Hochbegabung und LRS

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Was die Schule will, ist ein anderes Kapitel. Da kann ich auch nur müde lächeln. Da helfen keine Erklärungen, warum dieses oder jenes Kind so ist wie es ist.
Rabaukenmama
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Was die Schule will, ist ein anderes Kapitel. Da kann ich auch nur müde lächeln. Da helfen keine Erklärungen, warum dieses oder jenes Kind so ist wie es ist.
Mein älterer Sohn zeichnet seit etwa einem Jahr exzessiv und verbringt damit (wenn er keine Schule hat) etliche Stunden am Tag.
Somit hat er bereits eine intensive Beschäftigung, nur ändert das nichts am Schleudersitz der Schule. Die Betragennote "wenig zufriedenstellend" hat mir nochmal klar gemacht, dass sich die Lehrer eigentlich als "großzügig" sehen, meinen Sohn überhaupt zu dulden. Blöderweise gibt es weit und breit keine andere Schule, die in irgendeiner Weise mehr aus meinen Sohn eingehen könnte. Es wird dann argumentiert, mein Sohn habe ja eine Schulbegleitung, somit sei alles in Ordnung. Blöderweise war die Schulbegleiterin in den letzten 5 chaotischen Monaten mehrmals krank und dann musste er eben so schauen, wie er zurechtkam. Ich hinterfrage da die Sinnhaftigkeit. Entweder BRAUCHT ein Kind eine Schulbegleitung oder es braucht keine. Das ist wie bei Pflege: entweder benötigt man Pflege bzw. Betreuung, oder nicht. Wenn eine Heimhilfe für 2 Wochen krank wird müssen die Personen, die sie betreut, ja auch nicht 2 Wochen irgendwie ohne Betreuung auskommen, sondern es kommt eine Vertretung.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

ich verstehe dich besser als du denkst. Mir ist es nicht gelungen für mein Adoptivkind mit leichter Intelligenzminderung, diagnostiziertem ADS, erheblichen Sprachbeeinträchtigung und einer leichten Cererbralparese irgendwelche Unterstützung für die Schule zu bekommen. Sie hat weder Schubegleiter noch sonst was, weil das Kind einfach still ist und nicht stört. Selsbt Logopäde wurde gestrichen, weil die Sprache angeblich durchschnittlich ist . Sie besucht jetzt die 5. Klasse Hauptschule. Alles was sie weiß, hat sie bei mir zuhause gelernt. Mene Tochter kann sich im Unterricht genauso schlecht aufpassen wie dein Sohn, nur leider kann sie nicht kompensieren. So funktioniert die Inklusion.
Meine3
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Meine3 »

Da ich nie Geige gespielt habe und das Gitarre-spielen mit 12 aufgehört habe (nachdem mein geliebter, alter Gitarre-Professor verstorben war) kann ich bei mir selbst defintiv sagen, dass mir der Knopf nicht durch das Üben eines Instrumentes aufgegangen ist. Aber aufgegangen ist er mir sehr wohl noch. Daher bin ich auch zuversichtlich, dass es mein Sohn auch noch schaffen wird (und deiner auch, Meine3 ;) )!
[/quote]

danke Rabaukenmama,

das hoffe ich inständig für euch, euren Sohn und uns...Alles was ich über ADHS lese, passt komplett zu meinem Sohn, außer dass ADHS-Kinder häufig sehr mitfühlend sein sollen :oops:. Das wirkt zumindest von außen bei unserem Sohn eher gegenteilig, auch wenn er sehr mitfühlend sein KANN (er merkt eben nur oft nicht, dass es was zum mitfühlen gibt). Daher denke ich, dass unser Sohn und euer Sohn wirklich ziemlich genau die selben Baustellen haben. Und mein Mann übrigens auch.

Meine Schwägerin ist mittlerweile auch recht überzeugt, dass unser Sohn im Spektrum liegt.
Mal sehen...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:ich glaube nicht, dass die von anderen Eltern unterstellte Unkonsequenz die Probleme verursacht. Neben der genetischen Vorlage, die das Kind mitbringt, spielt die Umgebung eine große Rolle. Mein autistischer Neffe hat auch lange versucht sich den anderen Menschen zuzuwenden, bis er in dem Kindergarten durch unqualifiziertes Personal zum agressiven Verhalten gebracht worden. Auch mein Großer war in seinen jungen Jahren diesbezüglich ziemlich gefährdert. Aber er hatte immer Glück mit Lehrern, so blieb er offen, kooperativ und motiviert. Das hätte auch anders laufen können.

Der Kleine hat jetzt ein großes Pech mit der Lehrerin, und ich sehe wie er durch ihre Inkomepetenz leidet. Alleine ihre Forderung, er solle sich besser konzentrieren, hat ihn an Rand der Vezweifelung gebracht. Er ist ein eineser Schüler, der eher selten stört. Er hat Lob erwartet. Stattdessen wurde an seinem Schriftbild gemekert und seinen Flüchtigkeitsfehler. Seine absolut herausragende Leistung in Mathe wurde nur flüchtig am Rande erwähnt. Auf dieser Wiese durchgeführte Lerngespärch verursachte einen erheblichen Motivationsabfall. Er hat der Lehrerin gleich gesagt, er will gar nicht dass Lockdown endet, er lernt lieber zuhause.
wie traurig :(. Im Moment bin ich versucht, mein Kind nur die Realschule machen zu lassen, weil er dann weniger lang diesem System ausgesetzt ist und nicht so unter Druck steht. Auch wenn es seinen kognititven Fähigkeiten nicht gerecht wird. Aber die Qualitäten, die mein Sohn hat, werden in der Schule nicht gebraucht, nicht gelobt oder unterstützt (unbändige Energie, Ideenreichtum, Spontanität, hohe Auffassungsgabe in allem, verbal unglaublich hochwertiger Ausdruck, ein eigener Wille, Durchsetzungsvermögen...). Was erwartet und "gewünscht" wird ist stillsitzen, gehorchen, nicht hinterfragen,
schnell und leise arbeiten, nicht "vom Plan abweichen"....


Kinder wie unsere, die einen starken eigenen Willen haben, die hinterfragen und einfach WOLLEN (aber eben nicht unbedingt das, was grade in der Schule gelehrt wird, weil das für sie Jahre zuvor schon ein alter Hut war), werden in der Schule nur dann "glücklich" werden, wenn sie eine Lehrkraft haben, die sie "sieht", akzeptiert und unterstützt.


Unsere KL sieht unseren Sohn, sagt auch, dass er unheimlich tolle Qualitäten hat und die ihm später im Berufsleben etcpp viel helfen werden, sie sagt aber gleichzeitig: er stört im Unterricht massiv, ich kann nicht IHN und die Klasse da abholen wo sie stehen. Es ist oft quasi unmöglich, den Unterricht strukturiert und "normal" durchzuführen.


Ich denke mir: doch, wäre es. Wenn sie lästige Wiederholungen ihn nicht machen lassen würden, wenn er anstatt langweiliger Erstlesertexte sein Buch weiterlesen dürfte, wenn er ab und zu mal ein Referat halten dürfte über die Themen, die im Unterricht besprochen werden, wenn er in Mathe die Rechenwege nicht mehr hinschreiben müsste und DANN schwerere Aufgaben bekommen würde, etcpp.

ABER all das wird eben nicht gemacht.

Stattdessen regen sie sich auf, dass es seit dem "misslungenen" Klassensprung mit der Konzentration und Arbeitshaltung ja ganz schlimm bergab gehe...
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

ich habe von Hörensagen den Eindruck, dass man in der Realschule noch viel mehr auf Konformität gedrillt wird. Die Gymnasiasten haben viel mehr Freiheit, was die Form angeht. Grundsätzlich kann man auch nach 10 Jahren Gymnasium eine Mittlere Reife machen. Danach kann man, wenn man es möchte, auch zu FOS wechseln. Ich habe die ganze Laufbahnberatung jetzt bekommen, weil meine Tochter die 10. Klasse besucht. Allerdings weiß ich nicht, ob in eurem BL die gleichen Regeln gelten.

Das wundert mich, dass eure Schule bei dem Niveau der Störung und dem gezeigten Wissen so unflexibel ist. Der Kleine macht seit Anfang des Jahres im Matheunterricht niicht mit. Keine Ahnnung, was er alles stattdessen macht, aber mir ist alles rechtens. Hauptsache keine blöden Wiederholungen. Die Lehrerin hofft, dass er in der 4. Klasse brav das Heft der 4. macht, aber Überraschung, er ist schon fast mit dem 5. Heft durch. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ich werde mit der Lehrerin erst im September über die Unmöglichkeit des Vorhabens sprechen.
Meine3
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

ich habe von Hörensagen den Eindruck, dass man in der Realschule noch viel mehr auf Konformität gedrillt wird. Die Gymnasiasten haben viel mehr Freiheit, was die Form angeht. Grundsätzlich kann man auch nach 10 Jahren Gymnasium eine Mittlere Reife machen. Danach kann man, wenn man es möchte, auch zu FOS wechseln. Ich habe die ganze Laufbahnberatung jetzt bekommen, weil meine Tochter die 10. Klasse besucht. Allerdings weiß ich nicht, ob in eurem BL die gleichen Regeln gelten.
Das weiß ich auch nicht. Wir sind ja erst in der 2. Klasse angelangt mit unserem Sohn. Ich denke, die Beratung erfolgt dann bei uns aber auch.
Das wundert mich, dass eure Schule bei dem Niveau der Störung und dem gezeigten Wissen so unflexibel ist. Der Kleine macht seit Anfang des Jahres im Matheunterricht niicht mit. Keine Ahnnung, was er alles stattdessen macht, aber mir ist alles rechtens. Hauptsache keine blöden Wiederholungen. Die Lehrerin hofft, dass er in der 4. Klasse brav das Heft der 4. macht, aber Überraschung, er ist schon fast mit dem 5. Heft durch. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und ich werde mit der Lehrerin erst im September über die Unmöglichkeit des Vorhabens sprechen.
Ich wundere mich leider garnicht mehr. Die extreme Unflexibilität hat ja erst dazu geführt, dass es so bergab ging, dass wir Versuche unternommen haben (Schulwechsel, Klassensprung), die die Lage stets eklatant verschlimmert, anstatt verbessert haben. Mein Sohn war jetzt auch durchgängig nicht im Onlineunterricht von Mathe, das hätte ihm den Rest gegeben. Da habe ich als Mutter einfach mal bestimmt, dass das nicht auch noch sein muss :roll:. Ich glaube die Lehrer sind einfach grundsätzlich der Meinung, dass mein Sohn lernen muss, dass er eben keine "Extrawürste" bekommt, nur weil er stört. Sie verstehen nicht, dass anders herum ein Schuh draus wird und sein Störverhalten so extrem ist, weil zusätzlich zu seinen Grundproblemem auch noch extreme Unterforderung kommt. Ich habe mir hier den Mund fusselig geredet. Das bringt alles nichts. Beim schreiben bin ich auch mit dabei. Hier braucht er die Übung, da muss er durch. Bei Mathe und Lesen, sowie Sachkunde denke ich oft, dass weniger sehr viel mehr bewirken würde. Was deinen Sohn anbelangt: hast du ihm das Heft der 4. Klasse dann zu Hause gegeben? Denn im Unterricht hat er es ja laut meinem letzten Kenntnisstand konsequent nicht erhalten? Mein Sohn hat auch die letzten Seiten des 2. Klasse Heftes wohl mal aus Verzweiflung ausgefüllt. Grundsätzlich ist er aber einfach nicht motiviert zu arbeiten, wenn es nichts Neues ist. Und weder der 2.Klasse-Stoff noch große Teile des 3. Klasse Stoffes sind große Herausforderungen für ihn. Er wird auch immer bockiger und verweigert die Mitarbeit halt so weit es ihm möglich ist. Da wird kein Strich MEHR gemacht als notwendig ist. Jegliche Motivation in Sachen Schulstoff sind mit dem misslungenen Klassensprung davongesegelt... :cry:
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

die Lehrerin hat er mir verordnet, ihm das 5. Heft zu geben. Ich fand es blöd, dass ich dazu gezwungen werde, durch viel Aufwand Erklärungen und Beispiele im Internet zu suchen, die ihm an einigen Stellen fehlen, um das Matherial zu bearbeiten. Zum Beispiel hat er sich im 5. das Thema Maßstab ausgesucht. Es wird aber schon in dem 4. Heft behandelt. Ich ließ ihn dann die Aufgaben aus beiden Heften zum Thema bearbeiten. Dann wollte der Sohn Winkel messen und zeichnen und auch da musste ihm erstmal erklärt werden, wie man das Geodreieck und den Zirkel verwendet.
Meine3
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Meine3 »

@katze: alles klar. Das ist ja vollkommen sinnfrei.... :roll:

Bei mir hat sich heute die KJP "beschwert", der Sohn würde nicht richtig mitmachen und wäre so unruhig. Äh, jaaaa?? Deswegen sind wir bei Ihnen?? :gruebel:

Manchmal verstehe ich echt gar nichts mehr.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabung und LRS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Ich habe das Gefühl, dass alle Kinder zur Zeit die Wände hochgehen. Keine Schule, kein Sport, kaum gemeinsame Spiele. Ich zumindest spüre hier deutliche Auswirkungen, nicht nur bei meinem Grundschüler, sondern auch bei seinen Freunden, sie gelegentlich doch zum Besuch kommen.

Logik? Die Lehrerin hat die Klasse für den Wechselunterricht nach.. Alphabet geteilt. Die Zwillinge hatten gerade Glück, dass sie zusammen sind, aber alle Freunde vom Kleinen sind in der anderen Gruppe. Der Kleine droht mir mit Boykott.
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