auf Wunsch ihren Eltern wiederholen - dies alles ist eine Herculesaufgabe. Da wird sich keiner darum kümmern wollen, dass in der 4. Klasse ein Junge ein Problem mit seiner Hochbegabung hat. Ich könnte das auch verstehen, wenn wr eine Standardsituation hätten. Aber hier sind fast ausschließlich Kinder von zwei Akademikern in der Klasse. Die Lehrer haben den Lockdown genutzt, um den Kindern nicht weniger, sondern mehr Aufgaben aufzubürden. Mein Sohn hat sich über einen Berg von Deutschaufgaben mal bei seiner Lehrerin beschwert: "Wie, und dies ist für ein Stunde Deutsch???" "Nein, das ist noch Ersatz für zwei Stunden Sport!". Trotzdem wird diese Lehrerin die schöne Ausrede haben, um ihn berücksichtigen zu müssen. Sie muss ja die Coronaschäden flicken.
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