Fünf Wochen Ferien

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Twochild
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Twochild »

[quote="Katze_keine_Ahnung"]@charlotte

5 Wochen reichen dafür nicht, das sind Monate, wenn nicht Jahre. Die Spanische Grippe hat 2 Jahre gedauert und dabei liefen alle frei herum. Die Geschichte, dass es keine Medikamente gibt, stimmt so nicht ganz. Es gibt zwei, die laut Chinesen wirken. Aber sie sind nirgendwo für diesen Zweck zugelassen und das ist für die westliche Sicherheitswelt ein Problem.[/

Die Idee der Schulschließung gekoppelt mit dem Minimieren von sozialen Treffen, Großveranstältungen etc. stammt laut Prof. Drosten u.a. Aus den unterschiedlichen Erfahrungen während der Spanischen Grippe. Diese Variante hat sich wohl hinterher als am erfolgreichsten herausgestellt.

Ich kann den NDR Info Corona Podcast mit dem Chefvirologen der Charité Christian Drosten nur empfehlen.
Twochild
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Twochild »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:ich habe den CNN Artikel verlinkt. Sie handeln sicher nicht aus der purer "mir-ist-alles-wurscht" Laune.
Ich sehe leider keinen Link :?:
Twins123
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Twins123 »

Soweit ich weiß, wollen sie den Anstieg der Coronafälle bewusst verzögern, bis die Influenzafälle die Intensivbetten wieder freigeben..., so soll mehr Kapazität für die beatmungspflichtigen Coronafälle geschaffen werden, evt haben wir dann auch schon ein zugelassenes Medikament. Insofern können ein paar Wochen doch entscheidend sein. Ich hoffe es jedenfalls sehr, da auch ich zur Hochrisikopopulation gehöre und jeden Schultag mit Sorge sehe, da die Kids mir was mit heimbringen könnten.
Rabaukenmama
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Die andere Seite hat auch Experten. Sie haben bloß eine andere Meinung. Da ihre Meinung eine sehr pessimistische Prognose hat, nimmt man sie lieber nicht wahr. Es ist nicht klar, auf welchem Weg mehr Leben gerettet werden. Vielleicht passiert ein Wunder, und das Virus mutiert während dieser Wochen. Dann war der kontinentale Weg der richtige. Falls nicht, haben die Britten bessere Karten, wenn sie in diesen Wochen schon eine gewisse Immunität aufgebaut haben.
Was würdest du machen, wenn du Regierungsverantwortung hättest? Den pessimistischen Experten glauben, alles laufen lassen und dann sagen "Man hätte ohnehin nichts machen können?". Also den ungarischen Weg wählen?

Wenn es einen sicherern Weg gäbe, binnen kurzer Zeit eine Immunität gegen das Virus aufzubauen, vermute ich mal, dass das auch bei uns gemacht würde. Tatsächlich GLAUBEN alle nur zu wissen, was zu tun ist (und damit meine ich die Briten genauso wie die Deutschen und Österreicher). Es werden verschiedene Strategien ausprobiert, von denen niemand weiß, wie wirksam sie tatsächlich sind.

Dass man mit deutlich reduzierten Sozialkontakten die Ausbreitung des Virus verlangsamen kann steht außer Frage. Darum wird es jetzt gemacht. Ob das reichen wird weiß niemand, man probiert es eben. Und mit "reichen" meine ich nicht etwa, zu verhindern, dass sich weiterhin Leute infizieren sondern dass das Gesundheitssystem ALLEN schwerer Betroffenen durch passende Versorgung, genug Personal und Gerätschaft, helfen kann, zu überleben. So, wie das auch seit vielen Jahren bei der saisonalen Grippe gehandhabt wird. Es wird trotzdem noch Tote geben, das steht außer Frage.

Wie schon mehrmals erwähnt habe ich selbst keine Ahnung ob die Maßnahmen zu wenig, zu viel, zu früh, zu spät, falsch oder sonst-was sind. Wir können hier noch so viel diskutieren welcher Weg der richtige wäre, WISSEN werden wir es bestenfalls hinterher. Und es wird nachher immer Leute geben, die von sich behaupten, "es" schon von Anfang an gewusst zu haben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

Die britische Politik hat auch ein Konzept und dies heißt Pragmatismus. Sie wissen, dass die Verbreitung nicht zu stoppen ist und planen, wie man damit in der reallen Welt am besten durchkommt. Italien ist uns zwei Wochen in etwa voraus. Es wird bei uns nicht anders aussehen.

Aktuell hat man Millionen der Kinder ohne Kinderbetreuung gelassen. Sie kommen jetzt in die Schichten, die weit weg vom Schulsystem waren, es folgt eine neue Durchmischung. Weil der Zeitraum so riesig ist, denken die Kinder nicht daran ihre soziale Kontakte einzustellen. Sie werden sich weiterhin zum Spielen treffen.
charlotte12
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von charlotte12 »

Bei der spanischen Grippe gab es damals wohl zwei amerikanische Städte, ich glaube Philadelphia und St.Louis. In Philadelphia hat man die ersten vierzehn Tage gar nichts unternommen, sogar eine große Parade stattfinden lassen. In St. Louis hat man Schulen geschlossen, Veranstaltungen abgesagt usw. In Philadelphia gab es einen riesigen spitzen Peak mit vielen Toten, danach war es vorbei. In St. Louis ging die Sache viel länger aber auf viel niedrigerem Niveau, die Gesamtzahl der Toten war viel geringer.
Hier z.B. ein LInk dazu: https://kontrast.at/coronavirus-massnahmen-2/

Wie gesagt bin ich nicht so ganz überzeugt, dass die Schulschließung was bringt. Aber wenn man das schon macht, dann sollte man es JETZT machen, daher verstehe ich überhaupt gar nicht, dass in Baden Württemberg am Montag nochmal Schule ist - man verliert damit drei Tage bei exponentiell ansteigender Anzahl von Infizierten und ich sehe den Nutzen nicht.
Meine3
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Meine3 »

ich bin sonst immer ein Mensch, der den Mittelweg sucht und diesen auch in den meisten Fällen für am sinnigsten hält.

In diesem Fall sehe ich persönlich das ein wenig anders. Es gibt zwei "effektive" Wege, mit dem Virus umzugehen:

Global Shut Down: bedeutet für mich, vor allem die Schließung von Flughäfen, Grenzen, Bahnhöfen, öffentlichen Einrichtungen. Weltweit. Hier liegt der Fokus auf der Minimierung von Toten, dem eindämmen der Verbreitung des Virus, bzw. dem verzögern und auf den verfügbaren Kapazität des Gesundheitswesens. Allerdings bleibt das öffentliche Leben und die Wirtschaft länger stark eingeschränkt, die Wirtschaft leidet immens, was den finanziellen Ruin vor allem für Einzelunternehmer bedeutet.

oder aber Flucht nach vorn, wie es die Briten machen:

"Augen zu und durch": bedeutet, es wird das öffentliche Leben in keinster Weise eingeschränkt. Komplette Durchseuchung, mit vielen Toten und hoher Anzahl an Infizierten in KURZER Zeit ist zu rechnen, danach aber ein schneller Abfall und schnell wiederkehrende "Normalität".

Mir ist unerklärlich, warum Flughäfen und Bahnhöfe sogar in den Risikogebieten noch teilweise offen sind und der Verkehr weiterhin "läuft"...

Gefahren wird in den meisten Ländern eine Art Mittelweg und das meist "zu spät". Das betrifft Italien, Österreich, aber auch Deutschland. Warum in BaWü beispielsweise am Montag nochmal alle zur Schule sollen, während woanders die Schulen bereits geschlossen sind verstehe ich einfach nicht. Bibliotheken, Discos, etc sind hier bereits geschlossen. Auch das umgehen mit Menschen, die im Risikogebiet waren ist irgendwie lari-fari. Keine eindeutige Quarantäne, lediglich die dringende Empfehlung zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden. Allerdings gilt dies NUr für die Personen, die tatsächlich im Risikogebiet waren. Enge Familienmitglieder, die im selben Haushalt leben, können sich weiterhin vollkommen normal und frei bewegen.

Was sich mir also nicht erschließt ist die Inkonsequenz und das zögerliche Handeln: ja, vielleicht, ach schauen wir mal... :gruebel: In der Zwischenzeit werden 1000ende von Menschen weiter angesteckt.

Natürlich denken sich die Experten und Politiker beim Vorgehen was dabei, aber so wie HIER Uneiningkeit oder Unsicherheit herrscht, wird es auch unter den Fachleuten und Politikern Uneinigkeit und Unsicherheit geben, was eine schnelle und konsequente Umsetzung von Maßnahmen lähmt. Da sie sich nicht wirklich auf einen "harten" Weg einigen können, einigen sich die meisten auf diese "Mittelwege", die oft nicht bis zu Ende gedacht WIRKEN (siehe mein Beispiel mit der Familie, die zum Teil im Elsaß war).
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Auguste
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Auguste »

Bei uns ist am Montag und Dienstag noch regulärer Schulbetrieb und ab Mittwoch erst geschlossen. :gruebel: Die Kids bekommen am Dienstag Aufgaben mit, die sie dann zu Hause machen sollen.

Groß-Veranstaltungen sind abgesagt, Feiern mit mehr als 100 Personen sind ab sofort anzumelden bzw. untersagt (auch private). Der ÖPNV wird ab Mittwoch "angepasst" - was genau das heißt, wurde noch nicht verraten. Bibliotheken, Schwimmbäder, Museen usw. sind geschlossen - Kinos nicht. Ganz ehrlich: Das klingt nicht nach einem Plan. Hier wurschtelt doch jeder vor sich hin und hofft, es hilft.
Bliss
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von Bliss »

Meine3 hat geschrieben:. Es gibt zwei "effektive" Wege, mit dem Virus umzugehen:
Das sehe ich komplett anders.

Global shutdown macht nur Sinn, wenn das auf Dauer durchgezogen wird, bis ein Impfstoff oder Medikament vorhanden ist, sonst kommt man ja immer wieder an den gleichen Punkt zurück. Und da Stand heute nicht innerhalb des nächsten Jahres davon auszugehen ist, dass das großflächig der Fall ist, in meinen Augen nicht sinnvoll.

Laufen lassen ist hingegen der komplette Wahnsinn. Es gibt ja noch nicht mal die Sicherheit, dass man überhaupt eine Immunität erlangt! Und die vielen Toten in den Ländern oder Provinzen, wo das Virus sich lange unentdeckt ausbreiten kommen eben vor allem daher, dass zu viele auf einmal krank wurden und nicht entsprechend versorgt werden konnten. Knapp sind ja nicht nur Intensivbetten, es fehlt ja auch an Personal, das ja auch stark von den Erkrankungen betroffen ist. Zusätzlich momentan noch Schutzkleidung, Desinfektionsmittel etc.Das sind also oft Tote, die nicht zwangsläufig hätten sterben müssen.

Von daher finde ich unter den momentanen Gegebenheiten und Annahmen genau richtig wie es läuft. Der ungebremste Anstieg muss verhindert werden, aber das Virus wird nicht komplett verschwinden und ist für die meisten ja auch nicht gefährlich.
sinus
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Re: Fünf Wochen Ferien

Beitrag von sinus »

Bliss hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben:. Es gibt zwei "effektive" Wege, mit dem Virus umzugehen:
Das sehe ich komplett anders.

Global shutdown macht nur Sinn, wenn das auf Dauer durchgezogen wird, bis ein Impfstoff oder Medikament vorhanden ist, sonst kommt man ja immer wieder an den gleichen Punkt zurück. Und da Stand heute nicht innerhalb des nächsten Jahres davon auszugehen ist, dass das großflächig der Fall ist, in meinen Augen nicht sinnvoll.

Laufen lassen ist hingegen der komplette Wahnsinn. Es gibt ja noch nicht mal die Sicherheit, dass man überhaupt eine Immunität erlangt! Und die vielen Toten in den Ländern oder Provinzen, wo das Virus sich lange unentdeckt ausbreiten kommen eben vor allem daher, dass zu viele auf einmal krank wurden und nicht entsprechend versorgt werden konnten. Knapp sind ja nicht nur Intensivbetten, es fehlt ja auch an Personal, das ja auch stark von den Erkrankungen betroffen ist. Zusätzlich momentan noch Schutzkleidung, Desinfektionsmittel etc.Das sind also oft Tote, die nicht zwangsläufig hätten sterben müssen.

Von daher finde ich unter den momentanen Gegebenheiten und Annahmen genau richtig wie es läuft. Der ungebremste Anstieg muss verhindert werden, aber das Virus wird nicht komplett verschwinden und ist für die meisten ja auch nicht gefährlich.
Hier schließe ich mich deutlichst an. Ich habe diverse Ärzte in der Familie und die befürworten ALLE das aktuelle Vorgehen und empfehlen, Sozialkontakte wirklich deutlichst zurückzufahren. Auch so sehen sie noch eine Überlastung des Gesundheitswesens auf uns zukommen.
Ebenso mein Mathematiker-Bruder, der sagt, die meisten Menschen haben einfach keine genaue Vorstellung von "exponentiellem Wachstum".
Ihr kennt das Beispiel mit dem Schach? Ich finde das höchst eindrücklich.
Das Märchen vom Reiskorn und dem Schachbrett

Es war einmal ein kluger Höfling, der seinem König ein kostbares Schachbrett schenkte. Der König war über den Zeitvertreib sehr dankbar, und so sprach er zu seinem Höfling: "Sage mir, wie ich dich zum Dank für dieses wunderschöne Geschenk belohnen kann. Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen." Nachdenklich rieb der Höfling seine Nase. Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte er: "Nichts weiter will ich, edler Gebieter, als daß Ihr das Schachbrett mit Reis auffüllen möget. Legt ein Reiskorn auf das erste Feld, und dann auf jedes weitere Feld stets die doppelte Anzahl an Körnern. Also zwei Reiskörner auf das zweite Feld, vier Reiskörner auf das dritte, acht auf das vierte und so fort." Der König war erstaunt. "Es ehrt dich, lieber Höfling, daß du einen so bescheidenen Wunsch äußerst", sprach er. "Er möge dir auf der Stelle erfüllt werden."

Sofort traten Diener mit einem Sack Reis herbei und schickten sich an, die Felder auf dem Schachbrett nach den Wünschen des Höflings zu füllen. Bald stellten sie fest, daß ein Sack Reis gar nicht ausreichen würde, und ließen noch mehr Säcke aus dem Getreidespeicher holen.

64 Felder hatte das Schachspiel. Schon das zehnte Feld mußte für den Höfling mit 512 Körnern gefüllt werden. Beim 21. Feld waren es schon über eine Million Körner. Und beim 64. Feld stellten die Diener fest, daß es im ganzen Reich des Königs nicht genug Reiskörner gab, um es aufzufüllen. Mit seinem Wunsch wurde der Höfling zum reichsten Mann im ganzen Land, und der König wünschte, er hätte ihm nie etwas geschuldet.
Die Studien aus der Zeit der spanischen Grippe wurden auch schon erwähnt.
Ebenso sind die Erfahrungen aus China entsprechend, wo die Fallzahlen ja wohl zurückgehen.
Wir wohnen zusammen mit den 77jährigen Großeltern im Haus und allein darum bin ich gegen "laufen lassen".
Alles, was verhindern kann, dass sie krank werden oder bei Krankheit nicht adäquat behandelt werden können, finde ich höchst begrüßenswert.

Insgesamt bin ich grad froh, dass es ein vergleichsweise harmloses Virus ist, an dem wir hier grad "den Ernstfall proben".
Man stelle sich vor, es wäre die Coronavariante "Mers" gewesen mit einer Mortalitätsrate von 10-30%...
Da sowas irgendwann durchaus auf uns noch zukommen kann (meine Mutter - Ärztin a.D. - sagt schon ewig, das rein statistsch gesehen eine Pandemie längst überfällig ist), werden uns die Erfahrungen, die wir aktuell sammeln, in Zukunft ganz sicher noch irgendwann zugute kommen.
Zuletzt geändert von sinus am Sa 14. Mär 2020, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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