Beschäftigung im Unterricht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Karen

die Kette ist mit Lücken aufgeschrieben, so dass man jedes Zwischeergebniss rechnen muss. Aber auch ohne hat dem Kind nicht die Rechengesetze erklärt, was man darf und was man nicht darf. Grundsätzlich ist kopfrechnen keine schlechte Sachen und erhöht die Flexibilität beim mathematischen Denken. Ich hätte nichts gegen diese Art von Aufgaben. ABER wenn man die Rechengesetze sich autodidaktisch eineignen muss, dann steige ich aus dem Konzept aus. Das wäre vielleicht als eine große kreative Aufgabe bei Zahlen in 10er Raum ganz witzig. Bei großen Zahlen jedoch hat das Kind überhaupt keine Möglichkeit seine Fehler zu sehen: 13x15 ist dann 115. Passt doch ungefähr: die Größenordnung stimmt, die Zahl der 5er Reihe endet auf 5. Ist jedoch falsch.

Ich bin selber kein schlechter Mathematiker und durch viel Erfahrung mit einer leichter Lernbehinderung kann ich mittlerweile mathematische Sachverhalte der Grundschule und darüber hinaus sehr verständlich erklären. Es ärgert mich jedoch, dass a) der Kleine sich überfordert fühlt und b) das Kind sitzt in der Schule die Zeit ab, während ich zuhause als Mathelehrer arbeiten muss. c) dieser Versuch erhöht schon wieder seine Geschwindikeit. Wie du richtig schreibst, danach ist 4. Klasse Heft einfach uninteressant. Ich hätte gerne den Spieß anders herum: nämlich dass er durch das 4. Heft langsam im Spaßtempo dümpelt und danach die Forderaufgaben der 4. Klasse bekommt.

Wie auch immer, der Feind ist der beste Lehrer. Ich habe mir ein Trachtenbergbuch bestellt. Leider gibt es nur auf Englisch. Mal sehen, ob die Großen Interesse hätten.
nosupermum
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von nosupermum »

Ich muss leider auch sagen, dass die Schule bei uns das Prinzip der Differenzierung nicht verstanden hat. Das zum einen. Zum anderen haben sie mit Ansagen kapituliert. Gerne gebe ich euch mal ein Bild davon, wie es hier bei uns läuft. Das ergänzt sehr schön das allgemeine Bild, dass die wenigsten Lehrer wissen, wie man das mit dem Differenzieren macht.

Während Corona hat meine Tochter sich gelangweilt. Weil aber alle Aufgaben von Mama keine richtigen Aufgaben sind, nur die von der Schule werden bearbeitet, habe ich dort um differenziertes Material gebeten. Ich bekam nur mehr vom Gleichen. Die Höhe war: Irgendwo auf einer Website 20 runtergeladene 1x1-Blätter. Und die voller Fehler! Wenigstens hat es meiner Tochter Spaß gemacht, diese zu finden.

Dann durfte sie Mathe aus Klasse 3 machen und Deutsch aus 4 als der Präsenzunterricht im Schichtsystem wieder begann. D.h. sie saß mit Kopfhörern in DE un MA und löste ihre Aufgaben. Vor dieser Konzentrationsleistung habe ich bei dieser lauten Klasse echt Respekt. Da sieht man, wie viel ihr der schwerere Stoff gegeben hat.

DE war Literaturanalyse, was sie noch nie gemacht hatte. Grundsätzlich werden viele Aufgaben davon in der Klasse besprochen, z.B. "Durch welche Wort drückt XY Angst aus?" "Wie umschreibt XY dies und das?" Sie musste sich selbst erschließen, was gefordert ist, denn die Lehrerin hatte nur am Ende der Stunde Zeit, ihr was (5 min) zu erklären. Bis dahin sollte sie warten, die anderen hatten also Vorrang. Und alle Aufgaben, die sonst besprochen oder gemeinsam gelöst werden (da ist sind so Symbole für schriftlich und mündlich dran), musste sie schriftlich machen. In 2/2 ist man schriftlich ja noch nicht so weit. Da stellte das eine große Herausforderung da, an der sie zu Beginn fast verzweifelt wäre. Sie hat es aber gut gemacht. Allerdings: Ich musste am Nachmittag alles erklären. Da gehört ja auch Arbeitsstrategien vermitteln dazu. Und weil es so fordernd war, brauchte sie auch Rückmeldung von mir. Von der Lehrerin kam ja keine. Sie hat sich die Aufgaben scheinbar gar nicht angeschaut. Wie demotivierend das für ein Kind ist. Gerade wenn es sich an was schwierigeres traut braucht es diese Rückmeldung. Ich habe sogar der Lehrerin Mails geschrieben, dass meine Tochter z.B. auf dies oder das besonders Wert gelegt hat, z.B. versucht hat, sich Komma-Regeln zu erschließen und jetzt ein guter Punkt wäre, ihr dazu noch was zu erklären, ein Blatt zu geben oder oder. Damit sie einfach mal einen Anpack hat, dem Kind eine Rückmeldung zu geben. Wie armselig ist das denn! Und die Höhe war dann, dass jetzt in Klasse 4 Leseprojektwoche war und was für ein Buch haben sie durchgenommen? Das was sie schon in Klasse 2 gemacht hatte. Dafür kam eine externe Kraft in die Schule und die meinte doch glatt, sie müsse die Aufgaben dann eben nochmal machen bzw. sie glaubte nicht, dass sie das schon bearbeitet hatte. Am Ende haben sie ein darstellendes Spiel draus gemacht. Gott sein Dank.

Und Mathe war das Gleiche. Keine Zeit zum Erklären. Und die Bücher enthalten ja auch keine didaktischen Hinweise, keine Rechenwege, keine Beispielaufgaben, damit ein Kind sich das Thema selbst erschließen kann. Nur weil ein Kind clever ist, heißt es noch lange nicht, dass es sich schriftlich Addieren selbst beibringen kann. Es wendet eben die Strategien an, die es schon kennt. Doch die sind nicht immer richtig. Und schwups, hat sich eine falsche Herangehensweise eingeschlichen, die man nur schwer rausbekommt. Auch in Mathe musste meine Tochter oft bis zum Ende der Stunde waren und war total frustriert.

Dass es so laufen wird, das wusste ich schon. Die Direktorin hat mir von vorne herein gesagt, dass sie keine Zeit für Differenzierung haben werden. Nur in der Homeschooling-Zeit, weil dann könnten sie ja differenzierte Aufgaben raussuchen, zuschicken und (dieser Teile wurde nicht ausgesprochen) das Kind kann die dann von Mama erklärt, begleitet und kontrolliert bekommen. Aber in der Schulzeit müsse man sich auf die Schwächeren konzentriere. Die mit Lernschwäche, die die einfach nicht so gut mitkommen und besonder sie, die noch soziale Probleme haben. Und dann käme das Mittelfeld, das einfach so ganz passabel mitkommt. Aber für meine Tochter sei da keine Zeit. Gern könne auch mal die Förderlehrerin kommen und schauen, wie es bei ihr in Mathe so aussähe. Aber die habe generell zu wenige Stunden. Die müsse sie dann ja erst auf die lernschwachen Kinder aufteilen und wenn dann was übrig sei (wovon aber nicht auszugehen sei) könne sie mal nach ihr schauen. Vielleicht so 1-2 mal im Halbjahr. :shock:

Dann wollte man sie mal außerhalb des Stoffes fördern. Während Corona. Da durfte sie ein Plakat zu einem Buch machen. Sie hat sich selbst viel vorgenommen, sich daran die Zähne ausgebissen, tolle Texte geschrieben etc Aber alles was die Kinder zuhause machen, dürfe nicht bewertet werden. Klar, keine Note. Das war mir ja schon klar. Aber noch nicht mal inhaltlich dürfe sie drauf eingehen, also kein "Schöne Sätze formuliert, fehlerfrei geschrieben". Nein, nur pädagogisch würdigen. "Schön, dass du schwarze Pappe und silberne Stifte verwendet hast, das passt zu Zauberern. Ich habe das Buch auch gerne gelesen als ich jünger war."

Als die Unterforderung erkannt war, stand uns nur der Klassensprung als Option zur Wahl. Drehtür ginge wegen Corona nicht.
Differenzierung ginge auch nicht. Maximal in einem Fach, aber nicht in mehreren. Gründe siehe oben. Mathe sei für die Differenzierung ganz schlecht. Auf Mathestoff 4 in Klasse 3 müsse dann ja Mathestoff 5 in Klasse 4 folgen. So sah deren Konzept aus. Und das wäre problematisch/ginge nicht. Hätte ich denen auch nicht zugetraut. Also nur Differenzierung in Deutsch, wobei das blöd ist, wenn die größte Stärke und Leidenschaft des Kindes in Mathe steckt. Und dann käme noch hinzu, dass man das ja nicht garantieren kann, wegen den schwachen Kindern.

Also nur Klassensprung. Da sagte man uns, sie müsse, auch für den Fall, dass sie zurück will, bis zu den Herbstferien bleiben, damit sie zwei Wochen Quarantäne vor dem Wechsel zurück hätte. Achtung: Das stimmt so nicht. Da hatte ich mit dem Bildungsministerium Kontakt. Auch wenn die Hygieneverordnung sagt, die Gruppen sollen nicht durchmischt werden, Förderzüge seien nicht möglich, steht meist ein "möglichst nicht durchmischt werden" da. Und die Formulierung öffnet die Tür. Aus pädagogischen Gründen kann es notwendig sein! Dann ist es erlaubt!
Pullout-Programme sind wegen Corona gestrichen, nur online gibt es Angebote. Die darf sie aber nicht machen, weil sie gesprungen ist.

Jetzt ist sie ja in Klasse 4 gesprungen und es klappt vordergründig gut. Sie kommt mehr als gut mit. In Mathe darf sie, Gott sei Danke, mit zwei anderen Kids die Aufgaben aus dem Forderheft bearbeiten. Aber weil sie gut mitkommt, schenkt die Lehrerin ihr auch wenig Aufmerksamkeit. Sie würde nie sagen, dass sie was nicht kann. Das sind meist Arbeitstechniken, z.B. wie legt man ein Portfolio an. Hat sie nie gemacht in Klasse 2. Die aktuelle Klasse schon. Da fragt die Lehrerin nicht nach. Das frustet und da arbeitet sie sich (mit Ausdauer, manchmal mit Tränen) dran ab. In solchen Fällen schreibe ich nun einfach direkt eine Mail (Achtung, hatte sie noch nie). Die Aufgaben sind immer noch geschlossen und auf das mittlere/untere Niveau angelegt. Es folgt immer noch dem Prinzip Multiple Choice (HSU zum Beispiel), ein Stich = eine Antwort (für meine Tochter heißt das: Nicht mehr und nicht weniger, wer mehr macht ist ein Streber), keine offenen Aufgaben.

Fehlender Stoff aus Klasse 3 (Grammatik, Lernwörter in Deutsch) erhält sie nicht. Das Nacharbeiten obliegt uns, ohne Unterstützung.

Eingehen auf die besonderen kognitiven Eigenschaften begabter Kinder gibt es nicht. Ich weiß nicht, ob die Lehrerin überhaupt weiß, dass diese Kinder nicht einfach nur mehr Stoff brauchen, sondern auch Strategien, wie sie ihr Potential besser nutzen. Das Wissen zu organisieren. Sich selbst zu organisieren. Frustrationstoleranz entwickeln, sich mehr zutrauen. Belohnen, wenn man sich was schweres zutraut, auch wenn es nicht richtig ist. Logisches Denken fördern, sich selbst Wissen aneignen etc. Aber es ist einfach leichter, einfach ein Arbeitsblatt mehr für solche Kinder zu kopieren, statt sie ganzheitlich zu fördern.

Zum Abschluss noch zur Notwendigkeit von Präsenzunterricht vs. Homeschooling: Die Direktorin hat mir mal erklärt, dass sie 30 min darauf verwenden, zu erklären, was auf dem Blatt gemacht werden soll, z.B. ein Matheblatt, bis es alle verstanden haben. Erst dann dürfen die Kinder loslegen. D.h. 30 min Leerlauf für die, die schon wissen was zu tun ist. Dann wird 15 min effektiv gearbeitet. Die schnelleren Kinder machen das Blatt dann in 5 Minuten, bekommen dann noch 2 andere vom gleichen Stoff. Und der Rest nimmt sich Matheblatt Nr 1 als Hausaufgabe mit nach Hause. Wenn man das mal mit Homeschooling vergleicht, dann ist doch klar, wo mehr gelernt wird.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@nosupermum

ich kenne hier persönlich schon drei Grundschulkinder, die sehnsüchtig auf die nächste Homeschoolingphase warten.

Wenn deine Tochter von der Lehrerin 5 Minuten bekommt, das ist nach unseren Maßstäben schon gut. Die Lehrerin des Kleinen hat mir erklärt, sie habe pro Kind im Unterricht 2 Minuten. Autodidaktik in Mathe finde ich auch unpassend. Auf jeden Fall muss man die Denkwege genau beobachten. Es ist noch die Frage, ob Hochbegabte mit ihrer hohen Tranferleistung da nicht noch gefährderter wären als die normal begabte Kinder. Ich habe das die Woche bei meinem Kind beobachtet, dass er auf den Vorschlag "rechne geschickt" dann doch sehr kreativ wird, und es stimmt bei Weitem nicht alles, was er versucht.
Meine3
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Meine3 »

Ich koche hier vor Wut und brauche ein Ventil. Die Lehrerin des Kleinen hat sich entscheiden zu wissen, wie man hochbegabte im Allgemein und meinen Sohn insbesonderm fördert. Hier ist das Rezept, sollte es jemand dringend brauchen:

Man nehme ein Buch, ungeachtet der Klassenstufe, das einem schwer genug erscheint, schlagt das auf (im wörtlichen Sinne zu verstehen) und kopiert fürs Kind die beim aufschlagen offen gewordene Seite. Dann sagt man dem Kind, er solle das als Hausaufgabe bis morgen erledigen. Sollte es nicht geschehen wird einem eine Ecke abgeschnitten (davon habe ich hier schon geschrieben). Sollte man einen Verdacht bekommen, dass die Seite das Kind interessiet, sollte das Aufschlagen wiederholt werden.

Der Kleine hat die 3. Klasse abgeschlossen. Das 4. Heft darf er ausdrücklich nicht anfangen. Heute brachte er ein "Forderblatt" nach Hause, voll mit Aufgaben, wie:

70x12:20:6x125x2:250. Oder 1140:_=60

Das Kind hat nie durch zweistellige Zahlen geteilt, durch Zehnerzahlen auch nicht. In seinen Versuchen mit diesem didaktischen Sakrileg fertig zu werden macht er alle Fehler aus dem Katalog: zerlegt den Divisor beim Teilen in die Summe, so dass geteilt durch 16 durch Teilen durch 10 und 6 ersetzt wird. Multipliziert 13 mal 15 als 10 mal 10 plus 3 mal 5, unsw. Das Grundlagenbuch darf er nicht benutzen, muss aber trotzdem die Aufgaben lösen können.
ich kann garnicht so viel essen wie ich kotzen will :evil:. Sorry für meinen Gefühlsausbrauch, aber was ist mit der Lehrerin denn los? Du hast doch nie behauptet, dass der Sohn den 4.Klasse Stoff schon beherrscht?! Was soll das denn? Meiner Meinung nach will sie "beweisen", dass das Kind die Übung genau so braucht wie die anderen auch und dass er keine Akzeleration hinsichtlich des Stoffes braucht.

Wie wäre es denn, wenn sie ihm die 1. Seite des Buches der 4.Klasse kopiert?? Ich würde ihr das mal ganz pissfreundlich mitteilen, dass sie gern die Seiten aus dem Heft/Buch (hat sie die Seiten aus dem 4.Klasse-Heft kopiert oder ist es ein ganz anderes Buch? Das habe ich nicht so recht herauslesen können?) kopieren und ihm mitgeben kann, aber dass sie bitte vorne im Buch der 4. Klasse beginnen soll, da dieser Stoff ja aufeinander aufbaut.
Krönung des Tages: für HSU musste man heute von Nadelbäume Zapfen und Zweige bringen. Zapfen habe ich mit ihm gesammelt, Zweige abzureißen habe ich untersagt. Heute wurde das Mitgebrachte benotet! Er bekam eine 3, weil er zu wenig gesammelt hatte. Sein Nachbar eine 6, weil er nur einen Zapfen hatte, und das Kind mit größter Tüte - eine 1. Das sind die ersten Noten im Leben dieser Kinder, vorher hatten sie keine.
Da haben wir es wieder QUANTITÄT geht vor QUALITÄT :roll: :roll: :roll:


PPS VIelleicht kann mir jemand erklären, warum man dem Kleinen auf einmal jetzt so einen Schwall an Mathe gibt? Er kann dem Herr werden, aber danach ist doch die Lücke zu der Klasse noch viel größer??? Statt im eigenen Tempo entspannt die 4. Klasse durchzuarbeiten, muss er jetzt geschätzt ein Viertel der 4. Klasse in wenigen Tagen verdauen. Wem bringt das was? Wenn er in eigenem Tempo gestern das Standard 4. Klässler Heft angefangen hätte, stünde er vielleicht erst in zwe Monaten da, wohin sie ihn jetzt mit einem Ruck versetzt haben.
[/quote]

Das hat sicherlich keine rationalen Gründe, warum die Lehrerin so vorgeht, aber das hast du dir sicher schon selbst erschlossen :evil:... Sie will der "Nörgelei", dass er das 4. Klasse Heft anfangen will ein Ende setzen und meint, dies sei eine gute Methode.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Die Seite hat sie aus der Mitte des Forderheftes der 4. Klasse kopiert. Ich habe ihr vor 5 Wochen gesagt, der Sohn bräuchte den Lehrgang der 4. Klasse (also Standardheft) und zusätzlich Knobelaufgaben vielleicht aus der 3. oder sogar aus der 2. Klasse. SIe sind ja für begabte Kinder ausgelegt. Angenommen das Forderheft 4 sei für 10-jährige mit IQ 130 bestimmt, entspräche es dem mentalen Alter von 13 Jahren. Der Kleine ist 7, um auf mentalen Alter von 13 Jahren zu kommen, bräuchte er den IQ von 185, was vielleicht doch ein bisschen zu hoch gegriffen ist :lol:
charlotte12
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von charlotte12 »

Diese Berichte decken sich 1:1 mit meinen Erfahrungen. Es bringt nichts, wenn die Kinder ohne Erklärung plötzlich viel zu schwere Aufgaben bekommen, da gewöhnen sie sich nur Falsches an. Meine Tochter sollte im zweiten Halbjahr von Klasse 1 ein Wiederholungsheft von Klasse 2 für Kinder, die die 3. Klasse starten, ausfüllen. Nur in der Schule, lange wusste ich davon gar nichts. Ende Klasse 2 und Anfang Klasse 3 hatte ich ein Kind, das nicht sicher rechnen konnte, weil es alles immer nur mit den Fingern abzählte. Hatte sie sich bei diesem zu schweren Heft ohne jede Anleitung, Korrektur oder Feedback sich selbst beigebracht, dann beibehalten und wurde von der neuen ziemlich verpeilten Lehrerin in Klasse 2 darin noch bestärkt. Hätte sie in der 3. Klasse nicht so einen guten Lehrer bekommen und hätte ich in der 3. Klasse nicht viel, viel Zeit mit ihr verbracht, um ihr im Nachhinein wieder Rechenstrategien beizubringen, sie sie teilweise im Kindergarten schon ansatzweise beherrscht hatte, dann bin ich überzeugt, dann wäre das nichts mehr geworden. Es war ein riesiger Aufwand, und meine Tochter hat bis heute ein gestörtes Verhältnis zur Mathematik. @ Koschka: Ich sehe das auch so, dass die Lehrerin das mit Absicht macht, um euch eine auszuwischen. Ich würde da nicht darauf einsteigen, sofern dein Sohn nicht selbst darauf drängt, dass du ihm das jetzt erklärst, sondern der Lehrerin eine Mitteilung schreiben, dass deinem Sohn die Grundkenntnisse dafür fehlen. Und ihn notfalls im Laden ein wunderschönes neues Heft oder auch etwas ganz anderes aussuchen lassen als Ersatz für die abgeschnittene Ecke. Als meine Tochter vom missgünstigen Deutschlehrer für ihren Aufsatz bewusst eine ungerechtfertigt schlechte Note bekam, schenkte ich ihr als Ausgleich einen Teddybären, der zum absoluten Lieblingsteddy wurde. Im Rückblick findet sie daher diesen echt fiesen Angriff vom Deutschlehrer ganz cool :lol:
Klar kannst du deinem Sohn den kompletten Stoff von Klasse 4 in kurzer Zeit beibringen, aber wie du selbst sagst, du verschärfst damit das Problem, und dieses Problem habt dann in erster Linie IHR, nicht die Lehrerin. Wie weit bei der Aktion bei deinem mathebegeisterten Kind sogar die Gefahr besteht, dass es hinterher Mathe ablehnt, kann ich nicht beurteilen. Aber wie auch immer, wenn dein Sohn in der Klasse bleiben soll, dann sehe ich bei einer unwilligen Lehrerin eigentlich nur zwei Lösungswege. Entweder er kann in irgendeiner Form raus aus den Mathestunden mit Freistunde, sich selbst mit fachfremden Dingen beschäftigen, Drehtür (was wegen Corona aktuell vermutlich nicht geht), ... Oder er kommt so weit, dass ihm klar ist, dass Schulmathe zum Gähnen ist, nichts mit dem zu tun hat, was er gerne macht, dass er Grundschul-Mathe als abzusitzendes Fach ohne Lerneffekt betrachtet, quasi als den Preis für seine nette Klasse. Und dass er interessante Dinge in Mathe unabhängig davon mit dir zu Hause macht. Du wirst diese Lehrerin nicht zum sinnvollen Differenzieren bringen. Vielleicht habt ihr "Glück" und das Problem entschärft sich demnächst durch einen Lockdown. Bei uns rechnen gerade schon alle damit. Meine Tochter wünscht ihn sich gerade sehnlichst herbei :roll:
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Jetzt habe ich den pefekten Ausdruck für die Situation gefunden, von Monty Python:

""Wir unterbrechen dieses Programm, um Sie zu ärgern und die Dinge allgemein irritierender zu machen."
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@charlotte

Die Klasse ist alles andere als nett. Ich würde sagen, sie ist gar nicht nett. Dieser Vorteil ist also nicht da. Absitzen muss er schon andere Fächer, akuell hasst er das Gesamtangebot außer Sport. Damit, dass er aus Mathe sozialverträglich einfach raus muss, habe ich angefangen. Bin auf taube Ohre und eine Lehrerin mit einem Stock im Arsch gestoßen, die in der Drehtür von ihm den Besuch aller Mathestunden und die Ausfüllung aller Blätter verlangte. Was ihm dann den ersten Boost bescheert hat. Jetzt versucht die nächste ihre pädagogische Begabung auszuleben. Was mich extrem ärgert, dass mir, obwohl ich mit diesen Kindern Jahre auf engstem Raum und Hoomeschooling verbracht habe, keiner zuhört.
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

Die Seite hat sie aus der Mitte des Forderheftes der 4. Klasse kopiert. Ich habe ihr vor 5 Wochen gesagt, der Sohn bräuchte den Lehrgang der 4. Klasse (also Standardheft) und zusätzlich Knobelaufgaben vielleicht aus der 3. oder sogar aus der 2. Klasse. SIe sind ja für begabte Kinder ausgelegt. Angenommen das Forderheft 4 sei für 10-jährige mit IQ 130 bestimmt, entspräche es dem mentalen Alter von 13 Jahren. Der Kleine ist 7, um auf mentalen Alter von 13 Jahren zu kommen, bräuchte er den IQ von 185, was vielleicht doch ein bisschen zu hoch gegriffen ist :lol:
Es ist schlicht Unsinn was die Lehrerin da macht. Ich würde das nicht mitmachen und dem Sohn "reinhämmern", um der Lehrerin zu zeigen, dass er es theoretisch kann (mit viel Arbeit zu Hause). Es hat keinerlei positiven Effekt, weder für euch, noch für das Kind, noch für den Mathematikunterricht, da er ja, wie du sagst, dann einen noch größeren Vorsprung hat als ohnehin schon. Ich würde ihr ebenso freundlich noch einmal erkären, dass begabte Kinder nicht aus dem NICHTS Aufgaben lösen können, die viel zu schwer sind, dass sie aber in der Lage sind viel effizienter und schneller im Stoff voranzuschreiten und verharren im Stoff, den er längst beherrscht (3. Klasse) über kurz oder lang bei ihm zu Arbeitsverweigerung führen wird und sie daher bitte, wie vereinbart das 4.Klasse-Heft aushändigen soll.

Ich würde der Lehrerin auch ganz freundlich schreiben, dass dein Sohn jetzt grade STAND Ende 3. Klasse ist und daher bei ANFANG 4. Klasse weitermachen sollte. Ganz normal eben, nur eben "schneller".

Wenn sie darauf ablehnend reagiert, nochmal den Gang zum Direktor wagen, denn du sagtest ja, dass er das unterstützt hat, dass dein Sohn nach erledigen des 3. Klasse Heftes weitermachen darf.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Beschäftigung im Unterricht

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Ich habe schon zwei Mal im Sekretariat angerufen und den Rektor um einen Telefontermin gegeben. Ich habe das Gefühl, er fühlt sich zwischen Scylla und Charybda und wartet, wohin die Strömung führt... Heute ist die Lehrerin krank. Der Sohn hat sich überschwänglich gefreut.
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