Deutschunterricht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Karen
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Karen »

Koschka, sorry, habe ich es nicht besser erklärt. Bei uns in der Schweiz (unseres Kanton) dürfen HB Kinder 1 Tag Schule auslassen und ins "Enrichment" - ein Kurs auswählen der sie dann besuchen müssen. Die Lehrer melden dann die Kinder an und es braucht kein Test-Ergebnis das zu machen.
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Twins

ich weiß, dass du recht hast. Aber der Kerl ist noch 5. Ich weiß, dass unser HB-Zug ihn nicht nimmt, wenn er noch mal springt.
Hallo koschka,

du bist schon mit deinen älteren Kindern ungewöhnliche Wege gegangen, die sich andere Eltern niemals getraut hätten. Und da war auch immer dein Entscheidungskriterium wie es den Kindern in der akuten Situation geht. Es ist ohnehin nicht mal klar, ob die Schule einem Sprung zustimmen würde, aber ich würde zumindest mal fragen. Denn wenn die aktuelle Schul-Unlust, der Frust und die psychosomatischen Beschwerden noch schlimmer werden, musst du irgendwie handeln. Vielleicht findet ihr auch noch eine andere Lösung und die Situation bessert sich wieder . Aber den HB-Zug in 3 oder 4 Jahren würde ich bei der Entscheidung JETZT mal außen vor lassen. Man kann einfach nicht immer alles planen.

Ich sehe das bei meinem jüngeren Sohn, der diese Woche die ersten 2x im Internat geschlafen hat und dem es offensichtlich gefällt.
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charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Hört sich erst mal gut an, führt aber ohne Sprung genauso in die Sackgasse. Meine Tochter hat den Großteil der zweiten Klasse mit Extrablättern aus Klasse 3 verbracht. In Klasse 3 traf sie dann auf eine nicht-differenzierende Lehrkraft und "durfte" teilweise dieselben Blätter, die sie schon in Klasse 2 ausgefüllt hatte, nochmals ausfüllen. Wobei sie sich auch gelangweilt hätte, wenn sie die Blätter nicht gekannt hätte, sich schon in Klasse 2 mit den Blättern gelangweilt hatte. Ich würde die Gelegenheit zur Einteilung in Klasse 2 vermutlich auch ergreifen und dann weitersehen. Deutschunterricht ist einfach nichts für sprachbegabte Kinder, zumindest nicht in der Grundschule. Das, was dort in den ersten vier Jahren gelehrt wird, kann ein sprachbegabtes Kind sowieso schon bzw. lernt es nebenbei in kürzester Zeit, sobald es den Stoff braucht.
Edainwen
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

Koschka, bei meinem Sohn in der Hb-Klasse ist tatsächlichein Junge, der nochmal fast ein Jahr jünger ist als mein Sohn, also im März 2010 geboren und jetzt in der 5. Klasse. Es geht also durchaus ....
Twins123
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Twins123 »

Klar geht das, die Schule muss allerdings mitspielen... bei uns war es kein Problem. .. irgenwo müssen die doppelt akzelerierten Kinder ja auch hin und wenn schon nicht in einen HB-Zug, wohin dann?
Twins123
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Twins123 »

Das ist echt schade; was Begabung angeht, ist Deutschland echt ein Entwicklungsland ; (
Maca
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Maca »

Seid doch froh, dass es überhaupt HB- Züge gibt. ;)
Das ist nicht überall in der Republik der Fall.
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Rabaukenmama

ich kenne Deutschland gut genug. Ich kenne ein Kind mit phantastischem IQ-Wert, dass diese HB Schule auf grund des Alters abgelehnt hat. Alle Gymnasien werden ihn ablehnen. Bleibt nur das vor Ort und da haben die Großen schon lang genug getestet, wie es läuft. Es ist eine Sackgasse. Ich habe mich entschieden die Deutschlehrerin zu fragen, ob sie ihn einfach so ohne Sprung im Deutsch in die 2. einteilt, wir haben ja die gemischte Klasse. Dann soll er bis zu den Sommerferien dort bleiben, ohne das es in irgendeiner Weise offziell wird. Im Herbst kann man dann die Situation neu bewerten.
Ich drücke dir die Daumen für deine Entscheidung! Natürlich wäre es mit Sicht auf "später" günstiger, dein Sohn würde sich noch mit Schule und Unterricht arrangieren und dann in den HB-Zug wechseln.

Aber wenn es trotz allem nicht klappen sollte, kann ich (so, wie ich Dich hier kennengelernt habe,) nicht glauben, dass du zusehen willst, wie dein Kind leidet, die psychosomatische Beschwerden immer stärker und häufiger werden und es letztendlich jegliche Lust und Motivation verliert. Dann hilft ein HB-Zug in 3, 4 oder auch 5 Jahren auch nichts mehr!

Meine Erfahrung ist, dass sich neue 'Wege oft erst dadurch auftun, dass man sie geht. Und gerade du bist ja ein Mensch, der damit Erfahrung und grundsätzlich keine Angst davor hat. Natürlich muss bzw. will man nicht für alles mögliche immer "Vorreiter" sein, aber manchmal ist es nun mal notwendig. In 4 Jahren kann die Situation schon in vielerlei Hinsicht wieder anders aussehen.

Vielleicht habe ich durch die Behinderung meines jüngeren Sohnes eine andere Sichtweise auf die Dinge, aber 4 Jahre in die Zukunft zu blicken und das DANN als Entscheidungskriterium herzunehmen erscheint mir fast unmöglich. Klar kann man sagen dass bei meinem jüngeren Sohn ohnehin "alles egal" ist, weil die Wahrscheinlichkeit, dass er mal am 1. Arbeitsmarkt unterkommt, verschwindend gering ist. Nichtsdestotrotz gibt es Dinge, wo ich mich einfach immer wieder mit den Lehrern meines Kindes "zusammenraufen" muss, um ihnen klar zu machen, was er wirklich KANN. Und ich will definitiv, dass er auch englisch lernt, weil es ihn einfach interessiert und weil die Grammatik viel, viel mehr auf Logik (die mein Sohn gut versteht) basiert, als die deutsche Grammatik. Ok, das muss natürlich auch argumentiert werden, bei einem Kind mit IQ-Testwert 85 (auch wenn der nicht stimmst ist er ein Stigma) und ASO-Lehrplan...

Ich kenne dich als einen Menschen, der bereit und imstande ist, dafür zu kämpfen, dass deine Kinder - soweit das irgend möglich ist - die Voraussetzungen bekommen, die sie brauchen. GANZ wird es ohnehin nicht möglich sein, das ist mir schon klar. Aber dass in der Praxis dann oft mehr "geht" als in der Theorie, diese Erfahrung hast du ja bei deinen älteren Kindern schon öfter gemacht ;) . Alles Gute!
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Maca
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Maca »

Koschka hat geschrieben: Wie soll dann unter diesen Bedingungen die Schule funktionieren, und vor allem die Grundschule...
Das kann nicht funktionieren.
Anpassung geht nicht unendlich, nicht wenn das Grundvermögen derart von der Norm abweicht.
Gute Binnendifferenzierung setzt voraus, dass sehr flexibel und sehr erfahren auf Niveauunterschiede eingegangen werden kann und dass hinreichende Kompetenz vorhanden ist, diese zu überhaupt zu erkennen.

Wir sind ja nun soweit, dass HB gesellschaftlich und innerhalb der Bildungsinstitutionen akzeptiert wird.
Leider immer noch als homogene Gruppe.
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Rabaukenmama

Meine Großen müssen jeweils 2 und 3 Jahre Latein aufholen. Sie haben sich Bücher besorgt. Die Tochter hat sich gleich hingesetzt und in etwa einer Woche ohne große Mühe 10 Lektionen aus dem Buch gelernt. Der Sohn wurde von den Kumpels informiert: Latein sei unglaublich schwer, er muss jeden Tag am Tisch 3-4 Stunden verbringen. Dann hat er das Buch aufgemacht, und es kam fast zu einem Nervenzusammenbruch: "Mama ich habe die Vokabeln schon mal durchgelesen, aber ich kann sie immer noch nicht!" Aber auch er kam mit ein bisschen Anschieben in einer Woche mit etwa 20 Minuten Aufwand pro Tag, inklusive Deutsch-Lateinische Übersetzung, die man eingetlich nicht unbedingt braucht. Ich habe im Buch als Anleitung für Lehrer nachgelesen, dass jede dieser Lektionen für 3 Stunden Unterricht gedacht hat. Plus Hausaufgaben, plus Vokabeln zuhause lernen, plus Wiederholen. 10 Lektionen setzten in der Schule mindestens 30 Stunden Arbeit voraus. Meine Kinder haben dafür maximal 5 Stunden inverstiert. Wie soll dann unter diesen Bedingungen die Schule funktionieren, und vor allem die Grundschule...
Da hast du sicher recht, aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, was du mit deinem Kleinen machst, wenn trotz deiner Gespräche mit den Lehrerinnen die Schulunlust und die psychosomatischen Beschwerden schlimmer werden. Und da glaube ich nicht, dass du zusiehst, wenn es im HIER und JETZT andere Möglichkeiten gibt, ihm das Ganze doch ein BISSCHEN leichter zu machen. Es geht überhaupt nicht um Idealbedingungen, davon werden hoch- und höchstbegabte Kinder im klassischen Schulsystem (zumindest in D) immer weit entfernt sein. In Österreich ist es allein durch die Möglichkeit des homeschoolings und der Externistenprüfungen zumindest etwas einfacher. Du hast deine Kinder längere Zeit selbst unterrichtet und kennst den Unterschied.

Ich sehe die Unterschiede zwischen durchschnittlich intelligenten Kindern und meinem älteren Sohn auch sehr deutlich. Obwohl er für die Schule wirklich nur das Allernötigste tut, hat er ein immenses Allgemeinwissen. Er kann beliebige englische Texte spontan ins deutsche übersetzen oder umgekehrt, und das mit gerade mal einer Stunde Englisch pro Woche in der Grundschule! Er merkt sich Liedertexte in deutsch oder englisch oft bei 1x anhören auswendig.

Es gibt kaum ein Thema mit dem er sich noch nicht befasst hat. Wenn er nicht gerade spongebob schaut, Donald Duck liest oder irgendwelche Strategiespiele spielt, schaut er z.B. auf YouTube Wissensvideos in englischer Sprache und erklärt sie mir dann in deutsch. Egal, ob die Statuen auf den Osterinseln, die den Außerirdischen zugeschriebenen Kornkreise oder der Zerfall Jugoslawiens, er kann so ziemlich überall mitreden. Auch, wenn er natürlich noch oft einen sehr kindlichen Zugang hat.
An dieser Stelle mal ein großes Lob an seine Lehrerinnen: insgesamt findet mein Sohn den Unterricht zumindest MANCHMAL interessant. Mehr ist nicht zu erwarten :mrgreen: .
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