Deutschunterricht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

Genau, aus 1/2 wurde 2/3 usw. Wobei 2/3 am kompliziertesten war, weil er dann ja nicht mehr im selben Klassenzimmer saß (gemischt waren immer 1/2 und 3/4). Er war dann jeweils 2 Tage in der einen, 3 Tage in der anderen Klasse und hat da zugehört, wo er Lust hatte (also als 2. Klässler dann eben auch bei den 4. Klässlern). Das betraf dann Mathe, Deutsch und Englisch. Hausaufgaben hat er jeweils in der Klasse mitgemacht, in der er gerade drin saß.

Wir hatten dann ja Bedenken wegen der 4. Klasse, weil es da ja keine Drehtür gab. Aber Sohn hat sich seine Arbeit bis da hin selber gesucht und die Lehrer waren da Gott-sei-Dank sehr offen. In der 4. Klasse hat er allerdings auch Berge von Comics produziert ;)

Die Umstellung auf einen geregelten Unterricht in Klasse 5 fiel ihm dann wider Erwarten sogar leichter als der Tochter, die keine solchen Extrawürste gehabt hatte.
Allerdings meint er jetzt manchmal, dass der Unterricht langweilig wäre, nach dem Motto "Alles schweigt und einer spricht, das ganze nennt man Unterricht".
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

Bei uns war halt der Vorteil, dass der Stundenplan aller Klassen quasi gleich ist. Also in allen Klassen morgens 3 Stunden Mathe/Deutsch/Englisch und danach klassenübergreifend Wahlangebot aus den restlichen Fächern. Insofern war das kein größerer logistischer Aufwand.
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

Ich glaube, bei uns hat sich das bewährt. An der Schule machen sie das Modell nun auch mit den schwächeren Schülern, also dann andersrum: wenn das Kind in Klasse 2 ist, macht es an 2 oder 3 Tagen nochmal den Unterricht aus 1 mit usw., bis dann - nach 5 Jahren - eben noch die 4. Klasse alleine gemacht wird.

Ich denke aber nicht, dass so viele Kinder scharf darauf wären, zwischen den Klassen zu springen und der Vorschlag dazu kommt immer von Seiten der Schulleitung. Wobei unser Sohn das Modell Klasse fand.
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Ich muss feststellen, dass es klar ist, warum Schule hier so unterschiedlich bewertet wird und am Ende zwei komplett verschiedene Informationen hier besprochen werden.

Nur hinstellen und 10 Minuten "reden" gibt es hier nicht. Hier bekommt man bereits in Klasse 5 einen Ordner, was man beachten muss, dessen Anforderungen von Vortrag zu Vortrag steigen, wie man das zu machen hat. Da ist das Thema vollkommen Schnurps, da es mega anspruchsvoll ist.

In Klasse 8 wurde genau 4 Wochen Wilhelm Tell in Originalsprache behandelt. Ein anspruchsvolles Buch folgt hier auf das nächste. Anschließend gab es eine Arbeit darüber. Bereits in Klasse 5 wurden hier Gedichte von Schiller interpretiert.

Jährlich gibt es hier eine GFS. Das Thema wird vom Lehrer vorgegeben und alles was das Kind dann machen muss auch. Die GFS beinhaltet auch eine Broschüre für jedes dann im Klassenzimmer sitzende Kind, wo das Thema schriftlich ausgearbeitet dargestellt ist. Das Vorgetragene zum nachlesen. Eine GFS dauert hier 45 Minuten. Der Anforderungskatalog ist einzuhalten. Der Vortrag gliedert sich in 3 Bereiche. Vortrag,Darstellung, Besprechung. Hier wird erwartet, dass man Eigens mit in den Vortrag hinein nimmt, sich also mit dem Thema auseinander setzt.

Ich habe mal die Kinder (3er Gruppe) bei einem Vortrag in Klasse 5 Geographie begleitet. Da gab es einen Maßnahmenkatalog. Ich bin dann mit der Gruppe in die Bibliothek gefahren, die Kinder haben die Innenstadt Reisebüros besucht um sich Materialen zu besorgen - Internetrecherche war nämlich verboten! Kataloge und Bücher waren als Beweis vorzulegen. Dann musste jedes Kind über seinen Bereich den Vortrag halten. Und einfach nur Bilder auf ein Plakat kleben war auch nicht. Es gab genaue Anweisungen wie das auszusehen hatte. Nur 5 Minuten reden, weil sich dann das Thema erschöpft hat - kein Thema erschöpft sich. Wäre dem hier so, wird erwartet, dass das Kind eigene Anregungen zum Thema findet.

Mein Kind hat jetzt zum BOGY Bericht schreiben müssen. Da war die Schriftgröße vorgegeben und die Länge des Textes. Wenn der Lehrer sah, Text war nicht lang genug, bekam man das Ding zurück.

Letzte Deutscharbeit - interpretiere und analysiere einen Text der 60er Jahre. Der liest sich auch so. Das war ein Originalbrief. Wörter die meine Kinder noch nie gehört haben. Geübt wurde im Unterricht mit Texten aus aktuellen Schulbüchern. Man kann sich nun wohl vorstellen, wie die Noten verteilt waren.

Und grundsätzlich gilt hier, ich habe das zu machen was verlangt wird. ich kann das, was der Lehrer vorgibt, nämlich nicht ändern. Ob das meinen Kindern passt oder nicht! Ob da meine Kinder Kopfschmerzen bekommen, keine Böcke mehr haben, weil sie das Thema anspricht oder nicht ist vollkommen juck.

In der Grundschule waren wir bereits in Klasse 1 Ende fast komplett mit der Schreibschrift fertig. Wer nicht, hatte das selbständig in den Sommerferien nachzuholen. Diktate gab es bereits in Klasse 1 - ohne Benotung - schreiben nach Gehör gab es hier nur die ersten zwei Wochen Schulbeginn Klasse 1. Da wollte man die Kinder noch nicht reglementieren und den Spaß in den Vordergrund stellen.

Mein Sohn (Klasse 9) hat in Mathe Wahrscheinlichkeiten - die rechnen aktuell vorbereitende Kurstufenanforderungen, da das Thema auf jeden Fall im Abitur Schwerpunkt ist. Darüber wird nächste Woche ein Test geschrieben.

Ich frage mich daher immer - gerade im hochgelobten Bayern - wie hoch dort tatsächlich der Anspruch ist. Ich glaube, ich verstehe langsam, warum es hier gar nicht so viel Gymnasien mit HB-Zügen gibt. Wenn ich mir dann das durchlese, was dort bei uns erwartet wird, komme ich zu der Feststellung, dass hier bereits das normale Gymnasium durchaus anspruchsvoll ist. Würde auch das bestätigen, dass die Hauptschulen wieder mehr Zulauf bekommen und die Realschulen ebenfalls gut aufgestellt sind - zumindest da wo wir wohnen. Und alle die, die viel Geld übrig haben - gehen eh in die Privatschulen - die sind nämlich alle G9!
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Edainwen hat geschrieben: Allerdings meint er jetzt manchmal, dass der Unterricht langweilig wäre, nach dem Motto "Alles schweigt und einer spricht, das ganze nennt man Unterricht".
DAS gibt es hier nicht!

Hier gibt es nämlich nur gute Mitarbeitsnoten, wenn man sich selbständig (ohne Aufforderung) meldet. Und dann hat man den Unterricht noch inhaltlich mit seinen ( nur richtigen) Antworten weiter voran zu bringen. Hier gibt es keinen Unterricht, wo nur der Lehrer redet! Das ist ausgeschlossen. Unterricht ist hier nur so langweilig, wie man selber bereit ist, etwas dafür zu tun. Langeweile ist hier nur, wenn das Thema zu weit in andere Fächer gestreut ist oder in den Fächern wo es rein um das logische geht (z.b. Mathematik). Aber selbst da, bezieht sich die Langeweile nur auf den Inhalt nicht auf das Tun, denn dann wird man zum Hilfslehrer für die Kinder, die es eben noch nicht verstanden haben. Immerhin bringt das dann "Sozialpunkte" für das Portfolio.
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Ich habe das schon hinter mir. Eine Schule wo anders besuchen, weil man denkt, da sei es vermeintlich besser.

Meine Kinder benötigen -aus diesen Erfahrungen heraus - eine Schule die ihre Sozialkontakte bestärkt. Die wollen nicht mehr alleine in die andere Richtung fahren und mit der Spielfreundin auch in die selbe Klasse gehen. Die wollen selbständig werden und nicht von Muddern abhängig sein. Meine Kinder genießen es, sich auf das Rad zu setzen, beim Klassenkamerad vorbei zu fahren, den nächsten abzuholen und dann zusammen in die Schule zu radeln. Oder eben -bei Stundenentfall - geschwind nachhause zu kommen.

Aufgrund meiner Lehrerkontakte im privaten Umfeld, weiß ich, dass ich Schule nicht ändern kann. Ich kann überall engagierte Lehrer finden und überall eben nur den preußischen Stil. Das hat etwas mit dem Lehrer zu tun und nicht wo der hockt oder wie die Schulart heißt. Ich kann dem nicht wirklich entkommen.
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Das was Du beschreibst ist hier auch so. DAS ist aber das Eine, Unterricht etwas Anderes. Es gibt keine Vorgabe -erst ab der Kursstufe- was welcher Lehrer unterrichtet. Ich habe das schon mal geschrieben. Jeder Lehrer macht was er will. Das ist in Deutschland erlaubt. Das Kind muss das machen, was der Lehrer vorgibt - Ende und Aus.

In Mathe bei Kindklein werden nicht relevante Themen übersprungen. Bei Kindgroß arbeitet man jetzt schon auf Kursstufenniveau. So ist das eben. Kann und wird mir an jeder Schule begegnen. Da nützt es mir auch nichts, wenn das Lehrerzimmer immer offen für alle steht, die Schule tolle Projekte im weben mit Biobaumwolle vorweisen kann oder im alternativen recyceln spitze ist oder der Rektor im Unterricht Bonbons verteilt. Ist egal. Man liest es hier ja öfter - wie lasch die Anforderungen sind oder eben wie Noten verteilt werden.

Und das toll angepriesene Modell des klassenübergreifenden Unterrichts in der GS war nur eine Lehrereinsparmaßnahme.

Wenn mein Kind wechseln würde, wäre nicht garantiert, dass Langeweile besser würde. Das hat sich bisher immer als Nullnummer erwiesen. Kurzfristig steig das Anforderungsniveau und kurzfristig musste man auch mehr Energie einsetzen. Und dann war alles beim Alten. Unser Fazit unter Einbeziehung aller Umstände: ab Kursstufe ist es eh alles wieder anders. Dann wird der Lehrer/Schülerumgang auch anders. Das Jahr geht also auch noch. Ab Kursstufe sind die Grenzen des Lehrers enger und die des Schülers freier. Bleibt nur zu hoffen, dass man den richtigen Mentor zugeordnet bekommt.
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

@alibaba: Auch in BaWü sind die Anforderungen je nach Gymnasium sehr unterschiedlich, das hat mit den Bundensländern wohl wenig zu tun. Bei meiner Tochter in einer Mathe-KA (7. Klasse) kam letztens eine Textaufgabe dran, die der Sohn (5. Klasse) kurz zuvor auch in einer Mathe-KA hatte, lediglich die einzelnen Zahlen und vorkommende Namen waren etwas verändert.

Bei meiner Tochter hat es für die GFS gereicht, 10 Minuten zu reden und eine Seite Skript für die Mitschüler anzufertigen. Internetrecherche war voll ausreichend. Tochter hat das ganze innerhalb von 3 Sunden am Abend zuvor vorbereitet. Selber denken absolut nicht notwendig.
Bei meinem Sohn an der Schule gib es konkrete Vorgaben bezüglich Vortragslänge, schriftliche Ausarbeitung, Schriftgröße, ... und es ist selber denken gefragt, nicht nur Literaturrecherche.
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Edainwen hat geschrieben:@alibaba: Auch in BaWü sind die Anforderungen je nach Gymnasium sehr unterschiedlich, das hat mit den Bundensländern wohl wenig zu tun. Bei meiner Tochter in einer Mathe-KA (7. Klasse) kam letztens eine Textaufgabe dran, die der Sohn (5. Klasse) kurz zuvor auch in einer Mathe-KA hatte, lediglich die einzelnen Zahlen und vorkommende Namen waren etwas verändert.

Bei meiner Tochter hat es für die GFS gereicht, 10 Minuten zu reden und eine Seite Skript für die Mitschüler anzufertigen. Internetrecherche war voll ausreichend. Tochter hat das ganze innerhalb von 3 Sunden am Abend zuvor vorbereitet. Selber denken absolut nicht notwendig.
Bei meinem Sohn an der Schule gib es konkrete Vorgaben bezüglich Vortragslänge, schriftliche Ausarbeitung, Schriftgröße, ... und es ist selber denken gefragt, nicht nur Literaturrecherche.
Natürlich - es ist überall anders. Und letzten Endes weiß ich nie, was der einzelne Lehrer verlangt, wie der Unterricht gestaltet oder was seine Vorstellungen von Mitarbeit sind. Aber Bayern präsentiert sich ja hier mit seinem guten System - das es alles so schwierig sei und das Beste überhaupt. Und mich nervt immer ein wenig, wenn so locker und leicht behauptet wird, na eine 1 sollte ja locker drin sein.
alibaba

Re: Deutschunterricht

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:@alibaba

ich lese aus deinen Beschreibungen, dass du die Anforderungen von eurem Gymnasium gut findest. Habe ich recht? Was bringt es deiner Meinung nach, die Kinder so streng zu bewerten, dass kaum jemand gute Noten hat? Unsere in deinen Augen zu lasche Dorfschule hat jedes Jahr 30% der Abiturienten, die eine 1 vor dem Comma haben. Wie sieht es bei euch aus?
Was ich gut finde oder nicht, ist vollkommen unerheblich. Ich kann das nämlich nicht ändern. Das ist hier vor Ort so - Punkt.

Woher soll ich wissen, wie viele Abiturienten eine 1 vor dem Comma haben? :gruebel: Hier wird nur veröffentlicht, wer das Abitur geschafft hat. Und selbst das wird dieses Jahr, Dank DSGVO, nicht mehr getan. Und grundsätzlich gilt: trau, schau, wem. Wer rückt seine Kinder schon in ein schlechteres Licht?

Ich weiß nur, was ich selber gesehen habe. Und das wäre in der Klassenstufe meines Großkindes, das selbst die beste Schülerin mit "nur" 2er und einer 1 auf die weiterführende Schulform wechselte. Dto. das Gleiche bei meinem Kindklein. Und ich sehe, dass trotz bester Bescheinigungen meines Großkindes, es nur eine 3 in Mitarbeit hat. Und das bei der Lehrerin, die ihm selbständiges Denken und überdurchschnittliches Engagement attestierte. Nun, wie soll ich das bewerten?
Antworten