Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
orangenminze
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von orangenminze »

Liebe Momo, schön, dass es eurer Tochter so gut geht in ihrer selbstgewählgen Schule. Klingt, als wäre sie nach eher suboptimalen kindergartenerfahrungen nun in einer Umgebung, die ihr richtig gut tut. Lg orangenminze
Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Liebe Orangenminze,
danke für Deine Antwort! Genau diesen Eindruck habe ich auch!

Liebe Grüße von Momo
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Bliss
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Bliss »

Schön, dass es deiner Tochter so gut in der Schule geht.
Momo hat geschrieben: Auch wenn ihre Freunde nicht mitmachen.
Was machen denn die Freunde in der Zeit?
Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Hallo Bliss,
da die Lernangebote/Unterrichtsangebote wirklich freiwillig sind, haben die Kinder die Wahl, an welchem Unterrichtsangebot oder Projekt sie teilnehmen oder ob sie sich mit frei gewählten Themen beschäftigen wollen oder auch einfach ganz frei spielen. Interessanter Weise zeigt sich, je weniger Druck entsteht, umso begeisterter und mit mehr Eigenmotivation ist meine Tochter dabei. Das gilt auch für die anderen Kinder, die ich dort beobachten kann. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das Ganze weiter entwickelt!

Momo
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Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Zu dem Thema Spielen und Lernen und die Zusammenhänge für ein erfülltes Sein kann ich dieses Interview mit Andre Stern sehr empfehlen:
http://www.hr-online.de/website/radio/h ... 470&type=a

Andre Stern beschreibt genau die Zusammenhänge sehr eindrucksvoll, die ich ebenfalls bei Kindern und auch bei Erwachsenen beobachte und erfahre. Es lohnt sich, ein wenig Zeit zu nehmen und sich auf diese Gedanken einzulassen ;)

Momo
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charlotte12
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von charlotte12 »

Vielen Dank für Deinen Link, Momo, wirklich hochinteressant. Den Erzählungen meiner Tochter nach werden viele Kinder sogar schon im ersten Schuljahr von den Eltern massivst "gedrillt", müssen schlampig geschriebene Hausaufgaben nochmal sauber abschreiben, Dinge werden von den Eltern so lange wegradiert, bis sie pikobello sind, keine Spiele-Einladungen unter der Woche wegen der Hausaufgaben, täglich muss unter Tränen lesen geübt werden usw. Wobei es für mich natürlich auch leicht ist, meine Tochter machen zu lassen, da der Stoff für sie lächerlich leicht ist und ich sie nicht mal mit Gewalt dazu bringen würde, ohne Hausaufgaben in der Schule zu erscheinen. Wenn ich den Eindruck hätte, sie käme nicht mit, wäre ich vermutlich auch weniger entspannt. Die Situation in der "normalen" Schule ist alles andere als ideal, das sehe ich auch immer mehr - die Kinder haben kaum Raum zur sozialen Interaktion, da sie meistens stillsitzen müssen, das Tempo ist für die einen zu schnell, für die anderen zu langsam. Muss gestehen, dass ich gerade nochmals nach der nächstgelegenen freien Schule gegoogelt habe - das Konzept hat was, ich gebe es ja zu...
Rabaukenmama
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben:Vielen Dank für Deinen Link, Momo, wirklich hochinteressant. Den Erzählungen meiner Tochter nach werden viele Kinder sogar schon im ersten Schuljahr von den Eltern massivst "gedrillt", müssen schlampig geschriebene Hausaufgaben nochmal sauber abschreiben, Dinge werden von den Eltern so lange wegradiert, bis sie pikobello sind, keine Spiele-Einladungen unter der Woche wegen der Hausaufgaben, täglich muss unter Tränen lesen geübt werden usw.
Charlotte, da bin ich ganz bei Dir. Mein Sohn besucht einer städtische Schule in Wien mit einem sehr freien Kozept. Nicht ganz so krass wie bei der beschriebenen "freien Schule", aber mit Mehrstufenklassen, fächerübergreifendem Unterricht und vor allem individuell an die Fähigkeiten der jeweiligen Kinder angepasst. In der Klasse meines Sohnes sind 20 Kinder (darunter insgesamt 5 Erstklässler) und 2 Lehrerinnen. Hausübungen werden 1x für die ganze Woche nach den echten Fähigkeiten verteilt.

Einer der Erstklässler ist auch HB. Mit seiner Mutter unterhalte ich mich manchmal. Und kürzlich erzählte sie mir sehr offen dass ihr Sohn absolut nicht verstanden habe, warum er eine bestimmte Hausübung mit der ausdrücklichen Aufschrift "FREIWILLIG" machen muss. Die Mutter hat aber trotzdem darauf bestanden weil es, wie sie sagte "ja nicht schaden kann".

Da denke ich ganz anders. Wenn was freiwillig ist dann darf sich das Kind aussuchen ob es das machen will oder nicht. Und wenn nicht dann eben nicht!


charlotte12 hat geschrieben:Wobei es für mich natürlich auch leicht ist, meine Tochter machen zu lassen, da der Stoff für sie lächerlich leicht ist und ich sie nicht mal mit Gewalt dazu bringen würde, ohne Hausaufgaben in der Schule zu erscheinen. Wenn ich den Eindruck hätte, sie käme nicht mit, wäre ich vermutlich auch weniger entspannt. Die Situation in der "normalen" Schule ist alles andere als ideal, das sehe ich auch immer mehr - die Kinder haben kaum Raum zur sozialen Interaktion, da sie meistens stillsitzen müssen, das Tempo ist für die einen zu schnell, für die anderen zu langsam. Muss gestehen, dass ich gerade nochmals nach der nächstgelegenen freien Schule gegoogelt habe - das Konzept hat was, ich gebe es ja zu...
Bei der Schule meines Sohnes gibt es pro Unterrichtsstunde ca. 5 Minuten "Kernlernzeit", wo Anwesenheit in der Klasse erforderlich ist. Sonst können sich die Schüler frei bewegen, lesen, Gesellschaftsspiele spielen, usw. Also gar nicht mit "stillsitzen müssen". Trozdem geht mein Sohn nicht gerne in die Schule weil er - laut eigener Aussage - schon alles weiß, was sie dort erzählen :roll: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Trozdem geht mein Sohn nicht gerne in die Schule weil er - laut eigener Aussage - schon alles weiß, was sie dort erzählen :roll: .
Das sollte doch genau der Ansatz des Lernens aus Eigenmotivation sein. Die Lehrer erzählen einem nicht, was man schon weiß, sondern sie stehen den Kindern beratend bei Fragen zur Seite, das eigentliche Wissen können sich die Kinder aber selbst erforschen und herausfinden. Gelernt wird dann eben nicht nach Plan oder Vorgaben, sondern völlig individuell und freiwillig. Und wie Andre Stern es sehr eindrucksvoll beschreibt, ist vor Allem eines Lernen: Spielen! Nicht das auswendig Gelernte zählt und setzt sich tiefgreifend im Gehirn fest, sondern das, was selbst begeistert erlebt, entdeckt und erforscht wurde.

Einer der Lernbegleiter in der Schule meiner Tochter ist Hirnforscher und plädiert sogar dafür, überhaupt keine Unterrichtsangebote mehr zu machen, sondern das Material zur Verfügung zu stellen, welches die Kinder für ihre Tätigkeiten brauchen und wünschen. Die Kinder in Ruhe zu lassen und die bei Bedarf zu unterstützen. Sie aber niemals zu belehren, zu bewerten und natürlich erst recht nicht, sie unter Druck zu setzen. Das alles hemmt die intrinsische Motivation, auf die es beim nachhaltigen Lernen und tiefen Speichern der Inhalte ankommt.

Wenn ihr die fröhlichen Kinder dort sehen würdet, die fast alle bei Schulschluss nicht nach Hause gehen wollen (wer mag schon gern seine Spiele unterbrechen??), würdet ihr die Wirkung dieser Lernform auf die Kinder sehen können... aber wahrscheinlich könnt Ihr es Euch vorstellen...

Ich weiß, ein großes Umdenken ist hierbei erforderlich, weil wir wahrscheinlich alle andere Erfahrungen gemacht haben und uns schwer vorstellen können, dass dies funktioniert. Charlotte, wenn Du Dich für Schulen mit freiem Lernansatz interessierst, kann ich Die sehr den Film "Schools of Trust" empfehlen. Kann man kaufen ;)

Liebe Grüße für Momo
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Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Ich verlinke Euch den Filmtrailer von "Schools of Trust" hier noch Mal:

https://www.youtube.com/watch?v=4Ud7SX7ZHdc

So siehts täglich bei meiner Tochter aus und sie liebt es 8-)

Liebe Grüße von Momo
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charlotte2
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von charlotte2 »

Hab mittlerweile nochmals gegoogelt - die nächste Freie Schule würde 30 Min. Hinfahrt mit dem Auto bedeuten und fast 2 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht wirklich realistisch machbar. Bei mir hat sich die erste Euphorie in der "normalen" Schule mittlerweile gelegt: sie darf manchmal schwierigere Aufgaben machen, was mich zu Beginn begeisterte. Diese Aufgaben werden dann aber weder erklärt noch korrigiert, außerdem passiert das zunehmend seltener. In Mathe kommen jetzt ganz allmählich auch Dinge, die nicht lächerlich leicht für sie sind, in Deutsch ist es hoffnungslos - daheim liest sie dicke Kinderbücher und schreibt Geschichten mit immer besser werdender Rechtschreibung, als Hausaufgabe soll sie dann Bildchen mit "P" ausmalen und mit Anlauttabelle "Haus" schreiben... Außerdem hat sie bisher noch keinen Anschluss an andere Kinder ihrer Klasse gefunden :(
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