Musik und Perfektion

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
sinus
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von sinus »

Wir nutzen Sassmanshaus und Geigentaxi. Plus Stücke die die Lehrerin so durchschickt.
1. Band Sassmanshaus ist durch, Geigentaxi spielt sie auch die Stücke ganz hinten.
Sassmanshaus 2 haben wir vor 1-2 Monaten angefangen.
Am Anfang sind da aber viele Stücke, die im Band 1 auch schon vorkommen, nur in einer andern Tonart oder auf einer andere Saite gespielt.
So war das erste Stück daraus gleich auf Seite 22...

Die beiden Sassmanshaus-Hefte hatte ich schon als Kind... So manche Eintragungen darin stammen noch von meinen Lehrern. :D
Zuletzt hat die Kleine aus dem Band 2 "Alter Tanz (Gavotte)" von Chedeville gespielt und aufgenommen, aktuell in Arbeit ist das "Rigaudon" von Chedeville. Beide zweistimmig spielbar, also mit mir. :)

Unser absolutes Lieblingsstück ist aber im "Geigentaxi" das Rigaudon von Purcell. Das will die Kleine grad immer wieder in verschiedenen Varianten spielen... (das ist das, wo sie mich auch gern mal mit den Grundtönen begleitet)

Das hier: https://www.youtube.com/watch?v=dAGGIS3PSng
Klingt bei meiner Tochter auch in etwa so.
Wir sollen es bis Ende März jetzt auch aufnehmen für das Onlinekonzert der Musikschule.

Das Aufnehmen ist immer stressig - da muss ja alles klappen - Sauberkeit, kein Verspielen etc. ...das setzt ganz schön unter Druck. Bei einem richtigen Vorspiel ist es ja danach vorbei, ob man sich nun verspielt hat oder nicht. Aber bei Aufnahmen kann man eventuelle Fehler und Unsauberkeiten ja immer und immer wieder hören.
Da ist meine Große neulich schon total ausgeflippt bei ihrer Saxophonaufnahme, die unbedingt fehlerfrei sein sollte. Klang dann leider auch nicht halb so relaxt, wie wenn sie nur für sich übt...
Und dann soll auch noch der Hintergrund neutral sein, das Kind ordentlich konzertmäßig gekleidet, das Video nicht wackeln und ich soll und will ja nicht nur filmen, sondern auch noch unauffällig aus dem Hintergrund begleiten.... Puh.

Spielt dein Großer auch mit dem Kleinen oder ist das eher die Ausnahme? Zusammen spielen erhöht den Freude am Üben wirklich sehr...
Ich frage Kind immer, ob sie allein üben will oder mit mir. (also zusammen im Sinne von beide benutzen die Geige)
Meist entscheidet sie sich für zusammen.

Hauptproblem ist beim Kind derzeit der 2. Finger - also Fis und Cis. Und der 4. Finger. Die sitzen oft noch etwas tief. Aber hören tut sie es zum Glück schon sehr gut.
Nur die Finger machen halt nicht immer zuverlässig mit. Dann wird sie schnell sauer, wenn ich sie drauf hinweise, weil sie es selbst schon gemerkt hat.
Rhythmus klappt auch super, wenn wir zu zweit spielen. Das ist viel besser, als wenn ich bspw dazu zähle...
Die Blätter sind bunt
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

nach deinem Link habe ich mich in den Labyrynthen von Youtube verloren. Was da manche Russen können, da hält man den Atem an. Vor allem eine 7-jährige hat mich beeindruckt, die nicht nur C-sharp minor von Chopin auf dem Klavier gespielt hat, sondern noch professionell Einkunstlaufen betreibt...

Wähend dessen kämpt der kleine auch gegen CIS. Der 4. Finger ist bei ihm kein Problem, weil der Kleine eigentlich für sein Alter riesig ist :-)

Die zwei Jungs spielen noch nicht gern zusammen. Der Große macht das nur auf meine Bitte. Sie können gemeinsam nur den Bärentanz (irgenwo in der Mitte von Sassmanhaus) und da ist die Zusammenfügung der beiden Geigen richtig anspruchsvoll, weil unterschieliche Rythmen. Da ist bis zu einem Wutausbruch nicht weit.
Daphnis
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Daphnis »

Du brauchst keine App, sondern vermutlich eine neue Geigenlehrperson (sorry, klingt frech, aber ich leite seit über zehn Jahren eine Musikschule). Es ist ganz normal, dass Kinder nicht aus dem Stand rein intonieren und es bringt nichts, darauf "herumzureiten". Mit einem klugen, fehlerfreundlichen, aber dennoch zielorientierten pädagogischen Vorgehen stellt sich auch eine zunehmende Intonationssicherheit ein. Es braucht Spielfreude und gezielte Hilfsmethoden wie auf dem Griffbrett angebrachte Markierungen (Kleberlis) usw. Ich weiss, dass Letzteres z. T. völlig auf Ablehnung stösst, weil den Kindern so das Mithören abgewöhnt werde. Stimmt aber nicht, sie lernen so, richtig zu hören. MFG Dahnis
sinus
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von sinus »

zu den Aufklebern:
meine Tochter hatte jetzt reichlich ein Jahr einen Aufkleber für den 3. Finger. Das war gerade anfangs definitiv sehr hilfreich.
Wir haben ihren aber vor Kurzem abgemacht bzw ist er einfach abgefallen und ich hab keinen neuen hin gemacht - seitdem spielt sie erstaunlicherweise sogar sauberer. Sie richtet sich nun nämlich voll nach ihrem Gehör, statt wie vorher einfach nur den Finger auf den farbigen Punkt zu platzieren. (Und dann drauf zu beharren, dass es richtig sei, weil der Finger ja genau auf dem Punkt ist!)
Sicherlich muss das Gehör aber zunächst wissen, wie es eigentlich klingen soll, dafür ist zumindest am Anfang so ein Kleberli sicher nützlich...

Tochter hat jetzt auch schon Übungen mit Lagewechsel, da waren die Lehrerin und ich unsicher, ob der Aufkleber vielleicht wieder dran sollte. Wir haben aber festgestellt, dass es auch so gut klappt. :fahne:

@Katze:
Kind hat jetzt Stücke/Fingerübungen aus "Der kleine Paganini". Die sind richtig schön. (bspw einfache Melodien mit diversen Variationen in anderem Tempo/Rhythmus/Stricharten bswp). Die Stücke machen ihr richtig viel Spaß. (Und es gibt sogar auch immer eine Klavierstimme dazu.)
Demnächst erscheint ihr/unser Beitrag zum "Onlinekonzert" der Musikschule auf deren Website.
Die Aufnahmen mit der Kleinen waren übriges vollkommen unkompliziert, obwohl wir es sicher mehr als 10x gemacht haben.
Am Ende wollte die Lehrerin ausgerechnet DIE Aufnahme, die wir eigentlich nur für uns selbst gemacht haben. (wo ich auch mitspiele und es darum ein bisschen mehr nach "Hauskonzert" als nach Soloauftritt mit Hintergrundbegleitung aussieht)
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Mein Großer hatte Punkte, und ich bin nach dieser Erfahrung absolut dagegen. Der Kleine hatte beim alten Lehrer trotz des Aufklebers statt F und Fis immer irgendwas in der Mitte gespielt. Was ihm das an Nerv gekostet hat, danach lernen zu hören, dass es zwei unterschiedliche Töne sind... Ich habe ihm Kinderlieder auf dem Klavier vogespielt, mit f statt fis und umgekehrt. Er konnte nicht sagen, welche Variante falsch war. Die neue Lehrerin ist der Auffassung, dass man die Melodie im Kopf haben muss, bevor man sie auf der Geige spielen kann. Das ist mir sehr sympatisch. Sie kämpft seit einem halben Jahr mit der Konseqenzen der jahrelangen Fehlertoleranz. Dem Großen hat sie The Boy Paganini. der durchs ganze Griffbrett geht, gegeben und ein dickes Heft mit den Tonleitern. Er ist motorisch top, aber es war für ihn eine wahnsinnige Arbeit, die Geige hören zu lernen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

das Heft kenne ich noch nicht. Der Kleine spielt nur aus Sassmannshaus. Dafür systematisch und technisch sehr fordernd. Es geht auch langsam Richtung Musiktheorie. Er spielt viele Tonleiter. Heute im Unterricht hat er das erste mal geübt, Intervalle dabei zu hören. Interessant finde ich, dass die Lehrerin ein sehr ausgeprägtes Verständnis für die Hochbegabung hat. Laut ihrer Erfahrung sind die meisten guten Geiger unter ihren Schüler hochbegabt und erarbeiten sich die Geige mehr durch den Kopf als durch das eingeborene musikalische Begabung. Sie weiß auch ganz genau, welches Niveau der Abstraktion sie wem abverlangen kann. Ich finde es auch für den Kleinen sehr vorteilhaft, dass von ihm überhaupt jemand was verlangt und ihn für die schwer erzielbare Erfolge auch lobt. In der Schule läuft es ja ganz anders. Da wird er für Mathe, wofür er kein Unterricht braucht, über den grünen Klee gelobt, und für die schriftliche Produktion die ihm sehr viel Frust und Anstrengung kostet, eher kritisiert.
sinus
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von sinus »

Am WE war jetzt hier mal wieder Tag der offenen Tür in der Musikschule und wir haben die Kleine dann doch noch für Klavier angemeldet. Wenn sie überhaupt einen Platz bekommt...
Wollte sie gern. Die Gegenlehrerin fand die Idee ja nicht so toll (schrieb ich hier schon davon? Sie hätte es lieber, wenn sie sich voll auf die Geige konzentriert), aber wenn Kind es probieren möchte, soll sie, finde ich.
Wird sich ja dann zeigten, ob sie langfristig beides schafft und machen mag oder wie die Schwester irgendwann das Zweitinstrument doch wieder "weglegt".
Zuletzt geändert von sinus am Di 13. Jul 2021, 07:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo sinus,

ich finde es auch schön, dass ihr zu dritt musiziert. Das mach doch viel mehr Spaß, als alleine vor der Kamera zu stehen. Deine Kleine wirkt auch sehr konzentriet und ist voll bei der Sache!

Zu Klavier kann ich weder ja noch nein sagen. Auf einer Seite ist Klavier ein sehr zeit- und aufwandraubendes Instrument. Auf der anderen Seite gibt ein gestimmtes Klavier einem Geiger einen guten Rückhalt, was der Sauberkeit der Intonation angeht. Meinen Großen habe ich zu einem Klavierlehrer geschickt, weil er Probleme mit der Intonation bekommen hat so bald das Spiel aus der 1. Lage rausging. Auch das Spielen von Tonleitern und anderen technischen Übungen hat ihm geholfen seine Rhytmusprobleme zu kompensieren. Er kommt mit beiden Instrumenten gut zurecht, aber er war beim Einstieg ins Klavierspielen schon 12. In der 2. Klasse würde ich glaube ich doch keine Klavier und Geige gleichzeitig spielen lassen. Meine Befürchtung wäre, dass man durch den einfachen Einstieg ins Klavierspiel schnell Interesse an der Geige verliert. Nach 1-2 Jahre dreht sich aber der Spieß um. Klavier wird dann deutlich komplizierter, während man mit der Geige dann vergleichsweise leicht vorwärts kommt. Das wäre dann schade, wenn durch den Umstieg Geige nachdem die ganze Grundarbeit so gut wie absolviert ist, und man dann in ein paar Monaten mit den ersten Schülerkonzerten wie Rieding anfangen kann, das ganze verloren geht.
sinus
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von sinus »

...naja, für die Große war Klavier anfangs (ebenfalls Start in Kasse 2) schöner, aber als es komplizierter wurde (komplexere Sachen zweihändig spielen), mochte sie ihr Erstinstrument dann doch wieder lieber. Außerdem hatte sie keinen Draht zur Lehrerin gefunden.
Die, bei der wir jetzt die Kleine angemeldet haben, ist ein ganz anderer Typ und ich denke, das passt besser. Sie hat sich unseren Namen auch gleich notiert, befand das Kind direkt für ziemlich clever (sie hatte sie älter geschätzt) und sagte, sie setzt sich dafür ein, das sie einen Platz bei ihr bekommt.(Obwohl ich ihr erklärt hatte, dass es nur das Zweitinstrument wäre und erstmal nur ein Versuch wird. Die Musikschule ist hier auch alle 3 Monate kündbar)

Die Kinder meines Bruders haben jeweils mit 5/6 Jahre mit Klavier angefangen und dann später ein weiteres Instrument ergänzt. Mein Neffe begann mit 5 mit Klavier und mit 7 (1. Klasse) mit Cello.
Er spielt jetzt mit 16 beides sehr gut, ist beim Cello sogar in der Begabtenförderung gelandet. Allerdings ist er ein nur mäßig motivierter Über und hat keine großen musikalischen Ambitionen. Mitgliedschaft im Landesjugendorchester hat er bspw abgelehnt. Zu viel Aufwand.

Ich gehe auch von keinen außergewöhnlichen Ambitionen bei meinen Kindern aus, aber finde, sie sollte zumindest die Gelegenheit haben, ihre Talente auszutesten. Und in der Grundschule ist genug Zeit und Extrafutter willkommen und die Kleine ist wirklich sehr fleißig und auch ehrgeizig, ohne die geringe Frustrationstoleranz, die die große Schwester hat.
Dass sie das Interesse an Geige verliert, bezweifele ich, da sie es ja 1x die Woche erlebt, dass ich mit Freunden Folkmusik mache und sie da auch immer gern mitmachen mag. Die Lehrerin will sie auch jetzt sobald möglich ins Orchester nehmen, das motiviert ebenfalls.
Und in ihrer Schule gibts ein Geigenprojekt in Klasse 2+3. Eine fakultative, kostenlose Wochenstunde in Gruppe.
Auch wenn sie da ja jetzt 2 Jahre Vorlauf hat vor den anderen, die da jetzt erst anfangen, meint die Lehrerin, es lohne sich für sie, da mitzumachen. (sie selbst leitet diese Stunden)
Also sie entkommt der Geige nicht so schnell, würde ich sagen. :lol:
Es scheint ihr auch zu liegen, sie liebt ihre Geige und 1-2x die Woche übt sie tatsächlich auch mal eine ganze Stunde lang... Einmal musste ich ihr die Geige sogar wegnehmen, weil sie sich so an dem Stück festgebissen hatte, dass sie nicht aufhören wollte, obwohl es längst Bettzeit war...
Ich glaube, bevor dann Ende Grundschule schon bald wieder die Pubertät zuschlägt, sollte man solcherlei Motivation doch erstmal voll ausschöpfen.
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Re: Musik und Perfektion

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

wenn deine Tochter ein Talent für Klavier hat, dann kann sie erst recht sehr spät einsteigen und trotzdem ihre Klavierausbildung bis zur Abitur fertig kriegen. Ich kenne hier einige Beispiele. Wenn deine Tochter freie Kapazitäten hat und Ehrgeiz ihr Geigenspiel zu verbessen, warum willst du nicht, dass sie sich darauf konzentriert?
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