Wegen Begründung: Man hat nur Schwierigkeiten, Entscheidungen zu begründen, von denen man selbst nicht überzeugt ist! Wenn du eine Diagnostik im Moment für unnötig ansiehst, dann machst du einfach keine, und die Begründung erübrigt sich .Nimoe hat geschrieben:
Diagnostik - Das Problem daran ist, wie begründe ich sowas gegenüber meiner Tochter? Im Moment wären irgendwelche Untersuchungen eher Gift für ihr Selbstbewußtsein, denn sie sieht sich nicht als "anders" an. Ihren Cousin schon, denn der wird täglich 30 Minuten einfache Fahrt mit dem Auto zu einer integrativen Schule am anderen Ende der Stadt kutschiert. Wenn es nochmal krieseln sollte, dann als Rettung OK.
Wenn du einen Sinn in einer Diagnostik siehst, dann begründest du sie genauso wie einen Routine-Zahnarztbesuch/Augenarztbesuch/Orthopädenbesuch: "Da wird geschaut, ob alles in Ordnung ist!". Du gehst ja auch nicht mit einem Kind routinemäßig zum Zahnarzt, DAMIT der einen kaputten Zahn findet und dann eine Wurzelbehandlung machen kann (auch wenn das sich möglicherweise aus dem Zahnarztbesuch ergibt).
Ich denke auch, dass das Wissen, wie es bei EINEM Autisten abläuft, überhaupt nichts darüber aussagt, wie es bei anderen abläuft. Mein Sohn besucht auch nach seiner Diagnose als Regelschulkind ohne Schulbegleitung dieselbe Klasse wie vorher (10 Fahrrad-Minuten entfernt). Ich würde niemals auf Grund einer Diagnose (auch, wenn ich selbst von der Richtigkeit überzeugt bin) etwas an funktionierenden Systemen ändern .
Und um etwas an NICHT funktionerenden Systemen zu ändern braucht man auch keine Diagnose - ihr macht das ja gerade mit dem Schulwechsel !
Diagnose und Behandlung sind zwei unabhängige Bereiche. Und da hinkt der Vergleich mit Augenerkrankungen tatsächlich. Denn während ich mich bei der Augenärztin sowohl bei der Diagnose als auch bei der Behandlung auf ihre Einschätzung verlasse (auch, wenn diese nicht stimmt), kann ich mir beim KJP durchaus selbst ein Bild machen, ob seine Ausführungen mit meiner Beobachtung (meines Kindes) überein stimmen und ob seine Erklärungen/Therapievorschläge plausibel und machbar sind.Nimoe hat geschrieben: Augenerkrankungen - schlechtes Beispiel, da bin ich familiär vorbelastet. Bin zwar auch Brillenträgerin, aber Augenärzte sind auch nur Menschen und können versagen. Meine Mutter ist eine der seltenen Fälle, bei denen die OP eher eine Verschlechterung brachte. Statt die zertrümmerte Linse abzusaugen, hat der Arzt die Trümmer nämlich weiter hineingepustet und das Auge geschädigt.
Ich habe leider auch schon einige unfähige KJPs erlebt. Aber wenn mir die gute Frau was von einer "starken grobmotorischen Entwicklungsstörung" vorschwafelt, die angeblich die psychosozialen Schwierigkeiten meines Kindes bedingt, werde ich schon stutzig. Wenn sie dann weiter ausführt, dass ihrer Meinung nach die anderen Kinder mein Kind meiden bwz. mobben, weil es motorisch so ungeschickt ist, dann muß ich sagen: "Sorry, stimmt überhaupt nicht mit meinen Beobachtungen überein! Mein Sohn ist grobmotorisch zwar kein Überflieger, aber durchschnittlich, und der Grund seiner Schwierigkeiten liegt hauptsächlich darin, dass er ganz normale, soziale Situationen nicht versteht und ganz normale, kindliche Aussagen als persönlichen Angriff sieht, und auf sich bezieht!". Wenn schon die Einschätzung (sprich: Diagnose) absolut nicht mit der Realität übereinstimmt, erübrigt sich jeglicher auf dieser Fehldiagnose basierende Therapievorschlag.
Ich schätze auch dich (, so wie alle User, die hier mitsenfen,) so ein, dass du auf Anhieb erkennen kannst, ob das, was man Dir erzählt, auf deine Tochter zutrifft, oder nicht. Alibaba hat es in ihrem letzten Beitrag schön beschrieben: längst nicht jeder "Profi" ist auch fähig und gut! Zumindest für mich ist das aber kein Grund auf professionelle Diagnosen grundsätzlich zu verzichten. Ob eine Diagnostik nötig bzw. sinnvoll ist, kann man nur als Eltern selbst entscheiden. Im Fall deiner Tochter sehe zumindest ich keinen dringlichen Grund, falls ihre Hauptprobleme mit dem Schulwechsel aus der Welt sind (was ich euch wünsche) !