Hilfe! Überanpassung...

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
sinus
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

Maca hat geschrieben:Also mein Sohn hat
“diese typischen Probleme“ recht eindeutig.
Es bringt uns aber überhaupt nicht weiter, das auf seine HB zu schieben.

Meine HB-Mann kennt die Studie auch und bezieht sich gerne darauf, wenn er mal wieder bei seinen Kollegen aneckt.
Ich denke es liegt eher weniger an seiner HB. :mrgreen:

Deine Tochter ist sehr sensibel.
Ein empfindsames Naturell in Kombination mit HB und einem weiblichen Geschlecht...... bedeutet eine Herausforderung, das glaube ich dir!
Das sehe ich anders. Denn es hilft mir, besser einzugrenzen, wo ich ansetzen kann, um Lösungen zu finden.
Es geht doch gar nicht darum, "Ausreden" zu finden, sondern darum, die Problemstellung so zu durchschauen, dass ich passende (!) Lösungen finden kann!
Die Alternative wäre für mich "Stochern im Nebel" oder im schlimmsten Fall Ansätze zu verfolgen, die sogar höchst kontraproduktiv sind. (Wie bspw einem Kind eine Störung anzudichten, die es womöglich gar nicht hat.)

PS: Ich will und würde auch nicht JEDES Problem in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem IQ setzen. Aber ich halte es für genauso falsch, einen möglichen Zusammenhang komplett zu ignorieren, ja zu negieren. (Weil ja ROST...)

PS2: Wenn der IQ so wenig Bedeutung hat - warum wird dann eigentlich bei so vielen Diagnosen ein IQ-Test mit gemacht?
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Maca
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

@sinus und @koschka
ich verstehe eure Ansätze total und kann verstehen, dass ihr bei euren Töchtern den Fokus mehr auf die Begabung legt, wenn es darum geht, Proleme zu analysieren.

Uns hilft das wenig, weil ich z.b. nicht bereit wäre, die Umstände zu verändern und Sohnemann in ein passenderes Lernumfeld zu verpflanzen.
Ich sehe teilw. die gleiche Entwicklung, von der auch koschka berichtet, Passivität, Rückzug, Unsicherheit im Unterricht (will nicht altklug wirken, beteiligt sich weniger um keine Angriffsfläche zu bieten, tiefstapelt immer, will generell nicht auffallen......)
Wäre seine Selbstsicherheit gefestigter, könnten sich obige Probleme deutlich abschwächen.
Wie weiß ich auch nicht. Dass Wissen um seine Begabung bietet mir keine Lösungsstrategien.
Vielleicht habe ich resigniert.
sinus
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

@Maca: Vielleicht bin ich da ja auch zu optimistisch, aber ich baue durchaus auch darauf, beim Umgang mit dem Kind und im Gespräch mit dem Kind über seine Probleme mit dem richtigen Ansatz durchaus mehr zu bewirken, als ich es könnte, wenn ich die HB komplett außen vor lassen würde.
Ich habe schon den Eindruck, dass ähnlich wie bei der Hochsensibilität allein das Wissen darum andere Sichtweisen ermöglicht.
Ich glaube, meine Tochter kann sich mehr "ganz" fühlen, wenn sie eine Erklärung für so viele Dinge hat, bei der sie schon seit dem Kindergartenalter merkt, dass mit ihr "irgendwas anders" ist.
Sie hat jetzt rückblickend so einiges verstanden, was ihr früher rätselhaft war:
"Ich habe oft nicht verstanden, warum die Kinder dasunddas gespielt/gemacht haben. Für mich war z.B. völlig klar, dass es nicht funktionieren würde... dass sie den Ball bspw auf diese Weise nie und nimmer vom Dach bekommen würden oder den Holzklotz so niemals würden spalten können. Und ich hab einfach nicht verstanden, warum die Kinder das trotzdem immer und immer wieder versuchten. Ich habe sie oft die ganze Zeit beobachtet, um das herauszufinden und kam einfach nicht dahinter."
Und ich: "Das war womöglich ein Punkt, wo du dann angefangen hast zu glauben, dass du dumm/dümmer als die anderen bist. Denkst du jetzt immer noch so, wenn du die Situation betrachtest?"

Solcherlei Gespräche haben wir seit dem Test mehrere geführt und ich habe den Eindruck, dass es dem Kind hilft, die Dinge und sich selbst neu zu betrachten und ich hoffe auch, dass es sie auch irgendwie an vielen Stellen "heilt".

Und sie weiß jetzt auch, dass ihre Selbstwahrnehmung ("Ich bin anders") richtig ist, aber dass es einen "guten" Grund gibt.
Ich hoffe und glaube, dass sie das langfristig stärken wird.
Zuletzt geändert von sinus am Sa 9. Feb 2019, 21:54, insgesamt 4-mal geändert.
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sinus
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

Ich glaube, es schadet dem Selbstwertgefühl ganz besonders, wenn man FÜHLT dass man anders ist, aber einem GESAGT/GEZEIGT wird, es sei nicht so oder SOLLTE nicht so sein.
Das zwingt den Menschen doch, einen Bereich seines Selbst zu verstecken oder zu negieren. Das kann doch nicht gut sein.

Ich finde, die Hochbegabung als Erklärung für so einige der Probleme zu berücksichtigen hat nichts damit zu tun, dem Kind beizubringen, sich über andere zu stellen oder gar das Gefühl des "Andersseins" sogar verstärkt, wie man befürchten könnte.
Ich glaube, es ist nötig, um ein "Ganzes Ich" zu entwickeln.
Darum finde ich es ganz besonders fatal, zu viel an Anpassung zu fordern oder zu erzwingen und die Hochbegabung als komplett irrelevant zu betrachten.
Ich denke, dass eine gesunde (wenn nötige) Anpassung erst dann möglich ist, wenn ich ein "ganzes" Selbst/Selbstbild habe.
Und das zu entwickeln muss ich als Eltern dem Kind ermöglichen.

Das kann ich sicher auch, indem ich ihm Bereiche anbiete, in denen es nicht so sehr "anders" ist, die nichts mit dem IQ zu tun haben. Z.B im (passenden) Sport. Oder Malkurs. Oder beim Musizieren.
Leider verbringt es aber einen Großteil seiner Jugend in einem Umfeld, bei dem die Intelligenz durchaus eine Rolle spielt. Die Schule ist schließlich eine riesige Maschinerie, in der es vor allem um Wissen und Denken, Leistung und deren Bewertung geht. Dort wird es also IMMER irgendwie auffallen, wenn es sich nicht anpasst...

Aber das sind jetzt natürlich alles nur meine privaten Gedankengänge, die ich natürlich rein aufgrund MEINES Kindes und UNSERER Erfahrungen entwickelt habe...
Zuletzt geändert von sinus am Sa 9. Feb 2019, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Rabaukenmama
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben: Ich finde, die Hochbegabung als Erklärung für so einige der Probleme zu berücksichtigen hat nichts damit zu tun, dem Kind beizubringen, sich über andere zu stellen oder gar das Gefühl des "Andersseins" sogar verstärkt, wie man befürchten könnte.
Ich glaube, es ist nötig, um ein "Ganzes Ich" zu entwickeln.
Das sehe ich auch so, Sinus! Ein deutlich hochbegabtes Kind hat grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Verhaltensmustern: authentisch, dann stellt es sich SCHEINBAR über die anderen, einfach weil es so ist, wie es ist - oder diplomatisch, dann muss es sich verbiegen um so zu tun, als wäre es wie die anderen. Welches Verhaltensmuster gewählt wird hängt aber mMn nicht so sehr vom Selbstwert wie von der Wesensart ab. Gerade sozial kompletente Hochbegabte neigen meiner Meinung nach eher zu Überkompensation, während Kinder, die ohnehin Probleme im sozial-emotionalen Bereich haben (ob mit oder ohne zusätzlicher Wahrnehmungsstörung), sich eher nicht anzupassen versuchen. Nur bei denen kommt MANCHMAL ein geringer Selbstwert negativ zu tragen, und zwar dann, wenn sie ihre Fähigkeiten bewusst "raushängen lassen" um die eigene Unsicherheit zu überdecken.

Für die anderen, die einen authentischen Weg wählen wollen, ist es deutlich schwieriger. Es ist eine gewaltige Aufgabe, die Phase, wo einem EINIGE andere Hochnäsigkeit, Strebertum oder sonst-was unterstellen, zu überstehen, um TROTZDEM authentisch zu bleiben und schließlich Anschluss an Menschen zu finden, die einen einfach so nehmen, wie man ist. Ich denke der Aufbau eines solchen Freundeskreises ist die größte Herausforderung. Wenn das mal geschafft ist, hat man meiner Erfahrung nach auch kaum mehr Probleme damit, wenn einen manche Menschen falsch einschätzen ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Twins123
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Twins123 »

Das kann ich nur bestätigen, gerade deshalb halte ich die HB Züge für ein gutes Mittel, dass die Kinder lernen, sich so anzunehmen wie sie eben sind und authentisch zu sein. Klar gibt es hier wie auch überall Reibereien, das soziale Gefüge muss sich erst bilden, aber das geht auf Augenhöhe eben besser ;)
Die Kinder lernen sich selbst besser einzuschätzen, erkennen, was sie gut können, was sie weniger gut können, aber was meiner Meinung nach der größte Vorteil ist, sie lernen sich selbst und ihre HB zu akzeptieren! Sie fühlen sich nicht mehr als Exoten.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
Rabaukenmama
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Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Rabaukenmama »

@Alibaba:

Ehrlich gesagt kommt mir eher vor, dass sich koschka mit der Problematik der Überanpassung ihrer Tochter HIER teilweise nicht verstanden fühlt. Ich glaube nicht, dass sie hier von jemand perfekte Lösungen erwartet. Aber vielleicht Anregungen oder andere Sichtweisen...

Das von sinus angesprochene Gefühl "anders" zu sein, haben viele Jugendliche, bei jenen, die tatsächlich anders SIND (sei es durch Hochbegabung oder was-auch-immer) ist es aber noch deutlich ausgeprägter. Und da ist eben schwer, das richtige Maß zwischen Anpassung und Authentität zu finden. Da können Eltern auch nicht mehr viel helfen, so sehr sie es auch wollen. Einerseits ist die Entscheidung, wie man sich der Umwelt gegenüber präsentiert, extrem individuell. Der Mama erscheint es vielleicht zu viel Anpassung, dem Kind zu wenig. Oder umgekehrt. Wie auch immer, die peergroup wird mit jedem Tag wichtiger und VON DORT kommt der (gefühlte oder reale) Druck zur Anpassung - nicht vom Elternhaus!
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alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
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