Kind "schulkonform" bekommen ?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Rabaukenmama
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Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:
Koschka hat geschrieben:@aliababa

was willst du vor Ort machen mit einem Lehrer, der dir nicht zuhört, sondern sein eigenes Konzept durchzieht?
Weißt Du wie oft einem das noch begegnen wird? Spätestens mit Übertritt auf die weiterführenden Schule, sind es dann nicht mehr 3 Lehrer die ihr eigenes Konzept durchziehen, sondern der Biolehrer, der Geolehrer, der Mathelehrer, der Deutschlehrer, der Musiklehrer ……… man kann nicht immer wechseln, das geht nicht. Kein Lehrer - ok vielleicht ein paar - differenzieren richtig. Selbst mit HB-Zweig sind dem Ganzen Grenzen gesetzt und viel läuft dort über das freiwillige mitmachen - ja, ich will das.
Ich kapiere die hinter dieser Argumentation steckende Logik nicht. Es ist für mich kein Argument, ein Kind mit eindeutigen psychosomatischen Beschwerden in einer verfahrenen Schul-Situation zu belassen, nur weil in einer weiterführenden Schule vielleicht dieselben Probleme wieder auftauchen.

Ich sehe die (möglichen) Probleme an der weiterführenden Schule jedenfalls aus verschiedenen Gründen weniger tragisch. Denn wie du korrekt schreibst, gibt es dort jede Menge Lehrer - von total empathisch bis total unfähig und alle möglichen Zwischenstufen. Die Kinder müssen sich also nicht über Jahre hinweg täglich etliche Stunden mit EINER Lehrperson "abfinden", die nicht zur Differenzierung bereit ist. Sprich: wenn die Geschichts-Stunde schrecklich war, kann man sich auf die Physik-Stunde freuen. Die Kinder sind dann auch schon um einige Jahre reifer in ihrer Entwicklung und die Professoren oder Fachlehrer sind längst nicht mehr so wichtige Bindungspersonen, wie es noch der/die GrundschullehrerIn war. Daher ist auch oft schon eine gewisse Resilienz da, auch die langweiligen bzw. frustrierenden Stunden zu ertragen. Soziale Kontakte zu Gleichaltrigen werden noch wichtiger, als sie es in der Grundschule waren, und die Rückendeckung von dort hilft auch über manche schwierige Situation hinweg.
alibaba hat geschrieben: Differenziert wird entweder mit einer klaren Diagnose oder wenn Kind es zeigt was es kann und ein Höchstleister ist. Dazu gehört soziales Benehmen und Integration. Ich hab zu viele Lehrer in der Verwandt bzw. Bekanntschaft und weiß, wie dort gesprochen und was erwartet wird. Ein Lehrer kennt ein Kind viel zu wenig, sei denn er zeigt das persönliche Engagement das zu wollen. Dann klappt auch die Differenzierung.
Ja, dann klappt die Differenzierung. Nur bei den Lehrern, wo das so ist, klappte die Differenzierung auch ohne Diagnose und bei Kindern, die keine Höchstleister waren. Und die Tatsache, dass viele Lehrer nicht differenzieren WOLLEN, ist zwar traurig, aber kein Argument ein Kind noch zwei Jahre lang täglich leiden zu lassen.
alibaba hat geschrieben: Das nächste Problem. Ich muss die Möglichkeit des Wechsels haben. Ich habe die nicht. Und ich möchte nicht wissen, wie viele Andere auch nicht. Ich kann nicht und bin nicht bereit, aus den verschiedensten Gründen, 1 Stunde zur nächsten Schule zu fahren, wo dann - vielleicht der Mathelehrer differenziert, aber der Deutschlehrer schon nicht mehr. Außderdem sollte man NIE die sozialen Schulkontakte unterschätzen, die man am besten vor Ort pflegen kann. ich weiß von was ich schreibe, da meine an einem anderen Ort (in der GS-Zeit) zur Schule gingen. Würde ich, mit dem heutigen Wissen so nie wieder machen.

Daher, bevor ich eine Schule wechsle - egal aus welchem Grund - immer vorher alle Machbarkeiten ausloten.

VG
Niemand wechselt nur so "just for fun" die Schule. Wenn Wechsel, dann muss man sich VORHER informieren, wie in der Klasse, wo man hinwechselt, mit den Situationen umgegangen wird, welche die Hauptprobleme darstellen. Das heißt nicht, dass danach ALLES besser wird. Es wird an jeder Schule mal Ungerechtigkeiten, unangenehme Situationen und Mißverständnisse geben. Wichtig ist, eine Klasse zu finden, wo das Kind nicht mehr permanent leidet.

Da ich auch Mutter eines behinderten Kindes bin weiß ich, was für ein Luxus es ist, überhaupt eine Möglichkeit zum Schulwechsel zu haben. Bei meinem jüngeren Sohn werde ich die nicht haben, genauso wie ich jetzt keine Möglichkeit zum Kindergarten-Wechsel habe. Der Kindergarten liegt mit Öffis eine Stunde entfernt, mit dem Auto zu verkehrsruhigen Zeiten 30 Minuten und in der Stoßzeit 60-120 Minuten (pro Strecke). Natürlich wäre es bequemer, wie bei älteren Bruder einen Kindergarten zu haben, den das Kind mit dem Laufrad (natürlich in meiner Begleitung) erreichen kann! Und es wäre wesentlich einfacher, beide Kinder mit dem Fahrrad in dieselbe Grundschule zu bringen, als sich ständig mit dem (um-)organiseren von Fahrtendiensten rumzuschlagen. 1-2x im Monat klappt es trotzdem nicht und man muß alles liegen und stehen lassen um das Kind von irgendwo abzuholen!

Aber ich stehe das durch, weil ich weiß, dass es für MEIN KIND wichtig ist! Was ich damit sagen will: wenn die Notwendigkeit zum Wechsel da ist, dann ist ein Wechsel bei einem gesunden Kind meistens auch möglich. Es kann sein, dass man längere Fahrzeiten in Kauf nehmen muss, den Familienalltag umstrukturieren, eventuell die eigenen Arbeitszeiten ändern, usw. Klar muß man da immer abwägen ob sich die Verbesserungen durch einen Wechsel für Verschlechterungen auf der anderen Seite stehen. Und es wird einem niemand seriös sagen können, dass die Situation nachher leichter sein wird.

Alternative wäre im Fall der TE eben noch ein paar Wochen und dann zwei volle Schuljahre damit zu leben, dass das Kind immer wieder Bauchschmerzen hat, von der Schule abegeholt werden muss, dass man mit ihm von Arzt zu Arzt und von Psychologen zu Psychologen fährt, es mit Medikamenten versucht, usw. Ich meine wirklich NICHTS davon negativ, aber wenn man seinem Kind zumindest einen Teil von dem ganzen durch einen Klassenwechsel ersparen kann, dann sollte man das auch versuchen.

Ich habe mittlerweile etliche Eltern kennengelernt, deren Kinder aus nachvollziehbaren Gründen Klasse bzw. Schule gewechselt haben und KEIN EINZIGER sieht den Wechsel im Nachhinein als "unnötig" an bzw. ist der Meinung, dass es nichts positives gebracht hat. Bei den meisten hat sich die Situation innerhalb weniger Wochen DEUTLICH MERKBAR entspannt, und auch wenn vielleicht irgendwann mal wieder Probleme gekommen sind, waren die nicht so schwerwiegend, wie jene, die zum Wechsel geführt haben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von Bliss »

Wenn an der alten Schule alles nicht passt, hat man mit einem Wechsel nichts zu verlieren, kann ja dann kaum schlechter werden. Aber schon wenn es so ist, dass das Kind gute Freunde hat und gut in der Klassengemeinschaft eingebunden ist, dann würde ich da stark darüber nachdenken, denn gerade das ist etwas, was man vorher nie weiss wie es wird. Denn oft ist es ja leider so, dass Schulen, wohin sich ein Wechsel lohnt nicht gerade um die Ecke liegen und Freundschaften pflegen halt auch schwieriger ist, wenn dafür MamaTaxi gebraucht wird. Und meiner Erfahrung nach verilieren sich dann auch die alten Freundschaften viel leichter, wenn man auf verschiedene Schulen geht. Und Freundschaften werden mit steigendem Alter auch immer wichtiger.
alibaba

Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von alibaba »

Hallo Rabaukenmama,

ich habe hier noch einmal ein paar Sätze der Threaderstellerin heraus geholt.
Yara hat geschrieben:
Klassen-oder Schulwechsel möchte er selber nicht, weiß aber nicht ob er das mit seinen knapp 8 Jahren überhaupt so abschätzen kann.

Das mit einer 2 im Zeugnis macht mir keine Sorge. Es ist eher so das ich Sorge habe das er sich selber zuviel Druck macht wenn es dann Noten gibt.

Seltsamerweise meinte mein Sohn gestern zu mir er hätte das Gefühl er wäre nicht richtig so wie er ist das er so vieles falsch machen würde. Ich hatte gestern das Gefühl das war wie ein Hilfeschrei von ihm und ich weiß nicht wie ich ihm helfen soll. Die Schule blockt ab mein Mann auch. Daher auch die Idee mit der Lerntherapie weil schon durchaus schon mal Probleme mit Konzentration und Ablenkung hat und auch wegen Schwächen in der Rechtschreibung.

Wir hatten zeitweise auch überlegt ihn aus der OGS abzumelden davon wurde uns von den Therapeuten abgeraten. Heute war ein schlimmer Tag wie fast immer nach Ferien , Bauchweh , Übelkeit ganz schlimm. Er sagt immer er hat so große Angst vor Deutsch alles andere ist ok für ihn.
In Anbetracht der Informationen: nein, Kind möchte keinen Schulwechsel, Kind setzt sich selber unter Druck, Probleme nur in Deutsch, Therapeut lehnt Wechsel auch ab, frage ich mich, warum hier zu einem Schulwechsel geraten wird. :gruebel:

Oder reden wir bei einem Schulwechsel nur allgemein über Schulwechsel? Dann sollten wir aber einen anderen Thread aufmachen. ;)

VG
alibaba

Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von alibaba »

@koschka

Toller Beitrag, aber leider ist im realen Schulalltag kein Bullerbü möglich. Klar, liegt es am wollen. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan. Sag mal einem flugängstlichen Menschen, "Nun hab dich doch nicht so. einsteigen und losfliegen." ;)

Ich kann mich nicht über meine machbaren Schulmöglichkeiten hinweg setzen. Viele Andere auch nicht. Es mag in einer Stadt schon anders sein, hier ländlich ist jede Machbarkeit eingeschränkt. Hinzu kommen, bei der Threaderstellerin gesundheitliche, eigene Probleme. Auch das System Schule kann ich nicht ändern, das muss ich so nehmen wie es ist und da passt nie alles zusammen. Ich muss aber auch fest stellen, dass ich mit der Zeit die Probleme verschieben - ändern. Die Kinder reifen selber, werden viele Dinge viel mehr akzeptieren und entwickeln sich um das große Ganze zu verstehen und wir als Eltern entwickeln uns auch, nun nicht jedes Bauchweh zu kommentieren. Meine Tochter klagte auch ständig darüber - jetzt nimmt es ab. Und klar - nach den Ferien haben wir auch immer diese Leier. :gruebel:

Es ständig Recht zu machen - das geht nicht. Bullerbü haben wir nicht. Ich kann im Rahmen meiner Möglichkeiten, die anders sind als bei Anderen, schauen, was ich tun kann und schöpfe alles aus.

VG
Rabaukenmama
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Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Alibaba, ich gehe jetzt noch mal auf die von Dir zitierten Sätze der TE ein.
Yara hat geschrieben: Klassen-oder Schulwechsel möchte er selber nicht, weiß aber nicht ob er das mit seinen knapp 8 Jahren überhaupt so abschätzen kann.
Was sagt uns dieser Satz zur Entscheidung: Klassen bzw. Schulwechsel JA oder NEIN? Kind möchte keinen Schulwechsel, also ist der bessere Weg kein Schulwechsel? Kind möchte auch nicht in die Schule gehen, also ist der bessere Weg daheim lassen?

Hier wäre zu hinterfragen WARUM das Kind keinen Schulwechsel will. Und ohne Hellseherin zu sein habe ich hier ein paar Vermutungen. Einerseits spürt es sicher eine Erwartungshaltung der Eltern, die sich NATÜRLICH wünschen, dass man sich die Umstände eines Schulwechsels nicht "antun" muss, und sich die Sache wieder einrenkt. Andererseits hat es keinerlei Ahnung, was ein Schulwechsel mit sich bringen würde, steht also wie der sprichwörtliche Ochs vorm neuen Tor. Ein weiterer Aspekt, der für das Kind gegen einen Schulwechsel spricht, können bestehende Freundschaften sein.

Hier im Forum sind bzw. waren etliche Eltern von Kindern, die einen Klassen- oder Schulwechsel hinter sich haben. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass jemals ein Kind VON SICH AUS einen Schulwechsel gewünscht oder gefordert hat. Doch nacher, als es entschieden und durchgezogen war, ging es diesen Kindern durch die Bank deutlich besser.

Yara hat geschrieben:Das mit einer 2 im Zeugnis macht mir keine Sorge. Es ist eher so das ich Sorge habe das er sich selber zuviel Druck macht wenn es dann Noten gibt.
Das war Yaras Antwort auf meine Frage zur möglichen Notwendigkeit der angedachten Lerntherapie. Was soll das für ein Argument gegen einen Klassen- oder Schulwechsel sein?
Yara hat geschrieben:Seltsamerweise meinte mein Sohn gestern zu mir er hätte das Gefühl er wäre nicht richtig so wie er ist das er so vieles falsch machen würde. Ich hatte gestern das Gefühl das war wie ein Hilfeschrei von ihm und ich weiß nicht wie ich ihm helfen soll.
Dieser Beitrag zeigt mMn deutlich, wie sehr sich Yaras Sohn anpassen und den Erwartungen entsprechen will. Er sucht den "Fehler" bei sich, möchte niemanden enttäschen.

Yara hat geschrieben: Die Schule blockt ab mein Mann auch. Daher auch die Idee mit der Lerntherapie weil schon durchaus schon mal Probleme mit Konzentration und Ablenkung hat und auch wegen Schwächen in der Rechtschreibung.
Da sowohl Yaras Mann als auch die Schule abblocken ist mMn die Idee der Lerntherapie der Kompromissversuch. Es muss was geschehen, so kann es nicht weitergehen, aber die Enscheidung zu einem Klassen oder Schulwechsel kann und will Yara nicht allein in die Wege leiten. Also wird nach "was anderem" gesucht, was vielleicht helfen könnte. Auch der Titel des Threads impliziert genau DIESE Suche nach einem Weg, wie das Kind wieder "schulkonform" wird.

Yara hat geschrieben:Wir hatten zeitweise auch überlegt ihn aus der OGS abzumelden davon wurde uns von den Therapeuten abgeraten.
Hier wäre die Frage, wer diese Therapeuten sind und wie lange und gut sie das Kind und dessen Situation kennen.

Yara hat geschrieben:Heute war ein schlimmer Tag wie fast immer nach Ferien , Bauchweh , Übelkeit ganz schlimm. Er sagt immer er hat so große Angst vor Deutsch alles andere ist ok für ihn.
Auch hier ist mal die Frage, was dahinter steckt.

alibaba hat geschrieben:In Anbetracht der Informationen: nein, Kind möchte keinen Schulwechsel, Kind setzt sich selber unter Druck, Probleme nur in Deutsch, Therapeut lehnt Wechsel auch ab, frage ich mich, warum hier zu einem Schulwechsel geraten wird. :gruebel:
Wie genau liest du eigentlich? Die Mutter schreibt, das Kind will keinen Schulwechsel, das ist noch ok. Die Mutter schreibt außerdem, sie hat Sorge, das Kind könnte sich, wenn es Noten gibt, selbst unter Druck setzten, du interpretierst, es WÜRDE sich selbst unter Druck setzen (was es vermutlich auch tut, um die Situation zu ertragen). Das Kind sagt laut Mutter, es hätte Angst vor deutsch und das andere wäre ok, du schreibst es hätte "Probleme nur in deutsch". Die Tatsache, dass das Kind immer wieder wegen Bachschmerzen von der Schule abgeholt werden muss, ist wohl kein Problem? Die Mutter schreibt, die nicht näher bezeichneten Therapeuten würden einen Wechsel ablehnen, du schreibst so, als ginge es um EINEN Therapeuten des Kindes, der den Wechsel abhlehnt.
alibaba hat geschrieben:IOder reden wir bei einem Schulwechsel nur allgemein über Schulwechsel? Dann sollten wir aber einen anderen Thread aufmachen. ;)

VG
Zumindest ich schreibe genau über DIESEN Thread. Mich würde aber ehrlich interessieren, WANN deiner Meinung nach ein Schulwechsel angebracht wäre. Oder gibt es solche Situationen für dich gar nicht?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von alibaba »

Hallo Rabaukenmama,
Rabaukenmama hat geschrieben:
Zumindest ich schreibe genau über DIESEN Thread. Mich würde aber ehrlich interessieren, WANN deiner Meinung nach ein Schulwechsel angebracht wäre. Oder gibt es solche Situationen für dich gar nicht?
In diesem Fall sehe ich aktuell, nach dem was die Threaderstellerin geschrieben hat, keinen Grund einen Schulwechsel zu forcieren. Zumal, hier noch gar nicht - bei den ganzen Aufzählungen -berücksichtigt wurde, dass sie selber das nicht stemmen kann, da sie eigene Probleme hat.

Ich habe schon geschrieben, wann ein Schulwechsel sinnvoll sein kann. Ich bin nicht gegen Schulwechsel, nur sehe ich im obigen Fall, keinen Grund, so eine massive Veränderung, aktuell zu empfehlen. Einen Schulwechsel würde ich - grundsätzlich - immer als letztes Mittel empfehlen. Und ich glaube nicht - in diesem Fall - dass alleine aus einer Unterforderung - aufgrund des IQ's - hier die Beschwerden auftreten, die auftreten. Das mag daran liegen, das Du den Text anders interpretierst, als ich.

Wann rate ich zum Schulwechsel: Mobbing setze ich an erster Stelle, massive Unterforderungsproblematik, keine anderen "Problembaustellen", keine machbaren anderen Forder- und Fördermöglichkeiten, bei therapeutischer Empfehlung und wenn die Schule gar nicht passt - keine sozialen Kontakte, keine Kind/Lehrerpassung, auffälliges Verhalten im Unterricht - fächerdurchzogen … meine persönliche Hemmschwelle liegt da hoch. Und nicht zu vergessen, der Wechsel muss adäquat erfolgen, also in eine Schule wo es dann passt, Förder- oder eben Forderschule (ein HB-Zweig vielleicht).

Und noch ein wichtiges Argument für mich: kann ich das selber stemmen? Ist das auch für die Familie machbar? Denn, man bedenke - ohne Atteste für Probleme - ist man auf sich alleine gestellt. Da hilft einem keiner.

Meine Erfahrungen aus vielen Jahren, mit nun schon großen Kindern, ist, dass man gut daran tut, alle Möglichkeiten vor Ort auszuschöpfen.

VG
Yara
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Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von Yara »

Update von uns.

Ist so einiges passiert bei uns seit dem ich das letzte Mal hier war. Inzwischen ist es wieder etwas besser geworden mit Bauchweh in der Schule. In der Woche wo es so extrem schlimm war hatte er wohl auch einen Infekt mit dabei der aber nicht so ganz raus gekommen ist.
Zum Verständnis mit Therapeuten meine ich unsere Kinderpsychologin die ihn schon kennt seit er 3 Jahre alt ist und unsere Therapeutin in der KJP die kennt ihn jetzt ca. 9 Monate lang.
Mein Sohn ist auf seine Art schon ein spezielles Kind und in vielen Dingen erinnert er mich auch viel an mich früher. Er ist eher der Typ Einzelgänger, viele Menschen , große Klassen stressen ihn sehr. Auch neue Situationen stressen ihn oft. Mit sozialer Integration und sozialen Kompetenzen tut er sich schwer aber es wird besser.
Zur Lerntherapie die hilft ihm schon. Die größte Angst in der Schule hat er in Deutsch und vor seiner Klassenlehrerin , alles andere ist wohl ok. Obwohl seine Lehrerin so echt nett und lieb mit den Kindern ist. Da hilft ihm die Lerntherapie schon. Ich hoffe einfach wenn er in Deutsch sicherer ist er dann auch nicht mehr so die Angst vor der Schule hat. Inzwischen denke ich auch die Wahl der Schule war nicht optimal aber ich habe zur Zeit auch keine Alternative bzw. er tut sich sozial so schwer und jetzt ist er einigermaßen in der Klassengemeinschaft drin so das er für ihn schlimm wäre ihn da wieder raus zu reißen. Ich wäge momentan ab was für ihn besser ist. Zur Zeit denke ich es ist besser ihn in der Klasse zu belassen und doch nochmal an den Rahmenbedingungen zu feilen. Werde nochmal ein Gespräch mit seiner Lehrerin suchen müssen.
Wegen der weiterführenden Schule hat uns seine Psychologin geraten ein kleines Gym mit einem ihm liegenden Schwerpunkt zu suchen.
Wegen schulpsychologischen Dienst das habe ich jetzt erstmal verschoben wir arbeiten jetzt mit der KJP zusammen und dann sehen wir weiter.
Rabaukenmama
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Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Dieser Spezialtyp heißt Asperger, oder im Falle einer Variation, falls die Sprachentwicklung nicht passt, ein atypischer Autist. Ich weiß nicht, ob der KJP mit euch eine klare Sprache spricht, aber er muss es gesehen haben. Auch deine Sprache und deine distanzierte Art dich auszudrücken erinnert mich sehr an AS. Liest darüber, akzeptiert das Kind so wie es ist und versucht aus einer offiziellen Diagnose einen möglichst großen Vorteil für euer Kind auszumachen. Je weniger Druck man auf Aspergerkinder in den früheren Jahren ausübt, desto positiver Verläuft die Integration. Sie brauchen eine Umgebung mit gleichaltrigen, aber keinen negativen Druck, sonst machen sie dicht... und im Gegensatz zu frührer Meinungen gibt es heute Konzepte, die besagen, dass Autisten zu viel Gefühl haben und nicht zu wenig, wie früher alle angenommen haben. Nur weil sie dieses "viel" nicht verarbeiten können, grenzen sie sich ab. Dein Kind ist ganz sensibel, er braucht einen feinfühligen Umgang und Respekt vor seiner Individualität. Eure Hauptaufgabe als Eltern ist nicht die bestmögliche Schulleistung aus ihm rauszukitzeln, sondern seine innere Integrität zu bewahren.
Liebe Koschka, danke für deine klaren Worte. Ich selbst dachte bei Yaras Beiträgen auch schon stark in diese Richtung. Und gerade der letzte Beitrag beschreibt sehr klar und deutlich ein Asperger-Kind.

Bin ja selbst die Mutter eines sehr klugen Asperger-Sohnes und auch wenn einiges anderes ist hat mich vieles an meinen Sohn erinnert, als es ihm im Hort nicht gut ging. Damit meine ich vor allem die psychosomatischen Beschwerden, und die eigene Unzufriedenheit darüber, nicht "normal" zu sein. Den Wunsch, doch so zu sein, wie er vermutete, dass "man" ihn gerne hätte. Mein Sohn ist aber im Gegensatz zu Yaras Sohn kein Kind, welches sich zusammenreißt und leise "eingeht", sondern so, wie ich früher war: die eigenen Emotionen (egal, ob positiv oder negativ) schwappen über, trotz großer Mühe gelingt die Anpassung nicht, und das bringt Frust und noch mehr Unzufriedenheit.

Auch die allgemeinen, "alltäglichen" Schwierigkeiten sind bei meinem Sohn ähnlich wie bei Yaras Sohn: soziale Integration und Sozialkompetenz sind seine hauptsächlichen Schwierigkeiten. Ich bin gerade dabei, einen Sozialkompetenz-Gruppe für ihn zu suchen, was schwer ist, solange das Kind keine "Selbst- und Allgemeingefährdung" darstellt :( .

@Yara: Ich wünsche euch wirklich von Herzen, dass ihr euren Weg für euren Sohn findet. Wichtig ist mMn, wenn ihr ihn in der Schule belasst, dass der Kontakt zu den Lehrern nicht abreißt. Holt wenn nötig bei Gesprächen mit der Schule eure Kinderpsychologin und/oder die KJP-Therapeutin "ins Boot".

Unabhängig von den Meinungen hier ist es ohnehin EURE Entscheidung, wie es weiter geht. Es gibt nicht DEN richtigen Weg, und vor allem kann man ihn nicht schon vorweg erkennen. Wichtig ist, dass die Schwierigkeiten eures Kindes ernst genommen werden, und das Hauptaugemerk (wie koschka das schreibt) auf seine Integrität liegt, nicht am Maß seiner Anpassung!

Ich hoffe auch, dass die Ferien euch allen Gelegenheit geben, die Situation zu reflektieren und vor allem OFFEN zu bleiben für euere Kind und das, was noch kommt. Alles Liebe von uns!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:
viele Eltern haben schon in sehr früheren Jahren ihrer Kinder Angst was falsch zu machen. Man hat Angst, seinem Kind entgehe was, falls man es nicht in den Kndergarten schickt. Am besten fängt man schon in der Krippe mit der Sozialisierung an. Man hat Angst, das Kind lerne nicht zu lernen, falls es in der Grundschule nicht ausgelastet ist. Man hat Angst, das Kind lernt keine Ordnung, wenn man es nicht mit allen Möglichen und Unmöglichen Mitteln in der Grundschule dazu animiert. Man lernt keine Fremdsprachen, wenn man nicht gleich in der 6. Klasse mit der 2. Sprache anfägnt. Das nimmt kein Ende... Ich habe mir Gedanken über ein Auslandsjahr für meine Kinder gemacht. Sie würden an keiner Schule im Ausland vermuttlich inhaltlich was lernen, falls sie nach der 10. Klasse gehen, nur die Landessprache. Und was haben wir nach der Schule? Besitzt irgendeine Deutsche Uni ein Renomee? Am Ende werden wir von Australier überholt, die gesonnen am Strand liegen, die erste Sprache in der 8. Anfangen und auch in Mathe mindestns (!) zwei Jahre hinterher hinken. Irgendwas läuft schief...
Klar, läuft da was schief. Aber wir als Gesellschaft setzen diese Forderungen. Immer nur das Negative wird hervor gehoben und schwupp denkt Muddern, da müsse sie etwas machen. Ich nehme mich davon nicht aus.
Ich kann die Schule, die ich vor Ort habe, nicht ändern. Ich muss das so nehmen wie es ist. Habe ich Alternativen - wunderbar - dafür umziehen und neu bauen würde ich nicht. Hier ist ganz klar geregelt, was erwartete wird. Ansonsten bekommt man ganz klar gesagt, müsse man das Kind auf eine andere Schulform geben.

Koschka hat geschrieben: Für mich ist die Fragestellung eine ganz andere. Nicht wie kriege ich meinen Kind konform, sondern was mache ich, damit die Integrität meines Kindes nicht zerbricht. Ich habe selbst nirgendwo 100% zu einem bestehenden System gepasst und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es einem dabei geht. Ich bin auf der Seite des Kindes. Mein Kind muss lernen, in diesem System zurecht zu kommen, aber nicht um jeden Preis. Und nicht in der Fragestellung, das System sei richtig und das Kind muss angepasst werden, sondern in der Annahme, das beides, sowohl das System als auch das Kind seien zwar gut aber nicht perfekt. Wenn es kracht, ist es nicht unbedingt des Kindes Schuld. Wenn das Kind anders ist als ein gewünschtes genormtes, es ist auch nicht seine Schuld. Je älter die Kinder werden, desto mehr können sie selber in die Hand nehmen. Aber so lange sie von mir ganz abhängig sind, bin ich diejenige, die entscheidet, ob der Schulwechsel dem Wohl des Kindes dient oder nicht.

Die "Schuld" liegt selten am Kind. Aber hier werden ganz klar Forderungen, die erwartet werden, an uns Elternschaft formuliert. Selten ist die Lehrerschaft bereit sich zu verändern. Und ich muss nehmen was ich habe, ich habe Schulpflicht. Neulich wollte ich mein Kind die erste Schulstunde aus dem Unterricht befreien lassen, weil eine Konzertreise so spät erst endete. Da bekam ich einen schönen Brief von der Schule, dass wir als Eltern unsere Pflicht - Schulpflicht - doch bitte dem Kind vermitteln sollen und das wir lernen sollten, Hobbys zweitrangig zu beachten und Schule zu forcieren. Wohlgemerkt, es ging hier um 45 Minuten.

An der Integrität eines Kind es wird an jeder Schule gesägt. Aber das bedeutet nicht das Chaos. Denn ich habe es selber in der Hand, wenn ich Schule schon nicht ändern kann, selber zur Stärkung des Kind es aktiv zu werden. Wir konnten das bisher immer mit den nachmittäglichen Aktivitäten lösen. Hier bekommen meine Kinder die Unterstützung und die Stärkung ihrer "Unversehrtheit", die sie brauchen um sich adäquat zu entwickeln und auch gestärkt für Schule zu sein. Und sie bekommen sie von uns als Eltern. Wenn das passt, dann kann man Schule auch besser akzeptieren. Und die Kinder müssen wissen, ich bin da und akzeptiere nicht jeden Schulscheiß, den ein Lehrer an einen heran quatscht. Wir sitzen als Elternschaft sofort beim betroffenen Lehrer und zeigen - höflich aber bestimmt - das es so nicht gehen kann. Klappt übrigens auf einer weiterführenden Schule viel besser als auf einer Grundschule.
Koschka hat geschrieben: Meine Tochter wollte auch nicht wechseln. Ich habe sie überredet und in die Schnupperstunde geschickt.
Würde ich NIE machen. Ich habe noch nie meine Kinder zu Irgend etwas überredet.

VG
alibaba

Re: Kind "schulkonform" bekommen ?

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben:
@Yara: Ich wünsche euch wirklich von Herzen, dass ihr euren Weg für euren Sohn findet. Wichtig ist mMn, wenn ihr ihn in der Schule belasst, dass der Kontakt zu den Lehrern nicht abreißt. Holt wenn nötig bei Gesprächen mit der Schule eure Kinderpsychologin und/oder die KJP-Therapeutin "ins Boot".
So würde ich das auch machen. Ergänzen möchte ich, dass sich das Kind vielleicht am Nachmittag etwas sucht was ihn auspowert und fordert. Etwas was ihn stärkt, das zu können, ohne Noten.
Rabaukenmama hat geschrieben: Unabhängig von den Meinungen hier ist es ohnehin EURE Entscheidung, wie es weiter geht. Es gibt nicht DEN richtigen Weg, und vor allem kann man ihn nicht schon vorweg erkennen.
Da schließe ich mich an.
Für mich persönlich ist immer wichtig, dass ich mit mir im Reinen bin. Das ich sagen kann, ich habe alles probiert, was ging, was mir in meiner individuellen Machbarkeit, möglich war. Es gibt weder eine richtige noch eine falsche Meinung. Meinungen sind ein Sammelsurium und der unterschiedlichsten Art. Und jede davon ist wichtig.

VG
Antworten