Ach, eigentlich sind diese "Anfälle" seit dem Grundschulalter wesentlich seltener geworden. Maximal 1x im Monat (in den Wintermonaten) kommt das grad nur vor.
Im Vorschuljahr und in Klasse 2/3 war es am Schlimmsten.
Auslöser sind eigentlich fast immer soziale Begebenheiten/Unstimmigkeiten.
Dazu noch schlechtes Wetter & Dunkelheit (abends!) und Stress zu Hause und das Drama nimmt seinen Lauf.
Aktuell erzählt sie mir wenigstens noch, was sie bedrückt, so dass "es" raus kann. Ich habe vor allem Sorge wie das wird, wenn sie pubertätsbedingt mit mir sowas nicht mehr bespricht.
Anderswo "zeigt" sie ihre Gefühle nicht, da ist sie sehr beherrscht oder schauspielert. Unter den Jungen setzt sie sich bspw gut durch, da ist sie tw. selbst sehr jungenhaft/grob, lässt sich nichts gefallen und ist auch gern mal frech und vorlaut.
Ich glaube, darum kommt sie wohl tendenziell auch mit Jungs besser klar - weil da sozial nicht so viel "unterschwellig" passiert.
Aber innen ist sie eben seeeeehr verletzlich und nimmt alles sehr schnell persönlich.
In ihrer Klasse jetzt mag sie zwei der insgesamt drei Mädchen sehr gern, die beiden kamen zwar schon zusammen in die Klasse, sie mag aber beide und wird auch von beiden als Freundin akzeptiert und verbringt in der Schule viel Zeit mit den beiden, macht auch gern die Gruppenarbeiten mit ihnen usw.
Leider wohnen sie zu weit weg, um sich spontan nachmittags zu verabreden. Am We waren sie aber schonmal beide hier und haben sogar spontan dann hier übernachtet.
Damit hat sie eigentlich endlich auch mal Freundinnen, nicht nur Freunde.
Alles in allem finde ich eigentlich, dass es grad gut läuft, schulisch und sozial. Sie klagt früh bspw auch kaum noch, dass sie keine Lust auf die Schule hat, wie in der Grundschule täglich. Darum war ich von ihrem Ausbruch und der Äußerung "das schlimmste halbe Jahr was ich je hatte" neulich auch so überrumpelt.
Aber ich sollte das einfach nicht so ernst nehmen glaube ich. Just an dem Tag hatte ihre Grundschullehrerin auch noch eine Rundmail an ihre ehemaligen Schüler geschrieben, wie es ihnen so geht usw. Das hat sie zusätzlich aus dem Tritt gebracht... Der miese Tag in der Schule und dann diese Mail. Auf einmal war die Grundschulzeit dann rosenrot und das hier und jetzt ganz grau.
Ich habe dann leider eher ärgerlich reagiert, weil mich das aufgeregt hat, dass sie das auf einmal so verklärt und gar nicht das Gute sehen wollte, die neuen Freundinnen usw. Ich habe ihr gesagt, dass sie vielleicht jetzt grad so fühlt, ihre Wahrnehmung aber nicht der Realität entspricht und sie hat das mal wieder gleich so verstanden, dass mit ihr was falsch ist...
Ja, ich glaube, sie muss vor allem lernen, mit der Intensität ihrer Gefühle umzugehen, sich davon nicht komplett "wegspülen" zu lassen.
Und ich muss viel neutraler bleiben in so Situationen und mich nicht so drauf einlassen/gleich drauf anspringen.
Momente absoluten Glücks erlebt sie übrigens vor allem draußen, bspw beim Wandern, beim Spielen in der Natur.
Neulich lag sie im Garten im Regen, geschützt unter einem Busch, mit unserem Kater auf dem Bauch, lauschte dem leisen Regen und bekuschelte dabei den Kater.
Da meinte sie dann, das sei das absolute Glück und der schönste Moment gewesen, den sie je erlebt hat. Sie "strahlte" dann noch den ganzen restlichen Tag... (nicht überschäumend, sowas kenne ich bei Freude von ihr nicht. Aber so "ganz in sich seiend")
Sie braucht viel Freiraum, denke ich, alles fremdbestimmte ist ihr ein Graus. Darum wohl ist Schule für sie doof und auch zu viele Freizeitbeschäftigungen mag und mochte sie noch nie.
Zusätzlich belasten sie soziale Begebenheiten immer sehr, wie meine3 es auch beschreibt.
Und sowas kommt nunmal im Schulalltag oft vor. Da wird oft mal beleidigt, werden dumme Bemerkungen gemacht, jemand "ausgelacht", was versteckt, der Stuhl steht plötzlich auf dem Schrank usw. (Also nicht alles meine Tochter betreffend, aber solche Scherze machen die aktuell da grad und meine Tochter ist da eben auch mal "dran". Oftmals berichtet sie mir davon aber auch durchaus amüsiert!)
Oder eine Junge zählt die vier Mädchen in der Klasse geordnet nach Schönheit auf und meine (wirklich ausgesprochen hübsche, aber immer im schwarzem Hoodie und Sporthose ziemlich unauffällig-schlampert gekleidete, gern mal unfrisierte) Tochter landet auf Platz 4 von vier.
Das alles nimmt sie sehr persönlich, auch wenn sie es dort nicht zeigt.
Das war auch im Kindergarten schon so - in der Zeit, wo sie jeden Abend scheinbar grundlos weinte und sagte, sie würde am liebsten irgendwo ganz alleine im Wald leben, führten wir ja dann ein Sorgentagebuch. (das war übrigens ebenfalls im Januar/Februar - der dunkelsten Jahreszeit)
Und alles, was sie mir diktierte, waren Sachen wie: Die Elisabeth hat xyz zu mir gesagt, Nina hat gesagt, sie spielt nie wieder mit mir, der Jakob hat mich gehauen, Franz und Fritz haben mich im Garten gejagt und gedroht, mich in der Hütte gefangen zu halten usw usf.
Bei einer Psychologin waren wir übrigens schon einmal (3.Klasse, kurz nach dem Test), das war aber ein totaler Reinfall, weil die Dame höchst unsensibel war und mein Kind damals dort völlig verstört raus kam. Sie hat uns bspw im Erstgespräch am Ende der Beschreibungen, warum wir da sind, vor dem Kind gesagt, wie so eine Therapie abläuft. Angefangen von der unkompliziertesten Form nur einiger Termine bis hin zu einer möglichen Einweisung in eine Klink... das hatte mit uns nicht direkt was zu tun, aber meine Tochter hat das natürlich auf sich bezogen und war danach völlig neben der Spur. Sie ist mir damals mitten in der Stadt weggelaufen und hat sich versteckt... Es hat sie darin bestätigt, dass mit ihr was ganz gewaltig nicht stimmt.
Außerdem hatte ich der Dame gesagt, dass meine Tochter sich außerhalb von zu Hause nicht "zeigt", sich also nicht in die Karten schauen lässt, ihre Gefühle verbirgt und schwer Vertrauen fasst. Ihre Lehrerin sagte das auch mal so, also dass sie schlecht an sie herankommt. (Das gelingt in der Tat noch nichtmal der Oma, eigentlich wirklich nur mich lässt sie an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben...)
Im gleichen Gespräch sagte die Psychologin dann zu uns (alles vor dem Kind), dass sie gern eine schriftliche Einschätzung der Klassenlehrerin über das Verhalten des Kindes hätte. Damit wird das Kind doch direkt darin bestätigt, dass es sich am besten nirgendwo "zeigt"!
Na da waren noch so einige ähnliche unschöne Sachen dabei... (Wir durften bspw auch nur auf die Minute genau unten klingeln, sie würde uns nicht hereinlassen, wenn wir 5 Minuten zu früh oder zu spät kamen, sie fragte uns an der Tür als erstes nach der Chipkarte, statt uns erstmal reinzubitten...)
Die Frau war damals die Einzige, die uns nach einer Beschreibung des Problems (per Email) einen Termin angeboten hat. Alle anderen haben uns abgewiesen, weil zu volle Terminkalender.
Aktuell überlege ich, nochmal Kontakt zu einer Dame aufzunehmen, die mir von anderen Eltern in der DghK empfohlen wurde.
Sie arbeitet direkt mit und für hochbegabte/hochsensibile Kinder + ihren Eltern (u.a. auch für die offizielle Beratungsstelle zur Begabtenförderung des Landes) und hat laut Portfolio auch viel Erfahrung mit Autisten. Sie soll sehr feinfühlig sein und berät auch systemisch.
Meine Tochter hat neulich gesagt, sie würde noch mal mitkommen, sie möchte die schlechten Gedanken in ihrem Kopf ("ich denke manchmal, es wäre besser, ich sei gar nicht da") auch gern loswerden, sagte sie.
Dazu müssten wir allerdings gut 1,5-2 Stunde fahren (Tür-zu-Tür) - in die nächste Großstadt. Und es wäre selbst zu zahlen...
Aktuell mache ich mir wie schon gesagt gar nicht mal so viele Sorgen die momentanen Situation betreffend, zumal der Frühling vor der Tür steht.
Ich sorge mich eher, was da in der Pubertät auf sie/uns zukommt. Wenn sie mich als Vertraute dann nicht mehr akzeptiert und sowas dann ggf nur noch mit sich allein abmacht...
Ich stelle mir immer sowas wie eine "Gefühlscoach" vor, von dem sie lernt, mit ihrer intensiven Gefühlswelt und ihrem fragilen Selbstwertgefühl umzugehen, solche "Abstürze" gelassener zu nehmen (das sollte ich auch lernen!) und nicht immer alles komplett in Frage zu stellen, wenn sie gerade mal die "alles-ist-schlecht"-Brille aufhat.
Ich denke, die Lebenserfahrung wird da auch schon viel richten, ich finde sogar, dass sich da schon viel getan hat, grad jetzt nach den Schulwechsel, ich finde nämlich schon, sie ist selbstbewusster geworden und etwas gelassener, aber manchmal denke ich schon, dass es ihr(uns) durchaus auch helfen könnte, wenn sie da professionelle Unterstützung hatte...
@Linasina: Sorry, wenn ich dein Thema hier benutze....