zu hohe Erwartungen an sich selbst

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
pina
Beiträge: 32
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 10:41

zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von pina »

Hallo,

mein Tochter (6) geht in die 1.Klasse und gehört dort zu den besten und hört fast nur Lob von ihrer Lehrerin.

Jeden Freitag gibt es eine Ansage und eine Rechenprobe, die sie bisher fast immer fehlerlos gemacht hat. Diesmal hatte sie bei der Rechenprobe 3 Fehler, weil sie statt minus plus gerechnet hat, aber das richtig.

Ihr Kommentar "Ich habe ja gewusst, dass ich schlecht rechnen kann." Sie glaubt auch, dass sie nicht zeichnen kann, obwohl sie sehr gut zeichnet.

Komischerweise glaubt sie nur bei Dingen, die sie sehr gut kann, dass sie sie schlecht könne. Vor ein paar Monaten hat sie mit Geige spielen begonnen und ist jetzt mal entzückt wie herrlich ihr Geigenspiel klingt, auch wenn sie gerade ganz füchterlich kratzt.

Ich versuche sie natürlich zu loben, aber es scheint nichts zu nutzen. Sie bleibt davon überzeugt, dass sie schlecht rechnet, zeichnet, turnt etc. Auch das Lob der Lehrerin nützt nichts.

Hat jemand eine Idee, wie ich ihr zu einem realistischen Selbstbild verhelfen kann?

lg
pina
alibaba

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von alibaba »

Hallo Pina,

stört bzw. behindert sie es denn? Ist sie dadurch unzufrieden? Oder findest du es nur für sie schade, das Sie ihr Licht unter den Scheffel stellt?

LG
pina
Beiträge: 32
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 10:41

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von pina »

Hallo alibaba,

ja sie ist unzufrieden und Dinge, die sie gerne tut, machen ihr dann keine Freude mehr zB Zeichnen oder sie fängt garnicht damit an.

Ihr Bruder macht bei Kinderläufen mit und sie will nicht mitmachen, mit der Begründung, dass sie unsportlich sei, dabei ist sie viel sportlicher als ihr Bruder. Sie verbaut sich vieles damit, was ihr Freude machen könnte.

lg
pina
alibaba

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von alibaba »

Mhhh... leider habe ich dann keine gute Idee für Dich. Schade. Wenn sie etwas gerne macht und es deswegen nur nicht macht, weil sie unzufrieden ist? Mache ich es dann gerne? Kommt es mir so als Frage in den Sinn.

Vielleicht haben hier andere gute Ratschläge.

LG
pina
Beiträge: 32
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 10:41

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von pina »

Hallo,

@alibaba: Sie hat wirklich Freude an den Sachen, das war auch beim Lesen so: zuerst wollte sie nicht ("Ich kann das nicht"), dann seit ca. 1 Monat liest sie sehr viel und mit großem Spaß. Da hat sie dieses "ich kann das nicht" irgendwie überwunden. Vielleicht erwartet sie, dass sie alles auf Anhieb kann, denn bisher hat sie die Dinge, die sie gern machte auch sofort können.

@heike: das mit dem Üben weiß sie im Kopf, aber es ist noch nicht ganz ins Herz geplumpst. :)

lg

pina
JOJO

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von JOJO »

Hallo,

ist glaube ich die "niederlagenlose Methode". So sind sie unverletztlich. So deute ich das bei unserer.

Zum Beispiel bei kleinen Wettkämpfen. Meist sagt sie, das es ja auch nicht schlimm ist, Letzte zu werden, da sie die Kleinste ist. Je nach Laune strengt sie sich mal mehr mal gar nicht an. Aber noch nie so richtig, wie sei könnte - immer kontrolliert. Oder beim Schwimmen. Sie übt nur so für sich, nie das, was man mal länger üben müsste um es zu beherschen. Sie schwimmt nur so, wie sie es im Moment beherrscht.

Beim Malen immer die gleichen Bilder, nie Menschen, da diese natürlich nicht perfekt aussehen.

Aber alles was sie kann ist schon gut, aber um mehr zu können muß man halt üben. Da sagt sie lieber, das kann ich nicht, das möchte ich nicht.....

Gesellschaftsspiele waren daher lange nicht spielbar.

Wie ist das denn eigentlich bei Euch. Das Endergebniss ist ja nicht vorhersehbar. Und es ist ja auch nicht "schlimm", wie bei allen anderen Dingen eigendlich auch.

Bei unserer fällt dieser Groschen im Moment glaube ich 1/10 Pfennigweise.

Gruß JOJO
pina
Beiträge: 32
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 10:41

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von pina »

Hallo JoJo,

du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie vermeidet Niederlagen, besonders bei Dingen, die ihr etwas bedeuten und schützt sich so vor Verletzungen. Das ist für mich ein neuer Aspekt, ich dacte immer es liegt am Perfektionismus, aber das ist eben nicht alles.

Und genau wie bei euch, lange keine Gesellschaftsspiele (auch jetzt gibt es nur 2, die sie spielt), keine Wettspiele beim Geburtstagsfest (nicht mal Topfschlagen), auch bei Bildern malt sie immer dasselbe, weil sie was anders "nicht kann".

lg
pina
3mefree
Dauergast
Beiträge: 61
Registriert: Mo 6. Apr 2009, 00:21

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von 3mefree »

Hallo Pina!

Ich glaube, sie vergleicht sich halt auch immer mit Älteren! (Mit euch Eltern oder großen Geschwistern!)
Da kommt man sich dann schnell einmal "schlechter" vor, oder?

Ich glaube, es könnte helfen, wenn ihr klärt, dass man nicht alles MESSEN kan und soll. Das geht am besten mit KreativDingen, die sich in kein Schema pressen lassen. Z.B. nicht gegenständliche MAlereien, kreative Techniken wie Spritzpistolenmalen, Spraymalen, Murmelbilder o.ä. Einfach nur Freude an der Sache und am Tun vermitteln, nicht den Inneren Zwang, etwas Perfektes tun zu müssen. Oft helfen auch "Löscharbeiten" - Dinge , die sowieso wieder gelöscht werden und gar nicht archiviert werden, z.B: Nudelbilder, Tafelmalereien u.ä.

Auch eine Überlegung wert:
Wahrscheinlich musste sie sich bislang nicht so wirklich anstrengen, weil ihr durch ihre Begabung alles mehr oder minder in den Schoß gefallen ist. Da fällt dann Üben oder Frusterlebnisse wirklich schwer. Möglicherweise können Glücks-Würfelspiele o.ä., bei denen ganz klargestellt wird, dass es reiner Zufall ist, wer gewinnt, die Frusttoleranz steigern?
Habt ihr mal Tierbabys beobachtet? Wie sie putzig und etwas tollpatschig sind? Und wie sie es trotzallem immer wieder üben, bis sie es dann können? Da könnte man ein Gespräch anknüpfen über Ehrgeiz und die tatsache, dass niemand alles von vornherein kann...

Ich finde es toll, wenn sie jetzt Geige spielt. Musik ist immer gut und ein Ventil für Gefühle!
Liebe Grüße, 3mefree
Zuletzt geändert von 3mefree am Fr 23. Okt 2009, 00:34, insgesamt 1-mal geändert.
heidimoritz
Dauergast
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Registriert: Mo 4. Aug 2008, 19:55

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von heidimoritz »

Hallo Pina,

hab Deinen Beitrag erst jetzt gelesen, mein Sohn (4) steht sich auch ständig selbst im Weg, er sagt oft er kann das nicht und ihn vom Gegenteil zu überzeugen, das ist sehr schwierig. Er macht oft nur die Dinge die er perfekt beherrscht und er wollte mit 3,5 Jahren unbedingt Geige lernen, war auch ganz toll, bis die Geigenlehrerin gemeint hat dass er üben muss, obwohl er alles ohne üben konnte. Das wars dann mit dem Geigenunterricht, er wollte nicht mehr. Habt ihr mittlerweile einen Weg gefunden eure Tochter für Dinge zu motivieren die vielleicht nicht gleich auf Anhieb klappen? Vielleicht ist es bei ihm auch eine Kombination aus Perfektionismus und Schutz vor Verletzungen. Hast Du vielleicht einen Tipp?

Ich hab noch ein paar Beiträge von Dir gelesen und ein paar Dinge kenne ich auch sehr gut von meinem Sohn. Du hast z.B. geschrieben, dass dein Sohn im Spielzeuggeschäft sehr in Gedanken versunken ist, dass er garnicht auf die Idee kommt etwas zu wollen, das könnte echt mein Sohn sein, ich glaub er kann überhaupt nicht abschalten. Mit dem Kopfrechnen das kenne ich auch, er hat noch nie seine Finger dafür benutzt und sagt auf Anhieb das sind so und soviel Stufen, das war von einem Tag auf den anderen.
Mein Sohn ist leider oft so, dass er sich überhaupt nichts zeigen lässt, er will sich alles alleine beibringen und das mit einer manchmal fast unmenschlich hohen Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer.
In welchem Alter hast Du Deinen Sohn testen lassen?
lg
Heidi
pina
Beiträge: 32
Registriert: Mi 29. Apr 2009, 10:41

Re: zu hohe Erwartungen an sich selbst

Beitrag von pina »

Hallo Heidi,

eine wirkliche Antwort habe ich nicht, wie damit umgeht. Wir sagen unserer Tochter immer wieder, wenn sie etwas gut macht oder wenn sie sich falsch einschätzt ("das kann ich nicht", "ich habe doch gewusst, dass ich dumm bin"). Mittlerweile weiß sie schon , dass sie nicht dumm ist, aber es kommt immer wieder hoch. Sie sagt manchmal sogar schon: "Das muss ich noch üben" und gibt nicht gleich auf. Es wird besser, aber langsam.

Sie hat halt auch das Problem, dass sie in der Schule im Schatten ihres großen Bruders steht. Da er doch sehr überdurchschnittlich ist, werde ich immer wieder darauf angesprochen ("Ich habe gehört, Ihr Sohn ist soo gescheit"), nun hat er auch noch einen Mathe-Wettbewerb gewonnen und wurde in der Schule geehrt. Das kriegt sie alles mit und hört immer nur wie gescheit er ist. Aber im Herbst kommt er ins Gymnasium, da wird es für sie leichter.
heidimoritz hat geschrieben: Mein Sohn ist leider oft so, dass er sich überhaupt nichts zeigen lässt, er will sich alles alleine beibringen und das mit einer manchmal fast unmenschlich hohen Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer.
In welchem Alter hast Du Deinen Sohn testen lassen?
Ja, genauso ist unserer auch. Gerade die Konzentrationsfähigkeit hat mir als er so klein Sorgen bereitet, da er teilweise völlig weg getreten war und seine Umwelt überhaupt nicht wahrgenommen hat und ganz in seiner Welt versunken war. Mir ist er fast wie besessen von einer Sache vorgekommen und das hat mir Angst gemacht.

Wir haben ihn mit 5 Jahren testen lassen. Heute euer Sohn Freunde? Unserer hat erst seit er in der Schule ist Freunde und die tun ihm sehr gut, da er gemerkt hat, dass es auch schön ist einfach Blödsinn mit anderen zu machen und Spaß zu haben und dass es mehr im Leben gibt als Zahlen und Bücher.

lg
pina
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