Meine3 hat geschrieben:Hallo Nimoe,
danke für deine Erfahrungswerte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von der KL halten soll. Sie macht ihn größtenteils schlecht, auch seine Leistungen bewertet sie vorsichtig. Sie sagt: teils - teils. Teilweise bringt er sehr gute Leistungen, auch in Mathe (? ja, warum nicht in Mathe...), und dann bemängelt sie wieder die SChreibgeschwindigkeit und die Orthographie. Er ist da jetzt die 3. Woche gewesen, 2 Tage war er nicht in der Schule!
Das nervt mich schon. Sie meinte VOR den Sommerferien zu mir, wir sollen anfangs mit schlechten Noten rechnen, das das normal wäre und sich gibt, nach einem halben Jahr (ich würde mal frech behaupten, dass 3 Wochen kein halbes Jahr sind

).
Dann meckert sie NUR über sein Verhalten, da kommt nichts positives. Auch nicht wenn er sich bemüht, das gesteht sie dann ein, wenn ich explizit danach frage.
Auf der anderen Seite sagt sie: er ist eigentlich in der 3. richtig und sie wollen ihm unbedingt noch die Chance geben bis zu den Herbstferien...
Das passt irgendwie alles nicht mehr zusammen.
Meine Gedanken dazu: sie kann ihn nicht leiden, weil sie ihn nicht versteht. Punkt. Aber sie muss sich eingestehen, dass er in ihrer Klasse eigentlich richtig ist, und ist so fair dies auch zu tun. Sie versucht ihre eigene Unzulänglichkeit (dass ihr der Sohn unsympathisch ist und sie ihn deswegen gern wieder los hätte) zu verstecken, aber das gelingt nicht wirklich gut.
Ganz ehrlich bereue ich es ein wenig, den Vorschlag zum KLassensprung überhaupt an meinen Sohn weitergegeben zu haben. Wir hätten das als Eltern gleich ablehnen müssen

. Denn in der alten Klasse war die Langeweile zwar groß, aber sozial wurde es immer besser... Hätte ich mal auf mein Bauchgefühl gehört... Gut, das kann man eben nie wissen. Die alte KL war sich ganz sicher, dass er das sozial packt und es ihm dort kognitiv viel besser geht (mit letzerem hat sie recht).
Ich bin hochsensibel, meine Töchter auch. Mein Sohn scheint auf der einen Seite in vielen Belangen viel weniger sensibel (eigene Wahrnehmung von Hunger, Müdigkeit, Kälte, Durst, Krankheit, Stress ist nicht so vorhanden), auf der anderen wirkt er SEHR sensibel (SEHR lichtempfindlich, und er reagiert stark auf Stress oder auch Hunger und Müdigkeit, wird dann total überdreht oder launisch oder unausgeglichen, aber merkt das wiederum auch nicht)... Auch menschliche Schwingungen sind sehr zweischneidig. Auf der einen Seite ist er oft SO sehr in seinem eigenen Gefühl "gefangen", dass er nicht merkt, dass sein Verhalten unpassend ist für jemand anderen (BEispiel: er lacht über einen Witz, den er grade liest währenddessen stößt sich die Schwester den Kopf und fängt lauthals an zu weinen. ER lacht LAUTER (nächster Witz) und bekommt NIX außenrum mit. Solche Dinge passieren STÄNDIG. VOrgestern hatte ich einen heftigen Hustenanfall, weil ich mich übel verschluckt hatte. Ich habe mich fast übergeben. Meine Mittlere weiß nicht was tun (sie hat meine GEste mit auf den Rücken klopfen nicht verstanden und wurde ganz ängstlich und der Sohn sitzt seelenruhig nebendran und liest. Als ich dann irgendwann ein ersticktes "XXX (name vom Sohn)" herausbrachte ist er sofort aufgesprungen und hat mir auf den Rücken geklopft

) oder er andere damit vor den Kopf stößt. Auf der anderen Seite hat er unheimlich viel Verständnis für die Gefühle und Belange und Verhaltensweisen anderer, WENN er sie mitbekommt...

Hm, ich denke, du kannst deiner Einschätzung da vertrauen. Das ist ja eine Seite der HS, dass man andere relativ gut und schnell durchschaut.
Schlimmerweise oft sogar besser, als das Gegenüber selbst. Soll heißen, dass die Lehrerin sich dessen evtl. nichtmal bewusst ist bzw es nichtmal vor sich selbst zugeben könnte, dass sie ihn nicht mag, wenn dem so wäre.
Ich würde sie evtl mal drauf ansprechen, dass ihre Rückmeldungen dir sehr negativlastig scheinen und dass du vermutest, dass dein Sohn es auch so empfindet. Dass euch (dich und ihn) das entmutigt und du dir wünschen würdest, dass sie auch positives Feedback gibt. Besonders an deinen Sohn.
Da sie insgesamt immernoch bemüht wirkt, würde ich die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Ihre Antipathie kann sich ja auch noch wandeln, sie braucht evtl auch einfach noch Zeit.
Und vielleicht ist sie im Grunde auch noch nicht richtig drauf eingestellt, dass dein Sohn jetzt wirklich zur Klasse gehört.
Denn noch ist das ja in der Schwebe. Auch eurerseits.
Ich lese gerade folgendes Buch:
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MOTIVATION TRIFFT BEGABUNG
von Gerhard Lehwald.
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(Lehwald ist ein studierter Pädagoge und Psychologe, Professor und jahrelanger Direktor eines Zentrums für Potentialanalyse und Leiter einer Beratungsstelle für hochbegabte Kinder)
Das ist alles recht wissenschaftlich und nüchtern, aber für mich sehr erhellend.
Eigentlich alle seelischen und schulischen Probleme, die meine Tochter hatte und hat, kommen dort 1:1 vor und sind
demnach unmittelbar auf die jahrelange Unterforderung zurückzuführen.
Es ist ziemlich erschreckend.
(Man selbst denkt ja doch immer wieder - und kriegt das gerade auch von Lehrern sowie anderen im Umfeld schnell so gespiegelt - das Kind sei einfach auch charakterlich schwierig, man habe bei der Erziehung/im Umgang mit dem Kind evtl. was falsch gemacht, das Kind sei seelisch nicht stabil genug etc pp... also der Fehler läge zu allererst im Kind oder im Elternhaus ...
Aber warum beschreiben dann diese Autoren immer wieder so genau ausgerechnet mein Kind und seine sämtlichen "Baustellen" so erschreckend präzise?
Ich habs jetzt inzwischen schon so oft gelesen... und immer wieder versuche ich offen zu sein auch für alle möglichen anderen Betrachtungsweisen - aber so langsam glaube ich es doch.
Was mich daran erschreckt ist, dass das, was ich für die diversen Charakterschwächen oder gar -fehler meiner Tochter bzw. mitunter auch für Erziehungsfehler hielt, offensichtlich eine ziemlich erwartungsgemäße, natürliche Reaktion auf all die "Störungen" und Erlebnisse ist, die sie beim Lernen und Erleben in der Schule bisher hatte. Und dass sich das, wenn man da nicht gegensteuert, am Ende offensichtlich in der Persönlichkeit manifestieren kann.)
Insofern bleibe ich dabei, dass dein Sohn besser nicht zurück sollte.
Er wird danach vermutlich andere Probleme haben, die sich ziemlich wahrscheinlich viel langfristiger und tiefergehender auf sein Wohlbefinden und seine charakterliche Entwicklung auswirken.
PS: In Anbetracht dessen, dass du noch 2 nachfolgende Kinder hast, und deine mittlere mitunter ähnlich zu reagieren scheint, wie meine Große, möchte ich dir das Buch gern weiterempfehlen.
Ich würde es dir, wenn ich es ausgelesen habe, auch für ein paar Wochen zum Reinschauen ausborgen, wenn du es nicht kaufen möchtest.
Es ist allerdings nichts, was man mal eben so durchliest, mehr Fachbuch als Sachbuch.