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Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 14:21
von laurina
Hallo liebes Forum,
nach längerer Pause schaue ich mal wieder hier vorbei, unter anderem weil mich das Gespräch mit der Klassenlehrerin unseres Sohnes letzte Woche etwas ratlos gemacht hat ...
Unser Sohn (mit 7 Jahren HB-getestet und jetzt knapp 11) besucht die 5. Klasse eines Gymnasiums. Leistungsmäßig geht es ihm wie in der Grundschule: Er schafft es mit Minimalaufwand dank seines ausgezeichneten Gedächtnisses und umfassenden Allgemeinwissens, nur Einsen und Zweien zu schreiben.
Die Lehrer der Hauptfächer sind voll des Lobes. Was uns ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist die soziale Seite. Wie bereits schon in der Grundschule, hat er natürlich den Ruf als Streber weg - aber das gehört eben dazu. Allerdings scheinen einige aus der Klasse ihn immer wieder mal auf unschöne Weise anzupöbeln, u. a. deswegen, weil er in Sport nur "Durchschnitt" ist und darunter auch ein wenig leidet. Im Schwimmen hat ihm der Lehrer im Kopfsprung eine Vier gegeben, weil er es trotz aller Übung nicht richtig hinbekommen hat, bei Ballspielen will ihn keiner in der Mannschaft haben (Ball war noch nie seins, insbesondere seit er sich beim Basketball mal einen Kapselriss zugezogen hat), und oft wird böse gelästert, er habe durch einen vergeigten Pass der ganzen Mannschaft den Sieg verdorben oder Ähnliches. Die Tatsache, dass er das zu Hause erzählt, zeigt mir, dass es ihn belastet.
Nun ist unser Sohn ohnehin der Typ des zerstreuten Professors, der am liebsten den ganzen Tag zu Hause bei Büchern, Comics und Modelleisenbahnen verbringen würde und den ich regelmäßig hinausjagen muss. Er hat Inlineskaten und Waveboard ausprobiert (das fahren alle in der Siedlung zurzeit), aber als es nicht sofort geklappt hat, hat er wutentbrannt aufgegeben. Dabei ist er weder dick noch ungeschickt, nur leider oft ungeduldig mit sich selbst.
Er hat seit Kindergartenzeiten eigentlich nur einen einzigen richtigen Freund, nämlich den gleichaltrigen Nachbarssohn. Dieser hat es mit Hängen und Würgen aufs Gymnasium geschafft, wird aber nun abgehen müssen, weil er einfach völlig überfordert ist. Ich habe den Eindruck, die Eltern sehen es nicht gern, wenn unser Sohn, dem alles so zufliegt, mit ihm spielt, vielleicht aus Neid, vielleicht weil sie denken, es schadet dem Selbstwert ihres Sohnes. Beides sind Gründe, die ich in gewissem Maße nachvollziehen kann, aber mein Sohn leidet darunter, da er sonst bislang keine richtigen Freundschaften schließen konnte.
Ich kann auch nicht sagen, woran es genau liegt. Ich denke nicht, dass er Mitschülern gegenüber arrogant ist oder gar mit seinen Leistungen angibt; er ist ein Spaßvogel, der andere gut zum Lachen bringen kann und versteht sich auch mit gleichaltrigen Mädchen eigentlich ganz gut. Mit den meisten will er aber offenbar nicht näher in Kontakt treten, weil sie eben nicht auf seiner "Wellenlänge" sind. Ich habe ihm schon oft gesagt, dass man wohl nur ganz selten einen Freund findet, mit dem man alles teilen kann, aber so recht überzeugt hat ihn das nicht.
Nun meinte die Klassenlehrerin vor einigen Tagen in der Sprechstunde, wir sollten ihn doch angesichts der zunehmenden sozialen Isolation in der Klasse zu einem Mannschaftssport anmelden, da Jungs in dem Alter darüber "super sozialisiert" werden. Ich weiß nicht, was ich von diesem Vorschlag halten soll. Er hasst Fußball, und in anderen Ballsportarten ist er nur Mittelmaß und kann sich nicht so recht dafür begeistern. Ich hätte Sorge, dass er da nur wieder fertiggemacht wird. Außerdem finde ich es zweifelhaft, ihn quasi dazu zu überreden, denn das müssten wir auf jeden Fall, da er bislang solche Sportarten immer abgelehnt hat. Er macht derzeit Selbstverteidigung und mag das auch nicht wirklich, weil ihn bestimmte Jungs immer ärgern.

Hat irgendjemand von euch Erfahrungen mit so einer Situation und der Sache mit dem Mannschaftssport? Im Moment ist er nicht extrem unglücklich, aber ich fürchte, wenn sein Freund die Schule verlässt, wird das schlimmer werden. Denkt ihr, es ist vielleicht sinnvoller, ihn ein bisschen indirekt dabei zu unterstützen, sich mal mit anderen Kindern, die er sympathisch findet, zu verabreden?
Würde mich sehr über ein paar Ratschläge freuen!

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 14:40
von mamma42
Was macht Dein Sohn denn wirklich gerne? Ist da etwas dabei, was auch irgendwo im Verein (nicht notwendigerweise Sport) machen kann (Modelleisenbahn? Wahrscheinlich sind da nur ältere Herren drin...). Er sollte lieber etwas in Gesellschaft ausprobieren, was er selber gerne mag und nicht unter Zwang.
Gibt es an der SChule Arbeitsgemeinschaften?
Es gibt auch Sportarten, da ist man nur im Team stark z.B. beim Klettern braucht man jemanden, der einen sichert oder zum Beispiel Akrobatik/Cheerleading. Oder vielleicht würde ihm ja auch Pfadfinder taugen?

liebe Grüsse

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 16:09
von laurina
Hallo Mamma42,

danke für deine Antwort!
Sein großes Hobby ist die Modelleisenbahn, ja. Aber wie du richtig vermutest, gibt es da keine Gleichaltrigen im Verein ...

Und prinzipiell ist die Idee mit dem Sport ja nicht schlecht, denn er rührt sich tendenziell schon zu wenig.
Aber alle Mannschaftssportarten, die mir einfallen, sind mit Ball, und es gibt immer Leistungsdruck; das schreckt ihn auf jeden Fall ab. Es beruhigt mich, dass du auch der Meinung bist, dass es eher kontraproduktiv sein dürfte, ihn da zu etwas zu zwingen. Ich finde auch, er sollte nicht den Eindruck haben, dass er im Sport auch noch zum Überflieger werden muss.

Was ich allerdings immer wieder feststellen muss: Durch gute sportliche Leistungen finden Jungs bei anderen Anschluss und Anerkennung. Durch gute schulische Leistungen erreichen sie meist das Gegenteil. Warum sind gute physische Kräfte toll, ein heller Kopf aber nicht? Niemand kann doch etwas für seine Begabungen. Warum dürfen Eltern ihren Stolz auf eine sportliche Bestleistung zum Ausdruck bringen, sollten gute Noten aber eher verschweigen, wenn sie sich nicht unbeliebt machen wollen?

Pfadfinder klingt nicht schlecht; ich weiß allerdings gar nicht, ob und wie die bei uns in der Gegend präsent sind. Da werde ich mich mal schlau machen.
An Arbeitsgemeinschaften macht er in der Schule Schach (aber da gewinnt er gegen Gleichaltrige immer, und Ältere wollen selten mit ihm spielen), und Big Band (er spielt Klarinette). Leider haben sich da aber bislang keine privaten Kontakte ergeben, obwohl ich immer wieder mal nachfrage, wie denn die anderen Kinder in der AG so sind ...
Ich werde aber dranbleiben.

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 17:56
von Bliss
Grad wenn er selber nicht so begeistert ist, glaube ich dass der Schuß in dem Alter nach hinten losgeht. Mein Ältester ist auch in der 5ten und was ich so beobachte sind in den Mannschaftssportarten kaum noch Kinder dabei, die das nicht wirklich selber wollen. Dementsprechend ist auch das Leistungsniveau. Wenn jemand da nur halbherzig dabei ist wird das Ziel ihn sozial einzubinden nicht gerade leicht zu erreichen sein.

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 21:48
von Rabaukenmama
mamma42 hat geschrieben:Was macht Dein Sohn denn wirklich gerne? Ist da etwas dabei, was auch irgendwo im Verein (nicht notwendigerweise Sport) machen kann (Modelleisenbahn? Wahrscheinlich sind da nur ältere Herren drin...).
Ich habe mit 8 Jahren begonnen, Briefmarken zu sammeln, und war bis zur Auflösung meines Vereins (vor 3 Jahren) immer das jüngste fixe Mitglied. Mir war egal dass außer mir nur ältere Herren dort waren (und eine ältere Dame), die waren alle sehr nett zu mir, haben mir mit Eselsgeduld erklärt was beim Briefmarkensammeln wichtig ist und mir auch immer wieder mal ein paar Marken für meine Sammlung geschenkt. Ich fand nie was dabei als einziges Kind in einem Erwachsenen-Verein zu sein. Später (als ich selbst schon erwachsen war) kamen zwar sporadisch immer wieder mal Kinder, aber die blieben maximal ein paar Wochen, dann verlor sich das Interesse wieder.

Daher halte ich es für besser, das Kind selbst entscheiden zu lassen ob es ihm in einem Verein, wo sonst nur Erwachsene sind, gefällt - oder nicht. Klar wünscht man sich als Eltern für sein Kind gleichaltrige Freunde mit ähnlichen Interessen, aber wenn das (aus welchen Gründen auch immer) momentan nicht klappt ist mMn besser in einem Erwachsenenverein integriert zu sein als gar nicht.

Ich habe im Briefmarkenverein übrigens viele Dinge gehört, die ich vorher nicht gewusst habe, z.B. von der Machtergreifung durch Adolf Hitler, wie hart der Winter von 26 auf 27 war und was "Polenta" ist :mrgreen: . Jedenfalls war ich immer gerne dort, es war ein bißchen wie eine Ausflug in eine andere Zeit bzw. Welt. Meiner sozialen Kompetenz haben diese Vereinstreffen - im Nachhinein betrachtet - sicher eher genützt als geschadet. Gerade WEIL ich unter Gleichaltrigen sehr schlecht Anschluss gefunden habe hat es mir gut getan, von Menschen einer komplett anderen Generation so anerkannt zu werden, wie ich bin.

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Fr 24. Apr 2015, 21:49
von inessa73
Hallo !

Ich würde ihn auch nicht zu einem Sport drängen, der ihm nicht liegt. Das wird bestimmt nach hinten losgehen, weil er sich nicht wohl fühlt. Das merken die Anderen und haben so wieder einen Grund, zu lästern, zumal es jetzt sicher schwer wird, als Neueinsteiger zu bestehen, wenn man nicht voll dahintersteht.

Die Idee mit den Pfadfindern finde ich da viel besser.

Bei uns gibt es noch eine Gruppe, die sich Umweltdetektive nennt. Da treffen sich die Kinder aller 14 Tage für 3 Stunden und unternehmen tolle Sachen in der Natur. Es wird etwas gelernt und Austoben kommt auch nicht zu kurz. Das ist perfekt für meinen 8-Jährigen. Evtl. gibt es so etwas ja auch bei Euch in der Nähe.

Oder Ihr schaut einmal, ob es Forscherclubs in der Nähe gibt, so daß er auf Gleichgesinnte trifft, die eben auch nicht so die typischen Interessen haben.

Ansonsten wäre ich auch froh, wenn mein Großer einen Sport für sich finden würde, aber z.B. Ballsport liegt ihm gar nicht. Auch er ist eher der Typ verträumter Professor, der beim abendlichen Fußballtraining lieber den Mond beobachtete, als dem Ball hinterher zu jagen.

Ines

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Sa 25. Apr 2015, 08:39
von Edainwen
Wenn er für Fußball oder eine andere Mannschaftssportart nicht wirklich begabt ist, würde ich es lassen.

Mein Sohn (, der allerdings erst 5 Jahre alt ist,) spielt seit 2 Jahren Fußball, da er dachte, alle Jungs spielen Fußball, also spielt er auch Fußball und gehört dann auch dazu. Leider geht die Rechnung nicht wirklich auf, da nur die wirklich dazugehören, die auch gut sind.

Meine Tochter (fast 9 Jahre) ist allseits beliebt und spielt auch seit 2 Jahren Fußball - die Gründe kann ich nicht wirklich nachvollziehen, es ist nicht so, dass alle Mädchen Fußball spielen würden, im Gegenteil, sie ist die einzige - sie spielt aber sehr schlecht und darf daher bei den Turnieren nicht mitspielen. Wenn sie nicht schon gut integriert wäre, wäre ihr Fußballspiel eher ein Grund, sie aus der Gruppe ganz auszuschließen ;)

Beide Kinder sind durchaus sportlich, sehr ausdauernd und in manchen Sportarten sogar sehr begabt - Fußball ist aber nicht ihres, obwohl sie es wollen. Auch an meinen Kindern kann der Ball unbemerkt vorbeirollen, während sie ein Blümchen oder den Mond betrachten.

Forscherklub oder Pfadfinder würde meinen bestimmt liegen - ich schätze, dass das bei Deinem auch eher so ist ;)

Viel Erfolg bei der Suche!

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Sa 25. Apr 2015, 20:01
von laurina
Ja, das mit dem Mondbeobachten trifft bei uns definitiv auch zu ... :-)

Briefmarken sammelt Sohnemann übrigens auch, und bestimmt würde er da in einem Altherrenverein genau das erleben und erfahren, was in einem der vorherigen Posts erzählt wurde ... Denn mit Erwachsenen kommt er super klar, gerät schnell mal ins Fachsimpeln und findet mit vielen ein Gesprächsthema. Auch Geschichte und Weltkrieg interessieren ihn sehr, und er saugt alles auf, was ihm zu Ohren kommt ...
Aber genau das scheint ihm ja quasi zu schaden, weil er dadurch noch weniger mit Gleichaltrigen anfangen und Kontakte knüpfen kann. Laut Lehrkraft muss er aber genau diese Art von sozialer Kompetenz erwerben und lernen, weil er sonst in keine "Peergroup" reinkommt und das ungemein wichtig zu sein scheint.
Nun ist es so, dass ich auch nie richtig in irgendwelchen Peergroups war, weil ich die Gleichaltrigen und ihre Interessen immer eher doof fand ...
Allerdings hat sich das im Erwachsenenalter geändert, und ich bin gut damit klargekommen. Aber ich bin unsicher, ob ich einfach davon ausgehen kann / soll, dass das bei meinem Sohn genauso laufen wird, deswegen möchte ich nicht alles einfach nur abwarten ...
Aber den Mannschaftssport halte ich auch nach euren Meinungen definitiv auch nicht für den richtigen Weg.
Kennt jemand von euch ein Internetforum, wo sich evtl. schlaue Kids mit ähnlichen Sorgen mal austauschen können? Hier im Kinderforum finde ich keine Beiträge - ist das noch zu neu, oder geht das nur mit Anmeldung?

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: Sa 25. Apr 2015, 20:49
von Rabaukenmama
laurina hat geschrieben: Aber genau das scheint ihm ja quasi zu schaden, weil er dadurch noch weniger mit Gleichaltrigen anfangen und Kontakte knüpfen kann. Laut Lehrkraft muss er aber genau diese Art von sozialer Kompetenz erwerben und lernen, weil er sonst in keine "Peergroup" reinkommt und das ungemein wichtig zu sein scheint.
Nun ist es so, dass ich auch nie richtig in irgendwelchen Peergroups war, weil ich die Gleichaltrigen und ihre Interessen immer eher doof fand ...
Allerdings hat sich das im Erwachsenenalter geändert, und ich bin gut damit klargekommen. Aber ich bin unsicher, ob ich einfach davon ausgehen kann / soll, dass das bei meinem Sohn genauso laufen wird, deswegen möchte ich nicht alles einfach nur abwarten ...
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht! Und es ist nicht deine Aufgabe als Mutter den Vorstellungen einer Lehrkraft zu entsprechen, die deinen Sohn gerne in in "Peergroups" sehen würde.

Die Frage ist eher: leidet dein Sohn erkennbar daruntern, nicht wo "dabei" zu sein oder ist es einfach die Wunschvorstellung von einigen Erwachsenen, deren Weltbild vorgibt, was für ein Kind gut ist und was nicht?

Mein Mann war schon als Kind ein Einzelgänger, hatte immer entweder gar keine oder sehr wenig (aber dafür gute) Freunde. So ist das auch heute noch. Er knüpft schnell oberflächliche Kontakte und beherrscht den small talk, aber bis er jemanden wirklich an sich heranlässt - das dauert!

Ich hatte in meiner Kindheit auch kaum Freunde, aber im Gegensatz zu meinem Mann (dem das nichts ausgemacht hat) habe ich sehr darunter gelitten. Trotzdem war ich damals einfach noch nicht so weit zu begreifen und umzusetzen in welcher Weise ich mich anzupassen gehabt hätte, um wo dazu zu gehören.

Trotz meiner Unsportlichkeit bin ich mit 11 Jahren sogar mal auf eigenen Wunsch in der Schul-Volleyballmanschaft eingestiegen weil ich selbst gehofft habe das würde mir aus meiner sozialen Isolation helfen. Hat nichts gebracht, ich durfte ohnehin nie in der Mannschaft mitspielen weil ich zu schlecht war und das "Training" bestand in meinem Fall darin, den Ball immer wieder allein gegen die Wand zu spielen während die anderen Teammitglieder wirklich trainierten...

Ich finde du solltest deinem Sohn zutrauen, das, was Dir selbst gelungen ist, auch aus eigener Kraft zu schaffen :) . Unterstützung braucht er, wenn er mit einer Situation SELBST über einen längeren Zeitraum unglücklich ist; nicht wenn irgendwer glaubt, er hätte anders zu sein, als er ist.

Re: Mannschaftssport zur Sozialisation?

Verfasst: So 26. Apr 2015, 10:59
von laurina
Hallo Rabaukenmama,
ja, das ist die Frage, die sich auch mir stellt.
Ist seine Situation ok für ihn oder leidet er darunter. Ich kann das nicht wirklich einschätzen.
Worunter er definitiv leidet, ist das Gehänsel und Gepöbel vieler Mitschüler. Und dass zwei Lehrkräfte unabhängig voneinander gesagt haben, dass er in die Klassengemeinschaft nicht wirklich gut integriert ist und sie einmal die ganze Klasse zurechtweisen mussten, weil alle auf ihn losgegangen sind, als er mal einen Fehler im Bepunktungssystem bei einer Englischarbeit entdeckt hat, macht mir schon etwas Sorge.
Er hat Phasen, wo er mit sich selbst und seiner Wissenswelt glücklich und zufrieden ist. Dann wieder klagt er schon, dass er im Vergleich zu anderen keine richtigen Freunde hat. Seine Ansprüche an eine "wirkliche" Freundschaft kann oder will er aber auch nicht herunterschrauben, was ich bis zu einem gewissen Grad auch verstehen kann. Und von sich aus auf andere zugehen mag er auch nicht. Wir hatten gehofft, dass er durch den Übertritt aufs Gymnasium neue Kontakte knüpfen wird, aber das ist bislang nicht der Fall. Ich weiß auch nicht, ob das an ihm oder an den anderen liegt.
Er hätte gern den Nachbarsjungen zum Freund, aber da distanziert sich die Familie wie gesagt.
Ich will ihm auch nicht einreden, dass er unbedingt was ändern muss, solange er selbst nicht wirklich Interesse daran hat - obwohl er eben manchmal traurig ist.
Mein Mann vertritt die provokante Ansicht, dass ein Großteil der Menschheit ohnehin "doof" ist, und dass ihm die anderen egal sein können, solange er eine Familie hat, die ihn unterstützt.

Vermutlich sollten wir aber in jedem Fall aufpassen, dass wir durch zu häufiges Diskutieren nicht ein größeres Problem aus der Sache machen, als es eigentlich darstellt.