Dass mathematisch begabte Menschen oft nicht gut (Kopf-)rechnen können, ist ein Allgemeinplatz, für den ich persönlich schon einige Bestätigung gefunden habe.
In Tochter Klasse (4. Klasse) der mathematisch begabteste Junge (immer recht erfolgreich bei Mathewettbewerben) wurde laut meiner Tochter gerade kürzlich erst dafür getadelt, dass er die Malreihen nicht kann.
Meine Tochter hat sie zwar ansatzweise auswendig gelernt, weil ich ihr sehr deutlich gemacht habe, dass sie es schwerer haben würde später, wenn die nicht sitzen. Das war aber auch ein Krampf. Ich hab sie dann dafür an den Computer gesetzt und sie per Spielsoftware abfragen lassen. (Aber auch da hat sie geflucht und gezetert)
Sie hat so auch nicht alle gelernt und errechnet sich immer noch viele der Ergebnisse über Umwege. (6x8 ist bei ihr dann 6x10 minus 6x2 u.ä. Und ehrlich gesagt - so mache ich das bei gut einem Drittel der Malreihenaufgaben bis heute selbst auch
)
Sie findet Mathe todlangweilig und schimpft und flucht regelmäßig über die Aufgaben.
Bloßes Abarbeiten von Regeln ist halt langweilig für begabte Kinder. (und Erwachsene)
Das fordert nicht genug...
Rätseln und Denksportaufgabe dagegen liebt sie. (Der IQ-Test hat ihr sehr viel Spaß gemacht!)
Rechtschreibung ist bei meiner Tochter allerdings von Anfang an gar kein Problem gewesen.
Aber da hieß es bei einem Elternabend mal, dass die Entwicklung erst mit 12 abgeschlossen ist und bis dahin es noch normal sei, dass es Probleme bereitet.
Auch da könnte ich mir aber vorstellen, dass es ein Langeweileproblem sein könnte und dein Kind im Kopf darum schlicht nicht ganz bei der Sache ist.
Unleserliche/schlechte Schrift ist ebenfalls ein "typisches" Problem bei (hoch)begabten. Das liest man immermal wieder in dem Zusammenhang. (Der Kopf ist so viel schneller, als die Motorik, das frustriert)
Einen recht guten Text zum Thema Probleme Hochbegabter habe ich grad gestern im Netz gelesen, da kommt das u.a. auch mit zur Sprache:
https://www.kinder.de/themen/schulkind/ ... te-kinder/
Da steht unter vielen anderen sehr passenden und interessanten Dingen über hochbegabte Kinder:
Das Erlernen der Schrift ist im Allgemeinen das Einzige, was diesen dynamischen, lebhaften, aktiven und sprachlich brillanten Kindern nicht so leicht von der Hand geht.
Angesichts dieser Schwierigkeit reagiert das Kind mitunter durch eine verstärkte Kontrolle, einem ängstlichen Beherrschen-Wollen, was zu einer Verkrampfung und einem zu starken Aufdrücken führt, zu zittriger, unregelmäßiger Schrift.
Ansonsten hast du bzw. deine Tochter mein Mitgefühl. Fast alles, was du von deiner Tochter schreibst, kenne ich so vom Kind auch. (Hochsensibel ist sie definitiv auch.)
Wir kämpfen seit Jahren mit ähnlichen Sorgen - Wutausbrüche zu Hause (meist beim Instrument üben) und schreckliche Langweile in der Schule. Mit allen negativen Folgen. (Geringes Selbstwertgefühl, Symptome von Depressionen, häufige schlechte Laune, sich anders/"fremd" und "dumm" gegenüber den anderen Kindern fühlen...)
Der Test (Ende Klasse 3) und drauf folgend Gespräche in der Schule sogar mit konkreten Hinweisen von der Beratungsstelle, was man gegen die Unterforderung machen kann sowie dem Angebot, die Lehrer auch persönlich zu beraten, haben trotz grundsätzlich aufgeschlossener, zugewandter Lehrerin nichts wirklich verändert.
Aktuell geht es hier nur noch ums Aus- und Durchhalten, bis die Grundschule endlich vorbei ist und Tochter in die (von ihr selbst gewählte) weiterführende Schule mit Begabtenförderung wechseln kann.
Gerade heute flehte sie mich an (nach einem Kranktag gestern wegen Übelkeit), da bitte, bitte nicht hinzumüssen, es sei so todlangweilig. (Ihre Klasse ist aber nett, sie hat da mehrere Freunde, sie hasst wirklich vor allem den Unterricht)
Also ich glaube, sehr viel ist im Normalfall nicht zu erwarten seitens der Schule, obwohl ich für euch hoffe, dass es bei euch anders sein möge.
Die Lehrer hier waren nicht bereit bzw hatten nicht die Zeit, sich wirklich ins Thema einzuarbeiten und haben ähnlich argumentiert, wie du es beschreibst.
Mein "Lieblingsargument": Das Kind WILL doch gar keine Zusatzaufgaben, was sollen wir denn da machen?
Keiner scheint wirklich tiefergehend Bescheid zu wissen. (z.B. dass es keine Zusatz- sondern Ersatzaufgaben sein sollten, das hatte ich eigentlich auch so weitergegeben... umsonst)
In Deutsch darf meine Tochter wenigstens malen, wenn es langweilig ist, in Mathe darf sie das nicht. Darum ist Mathe ihr absolutes Hassfach. (obwohl sie laut Test da ja ihre Stärke hat! Nach dem ersten Mathekängurutest in Klasse 3 kam sie heim und meinte, das sei der schönste Schultag seit langem gewesen...)
Zitat vom Kind grad von heute: "Das Beste vom Schultag war, dass ich heute in Mathe eine Arbeit nachschreiben musste, da musste ich wenigstens nicht im Unterricht mitmachen."
Darum überlege ich z.B. grad für Nr. zwei eine andere Grundschule zu wählen, obwohl die der Großen an sich schöner ist, heimeliger, netter. Nut zweizügig, schöner Hort, freundliche, junge Lehrer, ausgewähltes, leistungsstarkes Klientel. (In Kinds Klasse hat ein Drittel der Kinder mindesten einen Arzt als Eltern...)
Aber offensichtlich reicht das nicht.
Die alternative Schule ist vierzügig und hat einen für Hochbegabung geschulten Lehrer und ein Konzept zur Forderung besonders begabter Schüler.
Sollte der Test der Kleinen (fand diese Woche grad statt, Auswertung nächste Woche) ähnliche Werte ergeben, wie die der Großen, werden wir sie vermutlich an dieser Schule anmelden. (Und vielleicht sogar noch dieses Jahr mit 5;5 einschulen.)
Vielleicht solltet ihr auch mal über einen Klassensprung nachdenken. So kann die Grundschulzeit wenigstens etwas verkürzt werden. Zumindest für meine Große war die Grundschulzeit trotz sehr netter, beliebter Lehrerin und netter, leistungsstarker Klasse eine unschöne Zeit.
Ich denke manchmal, ich hätte sehr viel eher aktiv werden müssen, das hätte ihr vielleicht Einiges erspart.
Aber sie war halt immer brav und angepasst und hat sich nicht allzu heftig beschert. Ein bisschen Klagen über die Schule und die Langeweile hielt ich für normal.
Aber es gibt letzen Endes auf Kosten ihrer Psyche, dass sie sich kaum beschwert hat und stattdessen versucht hat, sich anzupassen und nur nicht aufzufallen.
Ansonsten würde ich einen Test lieber von eine Fachstelle machen lassen, da kriegst du - soweit ich das weiß bzw erlebt habe - viel ausführlichere Tests, eine detailliertere Auswertung und sogar eine Beratung dazu.
Beim CFT hat meine Tochter übrigens unter Hochbegabtenwert abgeschnitten, beim WISC IV war sie über der 130 und ausgerechnet im logischen Bereich (der beim CFT ja gefordert ist) war ihr Wert am höchsten (140).
Also bei einem Test nur mit CFT wäre sie nicht als hochbegabt eingestuft worden...
Viel Glück euch!