Mannschaftssport zur Sozialisation?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
WeBi79
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von WeBi79 »

Das Problem kenne ich.
Meine Tochter findet sehr schnell neue Kontakte (z.B. auf dem Spielplatz), allerdings hat sie nur 2 oder 3 Freundinnen.
Alle mind. 2 Jahre älter eher mehr.
Sie hat fast 4 Jahre Fußball gespielt (von 3 1/2 bis vor einem Jahr) als einziges Mädchen bei Jungs die mind. 1 Jahr älter sind.
Dann war von einem Tag auf den anderen Schluß, wahrscheinlich weil die Oma sich über die blauen Flecken an den Beinen beschwert hat.
Jetzt wurde uns vorgeschlagen sie in einen Sport zu schicken um gleichaltrige kennen zu lernen und mit diesen Kontakt zu knüpfen.
luric
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von luric »

Ich kann Judo empfehlen, mein Sohn hat dadurch sehr viel Selbstbewusstsein gewonnen und respektvolles Miteinander gelernt.

Darüber hinaus ist er bei den Pfadfindern, auch hier steht das Soziale im Mittelpunkt.

Für Fussball ist er zu zart beseitet, der rüde Umgangston und das aggressive Spiel ist nicht seins.
2006: maxischlau vs. 2009: minischlau
laurina
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von laurina »

@luric
So etwas Ähnliches wie Judo macht mein Sohn seit drei Jahren: Goshin - jitsu, auch eine Selbstverteidigungssportart. Allerdings ist er da nicht wirklich glücklich. Es gibt ein paar Jungs, die ihn regelmäßig ärgern, z. B. seine Sachen in der Umkleide herumwerfen, ihn trotz Abklatschen grob festhalten, auslachen etc.
Die Trainer haben das nicht wirklich im Griff, und die Gruppe (ist von unserem lokalen Sportverein) wird mit jungem Nachwuchs überschwemmt, die Fortgeschrittenen sind wenig zahlreich und oft sich selbst überlassen. Er will da schon lange aufhören, aber wir haben ihn immer ermuntert, weiterzumachen, weil wir die Sportart im Grunde sehr gut finden. Eigentlich wollten wir mal mit den Trainern reden, was da genau los ist. Wirklich "sozialisiert" wird er da aber, fürchte ich, nicht, auch weil er nicht mit Engagement dabei ist.

Pfadfinder gibt es bei uns im Ort leider nicht, da habe ich inzwischen recherchiert.
Aber danke für den Tipp!
shaja-neu
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von shaja-neu »

Sind denn die Klassenkameraden wirklich seine peer-group?
Jahrelang musste mein Sohn sich gezwungenermaßen mit einer von außen erzwungenen peer-group abmühen.

Jetzt , da er mit 7 Jahren in der dritten Klasse ist klappt es plötzlich besser mit den Kindern.
Gleichaltrige sind bei meinem Sohn offensichtlich nicht die peer-group, auch wenn Erzieherinnen und im vergangenen Jahr auch Lehrerinnen das nicht wahr haben wollten.

Auch mein Sohn bräuchte eine Sportart. Fußball geht nicht, da er da altersmäßig und auch leistungsmäsig mit gleichaltrigen spielen müsste- er würde aber nicht hinein passen, da er ja lieber mit älteren spielt.
Das gleiche gilt für Basketball usw
Wir versuchen es nun mit fechten. Da trainieren Sie jahrgangsübergreifend und es gibt dort viele kluge Kinder.

Selbstverteidigung wäre auch gut, würde ich aber an deiner Stelle überprüfen, denn wenn er da geärgert wird würde ich es lassen.
Meiner mag übrigens auch die Kinderakademie -gibt es das bei euch?
Im übrigen sucht auch mein Sohn privat gerne den Kontakt zu Erwachsenen , er geht regelmäßig in ein repair -Café. ..und zwar auch alleine schon als er jünger und scheuer war!
Gerne geht er auch in eine Computer - AG(auch nur erwachsene ) in der Nachbarschaft.
Mein Sohn soll übrigens in seiner Freizeit nur machen, was ihm gefällt und auch gut tut.Das finde ich sehr wichtig. ..
Entspanne dich, Lehrer geben leider oft auch unreflektiert Ratschläge, die gar nicht zur Familie passen. ;)
LG shaja
alibaba

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von alibaba »

Guten Morgen,

nun, ob Peer-Group oder nicht, Modelleisenbahn oder Briefmarkensammeln wird Kind wohl auch eine Altersstufe höher nicht finden. :schwitz:

Es gibt, anders als die Threaderstellerin anmeint, auf jeden Fall Sportarten ohne jeglichen Druck. Spontan fällt mir tanzen ein oder schwimmen beim DLRG. Auch reiten kann stärkend für das Selbstbewusstein sein. In allen Fällen sind es Gruppensportarten, wo man das alles erlernen kann, was die Sozialisation in Gruppen abverlangt.

Tendenziell wird es wohl für einen Stubenhocker schwer werden sich mit den Gefügen in Gruppen abzugeben. Das liegt aber eher weniger an den ausgefallenen Hobbys als daran, das Kind seine Kontakte nur über seine Hobbys definiert. Auch mein nicht Fußball liebender Sohn kickt auf dem Bolzplatz, denn anders trifft man hier keine Freunde und anders wäre man hier alleine. Gott sei Dank hat das mein Herr Sohn erkannt - ein weißer Schritt. nein man muss Fußball nicht lieben, man muss aber erkennen wo man Freunde findet und sich damit arragnieren, im Rahmen wie man als Minimum kann. Vorbild ist da mein Mann, der auch einfach mal mit auf den Bolzplatz ging und so zeigte, Fußball kann einem auch Freude bereiten, auch wenn man es nun nicht unbedingt zu seinem Lieblingssport auswählt. :mrgreen:

Und was hier immer geht ist die Gruppe über die Musik. Da steht nur die Musik im Vordergrund und alle verbindet das selbe. Die meisten Musikschulen bieten kostenlos das mitspielen im Orchester an und hier werden doch ab und zu Freizeiten organisiert oder Ausflüge. Hier kann man klasse Freundeschaften pflegen und Gruppendynamik kennen lernen, zwar nicht ganz ohne zu kicken, aber immerhin mit viel mehr Verständnis und verbundenem Gemeinsamen. :mrgreen:

Zwingen würde ich dein Kind zu keinem Sport. Aber mit ihm reden und den Papa mit ins Boot holen. Diese sind wichtiger als man denkt.

Viel Erfolg.
laurina
Dauergast
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von laurina »

@shaja
Gleichaltrige sind bei meinem Sohn offensichtlich nicht die peer-group, auch wenn Erzieherinnen und im vergangenen Jahr auch Lehrerinnen das nicht wahr haben wollten.
Das gilt für unseren Sohn definitiv auch. Allerdings meinte diese Lehrerin eben, er müsse lernen, sich auch mit Gleichaltrigen zu verstehen und Anschluss zu finden, auch wenn er Fußball, Star Wars und Mine Craft doof findet. Das sei neben kognitiven Fertigkeiten auch eine wichtige Schlüsselqualifikation im Leben. Das ist der Satz, der mich überhaupt erst darauf gebracht hat, dass ich vermehrt darauf achten sollte, dass er sich nicht zu sehr isoliert.


@shaja, @alibaba
Wenn ich es mir so überlege, hat er ohnehin schon viel ausprobiert - im Rahmen unserer Möglichkeiten und Angebote hier.

Wie gesagt, bei Selbstverteidigung müssen wir sehen, wie sich das entwickelt.

Schwimmen ist nicht sein Ding, das macht ihm privat Spaß, in der Schule kassiert er schlechte Noten, weil er keinen Kopfsprung kann, und ist gefrustet.

Tanzen und Reiten geht GAR NICHT, das ist Mädchenkram. Seine Schwester mag das, aber niemals er.

Fechten klingt interessant; mal sehen, ob es das bei uns gibt. Da ich kein Mama-Taxi sein kann und will, kann er nur Sachen machen, wo er allein hinkommt.

Er ist Mitglied der Schach-AG an der Schule, hängt dort aber wohl immer nur mit unserem Nachbarsjungen und dessen Freund (alle in einer Klasse) zusammen - die er stets besiegt. Mit stärkeren Gegnern mag er sich ungern messen.

Von einer Kinderakademie habe ich noch nichts gehört; wer bietet das an? Vielleicht gibt es so etwas ja in München, aber das wäre ein arger Zeitaufwand. Aber ich behalte es mal im Auge.

Musik macht er (Klarinette), das unterstützen wir sehr. In der Schule gibt es eine Junior-Big-Band, in der er ganz gern spielt. Allerdings hat ihm die Lehrerin gesagt, dass in der großen Big Band ab der achten Klasse keine Klarinetten mehr gebraucht werden. Das hat ihn sehr enttäuscht, aber zum Glück gibt es auch ein Jugendblasorchester hier in der Stadt.

Allerdings haben sich auch über die Musik bislang noch keine privaten Kontakte ergeben. Er bräuchte einfach mal einen Jungen, mit dem er auch am Nachmittag mal etwas machen kann (- und am besten nicht nur gemeinsam Comics lesen oder den Nintendo des anderen bewundern ... :roll: )

Den Kontakt zu Erwachsenen findet er immer - aber das ist wohl nicht das, was diese Lehrerin mit "Sozialisation" meint. Allerdings kennt sie ihn und uns auch kaum (es war nur ein 5-Minuten-Gespräch), und sie weiß auch nichts über seine Vorgeschichte oder seine Hochbegabung. Insofern passt vielleicht auch die Vermutung, des "unreflektierten Ratschlags, der gar nicht zur Familie passt" ...

Ich denke mir, er könnte durchaus mit Gleichaltrigen spielen - so abgehoben sind seine Interessen nicht, und er kann sich auch gut zurückhalten und andere nicht ständig mit seinem Wissen nerven. Er fährt gern Rad und Roller, spielt sogar manchmal noch begeistert in der Sandkiste, mag Spielzeugwaffen, Frisbee, Ball, Detektivspiele, ferngesteuerte Fahrzeuge, Forscherspiele, Lager bauen, Schnitzen ... Aber er sagt, er kennt keine Jungs, von denen er denkt, dass die gern mal mit ihm spielen würden.

Ich hatte jetzt die Idee, dass er zu seiner Geburtstagsparty zum 11. Geburtstag (Video-Abend mit Pizzaessen) mal ein oder zwei "neue" Jungs einlädt, die er sympathisch findet. Da gibt es wohl einen in der Big Band. Allerdings ist der schon zwei Jahre älter, also fürchte ich, das wird nicht zu einer Gegeneinladung oder weiteren Kontakten führen. Aber man soll ja nichts unversucht lassen ;) .
laurina
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von laurina »

@alibaba,

der Tipp mit dem Papa ist gut - leider hatte der aber selbst eine recht isolierte Kindheit (Sohn des Lehrers auf einer Dorfschule in dessen eigener Klasse) und vertritt die Ansicht, dass man keine Freunde um der Freunde willen braucht, sondern nur wirklich gute Freundschaften zählen, und die bekommt man erst viel später.
Da es mir als Kind aus anderen Gründen ähnlich ging, kann ich das durchaus nachvollziehen - ich habe meine heute noch bestehenden Freundschaften alle erst jenseits der 20 gefunden ... Trotzdem war ich als Kind nicht immer glücklich in meiner Situation.
laurina
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von laurina »

@Koschka

Sehe ich definitiv genauso wie du. Und den Spruch mit dem Dach kenne ich ebenfalls von meinem Vater ;) Und habe ihn selbst auch schon öfters losgelassen, allerdings eher meiner Tochter gegenüber ...
Meine Bedenken bezüglich forcierter "Sozialisation mit den Klassenkameraden" wurden hier im Forum ohnehin fast durchgehend geteilt, was mich sehr beruhigt.
Unsicher war ich eigentlich ja erst durch die Aussage der Lehrkraft, dass er später eine wesentliche "Schlüsselqualifikation" nicht haben könnte, wenn er jetzt in der Schulklasse bereits Außenseiter ist.
Ich denke aber, er ist schlau genug, das später zu kompensieren.

Das ändert aber leider nichts daran, dass er sich selbst manchmal mehr richtige Freunde wünscht und sich schwer tut, neue Kontakte zu knüpfen ...
Mela
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Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Beitrag von Mela »

Er muss ja nicht unbedingt der Allerbeste sein in einer der Ballsportarten. Ihr könnt ja Freizeitmäßig mit ihm ein paar Sachen spielen und dabei rauskriegen, was ihm am meisten Spaß macht. Denn nur wenn es ihm wirklich Spaß macht wird er es auch weiterhin verfolgen wollen und sich selbst steigern wollen. Wenn ihm eine Sportart keinen Spaß macht, bringt das "aufzwingen" überhaupt nichts. Es gibt ja wirklich nun genug Sachen, die man mit ihm ausprobieren könnte. Würde mit Tischtennis zum Beispiel anfange :)

Viele Grüße
Mela
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