Gymnasium

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
sinus
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Re: Gymnasium

Beitrag von sinus »

...tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass meine Tochter vor einem Jahr auch noch sagte, dass sie am Liebsten in eine Oberschule möchte?
Lernen sei doof und in der Oberschule sein, hieße weniger davon... Und Mathe sei sowieso das allerschlimmste, was sie sich vorstellen könne. Sport und Kunst seien die einzigen Fächer, die einigermaßen Spaß machen.

Ich schrieb es anderer Stelle schon - es fehlen ihr wohl vor allem "positive Lernerfahrungen".
Eine Aufgabe, die nicht zu leicht und nicht zu schwer ist in Angriff nehmen, sich dahinter klemmen und damit Erfolg haben.
Das kommt einfach zu selten vor im Grundschulalltag für viele kluge Kinder.
Darum lernen sie nicht oder nicht ausreichend das gute Gefühl kennen, was mit Lernen verbunden sein kann.
Darum ist Lernen in erster Linie dann "doof"... nicht, weil uncool ist, wie dann später vielleicht mal, sondern weil sie nicht ausreichend das Gefühl haben, etwas aus eigener Kraft wirklich zu schaffen. Wenn einem was nahezu immer einfach zufliegt, kostet es ja keine Kraft und darum zählt es nicht.

Ich weiß natürlich noch nicht, wie das nächstes Jahr tatsächlich wird, aber ich hoffe ganz arg auf Besserung und nehme dafür gern schlechtere Zensuren in Kauf!
Auch deswegen, weil ich sehe, dass die Anstrengungsbereitschaft mit den zu geringen Anforderungen offensichtlich ebenfalls nachlässt.
Aufgeblüht ist meine Tochter kürzlich, als ihr in Sachkunde wegen einer einzigen richtig schlechten Note (sie konnte Bundesländer, Städte und Flüsse nicht zuordnen, weil sie das nicht auswendig gelernt hatte. War ja bisher nie nötig gewesen...) die 1 im Zeugnis versaut zu sein schien.
Sie hat dann selbst gefragt, was sie noch machen kann und zwei zusätzliche Aufgaben bekommen. Eine selbst festgelegte (sie hat zum Thema Werbung einen Werbespot programmiert) und eine von der Lehrerin.
Am Werbespot hat sie natürlich begeisterst das ganze WE gearbeitet.
Die Aufgabe von der Lehrerin war ein Kurzvortrag, was sie gar nicht mag, weil sie da vor anderen sprechen muss.
Aber was soll ich sagen - sie hat sich echt dahintergeklemmt und am Ende sogar eine Art Schauspiel draus gemacht.
(Es ging um "Schule früher und heute" und sie hat teilweise eine Schulstunde von früher nachgestellt und nebenbei Sachinfos gegeben.)
Sie hatte ein bisschen Angst vor der eigenen Courage, aber die 1+, die sie dafür bekam, war dann endlich mal eine Zensur, mit der sie wirklich, wirklich zufrieden war, weil sie die als verdient empfunden hat!
Bisher war sie quasi noch nie so richtig stolz auf eine schulische Leistung, außer vielleicht noch auf den 3. Platz beim Känguru letztes Jahr.

Aktuell scheint mein Kind also deutlich motiviert(er).
Hoffen wir, dass es so bleibt!
Diesen Monat hat sie Pangea, Känguru und die Aufnahmeprüfung. Außerdem betreibt sie eine neue Sportart und ist bei einem Bläserworkshop (Bigband) dabei und - nicht zuletzt - der Frühling kommt. Ich denke aus meiner Erfahrung heraus, dass es ein guter Monat für sie werden wird.

PS: Was ich eigentlich sagen wollte - vor einem Jahr war hier auch noch alles anders und es ist sehr viel passiert seit dem 2. Halbjahr der 3. Klasse.
Mit der Aussicht auf neue Herausforderungen - und das ist die Aussicht auf eine neue Schule durchaus - kann sich durchaus noch mal was ändern.

Hat er denn Aufgaben, die ihn fordern?
Ich (und andere, wie z.B. ihr Instrumenallehrer) habe gezielt versucht, das Kind dazu zu bringen, gegen die Bequemlichkeit und Selbstzweifel öfter mal über ihren Schatten zu springen und es hat ihr bisher trotz Gemaule ihrerseits tatsächlich sehr gut getan!

Beispiel:
2 Wochen vor dem Kurzvortrag - siehe oben - hat sie z.B. zusammen mit einem anderen Mädchen bei einem kleinen örtlichen Konzert was vorgesungen. Sie, der schon Auftritte mit dem Chor unangenehm sind... Ihr war dann auch richtig schlecht kurz vorher... (und dann hat sie es souverän wie bei ihr im Ernstfall eigentlich immer sehr gut hinbekommen.)
Als sie am Morgen vor dem Kurzvortrag fragte, was sei, wenn sie das nicht hinbekomme und alles total schief liefe, sie sei so aufgeregt, habe ich gemeint:
"Du hast vor ein paar Tagen vor gut 70 Leuten fast allein vorgesungen und hast das prima hinbekommen - warum sollte es vor 25 Klassenkameraden denn anders sein?"
Sie hielt kurz inne und meinte zuversichtlich: "Hast recht, Mama!"
Ein ziemlich untypische Antwort von ihr, die sonst immer an allem, vor allem an sich selbst, zweifelt.
Aber da wusste ich, dass ihr der Auftritt gut getan hat, obwohl man sie dazu überreden hatte müssen...

Dito der neue Sport. Sie hing mir im letzten halben Jahr einfach zu viel sinnlos daheim herum, seit sie nicht mehr in den Hort geht. Abends hatte sie dann immer miese Laune. Darum fand ich, könnte ein Sport ihr vielleicht gut tun, durchaus auch als Erfahrung in einer neuen Gruppe in Hinsicht auf die neue Schule und Klasse.
Eigentlich wollte sie das gar nicht.
Ich hab ihr "verordnet", 2 neue Sportarten je ein Training lang zu testen, für eine solle sie sich entscheiden und danach wenigsten ein paar Mal hingehen.
Auch hier erst Gemoser.
Aber das eine davon machte dann irgendwie doch Spaß und wenn ich sie jetzt dort abends auf dem Arbeitsheimweg abhole, erzählt sie lebhaft wie sonst kaum, was sie für nette Spiele dort gemacht haben...
Zuletzt geändert von sinus am Sa 2. Mär 2019, 21:11, insgesamt 3-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Linasina
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Re: Gymnasium

Beitrag von Linasina »

Sinus, das kann ich bestätigen, in der 4 denken viele Kinder anders. Dann kommen die Schulbesichtigungen und dann werden die Karten wieder neu gewürfelt.
Rabaukenmama
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Re: Gymnasium

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben: PS: Was ich eigentlich sagen wollte - vor einem Jahr war hier auch noch alles anders und es ist sehr viel passiert seit dem 2. Halbjahr der 3. Klasse.
Mit der Aussicht auf neue Herausforderungen - und das ist die Aussicht auf eine neue Schule durchaus - kann sich durchaus noch mal was ändern.
Das hoffe ich ja. Nur, dass mein Sohn so überhaupt nicht der Herausforderungs-Typ ist. Er stellt sich z.B. auch bei seinen Videospielen immer alles auf die allerleichteste Stufe ein. Und wenn er wo mal nicht auf Anhieb gewinnt, wird er wütend, probiert es im allerbesten Fall noch ein, zwei Male und gibt dann frustriert auf. Naja, auch das kann sich ja noch ändern.

Da wünschte ich manchmal, er hätte mehr von seinem Bruder, der sich selbst Ziele setzt und dann mit einer erstaunlichen Ausdauer und Zähigkeit darauf "hinarbeitet".
sinus hat geschrieben:Hat er denn Aufgaben, die ihn fordern?
Ich (und andere, wie z.B. ihr Instrumenallehrer) habe gezielt versucht, das Kind dazu zu bringen, gegen die Bequemlichkeit und Selbstzweifel öfter mal über ihren Schatten zu springen und es hat ihr bisher trotz Gemaule ihrerseits tatsächlich sehr gut getan!
Nein, leider hat er keine Aufgaben, die ihn fordern, was an der oben beschriebenen Wesensart liegt. Wir haben einiges ausprobiert, zuletzt den Programmierkurs. Der war immerhin ein Teilerfolg. Von 15x Kurs wollte er nur 4x nicht hin und ich musste ihn nur 2x wegen unmöglichen Benehmens vorzeitig abholen. Aber auch wenn er dort geblieben ist hat er nicht immer mitgemacht. Im besten Fall hat er halt Comics gelesen (was mich grundsätzlich nicht stören würde, nur habe ich für den Kurs eigentlich einen schönen Patzen Geld bezahlt! :P ). Und er hat verweigert, als die Befehle, die er eingeben sollte, länger geworden sind, weil das "zu viel Arbeit" sei...

Zu Hause hat er keinen Finger krumm gemacht um das Erlernte umzusetzen.Von ihm selbst kam kein Wunsch nach dem Fortsetzungskurs durch den Aufwand FÜR MICH (15x je 4 Stunden MEINER Freizeit opfern und über Euro 300,- dafür zahlen) habe ich auch nicht dazu angeregt. Ach ja, und vor zwei Wochen waren wir im "Wissensraum" und da gab es einen programmierten Roboter, mein Sohn hat als Programmiersprache "Scratch" (wie in seinem Kurs) erkannnt und er konnte das Teil zu staunen aller binnen nullkommanix programmieren...

Immerhin will er dieses Semester wieder in den "Science Club" in der Schule, wo so physikalische und chemische Experimente gemacht werden. Das ist an einem Mittwoch nachmittags, wo er nur bis 12h Schule hat, ich aber bis 12h30 arbeite. Das bedeutet, dass er selbst von der Schule heimkommen muss. Am Nachmittag kann ich ihn aber dann zum Kurs bringen und abholen. Schulweg allein ist ja auch so eine Sache. Mein Sohn ist im Strassenverkehr durchaus vernünftig und vorsichtig und er kennt auch den Schulweg gut. Man kann entweder zwei Kilometer zu Fuß gehen oder eine Teilstrecke mit dem Bus oder der U-Bahn fahren. Er kennt alle Varianten. Trotzdem war er bis vor kurzem nicht bereit, allein zur Schule oder nach Hause zu gehen bzw. fahren. Vor kurzem hat er es aber doch von sich aus gewollt und es hat geklappt. Jetzt habe ich ihm den Science Club erlaubt, unter der Bedingung, das er an den Kurstagen selbst von der Schule nach Hause kommt.


sinus hat geschrieben: Dito der neue Sport. Sie hing mir im letzten halben Jahr einfach zu viel sinnlos daheim herum, seit sie nicht mehr in den Hort geht. Abends hatte sie dann immer miese Laune. Darum fand ich, könnte ein Sport ihr vielleicht gut tun, durchaus auch als Erfahrung in einer neuen Gruppe in Hinsicht auf die neue Schule und Klasse.
Eigentlich wollte sie das gar nicht.
Ich hab ihr "verordnet", 2 neue Sportarten je ein Training lang zu testen, für eine solle sie sich entscheiden und danach wenigsten ein paar Mal hingehen.
Auch hier erst Gemoser.
Aber das eine davon machte dann irgendwie doch Spaß und wenn ich sie jetzt dort abends auf dem Arbeitsheimweg abhole, erzählt sie lebhaft wie sonst kaum, was sie für nette Spiele dort gemacht haben...
Mit Sport ist es so eine Sache. Grundsätzlich würde ich meinen Sohn als "durchschnittlich sportlich" beschreiben. Nur IHM reicht das nicht, weil er überall gerne der Überflieger wäre. Gruppen- und Mannschaftsport mag er überhaupt nicht. Das ist auch der Grund für seine 2 in turnen - weil er einfach zu oft wo nicht mitgemacht hat. Da jetzt, im 2. Schulsemester statt turnen schwimmen unterrichtet wird (was er gut kann) bin ich aber momentan zuversichtlich. Sofern er sich in die Gruppe einfügen kann, wird es klappen. Aber da kennt er schon die LehrerInnen und Schulkameraden. Ein neuer Kurs oder Sportclub bedeutet aber Riesenstress für meinen Sohn.

Ich habe aber vor, wenn es wärmer wird, wieder 1x pro Woche mit meinem Sohn fix auf den Fitness-Spielplatz zu fahren. Das ist im freien mit kostenlosen Turngeräten für Erwachsene, die aber natürlich hauptsächlich von Kindern genutzt werden.

Vor drei Monaten hatte mein Sohn auch mal eine Schnupper-Tauchstunde, die ihm sehr gefallen hat. Trotzdem wollte er dann nicht fix in den Kinder-Tauchkurs einsteigen. Da überlege ich, ihm das eventuell zu "verordnen" :mrgreen: , sofern es MEIN Zeitplan zulässt. Es mag egoistisch klingen, aber ich bin eigentlich nicht bereit, viel von MEINER ZEIT und MEINEM GELD dafür herzugeben, dass mein Sohn rummotzt und permanent unzufrieden ist.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
BiHa
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Re: Gymnasium

Beitrag von BiHa »

Rabaukenmama, das kommt mir so bekannt vor.
Mein Sohn macht nichts, was er nicht kennt, ohne dass es vorher ewig ausdiskutiert werden muss. Alleine irgendwo hingehen, obwohl er den Weg kennt, keine Chance. Und obwohl er jetzt alleine von der Schule nach Hause geht, mag er nicht alleine von zuhause in die Schule gehen.
Manchmal denke ich, er steht sich da mit seinen Gedanken, was passieren könnte, selbst im Weg. Aber langsam wird es besser.

Gymnasium ist dafür bei uns kein Problem, das steht schon fest. Nur dass er dafür vielleicht doch mal freiwillig was machen müsste, das nervt ihn. :D
charlotte12
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Re: Gymnasium

Beitrag von charlotte12 »

Mich erinnert das an etwas, was uns damals die Psychologin gesagt hat: Es sei typisch für hochbegabte Kinder, dass sie nicht lernen, sich anzustrengen, und dann später bei der ersten kleinen Schwierigkeit aufgeben. Der einzige Weg dagegen sei, das mühsam immer wieder zu trainieren, wie einen Muskel, mit Aufgaben, die mit Anstrengung gerade so bewältigbar sind, das gehe auch sehr gut mit einem Musikinstrument, im Sport, egal wo, Bei "normalen" Kindern passiert dieses Training automatisch in der Grundschule, bei HB-Kindern eben nicht. Damals hatten wir das Problem noch nicht, mittlerweile schon. Meine Tochter selbst nimmt das als gegeben und sogar als Entschuldigung, sie habe einfach "keine Geduld", das würde ich doch wissen. Wir haben immer wieder darüber diskutiert, dass Geduld bzw. Ausdauer etwas ist, was sehr wichtig im Leben ist und was man üben kann.
@ Rabaukenmama: Kann es sein, dass dein jüngerer Sohn deshalb im Gegensatz zu deinem älteren Sohn diesen Biss früh entwickeln konnte, weil er eben nicht hochbegabt ist?
Rabaukenmama
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Re: Gymnasium

Beitrag von Rabaukenmama »

@koschka: Ich glaube eher nicht dass mein Sohn eine Depression hat. Seine Grundstimmung ist meistens positiv-überdreht und er textet alle zu seinen Themen nieder (hauptsächlich Videospiele), ob sie das wollen, oder nicht. Insgesamt hat sich sein Verhalten seit er in die 3. Klasse geht deutlich gebessert. Sowohl von den Lehrerinnen als auch von den Hortbetreuerinnen höre ich fast nur positives. Die Hausübungen sind nicht mehr der reine Kampf, weil mein Sohn mittlerweile kapiert hat, dass 1 Stunde Drama für 10 Minuten Arbeit, die er letztendlich doch machen muss, nichts bringen. Auch sozial dürfte mein Sohn in letzter Zeit viel gelernt haben. Er ärgerst sich nicht mehr ganz so oft, verzichtet großteils auf Drohgebärden (hat er eine Zeitlang intensiv gemacht) und ist sogar imstande, sich selbst eine Auszeit zu nehmen, wenn ihm was "zu viel" wird.

Vergangenen Sonntag haben wir seinen 9. Geburtstag gefeiert. Im Vorjahr ist ja von 7 eingeladenen Kindern kein einziges gekommen. Dieses Jahr hat von der Schule nur EIN Mädchen abgesagt, sonst sind alle gekommen. Zusätzlich noch die kleine Schwester eines Schulkameraden und zwei jüngere Buben (3 und 6 Jahre alt) aus unserem Bekanntenkreis, die mein Sohn unbedingt auch dabei haben wollte. Mit meinen Jungs waren das insgesamt 9 Kinder. Und es war echt eine coole Party, mein Vater hat gezaubert, es gab eine Torte in Form eine Playstation 4 mit einem Marzipan-Controller und insgesamt war es wirklich nett. Der Clou war die Konfettikanone, wo dann die Konfetti in den von der Decke herabhängenden, nicht sichtbaren Spinnweben hängen geblieben sind :mrgreen: . Mein Sohn hat sich insgesamt 3x eine Auszeit genommen (mit einem Buch bzw. Comic), aber das ganze Trara insgesamt recht gut überstanden :) .

Mit dem 6jährigen Sohn meiner Freundin kann mein 9jähriger Sohn sogar über eine Stunde friedlich spielen! Das ist ein kluger Bub (ob HB weiß ich nicht), vor allem aber sozial sehr kompetent und vernünftig. Es ist das erste Mal seit über einem Jahr, dass mein Sohn wieder ein Kind gefunden haben dürfte, mit dem er wirklich was anfangen kann.

Also nein, an eine Depression glaube ich nicht. Aber alles OK ist auch nicht. Mir kommt vor, ein Teil der Aggressionen, die früher nach außen gerichtet waren, richtet sich jetzt nach innen. Auch dass mein Sohn in den letzten 2 Jahren 10kg zugenommen hat ist nicht ganz okay. Vor allem finde ich seltsam, dass er immer wieder behauptet, dick werden zu WOLLEN. Nachgefragt warum meint er, dass sei "cool" und würde zu seinem "Image" passen. Und er macht immer wieder so Dinge, die eigentlich Kleinkinder machen. Zum Beispiel beim Arztbesuch im WC das ganze Klopapier abrollen....

Im Moment macht mein Sohn 1x pro Woche Kinder-Psychotherapie. Ich glaube es tut ihm gut und ich hoffe, die Dinge, die für ihn nicht passen, noch auflösen zu können.

@charlotte: Das mit sich-nicht-anstrengen-müssen kenne ich ja auch aus meiner Kindheit. Neulich habe ich in einem Schulheft meines Sohnes einen Rechtschreibfehler gefunden. So blöd das klingen mag, aber ich war fast erleichtert. Es ist schon mindestens ein Jahr her, dass er das letzte Mal ein Wort falsch geschrieben hat. Alles geht komplett locker-lässig mit null Anstrengung nebenbei. Und wehe, es ist mal was EIN BISSCHEN herausforderndes dabei, dann stürzt mein Sohn sofort in die pure Verzweiflung.

Die Kinder-Psychotherapeutin macht jetzt mit ihm so Konzentrations-Übungen, wo er sich anstrengen muss. Da höre ich seine Reaktionen immer bis ins Wartezimmer raus "NEEEEEEIN, das ist VIEL zu SCHWER!" und "NEEEEEIN, das kann ich nicht, das weiß ich schon!" Und dann immer Frust-Quitscher, wenn was wieder nicht so gelungen ist, wie er es wollte! Aber sie lässt nicht locker und vermutlich tut meinem Sohn das sogar gut.

Mein jüngerer Sohn ist nicht nur nicht hochbegabt, er war auch vor allem als Kleinkind körperlich klar benachteiligt: nichts hören, schlecht sehen, zu wenig Körperspannung, schlechter Gleichgewichtssinn...wenn man ihn mit 1 Jahr hingesetzt hat, ist er umgekippt wie ein Stein (in dem Alter machte der Bruder schon die ersten Schritte). Er musste alles viel mühsamer lernen als andere Kinder. Während 18 Monate alte Babys schon die kleine Kletterwand zur Rutsche im Kinderhotel hochgeklettert sind, hat es mein 2 1/jähriger, jüngerer Sohn erst mal nur mit Hilfe bei JEDEM Schritt geschafft. Aber er hat täglich verbissen geübt. Nach einer Woche, am letzten Urlaubstag, hatte er es endlich geschafft: er konnte ganz allein hochklettern und war sehr stolz darauf.

Dasselbe war mit schwimmen mit Schwimmflügerl. In Summe hat es ca. 10 Stunden gedauert, bis mein jüngerer Sohn 10 Meter mit Schwimmflügerl schwimmen und vom Beckenrand ins Wasser springen konnte. Heuer wollte er ohne Hilfen schwimmen lernen. Und wieder hat er geübt, geübt, geübt! Mit Privatlehrerin (im Kinderhotel), Schwimmnudel, Schwimmbrett und schließlich ganz frei! Und als er es konnte, ist er echt eine Länge nach der anderen geschwommen! Die Schwimmlehrerin meinte, so ein Kind habe sie noch nie erlebt! Gerade wenn man gerade erst schwimmen gelernt hat ist schon eine Länge massiv anstrengend. Die meisten Kinder sind danach total geschlaucht und brauchen eine Pause. Und mein Sohn wollte gar nicht aufhören, hat immer mehr und mehr eingefordert!
Er übt alles mögliche, jeden Tag! Die Monatsnamen, die Geburtstage, die Artikel, Nachrichten schreiben, das kleine Einmaleins, rutschen, Trampolin springen, laufen, wandern, Rad fahren (Tandem), Seifenblasen selber machen, mit dem Röhrchen wieder einfangen, zusammenkleben, lösen,...alles voller Freunde, Motivation und exzessiv!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
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Re: Gymnasium

Beitrag von Linasina »

Meine jüngste Tochter ist auch erst mit 18 Monaten gelaufen. Sie spricht mit ihren 4 Jahren immer noch nicht deutlich und sieht leider nicht gut aber ihre Erzieherin ist sehr zufrieden mit ihr. Die motorische Entwicklung ist wirklich bei jedem Kind unterschiedlich. Meine Kinder sind alle sehr spät gelaufen. Das hat nichts mit Behinderung zu tun.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Gymnasium

Beitrag von Rabaukenmama »

Linasina hat geschrieben:Meine jüngste Tochter ist auch erst mit 18 Monaten gelaufen. Sie spricht mit ihren 4 Jahren immer noch nicht deutlich und sieht leider nicht gut aber ihre Erzieherin ist sehr zufrieden mit ihr. Die motorische Entwicklung ist wirklich bei jedem Kind unterschiedlich. Meine Kinder sind alle sehr spät gelaufen. Das hat nichts mit Behinderung zu tun.
Bei meinem jüngeren Sohn hat es schon mit Behinderung zu tun weil der Gleichgewichtssinn ja im Ohr ist und hörgeschädigte Kinder nachweislich später zu laufen beginnen, weil sie als Babys den Kopf weniger (zur Geräuschquelle) drehen und dadurch den Gleichgewichtssinn nicht so gut schulen, wie hörende Kinder. Das, was im Ergo-Befund stand (Gleichgewichtsprobleme, geringe Körperspannung) hat schon gestimmt, als mein Sohn ein Kleinkind war.

Er hat auch jetzt, mit 6 Jahren, immer noch einen kleinkindhaften Laufstil (erinnert ein bißchen an Donald Duck) was etwas komisch aussieht, vor allem, weil er für sein Alter sehr groß ist. Aber ansonsten hat er alles aufgeholt. Das ist aber eindeutig seinem Ehrgeiz geschuldet.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben:@sinus: dass deine Tochter dieses Gymnasium selbst ausgesuch hat spricht mMn sehr dafür, dass sie sich dort auch wohlfühlen wird. 100%ig wissen kann man das aber sowieso nicht.

Mein Sohn will gar nicht ins Gymnasium sondern fix in eine Hauptschule, weil er dort "weniger lernen" muss und er außerdem nicht länger als unbedingt notwendig in die Schule gehen will. Er will ja ohnehin Erfinder werden und sich alles nötige Wissen autodidakt beibringen. Nicht gerade eine adäquate Bildungsmöglichkeit für ein Kind, welches außer in Turnen und Musik lauter Einser hat... :schwitz:

Ehrlich gesagt sehe ich ihn schon eher auf einem Gymnasium und seine Klassenlehrerinnen auch. Naja, wir werden sehen, es ist ja noch über ein Jahr Zeit. Aber ich wäre froh, wenn sich mein Sohn nur IRGENDEIN Gymnasium selbst aussuchen würde!
Eine gewisse Art von Dilemma ist das in der Tat.

Ich würde aber abwarten. In Klasse 3 haben sich meine Kinder auch keine Gedanken darum gemacht. Spätestens ab Klasse 4, wenn es dann so langsam "ernst" wird und die Kinder sich unterhalten, dann kamen auch die Wünsche. Außerdem gibt es, zumindest in BW, Gespräche mit dem Kind als auch mit den Eltern. Dann haben wir uns alle verfügbaren Schulen angeschaut und der Wunsch verfestigte sich.

Ich gebe aber zu, dass ich froh war, dass ich nie für meine Kinder entscheiden musste.

VG
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Linasina hat geschrieben: Schade dass dein Sohn Bio abwählt. Kann man eigentlich auch Englisch abwählen??
Hier muss man eine Fremdsprache mit nehmen. Da Kind Latein abwählt, ist es Englisch. Geht - glaube ich - ab nächstes Jahr aber auch als Nebenfach. :gruebel:

Bio oder Geo ist hier nur auswendig lernen. Das hat mit "können" nichts zu tun. Mit logischem Denken erst recht nicht. Herleiten kann man sich auch nichts. Demzufolge ist die Entscheidung das abzuwählen -logisch. :mrgreen: Ich kann mir aber gut vorstellen, dass fleißige Mädchen hier dran bleiben.

VG
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