Matheproblem meiner Tochter/Lehrergespräch: RAT?
Verfasst: Mi 10. Jun 2020, 22:05
...wie sag ich es dem Lehrer?
Meine Tochter war ja sehr unglücklich, als es hieß, dass die Schule wieder losgeht. Und ich hab es leider direkt auch am Verhalten daheim gemerkt.
Ich habe demnächst einen Termin mit einer Schulpsychologin gemacht, in der Hoffnung, dass sie uns evtl weiterhelfen kann, ob eine andere Schule evtl doch die bessere Wahl wäre und/oder wie mein Kind daran arbeiten kann, dass sie sich nicht so stresst.
Insgesamt klagt sie über den Druck, der an der Schuel gemacht wird.
Und ganz besonders über Mathe, wo sie nicht nur mit dem Stoff, sondern auch mit dem Lehrer nicht zurecht kommt. Sie hasst die Mathestunden und hat sogar Angst davor.
Mathe ist leider das Fach an der Schule, dem die größte Bedeutung beigemessen wird. Es gab ja auch eine Aufnahmeprüfung, die neben Allgemeinwissen und Problemlösefähigkeit vor allem Mathe getestet hat.
Es sind mehr Stunden in Mathe, als an anderen Gymnasien und der Stoff ist ein anderer, als an anderen Schulen.
Ich habe mir darum eine Termin mit dem Lehrer geben lassen, um mal vorzufühlen, wie er die Probleme meiner Tochter in Mathe wahrnimmt.
Jetzt habe ich mich zur Vorbereitung darauf auch gerade noch lange mit dem Kind unterhalten, was ihr Problem ist.
Ich zähle mal alles auf, was sie sagte:
Er nimmt einen nie dran, wenn man sich meldet, sondern nur dann, wenn man sich NICHT meldet. So ist die Gefahr groß, dass man was nicht weiß und ausgelacht wird. Und sie meldet sich eh schon sehr selten, aber wenn sie schon mal so sicher ist, dass sie die Antwort weiß und sich meldet, käme sie grundsätzlich nie dran.
Zweitens witzelt er oft über die Kinder und ihre Antworten, davon fühlt sie sich bloßgestellt, zumal, wenn dann die ganze Klasse mitlacht.
Dann lächelt er, wenn er den Kinder was "androht", dass sie etwas nicht kapieren, wenn sie nicht Diesundas üben/durchschauen z.B.
Das kommt bei ihr so an, als empfinde er heimliche Freude bei der Vorstellung, man könnte scheitern.
Insgesamt hat sie Angst vor dem Lehrer und dem Unterricht, nicht nur vor den Arbeiten, in denen sie ja jetzt auch immermal gescheitert ist. (Anfangs immer 3, zuletzt sind sogar eher 4en rausgekommen)
Sie hat auch so eine Angst vor seinen Witzchen/dem Bloßstellen, dass sie sich im Unterricht gar nicht zu fragen traut, wenn sie was nicht versteht. (Weil dann evtl eine witzige/bissige Bemerkung kommt, wo dann wieder alle lachen... )
Und dann fehlt ihr auch gänzlich der Praxisbezug. (Wie so oft bei Mathe... zu meiner Zeit war es immer mein Bruder, der später Mathematik studierte, der mir den Sinn das Ganzen so erklären konnte, dass ich oft dann erst endlich verstand, wozu das alles gut sein soll...)
Und er würde kompliziert erklären, manchmal würde ihr erst später klar, dass das alles gar nicht sooo schwierig ist, wie sie dachte.
Leider passiert das immer erst nach den Arbeiten, wenn wir die Aufgaben zu Hause in Ruhe durchgehen. Groß vorlernen bringt da leider nichts, denn in den Arbeiten kommen immer Anwendungsaufgaben dran, die etwas völlig Neues beinhalten, was aber auf dem Stoff beruht.
Also man muss wirklich alles komplett durchschaut haben, um es auf die neuartigen Aufgaben anzuwenden und die Aufgaben lösen zu können. (Transferleistung)
Finde ich an sich nicht schlecht, aber sie merkt dann halt oft erst bei der Arbeit, dass sie es doch noch nicht bis zuletzt durchschaut hat. Ergebnis dann, siehe oben, 4.
Übungsaufgaben vor Arbeiten gibt es übrigens normalerweise auch nicht bzw sind die wenn, dann immer im Lehrbuch zu finden (das er an sich kaum einsetzt, er hält eher "Vorlesungen") und dort nach Schema F sind und nicht so anspruchsvoll, wie die Aufgaben in der Arbeit.
Sie sagte unter Tränen, sie wüsste gar nicht, ob ihr Mathe überhaupt Spaß machen könnte, in der Grundschule wäre es furchtbar öde gewesen und jetzt habe sie davor Angst.
Einmal habe der Unterricht Spaß gemacht, da war ein Vertretungslehrer da, den sie nett fand. Der habe auch statt "Huhu, M., bist du überhaupt noch da?", wie es der normale Mathelehrer wohl gemacht hätte, bspw gefragt "M. du bist so still, ist irgendwas nicht in Ordnung?" ... Was dann auch keinen Anlass für Lacher der anderen gegeben hätte.
Sie meinte noch dazu, dass es in der Stunde aber auch spannender Stoff war - Binärzahlen. Darum könne sie nicht beurteilen, ob es am Lehrer oder am Stoff lag, jedenfalls wäre da der Mathe-Unterricht an dem Tag für sie richtig toll gewesen.
Insgesamt machte und mag sie keine Matheolympiaden etc, da war sie auch nie gut. Auch "Mathe im Advent" fand sie nicht so toll, Känguru dagegen hat ihr immer großen Spaß gemacht, da war sie auch recht gut dabei. (2x 3.Platz mit Punkten nah am 2. Platz dran)
Es scheint sie wirklich zu belasten, denn irgendwann kamen ihr wie gesagt beim normalen Tischgespräch mit mir die Tränen und sie wollte nichtmal mehr ihren Nudelteller fertigessen.
Ich vermute, dass Mathe ihr Hauptproblem an der Schule ist, in allen anderen Fächern ist sie gut und sehr gut, klagen tut sie sonst nur noch mitunter, dass Deutsch so langweilig wäre. Mit der Klasse kommt sie gut zurecht, zwei gute Freundinnen hat sie gefunden.
Alles, was sie über den Mathelehrer berichtet, kann ich gut nachvollziehen, dass und warum sie damit schlecht umgehen kann. Und ich finde die flapsige Art des Lehrers pädagogisch auch unglücklich, eben weil es nunmal auch Menschen wie mein Kind gibt. (Ich selbst bin aber manchmal auch so bissig-humorig, würde das Witzeln aber bspw nur unter guten Freunden machen, wo ich weiß, dass sie das verstehen und schon gar nicht mit den Kindern in meinen Malkursen so umgehen.)
ABER es hat natürlich auch ganz viel mit ihr zu tun, da sie da wirklich extrem empfindlich ist.
Ich kenne das zu Hause auch, dass sie mit unserem normalen Humor, mit Sarkasmus und Ironie ganz schlecht umgehen kann und sich grundsätzlich ausgelacht und vorgeführt fühlt, wenn man über sie oder etwas was mit ihr zu tun hat vermeintlich ganz harmlos witzelt.
Und zu Hause hört und lacht nicht auch noch eine ganze Klasse drüber...
(die 6jährige dagegen hat mit sowas kein Problem, sie lacht eher mit und gern auch mal über sich selbst, was die Große gar nicht kann)
Mein Problem ist jetzt: Wie spreche ich das alles denn im Lehrergespräch an?
Das wird so seine Art sein, die wird er nicht ändern können und wollen.
Und andere finden vielleicht ja gerade diese seine Art ganz witzig...
Trotzdem sollte er wissen, wie es auf meine Tochter wirkt, oder?
Was kann ich ihm denn dazu sagen, ohne ihm auf die Füße zu treten?
Habt ihr noch eine Idee/ein paar hilfreiche Hinweise, wie ich das Gespräch (morgen schon!) am Besten angehen könnte?
PS: Ich hab noch keine wirklichen Erfahrungen mit Lehrergesprächen. Bzw das einzige problematische Gespräch bisher war da nach dem Test in der Grundschule, wo ich der grundsätzlich sehr netten Lehrerin erklären musste, dass meine Tochter unterfordert sei. Scheint mir nicht so gut gelungen zu sein, das geschickt rüberzubringen, denn die an sich nette Lehrerin sagte mir später, dass sie sich schon persönlich angegriffen gefühlt habe, weil sie sich doch so Mühe gäbe, ihren Unterricht spannend zu gestalten...
Meine Tochter war ja sehr unglücklich, als es hieß, dass die Schule wieder losgeht. Und ich hab es leider direkt auch am Verhalten daheim gemerkt.
Ich habe demnächst einen Termin mit einer Schulpsychologin gemacht, in der Hoffnung, dass sie uns evtl weiterhelfen kann, ob eine andere Schule evtl doch die bessere Wahl wäre und/oder wie mein Kind daran arbeiten kann, dass sie sich nicht so stresst.
Insgesamt klagt sie über den Druck, der an der Schuel gemacht wird.
Und ganz besonders über Mathe, wo sie nicht nur mit dem Stoff, sondern auch mit dem Lehrer nicht zurecht kommt. Sie hasst die Mathestunden und hat sogar Angst davor.
Mathe ist leider das Fach an der Schule, dem die größte Bedeutung beigemessen wird. Es gab ja auch eine Aufnahmeprüfung, die neben Allgemeinwissen und Problemlösefähigkeit vor allem Mathe getestet hat.
Es sind mehr Stunden in Mathe, als an anderen Gymnasien und der Stoff ist ein anderer, als an anderen Schulen.
Ich habe mir darum eine Termin mit dem Lehrer geben lassen, um mal vorzufühlen, wie er die Probleme meiner Tochter in Mathe wahrnimmt.
Jetzt habe ich mich zur Vorbereitung darauf auch gerade noch lange mit dem Kind unterhalten, was ihr Problem ist.
Ich zähle mal alles auf, was sie sagte:
Er nimmt einen nie dran, wenn man sich meldet, sondern nur dann, wenn man sich NICHT meldet. So ist die Gefahr groß, dass man was nicht weiß und ausgelacht wird. Und sie meldet sich eh schon sehr selten, aber wenn sie schon mal so sicher ist, dass sie die Antwort weiß und sich meldet, käme sie grundsätzlich nie dran.
Zweitens witzelt er oft über die Kinder und ihre Antworten, davon fühlt sie sich bloßgestellt, zumal, wenn dann die ganze Klasse mitlacht.
Dann lächelt er, wenn er den Kinder was "androht", dass sie etwas nicht kapieren, wenn sie nicht Diesundas üben/durchschauen z.B.
Das kommt bei ihr so an, als empfinde er heimliche Freude bei der Vorstellung, man könnte scheitern.
Insgesamt hat sie Angst vor dem Lehrer und dem Unterricht, nicht nur vor den Arbeiten, in denen sie ja jetzt auch immermal gescheitert ist. (Anfangs immer 3, zuletzt sind sogar eher 4en rausgekommen)
Sie hat auch so eine Angst vor seinen Witzchen/dem Bloßstellen, dass sie sich im Unterricht gar nicht zu fragen traut, wenn sie was nicht versteht. (Weil dann evtl eine witzige/bissige Bemerkung kommt, wo dann wieder alle lachen... )
Und dann fehlt ihr auch gänzlich der Praxisbezug. (Wie so oft bei Mathe... zu meiner Zeit war es immer mein Bruder, der später Mathematik studierte, der mir den Sinn das Ganzen so erklären konnte, dass ich oft dann erst endlich verstand, wozu das alles gut sein soll...)
Und er würde kompliziert erklären, manchmal würde ihr erst später klar, dass das alles gar nicht sooo schwierig ist, wie sie dachte.
Leider passiert das immer erst nach den Arbeiten, wenn wir die Aufgaben zu Hause in Ruhe durchgehen. Groß vorlernen bringt da leider nichts, denn in den Arbeiten kommen immer Anwendungsaufgaben dran, die etwas völlig Neues beinhalten, was aber auf dem Stoff beruht.
Also man muss wirklich alles komplett durchschaut haben, um es auf die neuartigen Aufgaben anzuwenden und die Aufgaben lösen zu können. (Transferleistung)
Finde ich an sich nicht schlecht, aber sie merkt dann halt oft erst bei der Arbeit, dass sie es doch noch nicht bis zuletzt durchschaut hat. Ergebnis dann, siehe oben, 4.
Übungsaufgaben vor Arbeiten gibt es übrigens normalerweise auch nicht bzw sind die wenn, dann immer im Lehrbuch zu finden (das er an sich kaum einsetzt, er hält eher "Vorlesungen") und dort nach Schema F sind und nicht so anspruchsvoll, wie die Aufgaben in der Arbeit.
Sie sagte unter Tränen, sie wüsste gar nicht, ob ihr Mathe überhaupt Spaß machen könnte, in der Grundschule wäre es furchtbar öde gewesen und jetzt habe sie davor Angst.
Einmal habe der Unterricht Spaß gemacht, da war ein Vertretungslehrer da, den sie nett fand. Der habe auch statt "Huhu, M., bist du überhaupt noch da?", wie es der normale Mathelehrer wohl gemacht hätte, bspw gefragt "M. du bist so still, ist irgendwas nicht in Ordnung?" ... Was dann auch keinen Anlass für Lacher der anderen gegeben hätte.
Sie meinte noch dazu, dass es in der Stunde aber auch spannender Stoff war - Binärzahlen. Darum könne sie nicht beurteilen, ob es am Lehrer oder am Stoff lag, jedenfalls wäre da der Mathe-Unterricht an dem Tag für sie richtig toll gewesen.
Insgesamt machte und mag sie keine Matheolympiaden etc, da war sie auch nie gut. Auch "Mathe im Advent" fand sie nicht so toll, Känguru dagegen hat ihr immer großen Spaß gemacht, da war sie auch recht gut dabei. (2x 3.Platz mit Punkten nah am 2. Platz dran)
Es scheint sie wirklich zu belasten, denn irgendwann kamen ihr wie gesagt beim normalen Tischgespräch mit mir die Tränen und sie wollte nichtmal mehr ihren Nudelteller fertigessen.
Ich vermute, dass Mathe ihr Hauptproblem an der Schule ist, in allen anderen Fächern ist sie gut und sehr gut, klagen tut sie sonst nur noch mitunter, dass Deutsch so langweilig wäre. Mit der Klasse kommt sie gut zurecht, zwei gute Freundinnen hat sie gefunden.
Alles, was sie über den Mathelehrer berichtet, kann ich gut nachvollziehen, dass und warum sie damit schlecht umgehen kann. Und ich finde die flapsige Art des Lehrers pädagogisch auch unglücklich, eben weil es nunmal auch Menschen wie mein Kind gibt. (Ich selbst bin aber manchmal auch so bissig-humorig, würde das Witzeln aber bspw nur unter guten Freunden machen, wo ich weiß, dass sie das verstehen und schon gar nicht mit den Kindern in meinen Malkursen so umgehen.)
ABER es hat natürlich auch ganz viel mit ihr zu tun, da sie da wirklich extrem empfindlich ist.
Ich kenne das zu Hause auch, dass sie mit unserem normalen Humor, mit Sarkasmus und Ironie ganz schlecht umgehen kann und sich grundsätzlich ausgelacht und vorgeführt fühlt, wenn man über sie oder etwas was mit ihr zu tun hat vermeintlich ganz harmlos witzelt.
Und zu Hause hört und lacht nicht auch noch eine ganze Klasse drüber...
(die 6jährige dagegen hat mit sowas kein Problem, sie lacht eher mit und gern auch mal über sich selbst, was die Große gar nicht kann)
Mein Problem ist jetzt: Wie spreche ich das alles denn im Lehrergespräch an?
Das wird so seine Art sein, die wird er nicht ändern können und wollen.
Und andere finden vielleicht ja gerade diese seine Art ganz witzig...
Trotzdem sollte er wissen, wie es auf meine Tochter wirkt, oder?
Was kann ich ihm denn dazu sagen, ohne ihm auf die Füße zu treten?
Habt ihr noch eine Idee/ein paar hilfreiche Hinweise, wie ich das Gespräch (morgen schon!) am Besten angehen könnte?
PS: Ich hab noch keine wirklichen Erfahrungen mit Lehrergesprächen. Bzw das einzige problematische Gespräch bisher war da nach dem Test in der Grundschule, wo ich der grundsätzlich sehr netten Lehrerin erklären musste, dass meine Tochter unterfordert sei. Scheint mir nicht so gut gelungen zu sein, das geschickt rüberzubringen, denn die an sich nette Lehrerin sagte mir später, dass sie sich schon persönlich angegriffen gefühlt habe, weil sie sich doch so Mühe gäbe, ihren Unterricht spannend zu gestalten...