Deutschunterricht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Genau so erlebe ich das auch. Meine Tochter war kürzlich fast zwei Wochen krank, und danach war es mit der Schule für ein kleines Weilchen wieder besser. Ihr eigener Vorschlag war, einfach nur alle zwei Wochen dorthin zu gehen. Nachholen mussten wir für die fast zwei Wochen in Deutsch und Mathe - nichts, ungelogen rein gar nichts. Klasse 3 und größtenteils Klasse 4 beherrscht sie in Deutsch sowieso schon, der weitergehende Stoff interessiert sie noch nicht, sie ist ein Kind, keine Jugendliche. Für sie wäre schlicht eine Pause gut, nicht mehr Dinge "lernen" und x-mal wiederholen zu müssen, die sie entweder sowieso schon kann oder schon beim ersten oder maximal zweiten Mal begriffen hat. Mit einem Sprung in Klasse 4 (bzw. bald 5) würden noch mehr Pflichten, noch umfangreichere Hausaufgaben auf sie zukommen, müsste sie selbständiger sein, als sie ist, müsste Literatur lesen, für die sie noch nicht reif genug ist. Sie ist nicht zehn, sie ist acht. Und wenn ich dann höre, dass sogar in Klasse 8 in Deutsch noch gelbe Kästchen abgeschrieben werden...
charlotte12
Dauergast
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Der Lehrer weiß, dass sie eigentlich sprachlich ganz fit ist, wundert sich, wie es dazu kommen könnte: "Sie mussten doch nicht über Göthe oder Schiller erzählen..." Wahrscheinlich bin ich für den Kommentar: "...wäre doch vielleicht besser gewesen" genauso beliebt wie meine Tochter. Meine Tochter versand nicht, wie man als Hobby Raumfahrt, Lamborgini oder I-Sport haben kann, und wenn doch, was man der Klasse darüber berichten sollte.
Eine für alle vertretbare Kompromiss-Lösung wäre vermutlich gewesen, wenn deine Tochter einfach Goethe oder Schiller als ihr Hobby angegeben hätte :)
Julie M.
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Julie M. »

Liebe Koschka,
zum Thema "Lesen und Bücher"
Wir hatten dem lesenden 5-jährigen ein eigenes Bücherregal eingerichtet, und es jede Woche mit über 20 neuen Büchern gefüllt - der großen Stadtbücherei bzw. der Kinderbücherei sei Dank. Und zwar mit eher kürzeren, bebilderten Büchern und mit Wissensbüchern.
Denn das Kind war sehr neugierig, hatte aber wenig Ausdauer beim Lesen. Da waren solche Bücher ideal, an denen man nicht lange herumgelesen hat. Wenn ein Buch einmal gelesen war, war es dann auch uninteressant. Aber wegen der Kürze der Bücher konnte das Kind auch "zwischendurch" mal ein Buch lesen.
Wir hatte die "Memo Wissen" Reihe daheim, und viel zum Schmökern: viele Bücher von Cornelia Funke, viele Serien: "Drache Kokosnuss", "Die Olchies", "Coolman", "Tafiti", "Eliot und Isabella".... Es gibt soo viele kürzere Geschichten mit großgedrucktem Text und schönen Bildern! Das ist ein riesiger Markt, deshalb ist die Auswahl riesig. Oder halt die "Magisches Baumhaus" Geschichten - ohne Bilder aber in leichter Sprache. Aber nichts, was zu dick ist, zu lange dauert oder zu kleine Buchstaben hat.
Du darfst halt nur nicht viel von den Büchern erwarten - weder sprachlich noch inhaltlich. Aber darum geht es jetzt nicht, sondern nur an Spass am Lesen.

Vielleicht funktionieren ja auch die "Erst ich ein Stück, dann du" Bücher bei euch?
Julie M.
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Julie M. »

Liebe Koschka,
zum Thema "Deutschunterricht"
Unser Kind hat während ersten zwei Schuljahre (2. und 3. Klasse in diesem Fall - die erste hatte es übersprungen) eigentlich überhaupt keine extra Förderung gehabt- ebenfalls mit der Begründung, es habe keine gute Handschrift ... kein gutes Schriftbild,... keine saubere Heftführung... keine perfekte Rechtschreibung... kein perfektes Sozialverhalten... keine perfekten Kopfrechenkünste.....
Das scheinen die "normalen" Antworten auf die Frage nach Binnendifferenzierung zu sein.

gruß,
Julie M.
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben:
Der Lehrer weiß, dass sie eigentlich sprachlich ganz fit ist, wundert sich, wie es dazu kommen könnte: "Sie mussten doch nicht über Göthe oder Schiller erzählen..." Wahrscheinlich bin ich für den Kommentar: "...wäre doch vielleicht besser gewesen" genauso beliebt wie meine Tochter. Meine Tochter versand nicht, wie man als Hobby Raumfahrt, Lamborgini oder I-Sport haben kann, und wenn doch, was man der Klasse darüber berichten sollte.
Eine für alle vertretbare Kompromiss-Lösung wäre vermutlich gewesen, wenn deine Tochter einfach Goethe oder Schiller als ihr Hobby angegeben hätte :)
Naja, in meiner Hauptschulzeit WAREN tatsächlich auch Goethe und Schiller ein Hobby von mir und ich bin offen dazu gestanden. Vor den Lehrern war es ganz cool, bei den Mitschülern war ich mit "so was auch noch freiwillig" unten durch. Damals waren mir soziale Erwartungshaltungen noch suspekt, heute würde ich (als Schülerin) tunlichst verschweigen, freiwillig Gedichte auswendig zu lernen.

Ich lese z.B. (jetzt, als Erwachsene) sehr viele wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften, über Astrophysik, Genetik, Neurobiologie, Biochemie, Psychologie,... würde das aber NIE am Arbeitsplatz oder im Großteil meines Freundeskreises erwähnen. Nicht, weil ich mich dafür schäme, sondern weil es ohnehin niemand versteht.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Rabaukenmama »

Mein älterer Sohn musste z.B. bei Deutsch-Referaten erst draufkommen, welche Themen erwünscht sind und welche nicht. Die Wesen in der Welt von Minecraft und die Verwandtschaftsverhältnisse in Entenhausen sind für ihn gleichwertig mit Klimaschutzthemen oder dem Mittelalter. Es interessiert ihn und er würde gern davon erzählen. Mittlerweile weiß er schon, dass Themen wie "Meilensteine des Neolithikums" bei den Lehrern wesentlich besser ankommen als z.B. "Wie kann ich Enderdrachen am besten upraden?"
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

War dann das Problem eigentlich gar nicht direkt Unterforderung, sondern dass durch das Thema "Hobby" deine Tochter gezwungen wurde, sich entweder mit uncoolen Hobbies zu outen oder sich zu verstellen? In meiner Schulzeit habe ich mich mal mit einer ähnlichen Aufgabe in die Nesseln gesetzt. Es ging um Lieblingssongs und ich kannte keinen angesagten Song. Ich hätte ungelogen eine zweistündige Klassenarbeit dieser Art von "Belohnung" vorgezogen... Diese ganzen Aktionen, in denen sich Lehrer an die Interessenswelt der Schüler anpassen wollen, sind doof für Kinder und v.a. Jugendliche, die nicht ins Schema passen. Weil dadurch der Scheinwerfer auf das Anderssein gehalten wird.
Lou
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Lou »

Koschka hat geschrieben: aber die aus englischem übersetzte moderne leichte Literatur erscheint mir persönlich fehl am Platz im Deutschunterricht als Lektüre.
Kannst du da einen konkreten Titel nennen?
Das interessiert mich als Deutschlehrerin ;)
charlotte12
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von charlotte12 »

Ich bin gespannt auf Berichte von dir, inwiefern sich der Deutschunterricht auf dem Hochbegabten-Gymnasium vom "normalen" Deutschunterricht unterscheidet. Schade, dass ich das Argument, dass Übersetzungen aus anderen Sprachen nichts im Deutschunterricht verloren haben, nicht schon als Jugendliche kannte - vielleicht hätte dann unser Deutschlehrer ja doch eingelenkt und Goethes Faust nicht durch Steven King ersetzt. Das Problem mit Populärliteratur aus dem Englischen im Deutschunterricht gab es nämlich in meiner Jugend auch schon. Insgesamt hatte ich in meiner Jugend ab Klasse 7 oder so nicht mehr den Eindruck, in Deutsch auch nur ansatzweise etwas zu lernen, etwa vergleichbar mit Sport - entweder man konnte es oder nicht, in der Schule wurde zwar bewertet, aber die Fähigkeit wurde nicht in der Schule erworben sondern hing rein von Begabung, Elternhaus, Interesse usw. ab.
Edainwen
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Re: Deutschunterricht

Beitrag von Edainwen »

Koschka, zum Deutschunterricht kann ich leider nicht viel sagen. Sohn hatte ja fast von Anfang an Drehtür, die Schwung- und Schreibübungen musste er aber trotzdem alle machen, was ihn zwar nervte, aber für die Feinmotorik war das ja vielleicht gar nicht so schlecht. Beim Buchstaben lernen und bei allem anderen Kram durfte er jeweils da mitmachen, wo es ihn mehr interessiert hat. Das war ja eine gemischte Klasse 1/2, so hat er ja alles mitbekommen, was gemacht wurde. Also als z.B. die Zweitklässler ein Buch gelesen haben, hat er da mitgemacht.
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