Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3
Maca und ich, wir haben uns schon vorher geschrieben, und jetzt funktioniert der PN-Austausch nicht mehr. Diese Meldung bezog sich nicht inhaltlich auf den Thread.
Der Kleine hat gestern einen Diktat geschrieben zum Thema tz und ck: 12 Fehler. In dem eigentlichen Übungsthema nur 2, obwohl er die Wörter nicht geübt hat. Die anderen waren aus dem Bereich des Verschusselns und des Falschverstehens. Zum Beispiel hat er gedacht, dass "jetzt" ein Nomen sei und hat es konsequent groß geschrieben. Oder er hat sich mit dem Satz auseinadergesetzt: "Robert geht heim". "Das Heim schreibt man doch groß, weil es ein Nomen ist!" Wahrscheinlich war heimgehen auch irgendwo unter den Übungswörtern ohne Erklärung und die meisten Kinder haben es ohne hinterfragen gelernt. Ich mache mir darüber gar keine Gedanken, das wird sich schon setzen.
Hi Katze,
Ich hab das von unterwegs gelesen und geschrieben und dachte, deine Antwort wäre von Maca und sie meine mit "sie kennt sich aus" DICH... Ich sollte das von unterwegs auf dem Handy ohne Brille (!) antworten sein lassen
...Wie auch immer. War ein Misverständnis meinerseits, weil ich die Beitragsersteller nicht richtig gelesen habe...
Ich mache mir auch weder bei deinem noch bei meinem Sohn Gedanken um eine Legasthenie oder ähnliches, aber unsere Lehrerin sagt halt auch:" aber warum macht er so viele Rechtschreibfehler und warum kann er sich einfach nicht merken, dass Nomen groß geschrieben werden (Anfang des Jahres, jetzt sitzt das schon besser)?" Dabei ist sie sonst durchaus in der Lage sein Können und Tun korrekt einzuschätzen und sagt selbst immer wieder, wie wahnsinnig schnell er Gedichte oder Lieder drauf hat, wie differenziert er sich ausdrückt, wie souverän er Vorträge hält und dass er ja mündlich alle Regeln kennt und weiß. Sie fragt sich warum er es nicht umgesetzt bekommt. Ich weiß woher das kommt. Schreiben ist einfach unheimlich anastrengend für meinen Sohn, weil er sein schnelles Denken dann an das langsame Schreiben anpassen muss und das gelingt ihm einfach nicht, sicherlich auch aufgrund des ADHS. Daher macht er dann viele Auslassungsfehler (weil er im Kopf schon am Ende des Satzes ist und nicht beim ersten Wort) oder denkt nicht mehr an die Regeln, weil er froh ist, wenn er es "hinter sich" hat und er so sehr mit dem Schreiben an sich beschäftigt ist.
Schade ist, dass die Lehrer das nicht unterscheiden können. Dass es eine Sache ist, wie man Sprache anwendet, analysiert und durchdringt (also Sprachverständnis) und es eine andere Sache ist, fehlerfrei zu schreiben oder eine schöne Handschrift zu haben. Dass das eben zwei völlig unterschiedliche Prozesse sind.
Bei meinem Sohn sind die Rechtschreibfehler dann schlimm, wenn er abschreibt, weil das einfach todlangweilig ist und er den Satz liest und ihn dann im Kopf hat und eben nicht jedes Wort nochmal ansieht und überprüft. Da es aber langweilig ist, ist er unkonzentriert und so kommt es dann zu den Fehlern. Wenn er frei schreibt (beim Diktat oder nach Gehör), dann denkt er mehr drüber nach, was er da eigentlich schreibt und macht sehr viel weniger Fehler... Beim Abschreiben macht er wirklich das unmöglichste Zeug und sieht die Fehler auch nicht, wenn ich drauf hinweise, dass er nochmal schauen soll, ob er einen Fehler entdeckt
, denn er hat den Satz ja noch korrekt im Kopf und sieht dann nicht, dass er es nicht so abgeschrieben hat.
Sohn hatte im Abschreibdiktat eine 3 geschrieben, im freien Diktat eine 1,5. Das zeigt ja deutlich, dass es kein grundsätzliches Unvermögen ist.
Was das zu viele Nachdenken über Nomen angeht, das macht meine Mittlere auch (die ja eigentlich noch nicht über sowas nachdenken MUSS, weil 1. Klasse, es aber tut) und sie würde auch sagen: DAS Jetzt (im Sinne von der momentane Augenblick) ist doch ein Nomen... Ich kann das gut nachvollziehen, das selbe mit heim gehen. Da würde meine Tochter auch drüber stolpern, weil sie die Wörter noch nicht im Kontext und in ihrer Funktion betrachtet sondern isoliert. Mein Sohn macht solche "zu viel drüber nachdenken-Fehler" eher nicht, der weiß schon sehr gut was wann wie ein Nomen ist und wann nicht, aber er denkt beim abschreiben eben einfach nicht nach und macht die Fehler dann deswegen.
Ich finde Pädagogen sollten im Studium viel mehr über das Lernen an sich lernen: was für Lerntypen gibt es, wann entstehen welche Fehler und warum, welche Fähigkeiten werden überhaupt bei den einzelnen zu lernenden Dingen beansprucht (beim Erlernen von Rechtschreibregeln geht es beispielsweise eben nicht darum Sprache analytisch und differenziert anzuwenden, was Kinder mit hoher SV aber ausmacht), wann fällt einem Lernen leicht und wann schwer und wie kann man es dem Kind leichter machen unliebsame Dinge zu lernen?
Das alles wird, glaube ich, ziemlich vernachlässigt. Klar wird gelehrt, Lerninhalte spielerisch zu vermitteln, dass sich Neues durch Wiederholungen festigt, etcpp. Aber es wird leider nicht differenziert. Dass dieses spielerische Herangehen auch nicht für jeden was ist und Wiederholen, wenn man den Stoff bereits beherrscht ,genau den gegenteiligen Effekt hat: entweder schaltet man ab und es kommt zu Leichtsinnsfehlern oder man wird durch die vielen Wiederholungen verunsichert, weil man sich ständig fragt, warum das immer wieder durchgekaut wird und sucht den Haken an der Sache (so geht es meiner Tochter immer wieder in Mathe, das arme Ding. Ich muss ihr dann immer wieder sagen:" das ist nichts Neues, das ist immer noch das Gleiche wie vorher und wirklich so leicht wie du denkst. Da ist nicht MEHR dahinter" und meinem Sohn ging es in der 1. Klasse mit Mathe auch so. Er konnte ja den gesamten Stoff und hat aber irgendwann eine totale Blockade gehabt und die einfachsten Dinge nicht mehr "verstanden"). Und das wird den Lehrern nicht gesagt. Die schauen rein auf die Leistung. Sie schauen nicht dahinter (warum ist die Leistung gut, warum ist diese nicht so gut). Und das ist ein Fehler im System. Auf der einen Seite ist Schule komplett resultatorientiert, so wie unsere Gesellschaft eben auch leistungsorientiert ist. Auf der anderen Seite schreibt man den Kindern aber sehr engmaschig vor WIE sie zu diesem Resultat zu kommen haben. Unorthodoxe oder fortschrittlichere Herangehensweisen oder nicht-hierarchisches Lernen sind unerwünscht. Das ist nicht fair. Es wird erwartet, dass jeder auf die selbe Weise und in der selben Geschwindigkeit lernt, versteht und umsetzt. Und das ist Humbug.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.