Liebe Bliss,
Du wirst lachen- die Kinder dürfen wirklich erst gegen 10.00 Uhr eintreffen. Es gibt ein Kaminzimmer, eine Bibliothek, in die sich die Kinder nach Herzenslust lesend zurückziehen können (neben vielen anderen schönen Räumen und einem großen Garten mit altem Baumbestand)- ich glaube, solch eine Schule hätte mir auch sehr gefallen
Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Mir gefällt ja das niederländische Schulmodell sehr gut. Besonderheit: KEINE vorgegebenen Lehrpläne, keine Vorgaben wie unterrichtet werden soll (Frontalunterricht, Gruppenarbeiten, individuell,...), jeder darf eine Schule eröffnen und der Staat zahlt einen fixen Betrag pro Kind für den Schulbesuch. Standorte, die sozial benachteiligte Schüler aufnehmen bekommen mehr Geld.
Der Unterrichtsinhalt richtet sich nach dem Schwerpunkt der Schule und den Lehrern steht frei, wie sie den Stoff vermitteln. Es gibt von Inspektoren immer wieder Qualitätskontrollen der Schulen und die Ergebnisse werden veröffentlicht um für Transparenz bei den Eltern zu sorgen.
Nach der Volksschule (in den Niederlanden endet diese, wenn die Kinder ca. 12 sind) wird jedes Kind getestet und es gibt - abhängig vom Testergebnis - eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, je nach Interessen und vor allem weiterer Lebensvorstellung der Jugendlichen (weiter Schule, Studium oder doch Lehre/Beruf).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Noch Mal zum Thema "morgendlicher Schulbeginn"- Warum müssen die Kinder eigentlich schon so früh anfangen??? Mal ehrlich, wer kann sich bereits um 7:30 Uhr wirklich konzentrieren???
Warum kann man die Anfangszeit nicht ähnlich staffeln wie im Kindergarten (natürlich notwendig, wenn beide Eltern berufstätig sind) , doch der eigentliche Unterricht beginnt nicht vor 9 oder 10 Uhr?
Übrigens gibt es bei den freien Schulmodellen in unserer Stadt sogar die Möglichkeit einer Eingewöhnung für die Neuankömmlinge, so lange die Kinder diese brauchen... sicherlich gibt es auch Kinder, die überhaupt keine Probleme damit haben, doch ich habe wirklich sehr traurige Szenen erlebt, in denen die Kinder furchtbar unglücklich waren. Gibt es keine andere Lösung?
Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Wegen frühem Schulbeginn: Naja, allen kann man es nicht recht machen. Ein genereller, späterer Schulanfang wäre zwar für viele schön und würde auch dem Tagesrhytmus der meisten Kinder eher entsprechen, ist aber nicht für alle die Ideallösung.
Ich arbeite im Großhandel und in meiner Firma beginnen 20% der Mitarbeiter um 6h30 und der Rest um 7h30 mit der Arbeit (bei mir gibt´s wegen Elternteilzeit eine Ausnahme, die aber mit Schulbeginn des Kleinen endet). Auch wenn in der Schule der eigentliche Unterricht erst um 10h beginnen würde müssen wir die Kinder bis spätestens 7h15 hingebracht haben. Andere Möglichkeiten (Großeltern, Verwandte,...) gibt´s bei uns nicht. Dann haben die Kinder noch knapp 3 Stunden bis UnterrichtsBEGINN - auch nicht bedingt eine Ideallösung . Abgesehen davon kostet die "Frühbetreuung" ja noch extra. Da zahle ich dann für zwei Kinder fast so viel, dass ich anderenfalls (wenn keine Frühbetreuung nötig ist weil die Schule ab 7h geöffnet ist und der Unterricht um z.B. um 8h beginnt) früher Schluß machen und die Kinder nachmittags zu Hause betreuen kann.
Ich finde ja jetzt schon manchmal schade wenn die Kinder erst so spät vom Kindergarten heimkommen (vor allem der Kleine), aber da gibt´s halt im Moment keine bessere Lösung. Wenn der Unterricht aber generell in allen Schulen erst um 10h beginnen würde dann bliebe keine andere Möglichkeit als Ganztagsschule. Auch wenn diese Variante heute oft favorisiert wird und es sehr wahrscheinlich auch bei uns darauf hinauslaufen wird (wann und wie lange ich dann arbeiten werde entscheide ich noch) möchte ich zumindest die Wahl haben, meine Kinder nach Unterrichtsschluss zu Hause betreuen zu können.
Demnach bin ich gegen einen generellen späteren Schulstart, ebenso wie ich gegen eine generelle Ganztagsschule bin. Es sollte den einzelnen Schulen statt dessen in einem gewissen Rahmen freigestellt werden, wann sie mit dem Unterricht beginnen (z.B. zwischen 7h30 und 10h) und ob es eine Halbtags- oder Ganztagsschule ist. So eine Regelung erfordert aber natürlich auch freie Auswahl bei den Eltern in welche Schule sie das Kind geben. Das ganze Konzept scheitert wenn ein Kind aufgrund seines Wohnortes eine Schule besuchen muss, die der individuellen und familiären Situation absolut nicht entspricht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Demnach bin ich gegen einen generellen späteren Schulstart, ebenso wie ich gegen eine generelle Ganztagsschule bin. Es sollte den einzelnen Schulen statt dessen in einem gewissen Rahmen freigestellt werden, wann sie mit dem Unterricht beginnen (z.B. zwischen 7h30 und 10h) und ob es eine Halbtags- oder Ganztagsschule ist. So eine Regelung erfordert aber natürlich auch freie Auswahl bei den Eltern in welche Schule sie das Kind geben. Das ganze Konzept scheitert wenn ein Kind aufgrund seines Wohnortes eine Schule besuchen muss, die der individuellen und familiären Situation absolut nicht entspricht.
Ja, das klingt schlüssig
Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Ich klink mich auch mal in die Diskussion ein, da ich das wirklich als ein spannendes Thema empfinde.
Zu erst zu meinem Schulhintergrund: Ich war trotz Frontalunterricht und eher konservativer Privatschule eine Schülerin, die die ersten 4 Jahre gern in die Schule ging. Dann kam ich in eine AHS und ich war am Anfang noch einwenig mit der neuen Situation (neue Lehrer, große Schule) überfordert. Der Klassenvorstand hat einen irren Druck ausgeübt und so wurde aus einer mottivierten 1er Schülerin eine demotivierte 3er bis 4er Schülerin, die schon in der Früh geheult hat, wenn sie an die Schule gedacht hat. Das musste ich 3 Jahre mitmachen und dann wechselte ich Klasse - und siehe da, aus mir wurde wieder die motivierte 1er Schülerin bis zur Matura (Abi).
Wie ich mir die heutige Schule vorstelle:
Eine Mischung aus Projektarbeit bzw. Kleingruppen und Frontalunterricht. Auch Lernen im engeren Sinne halte ich für essentiell. Ich bin selbst Lektorin an einer Uni und sehe an den Studenten, dass sie z.T. wirklich verlernt haben zu lernen. Die Grundlagen sitzen überhaupt nicht. In praktischen Sachen können sie sich mit Skript und Internet irgendwie über Wasser halten, aber im theoretischen Teil sind sie wirklich schlecht.
Wissen bleibt einem nur, wenn man es (auswendig) lernt und auch oft genug wiederholt.
Durch die permanente Benutzung von Laptop und Co können viele Menschen dank Autokorrekt nicht mehr Rechtschreiben. Und jetzt will man in der Schule so früh wie möglich auf den Computer umsteigen und möglichst die Schreibschrift abschaffen - furchtbar find ich das.
In der Grundschule heißt das für mich, dass viele Dinge einfach auch auswendig gelernt werden müssen (z.B. Rechtschreibung, 1x1). Nur wenn das sitzt, kann darauf aufgebaut werden. Dazu braucht es auch eine Überprüfung - wie diese ausschaut, kann man diskutieren, aber Prüfungen wegzulassen, halte ich für falsch.
In Wien gibt es immer mehr Volksschulen, wo die 1. und 2. Klasse als 1. Grundstufe und die 3. und 4. Klasse als 2. Grundstufe zusammengefasst werden. Die Kinder können daher teilweise selber festlegen, wo sie gewissen Schwerpunkte legen. Am Ende der 1. Grundstufe müssen gewisse Dinge gelernt sein, ob das im 1. oder 2. Jahr erfolgt ist aber egal. Dieser Ansatz gefällt mir.
@ nur seinen Interessen folgen: Ich erwarte mir von einer Schule einge gewisse Allgemeinbildung. Dazu muss ich auch Dinge lernen, die ich vielleicht in diesem Moment nicht so spannend finde. Z.B. Geschichte ist immens wichtig, um aus ihr zu lernen und auch um zu verstehen, warum viele Situationen auf der Welt grad so sind, wie sie sind. Die LehrerInnen sollten erklären können, warum dieser Stoff auch wichtig sein kann, damit es für die SchülerInnen nicht nur blödes Lernen ist.
Wer eine hohe Allgemeinbildung hat, ist ein guter Gesprächspartner, glaubt nicht alles, was in der Zeitung steht und hat so vielleicht später auch mehr Auswahl einen Job zu finden.
Die ganze humanistische Bildung wird auf Grund von immer stärkerer Spezialisierung abgeschafft - das find ich wahnsinnig schade und auch bedenklich, da ich z.T. schon das Gefühl hab, dass das zur Verdummung der Menschheit beiträgt.
Und letztendlich ist es halt leider auch eine Budget-Frage. Der Staat hat nunmal nur eine gewisse Summe für Schule über und muss damit die bestmöglich und gleichzeitig leistbarste Form wählen - nämlich für alle schulpflichtigen.
Das daher nicht die super differenziert unterrichteten Schulen mit 3 Lehrern/Klasse rauskommen können ist eh klar.
Gerade humanistische Bildung hat doch keinen Wert an sich wenn sie als bloßes Statussymbol vor sich hingetragen wird,ohne,daß die Seele des Lernenden berührt wird.
Ich wünsche mir von einer Schule, dass das Querdenken gewürdigt wird. Ich sehe nicht ein, warum ein abweichender Lösungsweg mit einem richtigen Ergebnis als falsch gewertet wird. Was die Kinder dann lernen, ist zwar Anweisungen zu folgen (schön für jeden Arbeitgeber) aber auch, dass mitdenken nicht belohnt wird. Und wenn ich mir die Lösungsstrategien jüngerer Kollegen ansehe, wage ich zu bezweifeln, dass diese in der Lage sind, neue Wege einzuschlagen. Und da es sich um keinen Einzelfall handelt, gehe ich davon aus, dass das auch ein Ergebnis der "neuen" Lernmethoden ist.
Zuletzt geändert von BiHa am Di 8. Sep 2015, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
BiHa,dass sehe ich genau so!
Genau um dieses Thema geht es auch dem Hirnforscher Gerald Hüther, der in vielen Vorträgen und Artikeln darüber berichtet.
Heute habe ich eine sehr interessante Initiative entdeckt "Schulen der Zukunft", die sich für eine (Zitat) "lebensnahe, dem Wesen von Kindern und Jugendlichen entsprechende Bildung an allen Schulen vom Kindergarten bis zu den Gymnasien und Berufsschulen im deutschsprachigen Raum" einsetzt. Ich finde diese Initiative äußerst inspirierend und spannend, wer möchte, kann sich selbst ein Bild machen: http://www.schulen-der-zukunft.org/
Unter den Punkten "Schulen der Zukunft" und dann "Portraits potentialentfaltender Schulen" findet Ihr einige tolle Schulen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern- vielleicht ja sogar in Eurer Nähe. Ich habe einige wahnsinnig tolle Schulen entdeckt- leider viel zu weit weg...
Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)