Abtitur mit 8

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: Abtitur mit 8

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:Viele Hürden auf dem Weg solcher Kinder sind bürokratischer Art. Man brauch kein Papierkramm durchstehen um sein Kind von Früh bis Spät Geige üben zu lassen, aber man fängt einen langen Kampf, wenn man das Kind früh einschulen will. Man fragt sich schon, wie sinnvoll es ist, dass für alle gleiche Regeln gelten.
Es kann schon sinnvoll sein, wenn gleiche Regeln für alle gelten. Leider kann ich mir - auch wenn man oft das Gefühl hat, dass just die Regel doof sei oder ungerecht - Regeln nicht so legen, wie ich sie gerne hätte. Ich glaube, das gäbe Chaos. Also meine Tochter hat als Jüngere auch immer das Gefühl, dass für sie andere Regeln gelten. Dabei ist die Realität, dass sie oft viel eher in den Genuss von Regeländerungen kommt.

Früheinschulungen sind hier unkompliziert möglich, zumindest in BW kann ich einschulen bis zum Monat 06 des nächsten Jahres. Das sind hier 9 Monate ab Stichtag. Dafür brauche ich nicht mal einen Antrag oder Begründung. Das man nicht noch weiter geht, hat glaube ich mit vielen anderen Dingen zu tun. Vielleicht auch etwas mit Angst, ungewöhnliche Dinge angehen zu können. Wobei das ja auch oft zu Grenzen führt. Ich erinnere mich noch an die zwei syrischen Kinder, ohne Deutschkenntnisse eingeschult in Kl.3 der Grundschule. Das ging gar nicht. Man konnte - mit den vorhandenen Mitteln - den beiden Kindern und dem Rest der Klasse überhaupt nicht gerecht werden.

Nehme ich diese Erfahrung, kann ich sehr gut nachvollziehen, warum der 8-jährige nur Privatunterricht hatte. Hier scheitert es schon an viel kleineren Hürden.

VG
Rabaukenmama
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
alibaba hat geschrieben: Wie kann sich eine Mehrheit, deren Kinder zu 70% durchnittlich gegabt sind, über so ein Kind ein Bild machen? Es ist sehr selbstherrlich, zu glauben, man würde den idealen Weg für ein Kind wissen, welches man nur aus Schlagzeilenberichten kennt.
Ich würde vorschlagen @Rabukenmama, dass du meine Texte richtig liest. Bitte zitiere mir die Stelle, wo ich behaupte, dass ich wüsste, wie der ideale Weg für dieses 8-jährige Kind auszusehen habe. Ich dächte oft genug geschrieben zu haben, dass ich es nicht weiß. Eben, weil ich viel zu wenig weiß. Ich zitiere Dir gerne die Stellen, wo ich das - mehrmals - geschrieben habe.

Ich möchte Dich daher anständigst bitten, mir nicht Dinge zu unterstellen. Du darfst Dich aber sehr gerne an diesem hypothetischen Dialog beteiligen.

Vielen Dank und VG
Sorry, aber da liegt ein Missverständnis vor! Ich habe nicht DIR unterstellt, zu behaupten, DU wüsstest den idealen Weg für dieses Kind. Ich meinte nur, dass ich es selbstherrlich findet, wenn sich wer, der das Kind nur aus den Schlagzeilen kennt, anmaßt, den idealen Weg zu wissen. Das bezog sich auf die von Dir angesprochene Mehrheit der Eltern. Dabei geht es denen vermutlich - wie du korrekt schreibst - um die EIGENEN Kinder, für die sie andere Wege favorisieren. Von der Warte verstehe ich den Zusammenhang des Arguments immer noch nicht. Warum soll für DIESES Kind Kriterium sein, wofür sich andere Eltern bei IHREN Kindern entscheiden?

Wenn ich Dich mit meiner Wortwahl persönlich verletzt habe tut es mir leid, das war nie meine Absicht :fahne: !
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Belana
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von Belana »

Mir fällt zunehmend auf, dass viele Menschen ihre eigene Situation zum Maß aller Dinge erklären und Abweichungen sei es bei Fremdbetreuung, Urlaubsziel oder Einschulungszeitpunkt bzw. Schullaufbahn kritisch bis negativ bewerten (und damit meine ich ausdrücklich niemanden hier im Forum, aber es gibt ja auch noch ein Leben außerhalb).

Für diesen 8jährigen ist es möglicherweise der beste Kompromiss gewesen. Jetzt kann er sich mit dem beschäftigen, was ihm jetzt am meisten Spass macht. Möglicherweise ändert sich das in einigen Jahren auch wieder. Aber er hat jetzt die Möglichkeit dazu. Im Gegensatz zum 13jährigen Schweizer, bei dem sogar noch unsicher ist ob ihm die bereits abgelegten Prüfungen an der Uni überhaupt angerechnet werden.

Es sollte viel mehr individuelle Möglichkeiten geben. Warum sollte jemand mit 8, 13 oder wie alt auch immer nicht bereits ein Fach studieren in dem er außergewöhnlich begabt ist und sich parallel dazu die anderen Fächer in der Schule jahrgangskonform oder akzeptiert erarbeiten. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein 8jähriger durch Bestehen einiger Prüfungen die "Reife" erlangen kann die mit Marura/Abitur verbunden wird.

Im sportlichen oder musischen Bereich ist es sicher einfacher ein Kind privat zu fördern. Im schulischen Bereich ist die vorgegebene Struktur eben viel stärker ausgeprägt und individuelle Lösungen sind zwar nicht unmöglich aber schwieriger.
Rabaukenmama
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von Rabaukenmama »

Belana hat geschrieben:Mir fällt zunehmend auf, dass viele Menschen ihre eigene Situation zum Maß aller Dinge erklären und Abweichungen sei es bei Fremdbetreuung, Urlaubsziel oder Einschulungszeitpunkt bzw. Schullaufbahn kritisch bis negativ bewerten (und damit meine ich ausdrücklich niemanden hier im Forum, aber es gibt ja auch noch ein Leben außerhalb).
Das sehe ich genauso wie du.
Belana hat geschrieben: Im sportlichen oder musischen Bereich ist es sicher einfacher ein Kind privat zu fördern. Im schulischen Bereich ist die vorgegebene Struktur eben viel stärker ausgeprägt und individuelle Lösungen sind zwar nicht unmöglich aber schwieriger.
Je nach Land (oder auch Bundesland) ist das mit den individuellen Lösungen unterschiedlich geregelt. So wäre koschkas Weg (Einschulung der Zwillinge mit 4 Jahren) in Österreich gar nicht mögich gewesen. Dafür gibt es in Österreich die Möglichkeit des homeschooling, die in Deutschlanz offiziell so nicht existiert.

Vorzeitige Einschulung ist in Österreich nur bei Kindern möglich, die maximal 6 Monate vor dem Stichtag geboren sind. Das weiß ich so genau, weil ich mich damals bei meinem älteren Sohn dafür interessiert habe. Und bei dem waren es 6 Monate und 3 Tage - also ging es NICHT. (Ausnahme ist das sog. Drehtürmodell, welches aber nur sehr, sehr selten zur Anwendung kommt, weil es von Stadtschulrat, Direktor und Lehrperson extra speziell für dieses Kind beantragt werden muss.)

Auch danach ist alles klar geregelt: Ein Überspringen einer Schulstufe ist je ein Mal in der Grundschule (= 2. oder 3. Klasse Volksschule), nach der Grundschule bis einschließlich der 8. Schulstufe (= Hauptschule oder AHS-Unterstufe) und nach der 8. Schulstufe (= BMHS oder AHS-Oberstufe) zulässig (SchUG 26/3).

Somit wäre der 8jährige, der sein Abitur bestanden hat, in Österreich bestenfalls statt der 2.in der 4. Klasse Grundschule. Und selbst wenn das der Fall wäre, gäbe es sicher jede Menge Unkenrufer von wegen "gestohlener Kindheit", auch wenn das Kind vom Schulstoff vermutlich nicht mal irgendwie herausgefordert wird und die soziale Situation in einer Klasse deutlich älterer Kinder auch nicht gerade leicht ist.
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charlotte12
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von charlotte12 »

Mir fällt zunehmend auf, dass viele Menschen ihre eigene Situation zum Maß aller Dinge erklären und Abweichungen sei es bei Fremdbetreuung, Urlaubsziel oder Einschulungszeitpunkt bzw. Schullaufbahn kritisch bis negativ bewerten (und damit meine ich ausdrücklich niemanden hier im Forum, aber es gibt ja auch noch ein Leben außerhalb).
Das fällt mir auch extrem auf in meiner Umgebung. Unerwünschtes Verhalten vom Kind wird dann auch grundsätzlich mit dem abweichenden Lebensmodell erklärt. Das Kind mag keine Hausis machen? Wahlweise ist dann die fehlende Fremdbetreuung (fehlende Struktur, verzärteltes Kind) oder die Früheinschulung schuld (ist einfach noch nicht reif). Mit weiterführenden Schulen ist es dasselbe - die Schulform, die man selbst/die eigenen Kinder durchlaufen haben, ist die einzig wahre.
charlotte12
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Re: Abtitur mit 8

Beitrag von charlotte12 »

@ Koschka: Hilfe, ich wollte Dir doch keine Angst machen... Habt Ihr mittlerweile neue Infos, ob eine Einschulung zum Halbjahr möglich ist?
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