Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

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GreenPapaya
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Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von GreenPapaya »

Hallo,

der besseren Übersicht halber mache ich mal ein neues Thema auf.

Wir befinden uns weiterhin in der Testung, die möglichen Diagnosen sind mittlerweile ADS, Legasthenie und/ oder Wahrnehmungsstörungen.
Was mir bei der Lektüre von entsprechender Hintergrundliteratur auffällt ist, dass sich wohl niemand so richtig festlegen kann, was nun eigentlich was ist. Weiß jemand von euch Genaueres? Also wie man das abgrenzen kann?

Laut unserer Psychologin kann ADS Legasthenie-Symptome auslösen, meiner Meinung nach kann Legasthenie auch ADS-Symptome auslösen, aber wie findet man denn dann die richtige Diagnose?

Irgendwo habe ich gelesen, wenn man Ritalin gibt, verschwindet ADS aber nicht die Legasthenie - stimmt das? Können Legastheniker nicht auch unter Ritalin noch höhere Kompensationsleistungen erbringen und bessere Lese- und Schreibleistungen erzielen?

Schöne Grüße von GreenPapaya
Twochild
Dauergast
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Registriert: Sa 8. Apr 2017, 23:22

Re: Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von Twochild »

Genaues kann ich dir dazu leider auch nicht sagen. Allerdings weiß ich, dass die Abgrenzung zwischen ADS und Hochsensibelität recht schwammig ist. Recht verwirrend...
Bei ADS und Legasthenie würde ich denken, dass es verschiedene Testverfahren gibt. Zumindest hoffe ich es, dass so eine eindeutige Diagnose möglich ist :?
GreenPapaya
Beiträge: 8
Registriert: Fr 5. Mai 2017, 17:22

Re: Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von GreenPapaya »

Vielen, vielen Dank für diesen Tipp Twochild!

Ganz zu Ende hatte ich das noch nicht gedacht, aber bei dem Begriff "Reizfilterschwäche" für ADS habe ich mich schon auch gefragt, wo denn da der Unterschied zur Hochsensibilität liegt.
Und wenn ADS und Hochsensibilität ähnlich oder gar das Gleiche sind, dann haben wir 100 Punkte und brauchen im Prinzip gar nicht weiter testen zu lassen. Dass unser Sohn hochsensibel ist, weiß ich vom ersten Tag. Der fängt jetzt noch vor Schreck fast zu weinen an, wenn in der überfüllten U-Bahn plötzlich eine Frau zu keifen beginnt.

Und hochsensiblen Menschen gibt man dann Ritalin, damit sie funktionieren?

Einen schönen Tag noch,
GreenPapaya
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von Rabaukenmama »

Was Wahrnehmungsstörungen betrifft (und da gehört ADS ja dazu) ist eine Diagnostik generell schwierig. Kaum ein Kind hat wirklich ALLE Symptome einer Wahrnehmungsstörung, und das "typische" Kind für diese Wahrnehmungsstörung gibt es nicht. Ich bin Mutter eines kontaktfreudigen, extrovertierten Autisten :P und lese unter anderem in einem Autismus-spezifischem Forum mit. Da kommen mir selbst manchmal Zweifel, ob mein Sohn tatsächlich dieselbe Wahrnehmungsstörung hat wie das Kind, wo sich die Eltern schon Wochen bevor die neuen Möbel für´s Kinderzimmer geliefert werden, Gedanken machen, wie sie es ihm beibringen können, dass am Zimmer was verändert werden soll...

Was die kognitiven Fähigkeiten betrifft so sehe ich diese als eine von Wahrnehmungsstörungen unabhängige Größe. Ich gehe mittlerweile sogar dazu über, die Wahrnehmungsstörung wie eine Stoffwechselerkrankung anzusehen. Eine Diabetes-Diagnose stellt auch niemand in Frage, nur weil das Kind schon mit 4 Jahren lesen kann ;) .

Was AD(H)S und Medikamente betrifft sehe ich es IMMER als individuelle Entscheidung. Wenn bei meinem Sohn bei der Entwicklungsdiagnostik im Juli ADHS oder atypischer Autismus rauskommen sollte, stehe ich auch vor dieser Entscheidung. In die allgemeine Diskussion zum Thema will ich gar nicht erst einsteigen. Enweder ist man die Rabenmutte weil man Medis gibt oder man ist die Rabenmutter weil man die "notwendigen" Medis vorenthält. Für Menschen, die sich gerne nach der Meinung einer "Mehrheit" richten ist es eine besonders schwierige Entscheidung, denn es wird immer eine große Gruppe an Menschen geben, welche die Entscheidung - wie auch immer sie aussehen sollte - verurteilt.

Ich kann immer nur individuell auf mein Kind schauen. Wie geht es ihm selbst? Wie geht es den anderen mit ihm? Wie geht es im Kindergarten, in der Schule, im Hort, auf dem Spielplatz, in der Familie? Ist Leidensdruck da? Wie groß ist er? Wer hat ihn - mein Kind oder andere Menschen, die mit ihm zusammen sind? Welche Möglichkeiten habe ich, den Leidensdruck kleiner zu machen?
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es (außer Medikamenten) noch?

Niemand wird mich dazu zwingen können, meinem Kind Medikamente zu verabreichen, wenn ich selbst nicht davon überzeugt bin. Umgekehrt lasse ich mich aber auch von niemanden ausreden, Medikamente zu geben, wenn ich das so entschieden habe. Damit meine ich natürlich nur, sofern eine entsprechende Diagnostik von seriöser Stelle da ist (nicht jemand, der mein Kind vielleicht 5 Minuten gesehen und einen Fragebogen gelesen hat :evil: ) und sofern ich bei Auswahl und Dosierung der Medis von verantwortungsbewussten "Profis" individuell unterstützt werde.

Bezüglich Legasthenie kann ich nicht mitreden, da kenne ich mich zu wenig aus :fahne: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
unwissende-neu
Dauergast
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Re: Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von unwissende-neu »

Ich kann ja noch mal einen Denkanstoß reinschmeißen ;)

Bei uns meinte die Ergotherapeutin, dass die Hochbegabung in ungünstiger Konstellation ( kommt ja darauf an, welche Bereiche sich wie und wann Entwickelt haben) sowohl allgemeine Wahrnehmungsstörungen verursachen kann, als auch autistisch ähnliche Symtome hervorrufen kann.
Die Annahme besteh darin, dass wenn Entwicklungsschritte übersprungen werden, bestimmte Bereiche in der Säuglings- und Kleinkindphase einfach im Gehirn nicht richtig angelegt wurden.
Z.B. typische wenn die Krabbelphase übersprungen wird, oder wenn das Gefahrenbewusstsein zu früh eingesetzt hat und dann die Grenzen des Gleichgewichts etc. nicht ausgelotet wurden.
Im Juni haben wir im Rahmen der Differential Diagnostik den Ausschlußversuch von u.a. Dyspraxie. Aber die physischen Probleme könnten eben auch mit dem Überspringen von Entwicklungsschritten zu tun haben.

Meine Kleine ( gerade 6 geworden) hatte vor 3 Jahren die Verdachtsdiagnose Autismus, da gehe ich eher davon aus, dass sie mehr Eindrücke aufnimmt, als sie verarbeiten kann. Sie hat eine ständige Emozionale Überforderung, da sie z.B. Nachrichten weitesgehends verstehen, aber nicht verarbeiten kann. Sie bekommt z.B. immer noch Lefax da sie vermutlich aus Psychosomatischen Gründen permanent Luft im Bauchraum hat. Und ich denke, dass die Autismusanfälle eher von emotionaler Überforderung kommt, da sie einfach zu viel über die Welt und ihre Umwelt nachdenkt. Und daher bockt, schreit udn sich selbst im Weg steht. Denn mit dem Alter wird es ganz langsam immer besser ( wenn sie ausgelastet ist und keine Langeweile hat). Daher schließe ich persönlich bei uns Autismus etc. aus.
Bliss
Dauergast
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Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Kognitive Fähigkeiten, ADS, Legasthenie

Beitrag von Bliss »

@unwissende

Ich würde bei deiner Tochter noch mal genauer schauen, ob wirklich körperlich alles in Ordnung ist. Zöliakie würde ich von einem Spezialisten ausschließen lassen, normale Kinderärzte kennen sich da meist zu wenig aus.Vieles von den Symptomen, die du bei deiner Tochter beschreibst, gerade auch die Autismusähnlichkeiten kenne ich im Zusammenhang mit einer Gluten und/oder Caseinsensitivität. Ein einfacher Bluttest langt dazu aber nicht, da braucht es eine Biopsie.
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