Kenne ich aus eigener Erfahrung (ich färbe seit über 10 Jahren, von Natur aus wären meine Haare längst nicht mehr nur grau, sondern weiß .alibaba hat geschrieben:Ich glaube, man hat gut reden, wenn man nicht in vergleichbaren Situationen steckt. Mich erinnert, diese Diskussion „man könnte, wenn man denn wollte .... oder ich würde das tun“ an ein gestriges Gespräch mit meiner Friseuse. Da ging es um das Haare färben bei uns Mädels. Ich erklärte dann, dass ICH mir nie die Haaare Färben würde, wenn Sie denn ergrauen. Ich würde dem Lauf der Dinge so lassen, ich fände das ok. Meine Friseuse, die ich schon mindestens 20 Jahre kenne, gab dann zu bedenken, dass ich gut reden hätte, denn ich hätte noch keine grauen Haare. Aber sie selber, hätte diese schon mit 30 Jahren bekommen - vererbt - und sie färbt, eben damit sie gesellschaftlich nicht als Oma, die sie ja gar nicht ist, wahrgenommen wird.
Wenn ich also aus meiner Position behaupte, würde ich anders machen, sollte gewährleistet sein, dass ein Vergleich möglich ist und sich dann der Gegenüber, in der Tat, nicht nur so anstellt.
Auch in Sachen Machbarkeit habe ich eigene Erfahrungen. Die Behinderungen meines jüngeren Sohnes sind so spezifisch, dass es genau EINE Schule gibt, wo überhaupt eine Chance besteht, dass er einerseits lernen kann und andererseits nicht "untergeht". Würden wir - egal in welcher Himmelsrichtung - bis zu 100km entfernt wohnen, wäre das dieselbe Schule. Kindergärten gab es zumindest zwei - nur, dass ich bei einem meinen Beruf aufgeben hätte müssen, weil der alle Schulferien geschlossen hatte. Also auch keine Wahl!alibaba hat geschrieben: Für mich persönlich sind Änderungen Grenzen gesetzt. Und meine Erfahrungen sagen mir, dass man immer erst hinterher sieht, was drin steckt. Da kann ich vorher beim Tag der offenen Tür gewesen sein, bei Aktionstagen, bei Schulvorstellungen oder oder - was hier eben geht und trotzdem kann es eben nicht passen. Da hat man, wenn man in einer großen Stadt lebt, vielleicht genug Alternativen, lebt man da aber nicht, muss man für sich selbst entscheiden was noch machbar ist. Und für mich Halbtagsarbeitsmama mit variabler Arbeitszeit, die den Luxus hat, nicht unbedingt zum Familieneinkommen arbeiten gehen zu müssen - weil sonst das Geld nicht reichen würde - kann da viel flexibler reagieren, als eben die Mütter die das nicht können. Nicht zu vergessen, dass Frau noch - vielleicht - eigene Probleme hat.
Was ich auch noch zu bedenken gebe, sind die sozialen Kontakte, die, gerade in jungen Jahren, maßgeblich für junge Kinder sind. Fahre ich um die halbe Welt, um in Schule XY zu kommen, fehlt mir dann die Zeit, davon mal abgesehen, dass das machbar sein muss.
Welche Entscheidung ich dann - aufgrund der Machbarkeit - treffen kann, kann nur ich beurteilen. Dabei wäre ich - aufgrund gesammelter Erfahrungen - vorsichtig mit Angaben, dass man es nur wollen müsse, damit es zur Veränderung kommt.
Es gibt in einer Stadt mit 1,7 Millionen Einwohner genau ZWEI Logopädinnen, die in Frage kommen. Für die Horchi-Einstellung war die Stelle, wo wir alle 2 Monate für 3 Tage hingefahren sind, 400km entfernt. Es gibt kaum eine Stelle (KIGA und Schule eingeschlossen), wo ich mit meinem jüngeren Sohn regelmäßig hin muß, wo ich mit weniger als 2 Stunden Fahrzeit (hin und retour) auskomme. Von der Warte gesehen weiß ich sehr gut, was MACHBAR ist (was "bequem machbar" ist, wäre eine andere Sache).
Sport- und Freizeitmöglichkeiten: detto! Ich würde meine Jungs gerne beim Fußballverein ums Eck oder bei der 15 Buminuten entfernten Musikschule anmelden - geht leider nicht, entweder ihre Bedürfnisse sind zu "besonders", oder unser Zeitplan läßt es nicht zu. Wir können auch keines unserer Kinder zu einem ganz normalen Sommer-Feriencamp anmelden, weil es entweder gar nicht möglich ist (jüngerer Sohn), oder weil wir schon im vorhinein wissen, dass das zum scheitern verurteilt ist (älterer Sohn).
Klar, wir schöpfen die Möglichkeiten aus, die wir haben. Wien ist da gut aufgestellt, wir haben einen Fahrtendienst, der Kleinsohn in den Kindergarten und heimbringt und durch die Diagnose Asperger-Autismus hat auch mein älterer Sohn einen Fahrendienst von der Schule in den Hort und heim. Aber wenn das anders wäre (und es kann sein, dass schon die nächste Stadtregierung es ändert!) muß es auch ohne klappen.
Um zum Vergleich mit dem Haare-färben zurückzukommen: ich bin auch hier in der Situation, zu wissen, wovon ich spreche (bzw. schreibe).