Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich habe für den Kleinen folgendes Heft bestellt:

https://www.amazon.de/gp/product/312746 ... UTF8&psc=1

Im Heft gibt es sehr viel Matherial zum Thema Bruchrechnen und Dezimalzahlen, mit guter Systematik und Anleitungen auf jeder Seite was zu tun ist. Im Prinzip kann ein interessiertes Kind das Heft alleine bearbeiten. Inhaltlich ist es Klasse 6.
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

Danke für den Tipp!

Die Lehrerin bewegt sich jetzt etwas. Jetzt gibt es auch die ersten Alternativaufgaben. Allerdings immer noch zu leicht. In HSU hat sie auch was angekündigt, aber das lässt auf sich warten.
Schockiert war ich gestern, als ich feststellen musste, dass die Kinder eine Seite im HSU-Buch aufbekamen und dazu ein Blatt, dass den selben Inhalt noch mal nach unten differenziert wiedergab. Also, in so einem Fall müsste doch entweder oder gelten. Das ist echt ABM
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Die ganze Grundschule ist größtenteils ein ABM-Modell. Ein halbwegs begabte Kind würde auch ohne Grundschule lesen, rechnen und schreiben lernen. Ein gut begabtes Kind im Alter von 10 Jahren wäre in der Lage den ganzen Stoff der Grundschule innerhalb von 6 Wochen nachzulernen. Auch weiter verhält sich die Sache nicht viel anders. Ich kenne persönlich Leute aus USA, die nie eine Schule von innen sahen, keinen geordneten Hausunterricht hatten, und trotzdem an der Uni studiert haben. Sie leben ihr Konzept weiter und beschulen ganz souverän ihre Kinder nicht.

Ich las mal eine Reportage über eine reisende Familie. Dort hat der Sohn mit 18 innerhalb von 2 Jahren defacto von fast Null fürs externe Abitur nachgelernt und bestanden. Ich kenne auch mehr Beispiele. Wenn die Fähigkeit zu lernen ausgebildet ist, braucht man für die Wissensvermittlung nicht unbedingt eine Schule. Im Gegenteil, dann lernt man ohne Schule effizienter.

Was mich in der aktuellen Lage mehr und mehr stört ist die Bildschirmzeit der Kinder. Der Verkauf von Brillen verspricht in den kommenden Jahren einen Boom zu erleben. Ich habe nachgelesen, dass für ein Kind von 6-9 ein gesundes Maß von 45 Minuten pro Tag vorgesehen ist. Selbst unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass ich für meinen Jüngsten alles selbst ausdrucke und hochlade, kommt er alleine durch Videokonferenzen und empfohlene Videos auf mindestens das Doppelte schon während der Schulzeit. Dann wird noch ein Spielchen zum Vokabeln lernen empfohlen, ein netter Musikquiz... Am Abend möchte man noch einen Film anschauen, und zu allen Familienmitgliedern in den Computer reingucken, was sie alle so interessantes machen.

PS. Die HSU Lehrerin des Kleinen hat die Woche die Hefte für Kontrolle eingesammelt. Ein Arbeitsblatt fehlt: "Weihnachten in...", das soll er nacharbeiten. Außerdem wurden im Englischheft die Wörter nicht alle nachgespurt! Das nenne ich Prioritätensetzung in der Krise.
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

Ja, das hab ich auch gehört. Es fasziniert mich, wie viel Kinder ohne Schule lernen können. Aber in der Schule wird es ihnen abtrainiert aus Eigeninitiative zu lernen. Ich sehe das auch bei meiner Tochter. Simpler Text in HSU zu bspw Ritter mit einem dummdämlichen Rätsel zur Kontrolle ob alles „verstanden“ wurde. Effekt: Rätsel ist auf den ersten Blick zu durchschauen. Mission accomplished, warum dann noch den Text lesen? Wobei der so inhaltsleer ist. Da wundert man sich aber, dass das bisschen nicht aufgenommen wird. Wenn ich es einem Viertklässler nicht mal zumuten kann, zu erfahren wann die ritter gelebt haben und ob die Römer davor oder danach kamen, dann zweifle ich an allem. Wir vergnügen uns dann nachmittags immer mit Terra x gucken, sobald die inhaltsleeren Blätter erledigt sind. Komisch, was da hängen bleib!
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Das Problem ist die Selektion in der Mitte, die ein Kompromiss ist. Die Grundschule ist zerrisen zwischen dem Versuch, den Gymnasialkindern einen richtigen Einstieg ins Lernen zu ermöglichen und dem sozial gerechten Wunsch den schwächeren eine Chance auf Bildung zu bieten. Man versucht den Kindern auf der absrakten ebene komplexe Themen zu vermitteln, z.B. die Themen Strom und Feuer in der 3. Klasse. Dabei stellt man fest, dass ein Teil der Kinder selbst das Grundgerüst nicht versteht. Dann wird statt vom abstrakten in das konkrete zu gehen, das abstrakte abgespekt. Die langsamen verstehen noch weniger, die schnellen gähnen vor Langeweile. Was tun? Wiederholen! Dann kommt ein Lückentext. Das kann doch jeder! Ein Erfolgserlebnis für den Lehrer. Bis das Thema in der weiterführenden Schule neu aufgegriffen wird, ist der Text weg, es bleibt nur die Lücke übrig.

Ich kenne alle drei Seiten in diesem Dreieck: die des Lehrers, des Begabten und des Langsamen. Gemeinsam gibt es für sie nur eine Lösung: konkrete praktische Handlung. Nicht ein Text über Ritter, sondern ein Rittertournier. Nicht die Erklärung im Buch, was brennt und was nicht, sondern ein gemeisames Feuer mit Demonstration der Brenneigenschaften einzelner Materialien. Aber dafür ist in Deutschland die Angst zu groß, dass Kinder ohne Drill und Druck ja gar nichts lernen.
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

Hallo,

inzwischen ist etwas Bewegung in die Sache gekommen. Die Lehrerin gibt meiner Tochter nun Alternative Aufgabe aus dem Mathe-Forderheft auf. Pro Woche zwei Alternativseiten, das Heft hat nur wenig zu bieten, was thematisch passt. Der Großteil besteht aus Knobelaufgaben. An den anderen Tagen soll sie nach Plan arbeiten. Ich hab euren Tipp mit dem Mathebuch klasse 5 ausprobiert und einfach langweilige Aufgaben durch spannendere ersetzt. Es ist aber immer noch zu dünn, um mal ihre Worte zu gebrauchen. Ich bin ja froh, dass wir nun wieder im Dialog sind und sie sich bemüht. Jetzt wurde aber angekündigt, dass nach schulöffnung erst mal wiederholt wird. Ich würde der Lehrerin gerne vorschlagen, dass sie dann in einem anderen Heft arbeiten könnte. Klasse 5 vorzuschlagen wäre sicher kontraproduktiv. Habt ihr noch Buchtipps für klasse 4 + ?

Habt ihr auch Tipps für Deutsch? Mal abgesehen von Aufsätzen. Die sind ja im Vergleich sehr zeitaufwendig. Das ewige „tragen-er trägt“ oder unterstreicht die Ortsergänzung oder Text abschreiben ist fortdürfe gerade Höchststrafe. Forderhefte in Deutsch hab ich noch nie gesehen.

Wo ich etwas zwiegespalten bin: sie wurde von der Lehrerin für ein Begabtenförderprogramm vorgeschlagen, das quasi ein höherwertiger HSU-Unterricht sein soll, aber auch Methodenkompetenz und Selbstvertrauen vermitteln soll. Die Kinder sollen das auch im Unterricht bearbeiten dürfen. Die Kurse sind am Nachmittag. Zum einen glaube ich nicht, dass die angenommen wird, da die Betatungsstelle meinte, Springer seien ausgelastet genug mit aufholen (?). Die Lehrerin wollte es aber probieren. Ich finde das interessant, da es ja immer hieß, sie müsse alle Blätter wie die anderen Kinder machen und könne anderes Material nur on Top bekommen. Dieses Programm sieht das anders. Na ja, hoffen wir mal, dass das auch so gehandhabt wird in der Praxis.
Und so ein bisschen glaube ich auch, dass die Lehrerin es sich damit leicht machen will. Kind hat Förderung, dann muss ich nix mehr machen.

Habt ihr da Erfahrung?
koala27
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von koala27 »

Hallo nosupermum, nur ganz kurz,

Ich weiß, dass es in Deutsch Forderhefte vom Klett Verlag gibt-- weil ich selbst schon danach gesucht habe

"Deutsch für Profis" ( kosten um die 4,50 Euro)

inwieweit die was taugen, weiß ich allerdings nicht.
Mildenberger bringt auch welche raus, wird aber für dich zu spät sein- bei uns könnte es für den Kurzen passen.
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

Danke! Ich suche halt was, was nah am Stoff ist (damit es als Alternative durchgeht) aber etwas abwechslungsreicher und anspruchsvoller ist. Es soll ja nicht immer gleich ein Aufsatz sein.
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

Update! Nachdem ich hier freudig berichtet habe, dass die Lehrerin meine Tochter für ein Begabtenförderprogramm (pullout) vorgeschlagen hat, bin ich total gefrustet über die aktuelle Entwicklung. Ich durfte heute erfahren, dass sie sie gar nicht vorgeschlagen hat und sie nie im Auswahlverfahren war. Auf meine Rückfragen hin, ob endlich eine Rückmeldung gekommen wäre, sagte sie, dass man keine bekäme bei einer Absage. Das las sich in dem Elternformular aber anders, weshalb ich mal angerufen habe. Ich bin echt sauer. Ein technischer Fehler sei aber auszuschließen.

Ich bin es echt leid. Ständig diese halb garen Fördeideen, hier etwas vorbereiten was nie vorgetragen werden darf, der ganze langweilige Kram, den sie abarbeiten soll, um was spannendes machen zu dürfen was nie kommt.. :oops:

Ich will echt nicht auf Konfrontation gehen. Deshalb wird sie wohl den langweiligen Kram machen und aufs Gymnasium hoffen dürfen.
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