Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Führt deine Tochter ein Tagebuch? Dem kann man einiges erzählen, was die anderen nicht wissen dürfen...
Nein, leider nicht. Im Grundschulalter hat sie mal bisschen was aufgeschrieben, mit UV Stift, also unsichtbar. Aber das war nicht so viel, da war sie erst 2. Klasse.
Ich habe sie auch schon zum Tagebuchschreiben ermutigt, aber ich glaube, das ist ihr zu viel Schreibarbeit.
Ich glaube, sie drückt sich lieber mit Bildern, als mit (geschriebenen) Worten aus.
Wenns ganz schlimm ist und wir uns gestritten haben und sie darum mit mir nicht reden kann und will, erzählt sie mitunter ihrer Kuscheltierkatze ihren Kummer.
(Das hab ich als Kind auch so gemacht und ihr auch mal so erzählt)
Aber insgesamt reden wir zu zweit wirklich viel und tiefgehend miteinander. (Noch)
Ich hatte etwa in ihrem Alter (Beginn Pubertät) auch mal eine Phase, in der ich selbstverletzendes Verhalten gezeigt habe, aber eine gewisse Grenze habe ich nie überschritten...
Das ist auch etwas, wo ich ziemlich genau hinschaue und wo ich aktuell froh bin, dass sie ihr Wutkissen benutzt, statt sich selbst zu traktieren.
Ich hatte damals vor allem Probleme mit meiner 7 Jahre älteren Schwester, die mich zu Hause "heimlich gemobbt" hat und wo ich mich so hilflos ausgeliefert gefühlt habe.
(Kommentar meiner Mutter war immer - so zumindest meine Wahrnehmung/ Erinnerung: "Macht das unter euch aus!".)
Jedenfalls hab ich das immer nach den Streits mit meiner Schwester gemacht, bzw wenn sie mich mal wieder über Tage komplett ignorierte, weil ich so wütend und hilflos war.
Auch wollte ich mit 11-14/15 kein Mädchen sein und hab alles dran gesetzt, nicht als solches wahrgenommen zur werden.
Aber insgesamt war/bin ich ein expressiver Mensch, der sein Herz auf der Zunge trägt und anders als meine Tochter oft eher spontan ist. (Was meiner Tochter mitunter sehr peinlich ist. Bspw wenn ich mich in der Öffentlichkeit mit Leuten auseinandersetze, über die ich mich ärgere.)
Auch im Familienalltag bin ich offen und sage deutlich, was ich denke und unterdrücke nichts.
Also an fehlender Vorbildwirkung kann es eigentlich nicht liegen, wenn sie ihre Emotionen so versteckt ...
Ich denke ja, es liegt daran, dass sie diese im Vergleich zu eher nicht so hochsensiblen Menschen als so heftig, als unnormal empfindet.
Ich denke außerdem, das ist nicht zwangsläufig so, dass da bspw bei der frühkindlichen Entwicklung was schief gelaufen ist (was einem Psychologen dann ja ggf sagen. Und wo man, wenn man nur intensiv sucht, bestimmt auch fast immer irgendwo irgendwas finden kann. Die Frage ist, ob das dann wirklich heilt und hilft...).
Vieles ist einfach Charakter. Ihr Vater ist bspw auch so jemand, der sehr, sehr sensibel ist und Dinge schnell persönlich nimmt und sich schell verunsichern lässt.
(Bei seinem zweiten Besuch in Deutschland ging das soweit, dass er hier kaum noch das Haus verlassen und sich stundenlang in seinen Computer vertieft hat, ständig Musik und Filme seiner Kultur hörte/ansah etc.)
Ich würde sagen, das sind ausgeprägte neurotische Persönlichkeitszüge.
Die hat man einfach von Geburt an mitbekommen. (meine Jüngste hat bspw sehr viel an "Verträglichkeit" mitbekommen, ich von "Offenheit". Bei mir wurde das sogar mal getestet im Rahmen eines Test, den eine befreundete Psychologiestudentin vornahm.)
Sowas kann sich aber natürlich verstärken bis zu krankhaften/schädlichen Auswirkungen oder man kann es für sich zu nutzen lernen.
Kennt hier jemand zufällig "Das Enneagramm".
Da gibt es 9 Persönlichkeitstypen und es ist immer die Rede von "unerlösten" und "erlösten" Ausprägungen...
Letztes wäre natürlich wünschenswert.
Und ich bin unsicher, ob man da wirklich professionell eingreifen sollte, solange das Kind selbst Wege sucht und findet und keine potentiell schädigenden Strategien (wie bspw Selbstverletzungen, Magersucht etc) herauskommen oder sich pathologische Ängste oder Depressionen zeigen.
Insgesamt empfinde ich sie ja als sehr starke Perönlichkeit. Autonom, eigenwillig. Sie weiß nur glaube ich gar nicht, wie stark sie wirklich ist.
Sie hat bspw den dramatischen Verkehrsunfall, den sie mit knapp 7 damals hatte, auch erstaunlich gut verarbeitet.
Ein Auffahrunfall auf der Autobahn, auf der Rückreise eines Wochendentrips. Damals war sie gute 45 Minuten eingeklemmt, wurde von der Feuerwehr freigeschnitten, mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht... 3 Tage vor Einschulung war das. Und sie kann und konnte sich an jedes Detail erinnern, weiß bis heute, wie die erfundene Geschichte ging, die ich ihr im KH erzählt habe zur Ablenkung, als sie untersucht wurde und ihre Platzwunde genäht wurde.
Körperlich war ihr erstaunlicher- und glücklicherweise dann nicht viel passiert, außer einem heftigen Schleudertrauma, vielen blauen Flecken und einer Platzwunde, deren Narbe sie heute noch im Gesicht hat, hatte sie nichts.
Verarbeitet haben wir das Stück für Stück zu Hause, bspw mit Spielzeugautos und vielen Gesprächen. (Mit Fremden wollte sie damals nicht drüber reden, so habe ich das immer dann aufgegriffen, wenn sie von sich aus damit anfing)
Sie fährt auch ganz selbstverständlich in Autos und bei Langstreckenfahrten mit, auch wenn sie sagt, sie mag den Geruch in Autos nicht gern.
Und 1, 2 Jahre auch dem Unfall war es mal eine Weile etwas schwierig mit Fahrstühlen oder Parkdeck mit niedriger Decke, das ist aber wieder vorbei.
Sie findet es nicht schön, aber ist auch nicht übermäßig ängstlich oder meidet es gar komplett.
Ansonsten können wir da auch ziemlich normal drüber reden inzwischen.
Naja, wir schauen mal, was da jetzt bei der Schulpsychologin weiter rauskommt...
PS: Bitte nicht so viel zitieren, ich lösche sicher später einige Details hier wieder heraus)