Gymnasium

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

sinus hat geschrieben: Dass sie selbst sich für die Schule so klar entschieden hat, macht mich erstmal ziemlich hoffnungsvoll.
Das kann ich sehr gut verstehen. Für mich gibt es nichts Schlimmeres, wenn meine Kinder - gilt für den gesamten Lebensbereich - zu mir sagen, "Du hast das doch aber so gewollt. Ich wollte da nicht hin." Und die Argumentation kommt ja recht schnell, wenn Widerstände auftreten, durch die man sich eben erst einmal kämpfen muss.

VG
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

charlotte12 hat geschrieben:Mich erinnert das an etwas, was uns damals die Psychologin gesagt hat: Es sei typisch für hochbegabte Kinder, dass sie nicht lernen, sich anzustrengen, und dann später bei der ersten kleinen Schwierigkeit aufgeben. Der einzige Weg dagegen sei, das mühsam immer wieder zu trainieren, wie einen Muskel, mit Aufgaben, die mit Anstrengung gerade so bewältigbar sind, das gehe auch sehr gut mit einem Musikinstrument, im Sport, egal wo, Bei "normalen" Kindern passiert dieses Training automatisch in der Grundschule, bei HB-Kindern eben nicht. Damals hatten wir das Problem noch nicht, mittlerweile schon. Meine Tochter selbst nimmt das als gegeben und sogar als Entschuldigung, sie habe einfach "keine Geduld", das würde ich doch wissen. Wir haben immer wieder darüber diskutiert, dass Geduld bzw. Ausdauer etwas ist, was sehr wichtig im Leben ist und was man üben kann.
Ich würde das nicht auf die Begabung eines Kindes "schieben". Es kommt ja - gerade bei klugen Menschen -oft die Erwähnung eines Flow. Und den kann ich ja nur im Glückzustand erreichen. Der fliegt mir aber nicht zu.

Ich bezweifle, dass man einfach so etwas kann. Ich brauche immer Übung. Ich brauche auch eine Grundeinstellung für's durchbeißen. ich muss das wollen. Ganz unabhängig vom IQ.

Üben ist dabei immer von Nöten. Entweder durch die Anwendung als solches oder eben durch die Steigerung des Interesses, was dann wiederum Anwendung -also üben -wäre. Wenn mein Sohn 3xWoche in die Musikschule geht ist das üben. Schwierige Stellen übt er zusätzlich 1xWoche a 45 Minuten individuell. Zusätzlich sind Samstagproben. Fasse ich das mal zusammen, kommt Kind in Summe auf ein paar Stunden in der Woche. Es reicht jedoch nicht um auf sehr hohem Niveau zu spielen. Aber es reicht meinem Kind.

Gleiches gilt hier für die Schule. Bin ich im Unterricht schneller, helfe ich Anderen, übe ich automatisch. Bin ich z.B. in Chemie schneller als Andere, kann ich mit zusätzlichen Dingen mein Wissen weiter vertiefen. Ich übe indem ich anwende.

Ich glaube, das verstehen, dass von Nichts nichts kommt, hat etwas mit der individuellen Reife zu tun. Und vielleicht mit den Erfahrungen die man alleine sammeln musste, weil eben keiner da war der ständig Dinge/Probleme für einen klärt.

VG
Rabaukenmama
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Re: Gymnasium

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich habe als Schulkind bis zum Wechsel in die höhere Schule praktisch NIE was geübt. Manchmal, am Abend vor einer Schularbeit, wurde ich von meiner Mutter dazu genötigt, da habe ich dann keinen Handgriff mehr geübt als SIE unbedingt von mir erwartet hat. Sowohl in der Volks-, als auch in der Hauptschule hat das immer für positive Noten gereicht. Mir war egal, ob es eine Zwei oder eine Vier war und auch, dass es eine Eins sein könnte.

Als ich dann mit 14 in der höhere Schule wechselte bekam ich urplötzlich schlechte Noten, weil ich nicht geübt hatte. Ich habe dann üben "ausprobiert" und bin zu dem Schluss gekommen, dass es schlichtweg eine Zumutung ist, für eine positive Note (nicht mal eine Eins!) üben zu müssen. Tatsächlich war es gar nicht so viel, aber MIR kam es viel vor, weil ich üben eben absolut nicht gewohnt war. Also bin ich im Halbjahr mit 4 "Nicht genügend" in den polytechnischen Lehrgang gewechselt, wo üben wieder nicht notwendig war. Dann habe ich eine Lehre gemacht, mit Berufsschule, natürlich ohne üben.

Keine Ahnung, wann bei mir die Reife zu üben, gekommen wäre. Aber was ist der Schluss, den ich aus dieser Erfahrung für meinen Sohn ziehe? Gleich ab in die Hauptschule, ohne üben? Oder doch ins Gymnasium, auch wenn er das selbst nicht will, damit er die Erfahrung, üben zu MÜSSEN, noch vor Beginn der Pupertät macht?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Rabaukenmama hat geschrieben: Ich habe als Schulkind bis zum Wechsel in die höhere Schule praktisch NIE was geübt. Manchmal, am Abend vor einer Schularbeit, wurde ich von meiner Mutter dazu genötigt, da habe ich dann keinen Handgriff mehr geübt als SIE unbedingt von mir erwartet hat. Sowohl in der Volks-, als auch in der Hauptschule hat das immer für positive Noten gereicht. Mir war egal, ob es eine Zwei oder eine Vier war und auch, dass es eine Eins sein könnte.

Als ich dann mit 14 in der höhere Schule wechselte bekam ich urplötzlich schlechte Noten, weil ich nicht geübt hatte. Ich habe dann üben "ausprobiert" und bin zu dem Schluss gekommen, dass es schlichtweg eine Zumutung ist, für eine positive Note (nicht mal eine Eins!) üben zu müssen. Tatsächlich war es gar nicht so viel, aber MIR kam es viel vor, weil ich üben eben absolut nicht gewohnt war. Also bin ich im Halbjahr mit 4 "Nicht genügend" in den polytechnischen Lehrgang gewechselt, wo üben wieder nicht notwendig war. Dann habe ich eine Lehre gemacht, mit Berufsschule, natürlich ohne üben.

Schrieb ich doch. ;) Wenn einem das reicht, ist das okay. Reicht meinem Kind ja auch, so ist das ja nicht. Ich komme nur nicht besonders weit. Ausreichend ist das aber allemal. Da kommt halt nichts von nichts. Passt also.
Rabaukenmama hat geschrieben: Keine Ahnung, wann bei mir die Reife zu üben, gekommen wäre. Aber was ist der Schluss, den ich aus dieser Erfahrung für meinen Sohn ziehe? Gleich ab in die Hauptschule, ohne üben? Oder doch ins Gymnasium, auch wenn er das selbst nicht will, damit er die Erfahrung, üben zu MÜSSEN, noch vor Beginn der Pupertät macht?
Das kommt darauf an, wie entspannt Du - als Mutter - dabei bist. Das ist ja immer individuell. Ich zwinge meinen zu Nichts. Aber erkläre ihnen die Konsequenzen. Ob man auch an einer "nur" Hauptschule alles so leicht wuppt, wage ich anzuzweifeln. Du bist ja das beste Beispiel dafür. Es geht überall Nichts ohne nichts. Zumal diese ja leicht zu vermeiden wären, wenn man nur minimal etwas täte. Da mein Kind zwar "üben" nicht einsieht, macht er trotzdem minimal etwas, da es ihn eben nicht immer reicht, nur ausreichend auf dem Zeugnis stehen zu haben. Außerdem lassen wir ihn die Erfahrung machen, dass eben auch ein Abitur mit nur ausreichend einem nicht so weit beim Arbeitgeber bringt. Dazu eignen sich Praktikas wunderbar. ;) Hinzu kommt jetzt bei meinem 14-jährigen 9.Klässler, dass er, aufgrund seiner Reife, den Kontext auch versteht. Im Übrigen würde ich die Pubertät nicht verteufeln. Meiner ist mitten drin und er ist viel reifer als noch vor 2 Jahren. Wäre logisch, wenn man bedenkt, das einem erst in der Pubertät der neurobiologische Blick für die Zukunft "geöffnet" wird.

VG
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:... und genau da haben wir ein Problem. Die Schwelle, ab der die Kinder üben müssen, liegt so hoch, dass sie im normalen Leben, selbst im Gymnasium nicht erreicht wird.
Hier am Gymnasium muss man üben. Egal ob begabt oder nicht. Ich schrieb das ja schon oft. Schule hat hier nur marginal etwas mit Begabung zu tun. Blitzrechnen muss ich auswendig können, da hilft es mir nicht, wenn ich ganz fix im ausrechnen bin. Oder Chemie -da es mir gerade so einfällt. Von 20 Experimenten muss man die Flammenfarbe bestimmen. Und das ist ja nur ein Bruchteil dessen, was in einer Arbeit abgefragt wird. Das muss ich lernen wie Vokabeln. Vokabeln muss ich lernen, vor allem und gerade in Latein mit allen Beugungsformen. Da kann ich auch nichts ableiten. Ich muss das auch nicht machen, dann habe ich eben nur ein ausreichend.
Koschka hat geschrieben:...

Ich habe angeregt von dieser Diskussion mich mit der Klavierlehrerin meiner Tochter unterhalten. Sie hat mich aber explizit darauf angesprochen, dass sie überhaupt nicht gern sieht, wenn Eltern aus dem Unterricht aussteigen.
So ein Lehrer ist mir noch nie begegnet (doch 1x, den haben wir dann gewechselt). Dabei spielen meine Kinder ja verschiedene Instrumente und es gab schon zig Lehrerwechsel. Selbst in der Schule heißt es immer wieder, die Kinder müssen das machen, nicht die Eltern. Bei mir stand noch kein einziger Lehrer, der sich beschwerte, dass mein Kind keine HA macht. Hier spricht der Lehrer mit dem Schüler und nicht die Mutter mit dem Lehrer. Im Gegenzug spricht auch der Schüler mit dem Lehrer und nicht der Schüler mit der Mutter und die dann mit dem Lehrer. Also zumindest mache ich das nicht, sei denn es wäre etwas wie Mobbing. Da würde ich auch eingreifen, aber davon reden wir ja nicht.

Selbst Auftritte besprechen die Lehrer erst mit dem Kind. Willst du das Kind. Erst dann klärt der Lehrer mit mir ab, ob das terminlich geht. Verneint das Kind die Teilnahme, erfahre ich erst gar nicht den Termin.

Ich kann nur für mich sagen, alles das was ich selber wollte, betrieb ich mit Freude, entwickelte einen Flow und betreibe es immer noch. Alles das was mir "verordnet" wurde oder ich machte, aus Respekt vor meinen Eltern, weil sie es gerne sahen das ich es tat, mache ich nicht mehr. Man hätte sich also den ganzen Aufwand sparen können.

Meine Sohn spielt sein Instrument von sich aus. Er weiß sogar noch, was ihn bewegt hat, genau das auszusuchen. Daraus resultiert aufbauend seine Motivation. Meine Tochter hat sich ausprobiert auf verschiedene Instrumenten. Aktuell spielt sie keine Klarinette mehr und auch mit Flöte hat sie dieses SJ aufgehört. Sie spielt Geige, da sie den Musikzug besuchen möchte und sie spielt Gitarre mit Gesang und hat darin ihr Instrument gefunden. Da sie selber darüber bestimmen kann ist ein Weiterkommen selbstmotiviert. Sie möchte ja das Instrument spielen, nicht ich.
Koschka hat geschrieben:... Wenn man diese Kinder gewähren lässt, wächst da von alleine keine Motivation und kein Durchhaltevermögen
Nun, was bedeutet denn "gewähren lässt"?

Es ist hier ja nicht so, dass ich meine gewähren lasse, Laissez-faire. Das was sie machen möchten, müssen sie auch machen. In die Musikschule geht es hier ohne murren. Da lasse ich auch nichts ausfallen, weil Kind vielleicht heute mal nicht will. Insofern kann man nicht von gewähren lassen sprechen. Aber ich bin ganz weit weg, dass ich zum Musiklehrer laufe und den bitte, schwerer Stücke für das unterforderte Kind auszusuchen. Wenn das meine wollten, dann müssen sie das schon selber klären. ;)

VG
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:@alibaba

bevor ich das selbst erlebt habe, habe ich auch nicht daran geglaubt. Es gibt Kinder, die üben nicht selber. Sie schauen den Anderen beim Üben zu, und auch das nur gelegentlich.
Alle Diejenigen, die sich durch Großen auszeichneten, haben geübt. Ich komme vielleicht, nur durch das anschauen von Videos, den Berg beim Skifahren hinunter. Nur hat das eben nichts mit Skifahren zu tun. Und wenn ich das dann noch im schönen Schwung machen möchte, werde ich wohl üben müssen. Auch für das beherrschen eines Musikinstrumentes benötige ich Jahre. Nur durch das hören von Mozart kann ich noch lange keinen Mozart spielen. Da muss ich schon selber meine Finger bewegen. Mein Sohn liest sehr schnell. Das hat er nur durch lesen erreicht und nicht durchs ansehen von Youtube, wo einem einer zeigt, wie man lesen kann. Und als Erstklässler las er auch nicht auf dem Niveau auf dem er jetzt liest. Und sein Englisch wurde erst so richtig gut, als er anfing sich englische Videos anzusehen und dann hinzukommend zu chatten. Das allerdings befreit ihn nicht davon, verschiedene Fehler in Arbeiten zu machen. Ein Chattraum ist eben keine Arbeit, wo präzise angewendet werden muss. Das alles und ich könnte noch ganz vielmehr folgen lassen, sind die Früchte des übens. Ich lernen auch kein schwimmen nur durch zuschauen bei anderen Kindern. Üben durch Anwendung und nicht durchs Nichtstun. ;)

VG
alibaba

Re: Gymnasium

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:@alibaba

Warum akzeptierst du nicht, dass es Leute gibt, die von einmal anschauen die 20 Farben der Flammen sich merken können und auch Vokabeln nach einmal quer durchlesen können? Ich kenne da einige Spezialisten. Für eine 2 auf einem anspruchsvollem Gymnasium reicht das locker.
Ich bitte da um Entschuldigung. Mir ist in meinem Leben noch kein einziger Mensch davon begegnet, egal mit wem ich bisher gesprochen habe. :schwitz:

VG
Linasina
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Re: Gymnasium

Beitrag von Linasina »

Ich kenne ein solches Kind mit einem „ Elefantengedächtnis“ es ist meine Tochter und ihr Halbbruder ist ähnlich. Das Gedicht Gefunden hat Sie 2 mal durch gelesen dann konnte Sie es sicher auswendig und kann es immer noch auch nach einem halben Jahr noch. Sowas ist selten und es sind meist Autistische Kinder mit einer Inselbegabung die das können.
Mit 3 Jahren konnte sie Bücher auswendig die wir ihr vor lasen und ungefähr an die 100 Kinderlieder. Meine Schwester konnte sowas auch. Ganze Schallplatten konnte Sie Wort für Wort auswändig.
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Re: Gymnasium

Beitrag von BiHa »

ich habe für die Schule auch nichts wirklich etwas gemacht. Ich weiß nicht, ob es immer noch klappen würde, aber lernen beschränkte sich für mich auf am Abend vorher ins Buch gucken, am nächsten Tag die Klausur mit 13-15 Punkten schreiben. Den Schnitt habe ich maximal durch die unangekündigten Kurzkontrollen versaut, wobei versaut bedeutet, dass das Abitur am Ende immer noch 1,x war. Aber es hätte besser sein können. Das Gleiche habe ich auch im Studium gemacht.
Es gibt eben Menschen, die sich durch ansehnen, anhören, Dinge für einen bestimmten Zeitraum merken können, abliefern fertig. Da muss keine Anstrengung und kein wirkliches Lernen dahinterstehen.
Rabaukenmama
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Re: Gymnasium

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Keine Ahnung, wann bei mir die Reife zu üben, gekommen wäre. Aber was ist der Schluss, den ich aus dieser Erfahrung für meinen Sohn ziehe? Gleich ab in die Hauptschule, ohne üben? Oder doch ins Gymnasium, auch wenn er das selbst nicht will, damit er die Erfahrung, üben zu MÜSSEN, noch vor Beginn der Pupertät macht?
Das kommt darauf an, wie entspannt Du - als Mutter - dabei bist. Das ist ja immer individuell. Ich zwinge meinen zu Nichts. Aber erkläre ihnen die Konsequenzen. Ob man auch an einer "nur" Hauptschule alles so leicht wuppt, wage ich anzuzweifeln. Du bist ja das beste Beispiel dafür. Es geht überall Nichts ohne nichts. Zumal diese ja leicht zu vermeiden wären, wenn man nur minimal etwas täte. Da mein Kind zwar "üben" nicht einsieht, macht er trotzdem minimal etwas, da es ihn eben nicht immer reicht, nur ausreichend auf dem Zeugnis stehen zu haben. Außerdem lassen wir ihn die Erfahrung machen, dass eben auch ein Abitur mit nur ausreichend einem nicht so weit beim Arbeitgeber bringt. Dazu eignen sich Praktikas wunderbar. ;) Hinzu kommt jetzt bei meinem 14-jährigen 9.Klässler, dass er, aufgrund seiner Reife, den Kontext auch versteht. Im Übrigen würde ich die Pubertät nicht verteufeln. Meiner ist mitten drin und er ist viel reifer als noch vor 2 Jahren. Wäre logisch, wenn man bedenkt, das einem erst in der Pubertät der neurobiologische Blick für die Zukunft "geöffnet" wird.

VG
Und du glaubst, zu dem Zeitpunkt, wo die Reife bei deinen Kindern gekommen ist, kommt sie bei allen anderen auch? Verstehe ich das richtig? Und wenn sie NICHT kommt, dann ist die Mutter schuld, weil sie nicht "entspannt" genug ist?

Und bei mir in der Hauptschule ging wirklich "Nichts ohne nichts"! Ich saß in der ersten Bank, weil ich die dickste Brille hatte. Jeglicher Lernstoff wurde von den Lehrern vorgetragen, manchmal sogar mehrmals. Davon habe ich beim nebenbei-zuhören genug behalten, um meistens eine zwei zu schreiben, manchmal auch eine drei oder eine eins. Vieles habe ich auch schon gewusst, bevor es in der Schule behandelt wurde. Da die Mitarbeit auch gezählt hat bekam ich aber fast überall die drei ins Zeugnis. Na und, war mir doch egal!

In der höheren Schule wurde NICHT mehr alles vorgetragen. Da kam z.B. in BWL der Lehrer rein und meinte "Seite 25 bis 31 im Buch!", setzte sich mit seiner Zeitung vorne hin und verbrachte die Doppelstunde lesend statt unterrichtend. Ich habe die richtigen Seiten natürlich NICHT gelesen und es war auch nichts, was ich schon vorher wo mitbekommen hätte. Also hatte ich auf der ersten Schularbeit eine Fünf mit 4 von 80 möglichen Punkten. Für die zweite Schularbeit habe ich dann die angegeben Seiten gelesen und auch die von der vorangegangenen Schularbeit (weil das Wissen aufbauend war) und dann eine Zusammenfassung geschrieben und gelernt. Ich weiß noch, dass es etwa 4 Stunden waren, mehr, als ich in der Hauptschule in einem ganzen Monat jemals gelernt habe. Tja, und dann bekam ich eine Vier mit 48 von 80 Punkten. Ich war total frustriert, VIER STUNDEN für eine Vier lernen zu müssen und fühlte mich im falschen Film. Tatsächlich habe ich viel, viel weniger gelernt als meine Mitschüler. Wir wurden mal zu unserer täglichen Lernzeit befragt. Ich habe "30 Minuten" angegeben, weil mir die Wahrheit (15 Minuten) zu wenig erschienen ist. Die Schülerin, die nach mir die nächstniedrige Zeit angegeben hat, hatte immerhin 2 1/2 Stunden. Der Schnitt war zwischen 3 1/2 und 5 Stunden tägliches lernen. Ganz ehrlich - mit dieser Lernzeit hätte ich locker ein Lauter-Einser-Zeugnis hinbekommen (bis auf Stenotypie, wo ich absolut nicht talentiert war). Aber ich war absolut nicht bereit für so einen Aufwand, und das noch über Jahre hinweg.

Ob es gut war, dass ich dann eine Lehre gemacht habe? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich genau an dem Tag eine ARBEITSHALTUNG (die mir immer abgesprochen worden ist), wo ich tatsächlich zu ARBEITEN begonnen habe. Ich bezweifle aber, dass das in der Schule auch so gewesen wäre.

Um aufs Thema Gymnasium zurück zu kommen: ich vermute, dass dort eine ähnliche Selbstständigkeit erwartet wird, wie sie das damals, in der höheren Schule von mir erwartet wurde. Und ich WEISS, dass mein Sohn das JETZT noch absolut nicht hinbekommt und bezweifle zutiefst, dass er es besser schafft, wenn ich daneben "ganz entspannt" bin. Bin sowieso nicht der aufgeregte ständig-dahinter-Typ, aber ich sehe ja, wie er jetzt immer noch glaubt, sich um die HÜ drücken zu können, indem er sie im Schulbus "verliert". Ganz ohne Druck meinerseits wird da gar nichts gehen. Mein Sohn ist eben der Typ Mensch, der manchmal Druck BRAUCHT um überhaupt auf sein Potential zugreifen zu können. Da ist nix mit "intristischer Motivation". Die kenne ich von meinem jüngeren Sohn, den ich nicht mal fragen brauche, was er in der Schule gemacht hat, weil er zu Hause alles von sich aus wiederholt - als Erstklässler!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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