Unterforderung in der Grundschule?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Antworten
Gast_(Anne)

Unterforderung in der Grundschule?

Beitrag von Gast_(Anne) »

Hallo,

meine Tochter wird als Kann-Kind auf Anraten des Kindergartens im September eingeschult. Beim Kauf der Schulbücher musste ich feststellen, dass die relativ mühelos die letzte Seite der Lesefibel gelesen hat und sich dann das Rechenbuch ab der Mitte vornahm. Soll ich mit der Schule darüber sprechen? Ich habe schon schlechte Erfahrungen mit einem anderen Kindergarten gemacht, wo man meinte, ich würde mein Kind drillen. Das stimmt nicht, ich bin immer wieder selbst überrascht, was sie kann und woher sie es kann.
Mit der Bitte um Rat....
Anne
KArin
Administrator
Beiträge: 223
Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Unterforderung in der Grundschule?

Beitrag von KArin »

Hallo Anne,
es ist nicht selten, daß Kinder bei der Einschulung bereits lesen können. Auch das Rechnen im Zehnerraum ist bei Schulanfängern zumindest so "normal", daß es bei der Einschulungsuntersuchung überprüft wird.
Ich würde an deiner Stelle fürs erste noch nichts sagen. "Schulwissen" ist nur ein kleiner Teil dessen, was mit der Einschulung auf ein Kind zukommt. Die wirklichen Aufgaben sind Erlernen von fremdbestimmtem Arbeiten, Selbstorganisation, Disziplin, Konzentrationsfähigkeit, der Umgang in der Klassengemeinschaft, das Stillsitzen und zuhören...
All das müssen auch Kluge Kinder erlernen, und damit wird deine Tochter fürs erste genug zu tun haben ;-))
Dazu kommt ja auch noch Sachkundeunterricht, Schreiben lernen (in Druck- und Schreibschrift), Diktate schreiben, frei schreiben... In Mathematik nicht nur Rechnen, sondern auch Textaufgaben lösen, um die Ecke denken...
Es gibt Musik, Malen, Religion...
Das reine Lesen und Rechnen nimmt nur einen Teil der Schulzeit in Anspruch.

Wenn ich mir so ansehe, was für einen Entwicklungssprung mein Sohn im ersten Schuljahr gemacht hat, würde ich niemals befürworten, ein Kind direkt in die zweite Klasse einzuschulen oder auch nur ein Springen im ersten Jahr zu erwägen. Wartet mal die ersten Schulwochen ab, lerne die Lehrerin/den Lehrer kennen, und überlasse es auch ein wenig deiner Tochter, sich ihren Platz in der Klasse zu suchen.
Wenn sie mit dem normalen Unterrichtsstoff in Lesen und Schreiben tatsächlich unterfordert ist, wird das wahrscheinlich auch der Lehrerin auffallen, und sie die Aufgabenstellung entsprechend anpassen - das war zumindest in beiden Schulen so, die mein SOhn bisher besucht hat. Und wenn nicht, wird ihr die erste Zeit nur umso leichter fallen - du mußt nur ein wenig drauf achten, daß sie vor lauter "kann ich schon" nicht den Anschluß verliert, wenn Neues dazu kommt.

Liebe Grüße!
KArin
sylvia
Moderator
Beiträge: 181
Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Unterforderung in der Grundschule?

Beitrag von sylvia »

Hallo Anne,
ich kann mich da Karin nur anschliessen - sag noch nichts (im Moment)
Aber: behalte Deine Luette gut im Auge. Ich habe zwei Jungs, die mit 5 eingeschult wurden - unser Aeltester in der ganz regulaeren Grundschule. Und auch wir hatten das Gefuehl - mannomann - das kann er schon alles. Das einzige, was er in seiner ersten Klasse gelernt hat, (akademischerweise) war Schreibschrigt - und die auch nicht Buchstabe fuer Buchstabe wie die anderen, sondern in vier Tagen - durch Anschauen der Poster im Klassenzimmer.
Jedenfalls war der Junge kreuzungluecklich und hat es mich spueren lassen (nicht aber die Lehrerin)
Mein Ratschlag an Dich: hab ein moegliches, aehnliches szenario im Hinterkopf, beobachte Deine Tochter, aber lass es sie nicht merken, dass Du Probleme kommen siehst (self fullfilling prophecy) - das kann Probleme erst verursachen. Wenn sie wirklich gelangweilt scheint, rede mit ihr darueber, wie man sie loesen kann, dann mit den Lehrern. Habe keine Angst davor, als draengelnde Mutter aufzutreten - Deine Tochter hat nur Dich als Advokat, sonst keinen. (Und was die Nachbarn sagen, kann Dir egal sein - ich habe in der ersten Klasse mit meinem Aeltesten gut rausfinden koennen, wer wirklich Verstaendnis hat und wer nicht)
Evtl, falls es zu krass werden sollte, kannst Du 8ueber einen H.B.-Test nachdenken. Auch wenn die Schulen kaum Rahmenrichtlinien haben, damit umzugehen, hilft es Dir doch beim Argumentieren.
In die 2. springen - versuche es zu vermeiden. Sie lernen all das soziale Gefuege aufzubauen etc. Das ist nur eine absolute Notloesung.
Versuche mit anderen fixen Kindern zusammenzukommen.
(Damit Deine Tochter merkt, dass sie nicht alleine ist - das ist besonders wichtig, falls sie soziale Probleme bekommt)
Und: Als Maedchen wird sie eher geneigt sein, sich anzugleichen, auch auf Kosten ihrer geistigen Faehigkeiten. Piekse sie hin und wieder mit Rechenaufgaben, irgendwas, was sie reizt zu bearbeiten.
Und: Du wirst wahrscheinlich viel Phantasie brauchen zur Hausaufgaben-Motivation. Ich habe mir alle 2 Wo. was neues ausdenken duerfen, wie ich ihn motivieren konnte (Belohnungen/Strafen/etc) - was mir besonders schwer fiel, weil ich ihn ja so gut verstehen konnte ;-/
Gluecklicherweise kam dann unser Umzug in die USA, wo sich mit der hb-Schule, in die die Kinder gehen, die Probleme ziemlich in Luft aufgeloest haben.

OK, wenn Du weitere Tips brauchst, kannst Du mich gerne zurueck-anmailen.

Gruesse von Sylvia
Antworten