Auguste hat geschrieben:Der Kleine braucht Zeit. Ist blöd für die Lehrerin, blöd für die Klassenkameraden, die ständig gestört werden, blöd für Deinen Sohn - ja, auch blöd für Dich. Du hattest dir das Ganze sicher besser und einfacher vorgestellt bzw. insgeheim trotz aller Zweifel zumindest gehofft, dass es besser läuft. Ihr habt jedoch glück, dass die Lehrerin echt toll zu sein scheint.
Dein Sohn hatte schon immer Schwierigkeiten mit neuen Situationen. Wenn er erst am Ende des ersten Schuljahres in seiner Klasse "angekommen" ist, dann wird er jetzt nicht nach 2 Wochen voll in die Klasse integriert sein. So "funktioniert" Dein Sohn nicht. Und wenn Du jetzt immer mehr das Gefühl hast, dass da "mehr" ist als die HB, dann musst Du Deinen Mann davon überzeugen, dass man dem auf den Grund gehen sollte. Gerade wenn Dein Mann selbst als Kind gelitten hat, könnte man Deinem Sohn solche Erfahrungen zumindest teilweise ersparen, wenn man dieses "mehr" endlich herausfindet.]
Hallo Auguste,
zum Glück habe ich nciht das Gefühl, dass sie meinen Sohn loshaben will, dazu war sie zu ehrlich (kognitiv passts ja sehr gut und zurückschicken hat sie direkt als nicht sinnig abgetan). Ja, es ist nicht schön und leider einfach wie erwartet, nur noch einen Zacken schlimmer. Ich hätte gedacht, dass er am Anfang eher ruhig ist und im stillen überfordert, aber er kompensiert halt mit "spielen" und Töne machen, und hyperaktiv sein.
Ich hatte ihr schon VOR dem Sprung im persönlichen Gespräch ganz offen gesagt, dass Sohnemann sicherlich nciht innerhalb von wenigen Tagen voll integriert sein wird, dass er Anpassungschwierigkeiten hat, aber kein hoffnungsloser Fall ist. Er kann es, aber es dauert länger als bei anderen Kindern. Dennoch war sie jetzt glaube ich einfach überrascht, wie massiv sein Verhalten stört und ich hätte auch gedacht, dass das Störverhalten zumindest etwas nachlässt, einfach weil die Unterforderung ja wegfällt. Jetzt ist er aber eben ÜBERfordert, zwar nicht kognitiv, aber sozial-emotional.
Ich würde jetzt tatsächlich versuchen, zeitnah einen Termin bei einem erfahrenen KJP (Kinder- und Jugendpsychiater, nicht Psychologe) zu bekommen. Ich habe mir geeignete Praxen herausgesucht (Erfahrungen mit HB, ADHS usw.), überall herumtelefoniert und schließlich haben wir einen Termin mit nur 3 Wochen Wartezeit in der nächsten Großstadt bekommen. Eine Tour 1,5 bis 2 Stunden Fahrt mit Öffis, X Mal umsteigen. Aber es war mir egal. Es sollte vorrangig nur darum gehen, herauszufinden, warum mein Sohn in der Schule so gar nicht mehr klar kam. Dafür haben wir die Fahrerei in Kauf genommen. Für eine evl. Therapie (wo man dann regelmäßig hin muss) hätte man sich ja was näheres suchen können.
Ich dachte auch an einen KJP als nächste Anlaufstelle. Mein Mann wird es hassen
. Aber wie gesagt: im Zweifel muss ich das dennoch in Angriff nehmen, auch wenn er das nicht toll findet. Schließlich geht es nicht um ihn, sondern um unseren Sohn und er braucht langfristig gesehen einfach Hilfe (wir auch!).
Bei uns hat sich dann ja auch bestätigt, dass "was" war - wenn auch was ganz anderes, als die Lehrerin vermutet hatte
Wir sind ja alle keine "Fachleute". Aber ich denke sowohl Lehrerinnen als auch Eltern spüren im Allgemeinen schon, wenn etwas nicht passt. Klar kann HB zu Problemen führen, auch zu massiven. Aber eben nur in Fällen eines krassen Misfits. Vielleicht braucht er einfach Zeit anzukommen, selbst wenn der Sprung genau das richtige ist, weil es wirklich NUR die Unterforderung in der Kita und in der 1. Klasse war, so löst sich das vielleicht eben nicht grade in 1 Woche... Dennoch ist es mir lieber, man schaut nochmal drauf (ein drittes Mal
), bevor man was ganz Wesentliches übersieht! DAs erste Mal hatten wir ja bei der Psychologin ledliglich 5 Termine, darunter die ADHS-Begutachtung und der IQ-Test. Hier waren ihr ja schon "Auffälligkeiten" aufgefallen, aber eben nicht stark genug. Daher erfolgte keine Diagnose. Der zweite "Fachmann" war auf Begabungsdiagnostik spezialisiert insbesondere bei Vorliegen von ADHS/ASS oder Teilleistungsstörungen. Er wurde mir vom DGhK empfohlen. Leider ist er "nur" Dr.der Sozialpädagogik. Berechtigt Begabungsdiagnostik durchzuführen, aber er DARF keine Diagnosen stellen.Nichts desto trotz versicherte er mir, dass er im Laufe seiner Berufsbahn sowohl HB-Kinder mit ADHS als auch ADHSLer kennen gelernt habe, die alle, vor allem was die Konzentrationsfähigkeit angeht auffälliger waren als mein Sohn. Lediglich die Heterogenität fand er schon auch merkwürdig und dass sohnemann so extrem unruhig war, trotz hoher kognitiver Anforderungen. Die Konzentrationsfähigkeit, also die VG und die AG waren beide "nur" im Durchschnitt. Aber das ist eben anscheinend für einen ADHSler "zu gut". Er meinte auch, dass die VG sicherlich besser ausgefallen wäre, wäre mein Sohn feinmotorisch nicht so herausgefordert gewesen... Nun, wie auch immer: eine richtige, eingehende Diagnostik hatten wir noch nicht und das ist jetzt irgendwie leider fällig.
Und was die Situation in der Klasse angeht, so ging es meinem Sohn damals auch nicht anders. Ihm wurde nach nur 3 Wochen Probeunterricht in der Parallelklasse (1. Versuch eines Klassenwechsels, mitten im Schuljahr) vorgeworfen, dass er sich nicht richtig integrieren würde, die "falschen Freunde" suchen würde und dass bezüglich seiner Leistungen und Leistungsbereitschaft auch kein Unterschied zur anderen Klasse bestehen würde. Deswegen musste er wieder zurück in seine alte Klasse. Da waren wir auch der Meinung, dass unser Sohn gar keine richtige Chance bekommen hat, in der Klasse "anzukommen". Man kann doch nicht erwarten, dass sich ein Kind nach 1-3 Wochen komplett in ein völliges neues, bereits bestehendes Team integriert - insbesondere nicht ein Kind, was sich mit der Kontaktaufnahme und Interaktion ohnehin schwer tut.
Die KL sagte auch, dass es sein kann, dass Sohnemann nach den Herbstferien wieder zurückgestuft wird, weil die Entscheidung zum endgültigen Sprung in der Klassenkonferenz zusammen mit den anderen Lehrern statt findet. Ich habe dem Sohn dennoch gesagt, dass er jetzt einfach nicht mehr daran denken soll, dass der Sprung nur auf Probe ist, denn er passe vom Köpfchen her genau in diese Klasse und wenn er jetzt noch in der Klassengemeinschaft ankommt, ist der Sprung auch endgültig. Er solle es einfach so sehen: das ist jetzt meine neue Klasse (das hab ich ihm aber von Anfang an so übermittelt, er weiß nur dass er Sprung auch rückgängigmachbar ist,weil er danach fragte bevor wir das beschlossen haben und wir das dann bejahten).
Euer Sohn hat Schwierigkeiten. Aber die Lehrerin sieht ja selbst, dass zurück in die 2. Klasse keine wirkliche Option ist. Also müssen andere Lösungen her. Und da würde ich jetzt tatsächlich so schnell wie möglich nochmal eine komplette Diagnostik anstreben. Als Erklärung für die Diagnostik habe ich meinem Sohn damals gesagt, dass wir herausfinden möchten, warum er solche Probleme in der Schule hat, obwohl er eigentlich schlau ist und lernen möchte. Das wollte mein Sohn auch herausfinden und deswegen hat er hochmotiviert mitgemacht und sich tatsächlich auf jeden Termin gefreut, trotz der nervigen Fahrerei. Mein Mann war übrigens am Anfang auch nicht überzeugt, als ich ihm vorgeschlagen habe, mit dem Sohn zum KJP zu gehen. Letztlich hat er aber zugestimmt und wenn es nur wäre, um zu beweisen, dass der Sohn nichts hat
Ich bin auch der Meinung, dass das jetzt schnell angegangen werden muss. Aber es ist nie leicht einen Termin zu bekommen, ich denke während Corona ist das nicht besser geworden. Viel zu viele Kinder fallen jetzt ja auch "hinten" runter durch familiäre Probleme etc....
Ich wünsche Dir starke Nerven und viel Überzeugungskraft, was Deinen Mann angeht, schicke eine Portion Ruhe und Gelassenheit was Deinen Sohn angeht. Ihr als Eltern müsst entscheiden, wo die Reise hingeht und diese Entscheidung dann vor Eurem Sohn ganz sicher vertreten. So wird auch er Sicherheit bekommen.
Danke dir. Wir versuchen es. Da unsere Meinungen aber noch etwas voneinander abweichen, müssen wir hier wohl erst mal einen gemeinsamen Konsenz finden, bzw. muss ich meinen Mann irgendwie überzeugen
Alles Liebe!
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.