So, bin gerade heimgekommen und im Prinzip so klug wie vorher

. Folgedene Eindrücke habe ich heute gewonnen:
Schule 1: Die Schule, wo mein Sohn voraussichtlich "hin muß" wenn ihn meine Wunschschule nicht nehmen sollte. Diese Volksschule hat vor knapp 40 Jahren auch mein Mann besucht. Erster Eindruck: nicht viel anders als in meiner Schulzeit: enge, dunkle Gänge und Treppen, kleine Klassenzimmer, viele Kinder pro Klasse, Frontalunterricht. Lehrer meiner Beobachtung nach (sofern man sich in so kurzer Zeit ein Bild machen kann) sehr unterschiedlich engagiert und motiviert. Kinder mäßig motiviert, teilweise hatte ich den Eindruck dass manche gar nicht richtig mitbekommen haben, was gerade unterrichtet wird. Aber in einer Klasse war ein junger, engagierter Lehrer wo die meisten Kinder mit Begeisterung dabei waren. Ein Lehrer pro Klasse, keine Integrationsklassen. In der Klasse mit den wenigsten Kindern habe ich 22 gezählt, in der mit den meisten Kindern 25.
Frühbetreuung wäre dort ab 7h morgens kostenlos und um ca. Euro 250,- pro Monat gibt´s auch Mittagessen und Nachmittagsbetreuung im selben Haus bis 17h30. Vom Zeitmanagement her also ideal, in den anderen Punkten leider nicht so.
Im Gespräch mit der Direktorin hat sie mir - nachdem sie sich kurz angehört hat wie mein Sohn so ist - genau die Schule für ihn empfohlen, die ohnehin mein Favorit ist. Sie hat auch offen eingestanden dass es auf ihrer Schule keine Möglichkeit der Begabungsförderung gibt, wobei die Lehrer laut ihrer Aussage "unterschiedlich differenzieren". So gesehen haben sich ihre Aussagen gut mit meinen eigenen Beobachtungen gedeckt.
Auf meine Aussage dass die "andere Schule" (die sie mir empfohlen hat) ohnehin mein Favorit ist, es aber unsicher ist ob es dort noch einen Platz geben wird, kam ein unerwarteter Vorschlag. Da diese andere Schule sowohl Begabtenförderung als auch Sprachheilpädagogik als Schwerpunkt hat hätte mein Kleiner, der erst in 3 Jahren eingeschult wird, allein auf Grund seines sonderpädagogoschen Förderbedarfs (den er mit 80% Behinderung automatisch hat) Anspruch auf einen Platz genau in dieser Schule. Und dann würde die "Geschwisterkinder werden bevorzugt aufgenommen"-Regel greifen und mein älterer Sohn könnte nach 2 Jahren in diese Schule wechseln. Ein interessanter Aspekt, sicher nicht mein Wunsch-Weg aber immerhin eine Möglichkeit mehr, die ich noch nicht bedacht hatte.
Schule 2 Ganztagsschule, die auch der ältere Sohn meines Mannes besucht hat. Vom Gebäude her moderner und freundlicher, aber auch mit vielen Kindern und einer Lehrperson pro Klasse (gezählt: 21 bis 24). Ähnlicher Gesamteindruck wie in der vorigen Schule, wobei mir allein schon das ansprechende Äußere (helle, freundliche Gänge, größere Klassenräume) deutlich besser gefallen hat. Vom Unterricht her aber wie vorher beschrieben: Frontalunterricht, ein Lehrer pro Klasse
Durch das Ganztags-Konzept gibt es hier keine Hausaufgaben, was mir persönlich sehr sympathisch ist. Die Schule dauert täglich bis 15h30 und danach gibt es wenige Gehminuten entfernt (wenn gewünscht) Hort-Betreuung bis 17h30. Kostenpunkt mit Mahlzeiten ca. Euro 250,-.
Im Gespräch mit dem Direktor habe ich wieder kurz meinen Sohn beschrieben und prompt kam eine Empfehlung für die Schule, die ohnehin unser Favorit ist. Er meinte die Lehrer könnten zwar differenzieren, aber nicht klassenübergreifend. Sprich: wenn ein Kind den Lernstoff des aktuellen Schuljahres schon beherrscht gibt´s keine Alternativen. Das wäre in der Schule, die ohnehin mein Favorit ist, deutlich besser.
Schule 3 Halbtagsschule mit Schwerpunkt englisch. Hier habe ich gleich in der ersten Klasse, in die ich reingschaut habe (eigentlich eine 2. Klasse) eine ehemalige Kindergartenkollegin meines Sohnes getroffen, der es dort sehr gut gefällt. Besonderheit der Schule ist eine tägliche Englischstunde mit native speakers. Da mein Sohn englisch auch im Kindergarten sehr gerne hat ein interessanter Punkt.
Mein Eindruck in den Klassen war hier sehr positiv, es kann aber auch sein, dass ich bei dem, was ich gesehen habe, einfach Glück hatte. Die Schülerzahlen pro Klasse waren etwas kleiner als in den beiden vorher besichtigten Schulen. In einer Klasse habe ich während die Kinder "freies arbeiten" hatten, mit der Lehrerin gesprochen. Sie meinte dass es von Lehrkraft zu Lehrkraft unterschiedlich sei, ob und wie viel "freies arbeiten" gemacht würde. Manche KollegInnen richten sich nach dem Stundenplan, andere (so wie sie, das hat sie aber nicht gesagt) unterrichten eher instinktiv.
Da es eine Halbtagsschule ist gibt es die Möglichkeit, nach dem Unterricht (der bis 12h oder 1h dauert) einen Hort zu besuchen. Das muss nicht jeden Tag sein sondern kann z.B. auch nur an 3 (fix vereinbarten) Tagen in der Woche sein. Ein Punkt, der für mich auch interessant ist, weil ich eigentlich gar nicht will dass meine Kinder täglich erst am Abend von der Schule heimkommen.
Von den Schulen bisher war mir diese jedenfalls am sympathischten.
Im Gespräch mit dem Direktor habe ich wieder unsere Situation beschrieben - und bekam den Rat, mich an die Hochbegabtenförderstelle zu wenden und dort nach einer geeigneten Schule zu fragen. Das habe ich ja bereits gemacht und da kam ich wieder auf die Schule, die ohnehin mein Favorit ist.
Schule 4 Zuletzt war ich noch in der Schule, die schon seit über einem Jahr mein Favorit ist. Es ist ebenfalls eine Halbtagsschule mit Hortmöglichkeit (auch weniger als 5 Tage/Woche möglich), wobei der Hort in einem anderen Gebäude untergebracht ist.
Pro Klasse habe ich 8 bis 12 Kinder gezählt und teilweise waren 2 Lehrer dabei. Es sind Integrationsklassen, wo auch Kinder mit ADHS, Aperger Syndrom oder Autismus unterrichtet werden. In den meisten Klassen hat mir das, was ich an Unterricht gesehen habe, sehr gut gefallen. Auch die Kinder kamen mir motiviert vor. In einer Klasse war aber eine Lehrerin, die in einer Art und Weise mit den Kindern gesprochen hat, die mir gar nicht gefallen hat. Ich kann´s gar nicht richtig beschreiben, es war einfach Gefühllsache bei mir: so ein herablassender Tonfall mit dem Unterton "na eh klar dass du wieder mal Schwierigkeiten machst" in einer Situation, wo es mMn überhaupt nicht angebracht oder notwendig gewesen wäre. Aber auch in einer an sich "guten" Schule steht und fällt eben alles mit der Lehrperson. Kann natürlich auch sein, dass die Frau einfach einen schlechten Tag hatte.
Die Schule hat zwei Schwerpunkte, wobei einer Begabtenförderung und der anderes "sprachheilpädagogisch" ist. Die Kinder können sich selbst entscheiden in welcher Klasse sie unterrichtet werden wollen und so z.B. schon im ersten Schuljahr den Stoff der 3. oder 4. Klasse lernen. Auch das Klassen-überspringen ist relativ unkompliziert, da ohnehin kein so starres Trennungskonzept durchgezogen wird.
Fazit: Wie bereits beschrieben: ich bin so schlau wie vorher. Was ich jetzt zusätzlich noch erfahren habe ist die Möglichkeit des Schulwechsels nach 2 Klassen, falls der Große keinen Platz in "Schule 4" bekommen sollte, weil der Kleine eben Anspruch auf so einen Platz hätte und er dann als Geschwisterkind bevorzugt werden würde. Ob ich meinem Kind aber dann wirklich einen Schulwechsel zumuten würde hängt natürlich davon ab, wie es ihm bis dahin in der Schule, die er dann besuchen wird, geht.
Nächster Weg ist dann mit meinem Sohn gemeinsam am "Tag der offenen Tür" die Wunschschule besuchen. Ich werde berichten

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Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)