1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Momo
Dauergast
Beiträge: 976
Registriert: Mo 13. Jan 2014, 22:49

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von Momo »

Liebe s_schaf,
ich finde Koschkas Anregung sehr gut und die Frage ist- gibt es keine andere Schule mit einem alternativen Konzept in Eurer Nähe (oder notfalls auch etwas weiter entfernt) ? Oder habt Ihr Euch einfach noch nicht mit alternativen Konzepten beschäftigt?

Ich lese gerade ein sehr schönes Buch " Erziehung zum Sein" von Rebeca Wild. Diese Frau hat in den 80er Jahren eine alternative Schule in Ecuador gegründet. Sie beschreibt sehr eindrucksvoll, welche Kinder diese Schule besuchten, welche "problematischen" Verhaltensweisen sie mitbrachten und wie absolut positiv ihre Entwicklung verlief, als sie freiwillig, mit viel Freude und wunderbarem Lernmaterial (Montessori) arbeiten durften. Ich glaube es gibt Kinder, die zeigen stärker als andere, wenn ein System einfach nicht zu ihnen passt. Dein Sohn ist kognitiv Gleichaltrigen weit voraus und kann sich zu Hause konzentrieren und sich alleine beschäftigen, oder? Hast Du im familiären Umfeld das Gefühl, dass er tatsächlich ADHS haben könnte? Oder kann es vielleicht sein, dass er mit dem Kindergarten- und Schulsystem aus irgendwelchen Gründen nicht zurecht kommt? Er ist klug und versucht sich zu wehren. Es gibt andere Kinder, die sich zurückziehen, er geht gegen an. Sehr prägnant finde ich, dass er seine Lehrerin mit seinem Verhalten "bestrafen" möchte, wie Du hier beschrieben hattest:
Er fühlt sich ungerecht behandelt und heute Morgen meinte er, dass er "die da" bestrafen will mit seinem Verhalten.
Wir haben lange mit ihm gesprochen, aber er sieht die Problematik nicht.
Ich denke, es ist nicht Aufgabe Deines Sohnes, die Problematik zu verstehen und sich anders zu verhalten. Das ist eine komplette Überforderung. Es ist die Aufgabe der Lehrer, das Problem zu ergründen und ihr eigenes Verhalten zu überdenken/zu ändern!
Stattdessen wird nun versucht, ihn durch Medikamentengabe und durch ein Belohnungssystem in das Schulsystem zu pressen, in welches er aus bestimmten Gründen nicht hineinpasst. Doch die Gründe bleiben bestehen, wohin wird das führen?

Vielleicht gibt es ja doch eine Schule in Eurer Nachbarschaft, die Kinder ernst nimmt und wo Lernen nichts mit Frust zu tun hat!

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
s_schaf
Beiträge: 46
Registriert: Fr 18. Nov 2011, 10:37

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Nochmal kurz zur Schule. Wir hatten uns mal die Regenbogenschule bei uns überlegt. Anderer Ortsteil mit eher schlechtem Ruf, aber die Schule ist ein Bildungshaus und bietet 1. und 2. Klasse mit gemeinsamen Lernen. Hectorakademie ist auch dabei usw. Es hört sich gut an. Allerdings die Frage ob ein Schulwechsel was bringt. Ich denke ohne Medis geht es erstmal nicht. Aber vielleicht schauen wir uns die Schule einfach mal an.

Das soziale Problem ist da. Ja. Noch hat er Freunde. Aber wie lange noch...hm. Wir sind ja in einer Gruppe mit Sozialkompetenztraining ab April hoffentlich und ab März im Konzentrationstraining aufgenommen.hier verspreche ich mir einiges.

Das nicht alleine beschäftigen ist nicht mehr so aktuell. Er macht gerne Musik und ich frage dann auch mal, ob er mit mir eine Jam-Session machen möchte. Er spielt Schlagzeug und ich klimpere auf dem Klavier. Ansonsten malt er viel ( hat er ja früher überhaupt nicht) schaut sich seine Micky Maus und Donald Duck Comics an und fragt mich dann nach einer Weile ob ich ihm das vorlesen kann. Ich möchte aber natürlich nichts ausschließen. Vielleicht kommt trotz momentanen Ausschluss doch noch ein Asperger raus. Und Hörspiele sind natürlich immer dabei. Er hört alles mögliche. Auch Peter und der Wolf mit Erklärung was die Instrumente zu den Figuren sind. Ist die Frage ob das auch zum selbst beschäftigen gehört...
s_schaf
Beiträge: 46
Registriert: Fr 18. Nov 2011, 10:37

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

@Koschka: Hörspiele sind von der Lehrerin nicht gewünscht.
So, nun noch generell das Update, Gespräch mit Lehrerin, SPZ.
Die Lehrerin will eigentlich nicht mehr so recht, das merkt man. Sie fragt ständig, wann denn die Medikamente kommen.
Ich sagte ihr im Gespräch, dass mein Sohn noch eine milde Form des ADHS hätte und er sich trotz dieser Einschränkung wirklich bemüht. Auch der Sozialpädagoge fand, dass er sich gut macht.
Sie meinte am Schluss aber nur, dass es ihr am liebsten wäre, wenn er jetzt schon auf die Schule für Erziehungshilfe käme :shock: ...ich muss sagen, dass er wirklich nicht so schlimm ist. Ich habe mich mit der Betreuung (verläßliche Grundschule) unterhalten, wo er morgens vor der Schule und mittags nach dem Unterricht ist. Er sei ein lieber Kerl und sie hätten diese Probleme nicht (hier muss er sich unterordnen und man spielt viele Brettspiele mit Regeln und bastelt und malt, feste Essenszeiten).
Ich denke mittlerweile, dass eine liebevolle, bestimmte Strenge (wie in dieser Betreuung) und zu Hause das ist was er braucht. Nur seine Lehrerin hat es geschafft, ihn in dem halben Jahr so runterzumachen (Blosstelung in der Klasse, anschreinen, rausschubsen aus dem Klassenzimmer), dass es nur schlimmer anstatt besser wurde.
Die Hilflosigkeit der Lehrerin hat viel kaputt gemacht. Und dann denke ich, er kann doch nicht das einzige Kind mit ADHS sein. Diese Schule ist uralt...wie ist man denn bisher vorgegangen...damals im Kindergarten habe ich diese Frage auch gestellt, ob es denn nicht solche Fälle schon gegeben hat und was man dann gemacht hätte. Hier wurde ich forsch zurückgewiesen, dass man das nicht vergleichen können. Eine Antwort bekam ich nicht.
Nun nochmal zum Schulwechsel, mein Sohn ist bereit sich eine andere Schule anzuschauen. Das heißt schonmal viel.
Ich denke wir werden das tun. An dieser Schule sehe ich momentan keine Zukunft.
Wir haben nun auch Medikinet verschrieben bekommen. Wir sollen 4-6 Wochen testen, wenn es bis dahin keinen durchschlagenden Erfolg gibt, liegt es nicht an der fehlenden Dopaminweiterleitung.
Ab nächster Woche startet das Konzentrationstraining. Ich hoffe immer noch inständig, dass die Sozialkompetenzgruppe zu stande kommt.
shaja-neu
Dauergast
Beiträge: 103
Registriert: Di 20. Jan 2015, 12:58

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von shaja-neu »

Wie geht euch inzwischen?
Hat sich Neues ergeben? ?

LG shaja
s_schaf
Beiträge: 46
Registriert: Fr 18. Nov 2011, 10:37

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Hallo an alle. Nun nach langer Zeit wieder ein Update...
Mein Sohn hat nun bald die 1. Klasse geschafft (wir haben nicht gewechselt; Sozialpädagoge hat Hilfestellung gegeben). Wir sind bei den Medikamenten geblieben, er schafft es ganz gut mit 7,5mg Medikinet 1 mal am Morgen. Solange er keine Mittagsschule hat, reicht es so. Er ist sehr gut in der Schule und auch sonst ist er wieder recht glücklich. Er freut sich darauf in Mathe endlich etwas mehr zu lernen und auf die Schreibschrift.
Hausaufgaben macht er noch ohne Medikation. Es hat sich herausgestellt, dass es um 17 Uhr eine gute Zeit ist. Viele haben erst gedacht, ich spinne, aber es funktioniert sehr gut. Vorher tobt er sich aus und dann kann er manchmal in 5 min, manchmal in 20-30 Minuten seine Sachen erledigen. Es gibt nur noch wenige Stressmomente. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn, dass er das alles so mit macht.
Wir hatten mit Gitarrenunterricht begonnen, mussten es aber leider wegen Therapie zur gleichen Uhrzeit abbrechen. Ich denke aber, dass mein Sohn das nach Ende der Therapie wieder weiter macht. Gitarrenunterricht war privat und er war mal hibbelig, mal weniger hibbelig. Er kann die gezeigten Sachen gut umsetzen, nur üben fällt ihm schwer. Ich habe versucht so wenig Druck wie möglich aufzubauen.
Zu Hause haben ich nun endlich, so scheint es, einen Weg gefunden, wie wir ohne Stress und Streit den Morgen schaffen (aufstehen, anziehen etc.). Nun haben wir aber bald Ferien *freu* und dann ist erst mal verschnaufen angesagt.
Ich wünsche allen einen schönen Urlaub!
shaja-neu
Dauergast
Beiträge: 103
Registriert: Di 20. Jan 2015, 12:58

Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von shaja-neu »

Oh, das freut mich sehr, dass es bei euch nun viel besser läuft! !!!

Mein Sohn spielt auch Gitarre, ist ein tolles, sehr vielseitiges Instrument :D

Dein Sohn kann damit noch viel Freude haben -übrigens übt mein Sohn nur phasenweise. .ist nicht so schlimm ;)

LG shaja
Antworten