Hilfe! Überanpassung...

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Twins123
Dauergast
Beiträge: 55
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 15:44

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Twins123 »

@koschka

Doch sie fallen auf oder müssen sich ziemlich verbiegen und selbstverleugnen, um alles zu verbergen, was sie ausmacht. Das wiederum ist sehr anstrengend, kraftraubend und kann auch zur Depressionen führen (Kind glaubt, es sei nicht richtig, fühlt sich wie ein Alien und zweifelt an sich selbst)... deswegen plädiere ich persönlich ja immer für die HB-Züge etc, nicht wg der schnelleren Stoffvermittlung, sondern wegen dem sozialen Aspekt. Die Kinder fühlen sich unter Ihresgleichen, sie fachsimpeln und scherzen auf eine andere Art... und fühlen, dass sie richtig sind (es ist extrem positiv für das Selbstwertgefühl, wenn man sich treu bleiben kann).
Das hätte ich mir in meiner eigenen Kindheit sehr gewünscht... klar war ich geduldet in meiner Peergroup, aber ich fühlte mich fremd und habe das, was mich bewegt hat, nicht angesprochen und dabei immer gedacht, wieso teile ich bloß nicht die Interessen der anderen? Was stimmt nicht mit mir? Auf die guten Noten etc konnte ich nicht stolz sein, denn es war keine Anstrengung dafür vonnöten, daher zählten sie für mich nicht. Was blieb, waren daher immer wieder Selbstzweifel an meiner Person... (bis heute!)
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

gelöscht
Zuletzt geändert von sinus am Di 5. Feb 2019, 23:47, insgesamt 7-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2955
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Twins

Ja, diese Interessenkluf... Das erste neue Buch seit langem, das mein Kind aus dem Bücherregal ausgesucht und wie ein spannendes Krimi fast in einem Rutsch gelesen hat, ist "Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod"... Dass die hochbegabten nicht auffallen, klingt für mich mittlerweile wie ein schlechter Witz.
Irgendwie fällt man als HB immer wieder mal auf, ob man will oder nicht. Geht mit heute noch so! Zu Weihnachten saß ich mit meinen Verwandten (Eltern, Onkel und Tante, Cousins und deren Frauen und Kinder) zusammen. Die Kinder hatten Play-Doh bekommen und natürlich haben die Erwachsenen damit gespielt. Ein Cousin von mir hat was gebaut und die anderen mussten raten, was es ist. Bei einer solchen Kreation habe ich geraten, es sei ein Trilobit. Ungläubige Blicke, dann die vorsichtige Frage meiner Tante, was das denn sei. Ich habe dann was von Urzeitkrebsen und Fossilien rumgestottert und alle haben mich angeschaut als käme ich vom Mond. Mein Cousin hat die Sache dann aufgelöst mit dein Worten "Nein, das ist es nicht, das kenne ich ja nicht einmal! Es ist ein überfahrenes Eichhörnchen, das kennt man doch eindeutig am Reifenprofil!"....naja, so kann man es auch sehen :P !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

Twins123 hat geschrieben:
Doch sie fallen auf oder müssen sich ziemlich verbiegen und selbstverleugnen, um alles zu verbergen, was sie ausmacht. Das wiederum ist sehr anstrengend, kraftraubend und kann auch zur Depressionen führen (Kind glaubt, es sei nicht richtig, fühlt sich wie ein Alien und zweifelt an sich selbst)... deswegen plädiere ich persönlich ja immer für die HB-Züge etc, nicht wg der schnelleren Stoffvermittlung, sondern wegen dem sozialen Aspekt. Die Kinder fühlen sich unter Ihresgleichen, sie fachsimpeln und scherzen auf eine andere Art.
Hallo,

Wenn man sowas verallgemeinernd auf das Phänomen von HB bezieht, gibt es schnell Gegenwind.
Es betrifft ja auch nur einen Teil der HB- Kinder, die in den allgemeinen Sozialisationssystemen leiden.
Nach der Rost- Studie zu urteilen, sogar den weitaus geringeren Anteil.
Also darf man zumindest anmerken, dass nicht die Hochbegabung
an sich zu Problemen führt, sondern nur in Kombination mit bestimmten Charaktereigenschaften und/oder Wahrnehmungsbesonderheiten (autistischen Tendenzen u.a.).
Oder, wenn die Diskrepanz zum Durchschnitt mehr als 3 Standardabweichungen überschreitet.
Ich weiß nicht, wieviel Prozent der höchsbegabten Kinder autistische Tendenzen aufweisen, bzw. ob diese von außen noch wahrnehmbar sind, da optimal kompensiert, was unglaublich viel Kraft kostet.
Viele Experten neigen ja sogar dazu, davon auszugehen, dass die Mehrheit der Höchstbegabten ins Autismus-Spektrum fällt.
Unsere Ärztin hält das für sicher.
Dass sie, bezogen auf diese Prämisse, dann unter Gleichgesinnten besser klarkommen, läge in dem Fall nicht nur an der HB.
@Bliss, hat einen höchsbegabten Sohn, der z.b gut klarkommt und der, ihren Beschreibungen nach, keine autistischen Tendenzen aufweist.
Twins123
Dauergast
Beiträge: 55
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 15:44

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Twins123 »

@Maca
Ich würde nicht unbedingt autistische Tendenzen dafür verantwortlich machen, ich denke eher, es liegt an dem sich Verstandenfühlen... in den HB Zügen ist die Wahrscheinlichkeit einfach höher, dass das Gegenüber ebenfalls über ein bestimmtes "Wissen" verfügt, so dass es z.B. Anspielungen etc versteht. Die Interessenlage scheint mir dort eine andere zu sein, die Breite des Wissens über alles Mögliche, da finden sich dann eher Gleichgesinnte... klar kann mein 9 jähriger auch mit seinen Altersgenossen draußen spielen (wobei er dann meistens die Spielidee angibt), das Spiel mit den 6.Klässlern in seiner HB Klasse gibt ihm aber deutlich mehr...
Julie M.
Beiträge: 18
Registriert: Sa 26. Jan 2013, 12:51

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Julie M. »

Liebe Koschka,
obwohl ich seit 2013 hier im Forum angemeldet bin, habe ich bisher kaum etwas gepostet, aber immer wieder hier gelesen.
Insbesondere auch deine Posts, denn dein ältere Sohn hat bestimmte Verhaltensweisen, die ich bei meinem Sohn (9 Jahre, mitterweile in der 5.Klasse einen Hochbegabten-Zuges) feststelle.

Ich habe kein Kind im Alter deiner Tochter (aber sie erinnert mich stark am mich selber in diesem Alter), daher verzeih mir bitte, wenn ich falsch liege mit dem was ich schreiben.
Also, ich denke, dass das Problem in erster Linie kein Pubertätsproblem ist. Sondern eines, dass aus einer Kombination aus ihrer Begabung und ihrer Persönlichkeit stammt. (Gottseidank ist mein Sohn so ganz anders gestickt als ich....)

Daher würde ich dir gerne eine Adresse einer Psychologin (keine Psychotherapeutin - eher ein HB-Coach) im Großraum München empfehlen. Eltern aus ganz Oberbayern fahren zu ihr. Da ich nicht weiss, wie das in diesem Forum mit Werbung gehandhabt wird, schicke ich dir eine PN.

Gruß,
Julie M.
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

@twins

Was du beschreibst, bedeutet, dass ein Umgang mit “normlen” Kindern als uninteressant wahrgenommen wird, weil sie kognitiv, auf inhaltlicher Ebene, anders ticken.
Das ist bei meinem Sohn, mit Asperger-Tendenzen, genauso.
Er hat keinen Spass daran, soziale Beziehungen zu ergründen, einfach nur rumzualbern, einem divergenten Denkstil zu folgen, zu unterstützen, Aufgaben für die Gruppe zu übernehmen, zu lästern ......und fühlt sich unter rational denkenden, sachinteressierten Jugendlichen sehr viel wohler.
Das gilt aber nicht automatisch für alle hochbegabten Kinder, darauf wollte ich nur hinaus, sondern vornehmlich für Hochbegabte,
die über bestimmte Charaktereigenschaften verfügen.

Ich hatte als Teenager auch große Probleme, mich unter den bravolesenden Altersgenossinen, die komische Teeniebands hörten und über Witze lachten, die nicht lustig waren, wohlzufühlen. Hb bin ich jedoch 100%ig nicht.
Das Gefühl von Andersartigkeit und fehlender Passung zur Altersnorm, ist nicht zwingend ein rein iq-bezogenes Phänomen, sondern kann auch Teil eines bestimmten Denkstils und Naturells sein.
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

Koschka hat geschrieben:Kennt jemand die Studie von Rost genau? Beschäftigt sie sich überhaupt mit der inneren Welt des Kindes?

Unsere Gesellschaft setzt eine ständige Messung der Leistung voraus. Man muss in der Atmosphäre des ständigen Vergleichs als Normalbegabter ein sehr großes Herz haben, um den Hochbegabten, dem alles ohne Mühe in den Schoß fällt, ohne Neid zu akzeptieren.
Meinst du, dass das Grundproblem sich originär auf ein Neidproblem herunterbrechen ließe?

Neid spielt gewiß eine nicht zu unterschätzende Rolle aber wenn, wird es umso mehr zum Problem, je geringer das Selbstbewusstsein ist. Wer verunsichert auf Neider reagiert, verstärkt deren Verhalten.
Darauf kann man mit Stärke, Rückzug oder Anpassung reagieren.
Die Fähigkeit sich sozial zu arrangieren, zu wehren und selbstzubehaupten hat viel mit angeborener Resilienz und spezifischen Charaktereigenschaften zu tun.
Wer “zu weich“ ist und zu schlau, hat es sehr, sehr schwer.
Es gibt, glaube ich, weniger großherzige Menschen als mißgünstige, leider.
Twins123
Dauergast
Beiträge: 55
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 15:44

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Twins123 »

@ maca

In der HB Klasse meines Sohnes blödeln die Kinder genauso rum, ich sehe da nur Unterschiede, worüber sich die Kids amüsieren... Wortspiele sind z.B. hoch im Kurs, Känguru Chroniken etc...es wird Verstecken u Fangen gespielt, oft aber eingebettet in aufwendige Rahmenhandlungen (Harry Potter Setting o Helden des Apollo etc)

Das die HB-Kinder nur an Lernen interessiert sind, halte ich eher für ein Vorurteil ;)

Apropos, woher weißt Du, dass Du 100% nicht HB bist? Es gibt Ansätze, die behaupten, dass der IQ auf dem X der Mutter zu lokalisieren ist?
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von charlotte12 »

Hallo Koschke,
meine Tochter ist noch nicht im Teenager-Alter, aber zwei Dinge erinnern mich an mich selbst in dem Alter. Ich habe Bücher als Fluchtmittel benutzt, zum Wegträumen. Und das geht nicht mit anspruchsvollen problembeladenen Büchern sondern am besten mit Kinderbüchern, möglichst weit weg von der Realität. Hab das u.a. mit Astrid-Lindgren jahrelang so exzessiv gemacht, dass es sich für mich wie Heimkommen angefühlt hat, als wir vor einigen Jahren erstmals in Schweden waren...
Und ich habe mich in Grund und Boden geschämt, wenn mal wieder jemand davon angefangen hat, das ich ach so begabt bin, bei mir kam das als Kritik an. Habe es auch nicht wirklich geglaubt, weil ich mir so dumm, linkisch und komisch vorkam, weil ich nicht der helle Kopf sondern angesagt und cool sein wollte. Wobei mich die Themen nicht interessierten. Ich hätte mich mit Australien auch nicht gemeldet, definitiv nicht. Einen Rat habe ich Dir nicht, ich kann nur nachvollziehen, dass man als 12jährige so reagiert.
Viele Grüße
Charlotte
Antworten