Moonchild hat geschrieben: Es muss ja nicht nur die Hochbegabung berücksichtigt werden, sondern auch das Wesen des Kindes... Ich weiß auch noch nicht, ob wir an der Dorfschule genommen werden, aber falls nicht, wird es noch schwieriger. So hoffe ich, dass mein Bauchgefühl richtig ist und wir ähnliches Glück wie ihr mit der ersten Lehrerin haben.
Schulwahl ist sowieso immer Bauchgefühlsache
. Wenn man merkt, dass es nicht klappt, kann man immer noch aktiv werden. Und wenn es trotz Mühe (von deiner Tochter und Dir) trotzdem nicht klappt kann man immer noch Schule wechseln. Das ganze Leben ist Versuch und Irrtum, nur glauben manche, man könne dem durch gaaaaaanz viel nachdenken und analysieren entgehen - stimmt aber mMn nicht!
Moonchild hat geschrieben: @ Rabaukenmama
Ich verstehe dich schon richtig und finde es sehr interessant, was du zu Asperger und der Testung schreibst! Was den Leidensdruck des Kindes angeht: Jetzt ist keiner vorhanden, Kind ist ausgeglichen und macht sein Ding. Ich sehe Leidensdruck kommen, wenn die Schule losgeht und Sachen gemacht werden müssen, die das Kind schon kann oder uninteressant findet...
Wie war es denn bisher im Kindergarten? Bei meinem Sohn war es überhaupt nicht der Leidensdruck wegen der Sachen, die er schon konnte, der Probleme gemacht hat. Vielmehr hat ihm "das Ganze" erst mal ziemlich gestresst. Er war vorher im Kindergarten 4 Jahre in einer Familiengruppe. Mit 2 Jahren hat er dort angefangen und daher kannte er längst alle Abläufe und war mit allem vertraut. Es waren immer dieselben Betreuungspersonen, dieselben Räumlichkeiten, eine überschaubare Anzahl Kinder, die er alle kannte, er hatte Lieblings-Kindergärtnerinnen, war zum Schluss dann eines der "coolen", älteren Vorschulkinder,...
...in der Schule war er dann der Kleinste in seiner Mehrstufenklasse (es waren überhaupt nur 5 Erstklässler). Die Kinderzahl in seiner Klasse entsprach etwa der seiner Kindergartengruppe, aber es gab nur zwei Lehrerinnen und nicht 5 Kindergärtnerinnen. Das Gebäude ist riesig, ständig laufen einem andere, fremde Kinder über den Weg, dann muss man auch noch immer wieder Raum wechseln, in den Turnsaal, den Werkraum, die Aula,...DAS war der Stress für meinen Sohn, mit dem wir nie gerechnet hatten!
Moonchild hat geschrieben: Ich habe es ähnlich wie alibaba gesehen, dass eigentlich jeder auch bei sich selbst autistische Züge finden kann, aber es kommt wohl doch darauf an, wo die Wurzel dafür liegt. Ich erkenne mich sehr in meiner Tochter wieder, was sicher von Vorteil ist, weil ich Verständnis habe, aber mich zum Teil vielleicht auch blind für wirkliche Probleme macht.
Mir geht es so, was die ADHS meines Sohnes betrifft. Da erkenne ich mich 100% wieder, und dadurch habe ich dafür auch mehr Verständnis als für die autistischen Besonderheiten, die mir fremd sind. Vorteil ist in meinem Fall, dass ich ziemlich klar erkenne, was für Verhalten in der ADHS begründet ist und was im Autismus. Zum Beispiel habe ich nie alles auf mich bezogen, so wie mein Sohn das tut (Da schaut mich wer an - warum tut der das? Hat dieses Kind jetzt über mich gelacht?,...). Dafür kenne ich das verträumt-sein, das Sachen-verlieren und die mangelnde Impuslkontrolle sehr deutlich von mir selbst.
Moonchild hat geschrieben:
Am Anfang der Kindergartenzeit hieß es nur, meine Tochter sei kognitiv sehr weit, ein Jahr später - da las sie dann schon - sie sei anders. Sie würde kein passendes Kind für sich im Kindergarten finden, weil sie einfach viel zu weit in allem wäre, meinte die Erzieherin. Es wurde aber nie von Hochbegabung gesprochen. Vor einem halben Jahr, nachdem eine neue Erzieherin kam, die es nicht "normal" fand, dass meine Tochter lieber draußen ein Buch liest, als mit den anderen im Sand zu spielen, wurde dann erstmals Asperger angesprochen...
Auch wenn die Erzieherin mit ihrer Autismus-Einschätzung vielleicht richtig liegt - es gibt etliche völlig neurotypsche Kinder (im mag das Wort "normal" in dem Zusammenhang nicht
), die lieber ein Buch lesen als im Sand spielen! Vielleicht noch nicht mit 5 Jahren, weil es da die meisten noch nicht können, aber das ist eher eine Interessensfrage als ein Hinweis auf Autismus.
Moonchild hat geschrieben:
Mimik, Lachen, Gestik - unauffällig. Keine monotone Stimme, viel Mitgefühl, tröstet gerne jemanden, kann in die Augen gucken.
Aber das muss natürlich alles nicht heißen, dass sie kein Asperger hat.
Ich weiß nicht, woher koschka ihre Informationen hat, aber ich kenne keinen einzigen Asperger Autisten mit auffälliger Mimik oder Gestik. Und da mein Sohn einen heilpädagogischen Hort besucht, wo so ziemlich die "auffälligsten" Fälle von ganz Wien eingesammelt sind (großteils mit ASS-Diagnosen), glaube ich, das durchaus beurteilen zu können.
Was das lachen betrifft, so stimmt die Aussagen ein bisschen. Mein älterer Sohn hat zwei Arten zu lachen, einmal echt (und da klingt es ganz natürlich) und das andere Mal in Situationen, wo er glaubt, dass lachen erwartet wird. Das klingt dann wirklich total unnatürlich, gackernd und übertrieben. Nur ist es eben nicht sein echtes lachen! Wer meinen Sohn so lachen hört weiß aber nicht, dass er auch ganz normal, aus einer Situation heraus, lachen kann.
Mein älterer Sohn ist z.B. auch extrem sensibel, der konnte bis vor 1/2 Jahr nicht mal einen normalen Zeichentrickfilm anschauen, weil er immer so mit den Figuren mitgelitten hat. Er mag z.B. kleinere Kinder sehr gerne und spielt gerne den Kasperl, um sie zu unterhalten. Da freut ihn dann sehr, wenn sie über ihn lachen. Auch in-die-Augen-schauen war und ist kein Problem. Das Problem sind die ständigen Fehlinterpretationen ganz normaler, alltäglicher Situationen. Da er davon aber wenig spricht (obwohl er alle mit "seinen" Themen niederredet) bekomme ich davon nur die Spitze vom Eisberg mit. So war er z.B. einmal der fixen Überzeugung, eine Hortbetreuerin wolle ihn "provozieren". Ich habe dann genauer nachgefragt und es stellte sich heraus, dass diese Betreuerin einen Ausflug angekündigt hatte. Bei meinem Sohn kam das so an "Sie weiß genau dass ich keine Ausflüge mag und der einzige Grund, einen Ausflug machen zu wollen, kann daher nur sein, dass sie mich ärgern will!". Wir haben das Ganze dann durchbesprochen, ich habe ihm erklärt, dass ja außer ihm auch noch andere Kinder im Hort sind, die vielleicht gerne einen Ausflug machen, und dass es in Kinderbetreuungseinrichtungen außerdem üblich ist, hin und wieder mal einen Ausflug zu machen. Das hat er dann, NACH dieser Erklärung auch durchaus verstanden und er war dann auch nicht mehr sauer auf die Betreuerin. Aber viele Situationen, die mein Sohn missversteht, bekomme ich gar nicht mit. Er macht das alles irgendwie mit sich selbst aus. Ich hoffe sehr, dass ihm die Kinder-Psychotherapie, die wir jetzt begonnen haben, helfen wird, besser mit solche Situationen umzugehen.
Moonchild hat geschrieben:
Ich wünschte, ich hätte öfter die Gelegenheit, sie unter HB- oder älteren Kindern zu sehen, ob sie dort Anschluss fände, aber bisher gestaltet es sich sehr schwierig, hier ähnliche Kinder zu finden.
Das ist eben der Unterschied zwischen Asperger-Kindern und NT-Kindern. Selbst hochbegabte NT-Kinder finden selbst Anschluss, für Asperger Kinder ist das deutlich schwerer. Asperger Kinder "können" auch am besten in 1:1 Situationen mit anderen Kindern umgehen, spielen, eventuell eine Freundschaft aufbauen. In der Gruppe geht das leider nicht. Wobei da meiner Beobachtung nach gar nicht so wichtig ist, ob das andere Kind auch HB ist, sondern vielmehr die Gemeinsamkeiten. Mein Sohn schwimmt gerne, mag Wasserrutschen und ist Minecraft-Fan. Einmal hat er im Bad einen ein Jahr älteren Buben kennengelernt, der dieselben Interessen hatte. Und mein Einzelgänger-Sohn war mit ihm über eine Stunde schwimmen und rutschen und dazwischen (beim warten auf der Rutsche) haben wie über Minecraft fachgesimpelt. Ein anderes Mal hat er im Indoor-Spielplatz zwei Buben kennengelernt, mit denen er 45 Minuten spielen konnte, bevor sie sich zerstritten haben. Das ist für meinen Sohn schon eine gewaltige Leistung, vor allem, weil es eben ZWEI Buben waren. Mit Mädchen kommt er in 1:1 Situationen generell besser zurecht, für eine Freundschaft hat es aber noch nicht gereicht. Das liegt mMn auch an seiner Impulsivität und geringen Frustrationsschwelle. Ein Freund, der wegen jeder Kleinigkeit einen Kreischanfall bekommt, ist auf die Dauer anstrengend...
Es gab in den letzten Jahren genau 2 Kinder, mit denen eine Freundschaft möglich gewesen wäre, wo es aber aus anderen Gründen nicht geklappt hat. Das eine war ein Bub aus seiner Klasse, 1/2 Jahr jünger als mein Sohn und ebenfalls HB. Meiner Meinung nach auch Asperger-Autist, aber die Mutter sieht das anders. Dieses Bub ist aber jetzt nicht mehr in der Klasse, weil die Mutter ihn zu Hause unterrichtet (ist in Ö ja möglich). Der andere Bub ist zwei Jahre älter als mein Sohn, ebenfalls HB und diagnostizierter Asperger-Autist. Wie mein Sohn liebt er minecraft und Donald Duck Comics, so haben sie viel Gesprächsstoff und auch einen ähnlichen Humor. Aber diese Bub ist jetzt aufs Gymnasium gewechselt und der Kontakt ziemlich abgerissen.
Moonchild hat geschrieben: Frage an alle: Habt ihr aktiv "passende" Kontakte für eure Kinder gesucht? Da muss ja viel mehr passen als nur die Begabung...
Gesucht phasenweise ja, gefunden leider nicht wirklich. Wir haben einige Kontakte zu Eltern mit anderen Kindern, mit denen mein Sohn auskommt. Diese Kinder sind aber großteils jünger als er und mein Sohn schafft nicht lange ein gemeinsames Spiel. Daher sind die Kinder eher nebeneinander als miteinander. Aber immer noch besser als gar nichts!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)