Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben:
Natürlich! Aber das Kind kommt doch eh von alleine - also hier war das zumindest so- und bittet mich, ob es mit Kind XY mal am Nachmittag spielen könne.
Bei uns ist das bis heute nicht so. Ich denke, wenn die Kinder von selbst ständig Freunde aufgabeln kommt man als Eltern auch nicht auf die Idee, in der Richtung aktiv zu werden.
Du sprichst mir aus der Seele, charlotte12!
Bei vielen Kindern im Asperger-Spektrum ist das finden und vor allem pflegen von Freundschaften deutlich schwerer als bei NT-Kindern. Nicht, dass sie nicht zu Freundschaften fähig wären, aber es ist halt längst nicht so locker-lässig wie bei den anderen Kindern, die schon im KIGA-Alter Freunde anschleppen, die umarmt werden, wenn sie in Schule oder Hort kommen, wo gegenseitiges besuchen und einladen ganz "von selbst" in Gang kommt.

Ich kann aus Erfahrung sagen, dass sich mein Sohn zwar hin und wieder mal WÜNSCHT, einen Freund einzuladen, es aber nicht einfach ist. Entweder er sucht sich (willkürlich?) ein Kind aus, welches ihn gar nicht mag, oder er weiß nicht, wen er einladen soll, oder es klappt doch mal und dann will er sich nicht mit seinem Gast beschäftigen, sondern nur, dass ihm dieser beim Handy-spielen zuschaut. Oder er verweigert jemanden einzuladen, wenn ich schon von vorne herein klarstelle, dass in der Zeit, wo der Gast da ist nicht mit Handy oder Tablett oder PC gespielt werden darf...

Ich hätte nicht mal ein Problem damit, wenn mein Sohn ein anderes Kind nur zum Playstation-spielen einladen würde - wenn sie wenigstens gemeinsam spielen würden! Aber das klappt auch nicht.

Ich glaube für Eltern von Kindern, für die Freundschaften nie ein Problem waren, ist das schwer vorstellbar. Bei meinen Kindern war z.B. essen nie ein Problem. Ich kann mich daher auch schlecht reinversetzen wenn ich Geschichten von Kindern höre, welche das essen verweigern und nur auf bestimmten Lieblings-Speisen bestehen. Da wäre ich versucht, zu denken, die Eltern haben was "falsch" gemacht - das stimmt aber sehr wahrscheinlich nicht. Nur war es BEI UNS eben kein Problem - überall muss man ja auch nicht mitreden können ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Moonchild
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von Moonchild »

Danke für die Buchtipps! Einiges davon kennt meine Tochter, aber manche haben zu wenig Bilder für sie. Diese sind meiner Tochter aber wichtig, weil sie sich dazu eigene Geschichten ausdenkt.

@Rabaukenmama
Ich weiß, ich muss lernen, alles mehr auf mich zukommen zu lassen. Ich bereite mich gerne auf alles vor, manchmal geht es aber einfach nicht...

Im Kindergarten ist meine Tochter gerne, weil sie "dort machen kann, was sie will", wie sie sagt. Sie hat keine Freunde, aber wird auch nicht als Außenseiter wahr genommen oder gemobbt.
Bei der kleinen Dorfschule dürfte es von den äußeren Bedingungen nicht so anders sein als im Kindergarten: Es gibt nur 4 Klassen/4 Klassenzimmer, Gesamtschülerzahl 60, es ist also kein riesiges Gebäude, und das Gewusel auf dem mittelgroßen Schulhof dürfte erträglich sein. Raumwechsel machen meiner Tochter nichts, da wird der Fächer-/Themenwechsel vermutlich mehr zum Problem werden, wenn sie die Geschichte nicht zu Ende lesen darf, weil jetzt Mathe anfängt... Aber ihr wart ja auch überrascht von den Problemen, insofern kann ich nicht ausschließen, dass irgendwas problematisch wird, mit dem ich jetzt nicht rechne...

Das, was du von deinem kleineren Sohn schilderst, erkenne ich ein wenig bei meiner Tochter wieder. Sie versteht Vorschläge nicht als das, was sie sind, sondern als Anordnung. Wenn es zum Beispiel im Kindergarten hieß "Jetzt gehen nochmal alle auf Toilette, bevor wir rausgehen", bekam sie Panik, weil sie ja gar nicht muss, aber jetzt auf Toilette gehen soll. Oder wenn die Erzieherin sagte: "Ihr braucht heute keine Jacke draußen", dann fror sie draußen, weil sie denkt, das was die Erzieherin sagt, muss gemacht werden. Teilweise kann ich das verstehen - um sich da Anordnungen zu widersetzen, und als das empfindet es meine Tochter, wenn Erwachsene (und oft auch andere Kinder) etwas sagen -, braucht man Selbstvertrauen, das fehlt ihr. Zuhause widersetzt sie sich aber problemlos. ;-)
Diese Missverständnisse sind schwierig, aber manchmal denke ich, das liegt auch an mangelnder Übung. Sie hat wenig Kontakte und kann sich wenig bei anderen abgucken, wie die reagieren bzw kann sich wenig ausprobieren. Manchmal sehe ich da den "Fehler" auch bei uns Eltern. Wir haben auch eher wenig Kontakte oder Besuch, weil wir Zugezogene sind und schwer Anschluss finden.

Interessant, was ihr zum Thema "Freunde aussuchen" schreibt. Ich stellte mir das auch so vor, dass das Kind im Kindergarten mit Kindern spielt und sich mit der Zeit engere Kontakte rauskristallisieren. War aber überhaupt nicht so - es hat sich nie etwas ergeben, auch nicht, wenn ich etwas initiiert habe. Da wurde nebeneinander gespielt, nicht miteinander. Und Besuchskinder von Freunden bedeuteten Stress für meine Tochter, sie ist dann zum Lesen in ein anderes Zimmer gegangen. Ich finde und fand auch immer, dass sich mein Kind selbst Freunde aussuchen soll; ihr jemanden aufzuzwingen, also einfach zu uns einzuladen, habe ich nie gemacht.

Da ich aber immer wieder las, dass es wichtig für HB-Kinder ist, Kontakte zu haben, mit denen sie etwas gemeinsam haben und dadurch sehen, dass sie nicht verkehrt oder alleine sind, habe ich über mehrere Ecken ein HB-Kind gefunden und mich mit der Mutter und dem etwas älteren Kind aus der (leider zu weiten) Umgebung einmal treffen können. Das war toll, weil ich sehen konnte, dass meine Tochter doch Kontakt zu Kindern aufbauen kann, wenn sie gemeinsame Interessen hat.

Es geht mir aber nicht um eine "Auslese" - auch nicht nach Begabung oder anderen Kriterien -, sondern darum, dass meine Tochter keine ihr ähnlichen Kinder im Kindergarten oder unserem kleinen Bekanntenkreis hat. Sie hat einfach bisher niemanden gefunden, mit dem sie sich verbunden fühlt, egal, durch was. Sie hat mit ca 4 gesagt, dass sie anders ist, das hat sie sehr beschäftigt. Wir haben schon diverse Kurse durch, zu denen sie gehen wollte und will, aber es gibt ja immer Altersgrenzen. Also ist sie mit Gleichaltrigen zusammen, die lesen und schreiben im Normalfall nicht und haben andere Themen als mein Kind. Vielleicht ergibt sich was in der Schule...


@alibaba
Mensa z.B. soll wohl Kinder- und Jugendgruppen haben, dazu kann ich aber nichts sagen.

Liebe Grüße,
Moonchild
charlotte12
Dauergast
Beiträge: 518
Registriert: Sa 21. Mai 2016, 18:28

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von charlotte12 »

Danke für die Buchtipps! Einiges davon kennt meine Tochter, aber manche haben zu wenig Bilder für sie. Diese sind meiner Tochter aber wichtig, weil sie sich dazu eigene Geschichten ausdenkt.
Was liest denn deine Tochter sonst noch gerne? Wir sind auch immer auf der Suche nach guten Tipps :)

wenn sie die Geschichte nicht zu Ende lesen darf, weil jetzt Mathe anfängt.
Ich will dich ja nicht entmutigen, aber dieses Problem gab es bei meiner Tochter mangels längerer Geschichten noch nie. Bei der einzigen wirklichen Lektüre, die sie bisher lasen, war sie nach ca. 20 Minuten fertig, das war bevor die anderen Kinder am Ende der ersten Seite angekommen waren. Diese Lektüre wurde dann über Wochen gelesen und besprochen. In der zweiten Klasse. In Klasse 1 war der längste Text ca. zehn großgedruckte Zeilen lang, die Silben bunt hervorgehoben. Und den hatte sie schon in der ersten Schulwoche x-mal durchgelesen. Deine Tochter schätze ich da ziemlich ähnlich ein.
Oder wenn die Erzieherin sagte: "Ihr braucht heute keine Jacke draußen", dann fror sie draußen, weil sie denkt, das was die Erzieherin sagt, muss gemacht werden
Das ist meiner Tochter nicht in der Schule sondern im Kindergarten passiert, ganz am Anfang – sie hatte die falsche Jacke erwischt (ungefüttert), hatte wohl sogar schüchtern der Erzieherin gesagt, dass ihr kalt war, was für sie eine große Leistung war. Die Erzieherin reflektierte die Sache nicht weiter sondern meinte, dass das Kind in die Sonne gehen soll. Kind fror in der Sonne bei Minusgraden vor sich hin, hatte hinterher eine übelste Bronchitis und kränkelte den Rest des Winters vor sich hin.
Zuhause widersetzt sie sich aber problemlos.
Das kenne ich auch genau so.
Und Besuchskinder von Freunden bedeuteten Stress für meine Tochter, sie ist dann zum Lesen in ein anderes Zimmer gegangen.
:) Teilweise macht(e) meine Tochter das auch, allerdings nicht regelhaft sondern nur, wenn sie vom Besuch angenervt ist oder wenn es Streit gab. Die Szene mit dem lesenden Kind auf einem Stein, während die anderen Kindergarten-Kinder im Sand spielen incl. anklagender Blicke von anderen Müttern kenne ich auch. Allerdings nicht vom normalen Kindergarten-Betrieb (gab dort im Garten keine Bücher), sondern von Kindergarten-Festen usw. Meine Tochter braucht Bücher um runterzukommen, wenn es ihr nicht gut geht, das war schon ganz früh so.
Mensa z.B. soll wohl Kinder- und Jugendgruppen haben, dazu kann ich aber nichts sagen.
Ich meine, dass dort Eingangsvoraussetzung ist, dass man hochbegabt getestet wurde und zum Testzeitpunkt mindestens sechs Jahre alt war.
Mein Kleiner ist mit einem lernbehinderten Kind befreundet.
Meine Tochter auch. Klappte hervorragend, so lange es noch keine Noten gab – meine Tochter erklärte dem lernbehinderten Kind die Aufgaben, im Gegenzug half das lernbehinderte Kind meiner Tochter beim Anziehen, Klettern usw. Später kam es allerdings zu übelsten Eifersuchtsszenen.
alibaba

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben:
charlotte12 hat geschrieben:
Natürlich! Aber das Kind kommt doch eh von alleine - also hier war das zumindest so- und bittet mich, ob es mit Kind XY mal am Nachmittag spielen könne.
Bei uns ist das bis heute nicht so. Ich denke, wenn die Kinder von selbst ständig Freunde aufgabeln kommt man als Eltern auch nicht auf die Idee, in der Richtung aktiv zu werden.
Du sprichst mir aus der Seele, charlotte12!
Bei vielen Kindern im Asperger-Spektrum ist das finden und vor allem pflegen von Freundschaften deutlich schwerer als bei NT-Kindern. Nicht, dass sie nicht zu Freundschaften fähig wären, aber es ist halt längst nicht so locker-lässig wie bei den anderen Kindern, die schon im KIGA-Alter Freunde anschleppen, die umarmt werden, wenn sie in Schule oder Hort kommen, wo gegenseitiges besuchen und einladen ganz "von selbst" in Gang kommt.
Also davon mal abgesehen, dass ich keine Kinder mit Asperger habe, käme ich nie auf die Idee, Kontakte selber zu suchen und dem Kind vor die Nase zu setzen. So jetzt spiel mal. :schwitz:
Meine Kinder sind auch ganz schlechte Esser - dann lassen sie es eben. Ich mache das keine Diskussion draus. Ich würde die nie zwingen zu essen.

"Von selbst" kamen im Kigaalter eher selten Anfragen des spielen wollens. Aber sie kamen. Jedoch kenne ich kein "umarmen" und ständig war das auch nicht. Es waren, wie ich schon schrieb, Zweckgemeinschaften, keine tiefgründigen Beziehungskisten. Zuhause spielen war ganz die Ausnahme, wenn, dann ging ich mit den Kindern raus. Spielplatz bot sich da an, ein Eis essen gehen und zurück über den Spielplatz.

Grundsätzlich würde ich, wenn ein Kind nicht zur sozialen Kontaktaufnahme fähig ist, das überprüfen lassen. Für mich fällt das nicht mehr in die Kategorie normal.

VG
alibaba

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von alibaba »

Moonchild hat geschrieben:
Interessant, was ihr zum Thema "Freunde aussuchen" schreibt. Ich stellte mir das auch so vor, dass das Kind im Kindergarten mit Kindern spielt und sich mit der Zeit engere Kontakte rauskristallisieren. War aber überhaupt nicht so - es hat sich nie etwas ergeben, auch nicht, wenn ich etwas initiiert habe. Da wurde nebeneinander gespielt, nicht miteinander. Und Besuchskinder von Freunden bedeuteten Stress für meine Tochter, sie ist dann zum Lesen in ein anderes Zimmer gegangen.
Vielleicht haben wir als Erwachsene nur eine andere Sicht auf "Freunde". Vielleicht stellen wir uns ja darunter vor: zusammen spielen, am besten stundenlang. Vielleicht sind das ja nur Missverständnisse, da wir die Welt aus anderen Augen sehen. Erwarten wir da nicht etwas zu viel vom Kind?

Wer sagt denn, das nebeneinander spielen nicht genügt? Meine Kinder haben auch jegliche und sei es, noch so kurze Bekanntschaften, als Freunde bezeichnet. Ich musste da immer schmunzeln, das ist doch kein Freund. ;) Aber machen Kiga-Kinder da Unterschiede?

Jetzt als Teenager macht mein Sohn durchaus Unterschiede. So schnell würde er Bekanntschaften nicht mehr als Freunde bezeichnen. Aber nach wie vor sind Freundschaften meines Sohnes Zweckgemeinschaften.

VG
alibaba

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von alibaba »

Moonchild hat geschrieben:
@alibaba
Mensa z.B. soll wohl Kinder- und Jugendgruppen haben, dazu kann ich aber nichts sagen.
Ich kann nichts mehr lenken. Mein Großer ist viel zu "erwachsen" . Er sucht sich seine Interessen selber aus. Ein Spielkind war er eh noch nie, zu keinem Zeitpunkt seines Lebens. Unsere Termine sind auch unterwöchig viel zu dicht und am WE will Kind eigentlich nur chillen. Am Besten ungestört von Muddern und gerne im Schlafanzug. ;)

Unbenommen davon, fan dich in jungen Jahren immer, dass eigentlich auch um uns herum ein gutes Angebot vorhanden war. Hier bieten die VHS sehr gute Kurse an. Wir waren Dauergast in den Bibliotheksvorstellungen oder gingen ins die Museen um dort an diversen Workshops teil zu nehmen. Wir waren an vielen Wochenenden unterwegs um in weitere Museen zu fahren, kennen jeden Zoo in jeder noch so kleinen Stadt und verbinden Urlaub immer mit Bildung. So werden wir in Kürze nach Pompejii fahren, den Vesuv ersteigen, die phlegräischen Felder besuchen und Kindklein wird dann darüber eine Präsentation in der Schule halten dürfen. Wir werden uns intensiv zum Thema Ausgrabungen und römisches Reich beschäftigen. Zur Vorbereitung geht es in genau 7 Tagen nach Rom.

Ich brauchte nie Mensa. ;)

VG
Edainwen
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Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
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Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von Edainwen »

Ich verstehe das Spielproblem schon und es lässt sich sicherlich zum Teil auf den Intellekt zurückführen.

Ich kann mich noch sehr gut an die KiGa-Zeit meines Sohnes erinnern. Einmal, mit frisch 2 Jahren, kam er in den KiGa und wollte sich mit einem 3jährigen Mädchen unterhalten. Das Mädchen ging aber gar nicht auf ihn ein sondern streckte ihm ein Bild vor die Nase und meinte "Das habe ich gemalt. Gut, oder?" Diese Situationen haben ich und die ältere Schwester öfters mal beobachtet. Die anderen Kinder verstanden gar nicht, um was es ihm ging und haben tatsächlich viel mehr "nebeneinander her" gespielt, als sich miteinander zu beschäftigen.

Mit 3 Jahren hatte der Sohn dann endlich einen besten Freund - 4 Jahre alt -, mit dem er sich auch oft nachmittags zum Spielen traf. Eines Tages sagte der andere Junge dann einfach, dass er jetzt mit jemand anderem spielen würde und nicht mehr sein Freund sei. Unser Sohn war tieftraurig. Auch hier war das Konzept von Freundschaft wie sich das unser Sohn vorstellte (nämlich eine richtige Freundschaft) anders als das Konzept des anderen Jungen (heute hier morgen da).

Mit 4 Jahren konnte Sohn schon prima schreiben und sein Lieblingsspiel war es, Schatzkarten zu zeichnen, Hinweiszettel zu schreiben und Schatzsuchen für andere Kinder zu machen. Wenn er Freunde eingeladen hatte, schalteten die spätestens nach 10 Minuten ab, setzten sich auf den nächsten Trettraktor und machten was anderes. Das andere konnten sie nicht und fanden es auch langweilig. Also setzte Sohn sich dann halt um der Freundschaft willen auch auf den Trettraktor und langweilte sich insgeheim...

In der Grundschule war das aber zumindest mit den Verständnisschwierigkeiten gegessen und die anderen Kinder dann intellektuell durchaus in der Lage, mit dem Sohn zu kommunizieren ;) Spätestens dann wurde aber auch klar, dass die meisten Kinder einfach ganz andere Interessen hatten als Sohn. Fast alle interessierten sich nur und ausschließlich für Fußballspielen. Zum Schluss hatte Sohn 5 sehr gute Freunde über alle Klassen hinweg, alles eben die Nicht-Fußballspieler ;)

Nun am Gymnasium im HB-Zweig hat er tatsächlich sehr schnell Freunde gefunden, da hier die Interessen deutlich näher zusammenlagen.

Mit dem Intellekt hat das mittlerweile aber eher weniger zu tun. Er hat eine Freundin, die fast 4 Jahre älter ist als er, die aber auf die Förderschule geht, er hat einen gleichaltrigen Freund, der noch auf der Grundschule ist, er hat einen Freund, den er über das JRK kennengelernt hat ... verbindendes Element zu seinen Freunden ist hier jeweils die ausgeprägte Phantasie der Kinder, mit denen kann er stundenlang zusammen spielen. Mit Kindern, denen diese Phantasie fehlt, kann er auch mal eine Weile lang spielen (z.B. Staudamm bauen), aber das snd dann eher Zweckgemeinschaften als wirkliche Freundschaften.

... Was ich damit sagen will: dass deine Tochter nicht spielt, kann durchaus am Mangel passender Spielpartner liegen. Im KiGa ist es auch wirklich möglich, dass dies am Intellekt liegt, aber es kann auch einfach an den unterschiedlichen Interessen liegen. In einer anderen Gruppe mag es mehr Kinder geben, die wie deine Tochter ticken, und mit denen sie dann leichter ins Spiel kommt.
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben: Also davon mal abgesehen, dass ich keine Kinder mit Asperger habe, käme ich nie auf die Idee, Kontakte selber zu suchen und dem Kind vor die Nase zu setzen. So jetzt spiel mal. :schwitz:
Du kämst nie auf die Idee WEIL du keine Kinder mit Asperger HAST. Ich habe zwei Kinder mit Asperger und eines ist sich vollkommen selbst "genug" - das andere leidet unter seiner Isolation. Für das Kind, welches sich selbst genug ist, habe ich NIE Kontakte gesucht

Und es ist ja nicht so, dass man dem Kind irgendein wildfremdes Kind zum spielen vor die Nase setzt. Zumindest ich habe es so gehandhabt, dass ich eben Kontakt zu Eltern von Kindern aufgenommen habe, mit denen mein Sohn in der Schule zumindest hie und da mal gespielt habt bzw. mit denen er gut ausgekommen ist. Und dann haben wir halt mal zu einem Treffen am Spielplatz vor der Schule ausgemacht und geschaut, ob die Kinder was miteinander anfangen können. Was leider selten der Fall war...

...aber trotzdem würde und werde ich es wieder tun. Niemand erleidet davon Schaden und ich mache meinem Sohn natürlich auch keine Vorwürfe, wenn es mit dem gemeinsamen Spiel nicht klappt. Es ist einfach ein Versuch. Andere Kinder brauchen viel Unterstützung beim lesen-lernen, bei meinem Sohn ging das ganz von selbst. Mein Sohn braucht eben mehr Unterstützung in Sachen Kontakte-knüpfen als andere Kinder. Das zu ignorieren fände ich genauso schlimm, wie einem Kind, welches das ABC nicht von selbst "nebenbei" lernt, keine Buchstaben beizubringen.

Das ist alles völlig unabhängig von der Hochbegabung. Nur aufgrund eines hohen IQ würde ich nicht aktiv werden. Aber es ist Leidensdruck da und es wird mit der Zeit auch nicht von selbst "besser".
alibaba hat geschrieben:Meine Kinder sind auch ganz schlechte Esser - dann lassen sie es eben. Ich mache das keine Diskussion draus. Ich würde die nie zwingen zu essen.
Tja, mit voller Windel ist eben gut stinken. Wenn die Kinder nicht deutlich untergewichtig sind und sich offensichtlich auch mit wenig Nahrung prächtig entwickeln, ist das einfach. Ich kenne Kinder, die "vergessen" zu essen, spüren auch keinen Hunger und kippen irgendwann mal um. Eine Bekannte hat mal in einer Kinderabteilung im Krankenhaus gearbeitet, die hatten dort Kinder, die wegen ihrer Essstörungen stationär aufgenommen und künstlich ernährt werden mussten.

So, wie MEINE Kinder sind und agieren, würde ich auch nie zwingen, zu essen. Aber es gibt durchaus auch ganz andere Dimensionen dieses Problems, die ich mir kaum vorstellen könnte, wüsste ich es nicht aus erster Hand.
alibaba hat geschrieben: Grundsätzlich würde ich, wenn ein Kind nicht zur sozialen Kontaktaufnahme fähig ist, das überprüfen lassen. Für mich fällt das nicht mehr in die Kategorie normal.
Wo und wie würdest du das "überprüfen" lassen? Und sind wir wieder bei "normal" als wünschenswerter Idealzustand?

Tja, da gibt es eine Wahrnehmungsstörung, die "Asperger Syndrom" heißt, und die damit oft im Zusammenhang steht. Und dabei ist es nicht so, dass das Kinder überhaupt nicht zur sozialen Kontaktaufnahme "fähig" sind. Sie wissen oft nur nicht, wie sie es anstellen soll und sind teilweise auch "anspruchsvoller". Damit meine ich: weniger bereit, sich, um sich beliebt zu machen, auf Spiele einzulassen, die sie gar nicht interessieren. Ob das wirklich im negativen Sinn "nicht normal" ist, sei dahingestellt. Ich persönlich finde es schlimmer, alles möglich zu tun, was man gar nicht tun will, nur weil die "Freunde" es erwarten.

Aber auch diese Kinder (die sich schwer tun, Kontakte zu knüpfen) können durchaus wirklich gute, dauerhafte Freundschaften finden, wenn sie mal ein Kind treffen, wo die Chemie passt.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben: Du kämst nie auf die Idee WEIL du keine Kinder mit Asperger HAST.
Ich glaube, wir reden immer von etwas anderem. Der Ursprungsthread erfasst ein Kind, was kein Asperger Autist ist. Es mag so sein, dass Asperger Autisten da ganz andere Hilfe benötigen. Aber selbst davon unbenommen, glaube ich, wurde hier sehr deutlich, aus den vielen Beiträgen, dass es ganz viele verschiedene Gründe geben kann, warum etwas ist oder eben nicht so ist.
Rabaukenmama hat geschrieben:
Tja, mit voller Windel ist eben gut stinken. Wenn die Kinder nicht deutlich untergewichtig sind und sich offensichtlich auch mit wenig Nahrung prächtig entwickeln, ist das einfach. Ich kenne Kinder, die "vergessen" zu essen, spüren auch keinen Hunger und kippen irgendwann mal um. Eine Bekannte hat mal in einer Kinderabteilung im Krankenhaus gearbeitet, die hatten dort Kinder, die wegen ihrer Essstörungen stationär aufgenommen und künstlich ernährt werden mussten.
Auch hier kommen wir jetzt in eine Diskussion, die vollkommen weg vom Ursprungsthread ist und immer dramatischer in ihren Erzählungen wird. Wir sind jetzt quasi bei Essstörungen der unschönsten Art gelandet.

Ich habe immer das Gefühl, das A) etwas schreibt, B) etwas dazu sagt, C) es mit einem Beispiel darstellt, D) dagegenhält und man am Schluss gar nicht mehr da ist wo man sein sollte und die verwendeten Argumente immer größer in ihrer Dimension werden.

Ich möchte einfach nur einen Austausch in der Sache und hier sind wir nicht mehr bei der Sache. Wir sind jetzt in einem Krankenhaus mit künstlicher Ernährung gelandet. :gruebel:

VG :fahne:
alibaba

Re: Was war euch bei der Schulwahl/Einschulung wichtig?

Beitrag von alibaba »

Edainwen hat geschrieben:
Mit 4 Jahren konnte Sohn schon prima schreiben und sein Lieblingsspiel war es, Schatzkarten zu zeichnen, Hinweiszettel zu schreiben und Schatzsuchen für andere Kinder zu machen. Wenn er Freunde eingeladen hatte, schalteten die spätestens nach 10 Minuten ab, setzten sich auf den nächsten Trettraktor und machten was anderes. Das andere konnten sie nicht und fanden es auch langweilig. Also setzte Sohn sich dann halt um der Freundschaft willen auch auf den Trettraktor und langweilte sich insgeheim...
Wird aber hier nicht zweierlei Maß gemessen?

Dein Kind möchte etwas spielen, was das andere Kind langweilt. Das andere Kind möchte aber etwas spielen, was dein Kind langweilt. An welchem Kind liegt das denn nun? Und woher weißt Du, in dem zarten Alter, dass dein Kind nicht doch ganz zufrieden war, auch oder trotz dem "unterforderten" "nur" Traktorfahren? Hat es Dir das gesagt?

Ich kann beobachten, dass mein Sohn sich durchaus arrangieren kann mit fast Jedem der daher kommt. Und er kann auch "langweiliges" aushalten, weil er weiß, das tue ich für den Anderen. So spielt mein Sohn im Nachwuchsorchester. Das macht er, da er weiß, dass er dort gebraucht wird. Herausfordernd ist das schon lange nicht mehr. Aber zum Wohle der vielen anderen Kinder, die da spielen und sein Instrument brauchen, bringt er sich einfach ein ganz ohne das er unglücklich ist. Es geht auch noch "schlimmer". In Kürze gibt es hier einen Auftritt, wo er mit Grundschulkindern spielt. Er wurde gefragt und erklärte sich bereit. Er wird gebraucht, es spielt kein Grundschulkind so wie er. Das ist Grund genug für meinen Sohn, sich hier auch zu arrangieren. Es ist für ihn okay, weil er andere damit beglücken kann.

Daher würde es mich, für meine Einordnung, mal interessieren. Ist nur der intellektuell oder das spielinteresse gleichwertige Kind der "richtige" Spielpartner oder der Garant für Zufriedenheit im Spiel?

Fragende Grüße
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 22. Feb 2019, 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
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