"Schusselfehler"

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: "Schusselfehler"

Beitrag von alibaba »

Maca hat geschrieben:
alibaba hat geschrieben:
Maca hat geschrieben:
Seine Mathelehrerin (er ist in der 9. Klasse) packt immer ein bis zwei Zusatzaufgaben in die Klassenarbeiten, welche ausschließlich von den besonders begabten Kindern bearbeitet werden können und Spaß machen.
Sie kennt ihre Pappenheimer und will nicht, dass diese sich ihre Noten verderben.
DAS finde ich aber nicht in Ordnung. Was machen denn die Kinder die die nicht lösen können? Die haben Pech gehabt?

Hier gibt es in jeder Arbeit und in jedem Fach "Zusatzaufgaben" die natürlich schwerer als die restlichen Aufgaben sind. Aber die sind hier immer nur das Zünglein an der Waage. Also alle Aufgaben richtig, ist eine 1. Die Lösung der Zusatzaufgaben wäre auch nur eine 1. Hat man eine 3, wäre das dann keine bessere Note sondern eben Note 3 + 2 Zusatzpunkte. Steht man dann im Zeugnis zwischen 2 Noten und hat man immer die Zusatzaufgaben gelöst, bekommt man die bessere Note. Sozusagen das Zünglein an der Waage.

Eine verkackte Arbeit kann man nie mit den Zusatzaufgaben retten.

VG

Bei euch gibt es solche Aufgaben nur zum Spass?
Kannste machen, ändert aber nix?
Welche Funktion haben die dann?
Hochbegabte zu ärgern und zu frustrieren?
Hab ich doch beschrieben ….. hier:
alibaba hat geschrieben: Hier gibt es in jeder Arbeit und in jedem Fach "Zusatzaufgaben" die natürlich schwerer als die restlichen Aufgaben sind. Aber die sind hier immer nur das Zünglein an der Waage. Also alle Aufgaben richtig, ist eine 1. Die Lösung der Zusatzaufgaben wäre auch nur eine 1. Hat man eine 3, wäre das dann keine bessere Note sondern eben Note 3 + 2 Zusatzpunkte. Steht man dann im Zeugnis zwischen 2 Noten und hat man immer die Zusatzaufgaben gelöst, bekommt man die bessere Note. Sozusagen das Zünglein an der Waage.

Eine verkackte Arbeit kann man nie mit den Zusatzaufgaben retten.
Weiter:
Maca hat geschrieben:
Das ist lustig alibaba, denn genau das wurde von empörten Miteltern auch bemängelt.
Auch nun, nachdem du es erklärt hast, finde ich es immer noch ungerecht und das hier verwendete System eindeutig fairer zur Chancengleichheit aller Schüler. Und mich beruhigt, dass es da noch andere Eltern gibt, die genauso argumentieren.
Maca hat geschrieben:
Durch deren Berabeitung zeigt der Schüler doch, dass er Probleme, die weit über den schulischen Anforderungen liegen, lösen kann.
Warum darf das nicht honoriert werden?
Diese Aufgaben sind nur lösbar, wenn ich begabt bin. Für Schule gilt aber das Gleichheitsprinzip. Wenn ich Zusatzaufgaben in einer offiziellen für alle Schüler machbaren Arbeit einarbeite, dann darf und kann nicht sein, dass nur Hochbegabte diese lösen können und nur diese ihr Notenkonto aufbessern können. Hier sehe ich ganz klare Verstöße gegen das Gleichheitsprinzip in Arbeiten.

VG
Maca
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Re: "Schusselfehler"

Beitrag von Maca »

alibaba hat geschrieben:

Für Schule gilt aber das Gleichheitsprinzip. Wenn ich Zusatzaufgaben in einer offiziellen für alle Schüler machbaren Arbeit einarbeite, dann darf und kann nicht sein, dass nur Hochbegabte diese lösen können und nur diese ihr Notenkonto aufbessern können.

VG
Welches Gleichheitsprinzip sollte hier verletzt werden?
Die abgefragten Inhalte müssen sich alle auf den Unterricht beziehen, in unterschiedlichen Transferabstufungen.
Jeder könnte theoretisch alles lösen.Jeder hätte theoretisch die gleichen Bedingungen und das gleiche Vorwissen, auf das er zurückgreifen kann.
Ungerecht wäre es, wenn Lerninhalte abgefragt würden, die nicht vermittelt wurden.

Ein leistungsschwacher Schüler kann sein Notenkonto auch selten durch die Bearbeitung aller Standardaufgaben optimieren.
Auch ungerecht?

Nach deiner Logik wäre das doch so.
charlotte12
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Re: "Schusselfehler"

Beitrag von charlotte12 »

Die Frage ist, was der Lehrer mit einer guten Note aussagen möchte - dass das Kind Vorgegebenes gut
reproduzieren kann oder dass es die Hintergründe durchschaut. Ungerecht ist Hochbegabung sowieso. Es ist einfach
ungerecht, dass ein Bauarbeiter seine Gesundheit ruiniert und dabei weniger verdient als ein
Akademiker. Weil er die Schule nicht geschafft hat, wegen mangelnder Intelligenz oder schlechtem Umfeld
oder beidem.
Zuletzt geändert von charlotte12 am Sa 23. Feb 2019, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.
Rabaukenmama
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Re: "Schusselfehler"

Beitrag von Rabaukenmama »

Wenn man z.B. ein behindertes Kind hat, ist ganz, ganz viel ungerecht. Auch, wenn man im falschen Land oder in die falschen Familie geboren wurde.

Was die Zusatzaufgaben für Hochbegabte mit bzw. ohne Einfluss auf die Note betrifft, sehe ich, dass die einige der "durchschnittlich Begabten" (bzw. deren Eltern) glauben, Gerechtigkeit müsse sich an ihnen orientieren.

Ich finde z.B. zum klotzen ungerecht, dass mein durchschnittlich begabtes Kind auf nur auf Grund seines Autismus außer in Mathe in allen Gegenständen nach Sonderschullehrplan (und nicht nach Gehörlosenlehrplan) beschult wird :twisted: . Das "Problem", dass es bei Schularbeiten Zusatzaufgaben gibt, die nur Hochbegabte lösen können, hätte ich gern :roll: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte12
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Re: "Schusselfehler"

Beitrag von charlotte12 »

Was die Zusatzaufgaben für Hochbegabte mit bzw. ohne Einfluss auf die Note betrifft, sehe ich, dass die einige der "durchschnittlich Begabten" (bzw. deren Eltern) glauben, Gerechtigkeit müsse sich an ihnen orientieren.
Du bringst es mal wieder genau auf den Punkt :) Das ganze Schulsystem ist auf die durchschnittlich Begabten ausgerichtet. Das ist die größte, die lauteste Gruppe, die noch dazu gewohnt ist, dass sich alles an ihnen orientiert. Ich muss da immer an den Cartoon denken, in dem ein Adler, ein Affe, ein Regenwurm und eine Ente vor einem Baum stehen. Ein "Prüfer" sagt: "Damit es gerecht zugeht, bekommen alle dieselbe Aufgabe - klettert auf diesen Baum!"

Schon in der Schule, aber dann v.a. an der Uni hatte ich stark den Eindruck, dass die Ansprüche der Lehrenden sich stark an ihren eigenen Lernerfahrungen orientierten. Der Lehrer mit den extra schweren Aufgaben zum Ausgleich von Flüchtigkeitsfehlern wird vermutlich selbst unter Flüchtigkeitsfehlern bei zu leichten Aufgaben gelitten haben und mathematisch recht begabt sein. Der Lehrer, der emsiges Auswendiglernen honoriert, war vermutlich als Kind genau so ein Lerntyp. Ich habe von einer Lehrerin gehört, bei dem man die mündliche Note durch Extra-Hausaufgaben aufbessern konnte - die Lehrerin war in der Schule zu schüchtern für eine gute mündliche Mitarbeit gewesen und hatte jetzt Verständnis für ähnliche Kinder.
Wenn man z.B. ein behindertes Kind hat, ist ganz, ganz viel ungerecht. Auch, wenn man im falschen Land oder in die falschen Familie geboren wurde.

Ich finde z.B. zum klotzen ungerecht, dass mein durchschnittlich begabtes Kind auf nur auf Grund seines Autismus außer in Mathe in allen Gegenständen nach Sonderschullehrplan (und nicht nach Gehörlosenlehrplan) beschult wird :twisted: .
Warum das? Bedeutet das, dass er keinen regulären Schulabschluss machen kann? Das wäre ja wirklich himmelschreiend ungerecht :shock:
Rabaukenmama
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Re: "Schusselfehler"

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben: Schon in der Schule, aber dann v.a. an der Uni hatte ich stark den Eindruck, dass die Ansprüche der Lehrenden sich stark an ihren eigenen Lernerfahrungen orientierten. Der Lehrer mit den extra schweren Aufgaben zum Ausgleich von Flüchtigkeitsfehlern wird vermutlich selbst unter Flüchtigkeitsfehlern bei zu leichten Aufgaben gelitten haben und mathematisch recht begabt sein. Der Lehrer, der emsiges Auswendiglernen honoriert, war vermutlich als Kind genau so ein Lerntyp. Ich habe von einer Lehrerin gehört, bei dem man die mündliche Note durch Extra-Hausaufgaben aufbessern konnte - die Lehrerin war in der Schule zu schüchtern für eine gute mündliche Mitarbeit gewesen und hatte jetzt Verständnis für ähnliche Kinder.
Ja, Charlotte, so ticken viele Menschen. Macht sie ja eigentlich auch irgendwie sympathisch. So ein Verhalten beobachte ich es überall, nicht nur bei Lehrern. Einer der Hauptgründe, dass ich nicht aufs Gymnasium kam, war, dass meine Mutter das Gymnasium versucht hatte, aber zurückgestellt worden war. Das hatte ihren ehrgeizigen Vater sehr enttäuscht und sie hatte sich als Versagerin gefühlt. Da sie mir dieses Gefühl ersparen wollte, kam ich gleich auf die Hauptschule.
charlotte12 hat geschrieben:
Ich finde z.B. zum klotzen ungerecht, dass mein durchschnittlich begabtes Kind auf nur auf Grund seines Autismus außer in Mathe in allen Gegenständen nach Sonderschullehrplan (und nicht nach Gehörlosenlehrplan) beschult wird :twisted: .
Warum das? Bedeutet das, dass er keinen regulären Schulabschluss machen kann? Das wäre ja wirklich himmelschreiend ungerecht :shock:
Naja, mir wurde es so erklärt, dass "aus Erfahrung" absehbar sei, dass mein Sohn mit so ab dem 2. bis 3. Schuljahr dem regulären Lehrplan nicht mehr folgen könne. Durch den Leistungsdruck an Schulen in (zumindest in Österreich, in D schein es anders zu sein) das RAUFstufen vom ASO zum Gehörlosenlehrplan sehr einfach. Die Lehrer haben mir beide zugesichert, das auch zu tun, sollte mein Sohn sich doch besser zeigen, als erwartet. Denn RUNTERstufen ist fast unmöglich. Da stehen die Schulen extrem unter Druck, das nur in wirklich "eindeutigen" Fällen zu tun. Folge ist, dass manche Kinder dann im falschen Lehrplan hängen bleiben und eine schlechte Note nach der anderen kassieren. Ich habe sicherheitshalber bei meiner Cousine, die ebenfalls Sonderschulpädagogin (an einer anderen Schule) ist, nachgefragt, ob diese Aussage stimmt. Sie hat es mir bestätigt.

Ungerecht finde ich es trotzdem. Andere Kinder MÜSSEN auch nicht schon vor Schuleinstieg etliche Testreihen durchlaufen, obwohl seitenweise aktuelle Befunde vorliegen. Die bekommen nämlich zuerst einmal die Chance, ganz normal zu beginnnen (im Fall meines Sohnes wäre das nach Gehörlosenlehrplan) und man überlegt sich erst dann andere Wege (Lehrplan-, Klassen- oder Schulwechsel) wenn wirklich (Lern-)Probleme das sind.

Wegen Schulabschluss: auch wenn es gerade von mir als Mutter "gemein" klingen sollte: bei einem offensichtlich so schwer behinderten Kind wie meinem jüngeren Sohn ist ein Schulabschluss eigentlich egal. Es ist leider auch nicht davon auszugehen, dass er mal einen Job am ersten Arbeitsmarkt bekommt, auch wenn er einen Schulabschluss schaffen sollte.

Ungerecht ist auch, dass ich wegen komplett fehlender Ferienbetreuung meine Arbeitszeit nicht erhöhen kann, obwohl ich das sehr gerne würde, weil ich Zeitausgleichs- und Betreuungsstunden (durch IntegrationshelferInnen) jetzt schon für die Sommerferien (bei uns 9 Wochen) "ansparen" muss. Ich habe in der Sache schon der Behindertenanwaltschaft geschrieben und warte auf Antwort.

Es wäre auch echt cool, mehr als nur eine oder zwei Wochen im Jahr (wenn wir in Urlaub fahren) gemeinsam mit meinem Mann Urlaub zu nehmen, und nicht immer abwechselnd, nur weil keine Betreuungsmöglichkeit da ist...

Vor diesem Hintergrund scheinen mir Beschwerden über Zusatzaufgaben für Hochbegabte schlichtweg lächerlich.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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