problematische Freundschschaft

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
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zweierpack
Dauergast
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Registriert: Do 26. Jun 2014, 11:15

problematische Freundschschaft

Beitrag von zweierpack »

Hallo,

ein Problem jenseits von Begabung, dass mich zur Zeit sehr beschäftigt.

Meine Tochter (1. Schuljahr) hat sich mit einem anderen Kind befreundet und ich nehme diese Freundschaft zunehmend als problematisch wahr und weiss nicht, wie viel Einmischung erlaubt ist - fühle mich schon wie die typische Helikopter-Mama.

Nur vorab: ich glaube nicht, dass ich die Freunde meiner Kinder "aussuchen" kann oder muss; eigentlich war mir das immer ziemlich egal, es hat schon immer irgendwie gepasst - und meine Kinder sind definitiv auch keine Engel ;-)
Aber bei der Sache habe ich irgendwie ein schlechtes Gefühl...

Zu den Fakten:
- das Kind ist regelmäßig aggressiv zu Klassenkameraden (Schlagen, Treten, Stoßen auch Beißen), meist ansatzlos und ohne vorherigen Streit (also kein typisches Gerangel zwischen Kindern). Meine Tochter hatte schon mal kurzfristig deswegen die Freundschaft aufgekündigt (wurde selbst geschlagen), scheint diese Komponente aber laut Lehrerin zur Zeit im Griff zu haben. Dafür wird mein Sohn häufiger getreten, geschubst, in den Bauch geboxt etc. (er schlägt nicht zurück, sondern geht zur Lehrerin).

- Es gab einiges an Schwindelei dieses Kindes gegenüber meiner Tochter (von anderen weggenommene Sachen, die meiner Tochter dann als eigene gegeben wurden etc.) und Überredungen z.B. Abmachungen/Treffpunkte nicht einzuhalten was mich ziemlich nervös gemacht hat. Ich habe mit meiner Tochter darüber geredet und hoffe, dass sie sich weniger beeinflussen lässt.

- Ein Spielbesuch bei uns ging ziemlich daneben, das Kind wollte eigentlich nur Fernsehen und Süssigkeiten essen; wg. der Aggressionen gegenüber meinem Sohn wollte ich erst mal keine weiteren Besuche, eine Gegeneinladung kam nicht.

- Die wenigen Kontakte zu den Eltern waren zwar freundlich aber teilweise auch ziemlich komisch.

- In vorsichtigen Gesprächen mit anderen Müttern, die das Kind länger kennen wurde mir gesagt: das Kind will Freundschaften immer absolut exklusiv und wird aggressiv, sobald ein Dritter dazu kommt. Es ist teilweise sehr manipulativ (Überreden zu eigentlich verbotenen Handlungen etc.) und neigt dazu, ihren jeweiligen Exklusivfreund/Freundin unter Druck zu setzen und zu isolieren.

- Ich habe daher etwas Bedenken, dass meine Tochter an anderen möglichen Kontakten nicht mehr so interessiert ist und sich isoliert.

- Meine Tochter mag jedoch das Kind, auch wenn sie zwischendrin immer wieder enttäuscht ist. Sie ist vielleicht durch das Werben um ihre Freundschaft auch geschmeichelt und versteht einige Dimensionen gar nicht (z. B. das mit den weggenommen Sachen, die dann ihr als eigene präsentiert werden, obwohl ein anderer Name draufsteht).

- Das Kind ist jetzt nicht "schrecklich" wie sich die Aufzählung oben anhört, sondern irgendwie ganz nett, wenn nicht obiges Verhalten dominiert. Sie tut mir auch leid und ich habe das Gefühl, dass bei dem Kind alles mögliche schief gelaufen ist oder schief läuft...

Hattet ihr schon einmal eine ähnliche Situation? Wie viel direkte oder indirekte Einmischung ist Eurer Meinung nach erlaubt? Einerseits soll meine Tochter ihre Erfahrungen selber machen, andererseits versteht sie manche Verhaltensweisen definitiv noch nicht...
Im Moment versuche ich vor allem andere Kontakte zu fördern (alte Freunde aber auch ein paar neue Kontakte). Ich rede neutral über das andere Kind, versuche aber andererseits klar zu machen, dass Verabredungen/Treffpunkte eingehalten werden müssen, auch wenn jemand anderes sie zu etwas überreden will.

Hattet ihr schon einmal eine solche Situation?
Viele Grüße
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
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Re: problematische Freundschschaft

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich hatte exakt dieselbe Situation. Nur war ich damals das "komische, aggressive" Kind, wo andere Eltern meistens versucht haben, ihrem Nachwuchs den Kontakt oder gar die Freundschaft mit mir auszureden :evil: .

Ach, ich bin wirklich froh dass es in meiner Klasse zumindest EIN Mädchen gab, deren MUTTER mich so mochte, wie ich war! Das war der einzige Ort, wo ich öfter als 1x eingeladen worden bin. Und das, obwohl ich am Geburtstag dieser Freundin mit der Zunge den Schlagobers von der vorbereiteten Torte geschleckt habe :P . Die Mutter war freundlich zu mir, aber klar in ihren Aussagen. Wenn ich einen meiner Wutanfälle hatte meinte sie zu mir: "So, jetzt schaust du dass du dich wieder beruhigst. Wenn das nicht klappt bringe ich Dich nach Hause!". Es hat immer geklappt :) .

Übrigens bin ich heute noch mit der Mutter dieser ehemaligen Freundin in freundschaftlichem Kontakt und besuche sie hin und wieder. Ihre Tochter habe ich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen :mrgreen: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
elboku
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Re: problematische Freundschschaft

Beitrag von elboku »

Meine Tochter hat in der Klasse einen Buben der ein sehr eigenwilliges Verhalten an den Tag legt um Aufmerksamkeit zu bekommen.
In der 1. Klasse hat er auch meine Tochter mit der Schere in der Pause bedroht - da war ich dann bei der Lehrerin, denn so ein Verhalten find ich nicht prickelnd.

Jetzt, in der 2. Klasse sind die 2 beste Freunde :)
Er ist noch immer sehr impulsiv, aber nicht mehr so aggresiv. Ich mag den Buben auch, denn irgendwie erinnert er mich auch an meine Tochter ;)

Bei Treffen schau ich aber drauf, dass die zwei sich alleine treffen können, und der kleine Burder nicht mit ist. Außerdem schau ich drauf, dass es eine Aktivität ist, die draußen stattfinden kann, damit sich beide auspowern können.

Vielleicht ist es eine Möglichkeit, dass ihr euch mal zu einem Spielplatzbesuch nach der Schule treffts. Vielleicht kannst du auch ein Treffen organisieren, wo dein Sohn auch eine Freundin/Freund einladen kann. Dann sind es zwar 4 Kinder, aber jeder hat einen Freund dabei. 3er Konstellationen sind oft mühsam.

Wenn du aber wirklich der Meinung bist, dass das Kind deiner Tochter nicht gut tut, würd ich nicht intervenieren, sondern einfach nicht aktiv fördern - sprich keine Treffen forcieren.

LG, Lisa
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: problematische Freundschschaft

Beitrag von Rabaukenmama »

@elbuko: Volle Zustimmung! Wenn zweierpack das Kind etwas suspekt ist dann braucht sie nicht auch noch Besuche forcieren. Erst mal die Sache laufen lassen und schauen, was sich weiter ergibt.

Durch die Erfahrung des ersten Besuches kann man es aber bewusst anders angehen, sollte sich doch noch mal eine Einladung ergeben. Zum Beispiel dem Kind klar die Regeln, die bei eucht gelten, bekannt geben oder eben (deinem Vorschlag folgend) ein Treffen irgendwo "draußen" vereinbaren.

Ja, das mit den schwierigen 3-er Konstellationen stimmt. Während ich als "schwieriges Kind" durchaus gut und intensiv mit EINEM Kind spielen konnte, kam ich mir bei 3-er Konstellationen immer irgenwie ausgebremst vor. Bei 4 Kindern war´s wieder leichter weil sich meistens zwei und zwei zusammengefunden haben. Generell beobachte ich erstaunlich viele Kinder, welche in 3er Konstallationen ein Kind auf "ihre" Seite ziehen (wollen) und das andere Kind ausschließen.

Ich merke auch bei meinem Sohn (leider auch in sozialer Hinsicht eine "schwieriges Kind") dass es 1:1 mit einem anderen Kind oft erstaunlich gut klappt während es ihm einfach "zu viel" ist, sich auf zwei Kinder einzustellen, die dann vielleicht noch gemeinsame Sache machen oder sich (wenn auch nur gefühlt) gegen ihn verbünden.
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zweierpack
Dauergast
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Registriert: Do 26. Jun 2014, 11:15

Re: problematische Freundschschaft

Beitrag von zweierpack »

Danke für Eure Antworten - das hilft mir meine eigenen Gedanken etwas zu klären.

Gegen die "Rabauken" habe ich eigentlich gar nichts. Meine Tochter mag normalerweise seit Kindergartentagen gerade auch die etwas heftigeren Kinder lieber als die ruhigen und kann mit einer gewissen Ruppigkeit gut umgehen. Also ist es weniger das Schubsen und Schlagen (auch wenn ich nicht gerade ein Fan davon bin), was mich stört, sondern die anderen Hintenrumgeschichten mit dem Versuch der Vereinnahmung.

Ich hatte gestern ein gutes Gespräch über Freundschaften mit meiner Tochter nachdem sie selbst wieder mit so einer unausgegorenen Geschichte ankam (ging um Süssigkeiten mitbringen, eher zu Hause mitgehen lassen, gegen Freundschaft). Ich bin sehr froh, dass sie sich offenbar selbst nicht ganz wohl dabei fühlt und mit mir reden will. Sie hat beschlossen, dass sie mit dem Kind im Moment gerne eine "Schulfreundschaft" haben will aber nicht eine "zu Hause Freundschaft".
Für mich okay, mal sehen, sie es weitergeht.
Viele Dank und Grüße

P.S: Ich habe meiner Tochter Gummibärchen für die Busfahrt nach der Schule mitgegeben, aber zum Teilen...fand sie selber auch besser, mal sehen, wie es ankam.
LiLaLaunebär
Dauergast
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Registriert: Mi 24. Okt 2012, 14:35

Re: problematische Freundschschaft

Beitrag von LiLaLaunebär »

Bei uns ist es so, das mein Sohn sehr gern mit einem Mädchen spielt. Wenn die zwei spielen, nimmt er sich und seine Wünsche sehr zurück und sie spielen gemeinsam nach ihren Wünschen ("Babyspiele"). Das scheint ihn so erstmal nicht zu stören - im Gegenteil, eine Zeit lang wollte er täglich mit ihr spielen.
Leider haben wir beobachtet,das er - wenn er an dem Tag mit ihr gespielt hat - Abend total unausgeglichen und schnell reizbar war. Er hat ja eh Wut Probleme, und nachdem wir das über Wochen beobachtet haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, das er das Mädchen gern mag, sich deshalb beim spielen zurück nimmt und es über sich ergehen lässt. Abends ist er dann aber wohl doch so gefrustet, das er es eben bei uns "ablässt "

Als uns das klar war, haben wir mit ihm offen darüber gesprochen und eine Vereinbarung getroffen, das er erstmal nur noch 1x pro Woche mit ihr spielt. Wir wollten sehen, wie sich das auswirkt. Und siehe da, die Abende waren entspannt - nur an den "Spieltagen" gab es Stress. Nach einigen Monaten hat er es auch eingesehen und heute spielen die zwei nur noch selten zusammen. Sie wohnen dicht beieinander, gehen gemeinsam in die Schule und Klasse und das reicht den beiden aktuell an Kontakt. Im Sommer treffen sie sich regelmäßig draußen (bleibt ja nicht aus) aber da es dann häufig ein Grüppchen von mehreren Kinden ist, ist es für meinen Sohn viel entspannter.

Er selber mag das Kind - hat aber selber gemerkt, das es ihm nicht gut tut.

Vielleicht merkt deine Tochter auch, das ihr der Kontakt nicht gut tut? Ich selber würde nicht so weit gehen, das ich den Umgang verbieten würde - aber ein offenes Gespräch wirkt manchmal Wunder!
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