Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Meine3
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Re: Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Beitrag von Meine3 »

Karen hat geschrieben:Ich habe mich hier mit ADHS Abklärung auseinandergesetzt da wir die Tochter angemeldet haben. Es dauert aber 3 Monate bis es soweit ist. Hier reicht aber ein Fragebogen definitiv nicht für Diagnose. Es werden mehrere Tests gemacht und Kind in unterschiedlichen Situationen beobachtet. Meine3 - es scheint ihr hattet wirklich Pech mit der Psychologin. Ich hoffe ihr findet jemanden dass weiss was sie macht.

Hallo Karen,

ja, wir hatten wahrlich Pech. Ich habe jetzt einen andern KJP gefunden, der auch Autismus-Abklärung macht. Aber da können wir erst ab dem 3. Quartal hin :?.

Ich lasse ihn dann auch nochmal gründlich ADHS abklären. Denn die jetzige KJP war und ist mir einfach zu lari-fari. Sie hat nur die Fragebögen gemacht, vertröstet uns seit November dass noch andere Tests folgen, und die Verhaltenstherapie, die sie mit Sohnemann grade macht, ist auch eher kontraproduktiv. Wenn er ein Online-Meeting hat, klappt er ihr auch gerne mal den Bildschirm zu :schwitz:, das würde er beim Online-Schooling nie machen. Wenn ich ihn frage, sagt er sie sei schon okay, aber das viele reden strengt ihn an. Da fehlt einfach von Anfang an der Draht zwischen den beiden.

Ich hoffe, dass es beim nächsten besser klappt :roll:

Gruß und auch für euch alles Gute!
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
Dauergast
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Re: Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Rabaukenmama

die Sprachtests sind so eine Sache. Wenn es kein Multiplechoice ist, ist die Interpretation zum Teil extrem Schwierig. Ich habe mir die Schulaufgabe der Tochter angeguckt, und da sind solche Sachen drin, wie z.B zum Thema Immigration:

was ist ein Meltig Pot? Meine Tochter schreibt: multicultural environment. Falsch, der Lehrer wollte mutiracial sehen.
wenn die Leute in ein fremdes Land übersiedeln, suchen sie zuerst ... Meine Tochter schreibt - an apartment. Falsch, der Lerher will an der Stelle accomodation.

... und so geht es weiter. Richtig ist nur was in dem Unit 1 stand, wozu die Aufgabe ja gehörte. Ich konnte meiner Tocher keinen besseren Rat für die Zukunft geben, als die Vokabeln zu verwenden, die exakt so im Unit stehen.

Zum Thema, was die Lehrerin sehen wollte. Ich habe Englisch studiert. Multicultural environment ist m.E. passender als multiracial environment :roll:, zumindest ist dieser Begriff so auch in muttersprachlichen Texten zu finden in diesem Zusammenhang. Bei apartment und accomodation ist es wiederum so, dass es eben etwas unterschiedliches bedeutet. Accomodation ist ja mehr eine Unterkunft/Unterbringung, und das passt natürlich in Sachen Immigration, bzw. Asyl suchen erst einmal passender, weil Immigranten oft auch erst einmal behelfsmäßig untergebracht werden und nicht gleich ein Apartment suchen bzw. beziehen können.

Nichts desto trotz geht mir diese Pingelei auch echt auf den Keks. Meine Tochter machte letzte Woche grade den Buchstaben W in der Schule (homeschooling und da macht sie die Aufgaben völlig selbstständig. Selten, dass sie mal was fragt). Auf einem Arbeitsblatt waren Bildchen, man sollte daneben schreiben, was es ist. Meine Tochter schrieb neben ein Bild mit einem Schneemann, also Schneemann. Gesucht war aber Winter (wegen des W's). Anstatt, dass anerkannt wurde, dass sie dieses Schneemann (auch mit Großschreibung) korrekt geschrieben hatte, wurde es einfach durchgestrichen und Winter drüber geschrieben :roll:. Ebenso wie beim Bild mit einer Wurst drauf, die Punkte hatte. Meine Tochter schreibt "Salami". FALSCH! Es war Wurst gesucht... Meine Tochter hatte dieses Arbeitsblatt ohne Anweisungen von uns bearbeitet und es gab auch keinerlei schriftlichen Auftrag dazu. Daher empfand ich es auch als streng, dass einfach durchzustreichen. Klar waren Wörter mit W gesucht, aber das ging nicht klar aus der Aufgabe hervor, also hatte sie die Aufgabenstellung einfach für sich anders interpretiert und kurz den Zusammenhang zwischen dem Buchstaben der Woche und der Aufgabe aus dem Blick verloren.

Unsere English-Lehrerin beim zweiten Bildungsweg war auch genau so pedantisch und engstirnig. Die hat sogar ständig unsere Muttersprachlerin über-korrigiert :roll: und im Studium habe ich dann viele Dinge, die sie so von sich gelassen hat in der Oberstufe nachweislich als falsch oder nur halbrichtig entlarven können. Da hatten wir nämlich von einer Muttersprachlerin rein englischsprachige Vorlesungen und Kurse.

Ich finde, man kann den Kindern in solchen Fällen auch einfach kurz rückmelden, dass es an sich korrekt war, aber nicht der exakten Aufgabenstellung entsprach und einen halben Punkt abziehen. Denn "falsch" ist in meinen Augen dann doch nochmal was anderes.

Aber das ist eben das blöde an diesem gesamten Bewertungssystem. Die Lehrer stellen oft die Aufgaben garnicht präzise genug und erwarten dann aber, dass man korrekt interpretiert. Wenn man aber die Aufgabe für sich auch korrekt löst, aber nicht genau das bietet was gesucht war, wird das nicht anerkannt. Das ist ziemlich realitätsfern.
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Katze_keine_Ahnung
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Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

Ich kenne mich mit Sport nicht aus, mit Musik dagegen schon. Die Konkurenz dort ist wahnsinnig und ensprechend ist die Stimmung. Mein Großer hätte den Zeug zu einem Profipianisten. Er hätte selbt mit 12 ins Geschäft einsteigen können. Wir haben es eindeutig und kategorisch abgelehnt. Er kann sich woanders leichter sein Brot verdienen. Nicht destotrotz sind ausgewählte Eltern nicht neidfrei, wenn er nach zwei Jahren Unterricht beim nächsten Vorpsiel Mozart vorspielt.

... und ich kenne einige Kinder, die kein Spaß auf Klavier haben, und trotzdem selbst mit 14 ins Klavierunterricht gehen und jeden Tag üben, weil der Vater es so viel. Ein Jungendlicher saß beim letzten Vorspiel mit tiefem Hass in der Haltung am Klavier und spielte mackellos die Variationen von Glinka (Stufe 7). Dieser Junge hat mal meinen Sohn gefragt, wie man überhaupt Klavier freiwillig spielen könne.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Die Tochter hatte für die begabte Arbeit eine 4, trotz der vollen Punkzahl für Reading und Listening. Ihr ist das lieber, das ich nichts dagegen unternehme. Sie sagt: "Der Leher mag micht nicht!"
Rabaukenmama
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Re: Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Rabaukenmama

Ich kenne mich mit Sport nicht aus, mit Musik dagegen schon. Die Konkurenz dort ist wahnsinnig und ensprechend ist die Stimmung. Mein Großer hätte den Zeug zu einem Profipianisten. Er hätte selbt mit 12 ins Geschäft einsteigen können. Wir haben es eindeutig und kategorisch abgelehnt. Er kann sich woanders leichter sein Brot verdienen. Nicht destotrotz sind ausgewählte Eltern nicht neidfrei, wenn er nach zwei Jahren Unterricht beim nächsten Vorpsiel Mozart vorspielt.

... und ich kenne einige Kinder, die kein Spaß auf Klavier haben, und trotzdem selbst mit 14 ins Klavierunterricht gehen und jeden Tag üben, weil der Vater es so viel. Ein Jungendlicher saß beim letzten Vorspiel mit tiefem Hass in der Haltung am Klavier und spielte mackellos die Variationen von Glinka (Stufe 7). Dieser Junge hat mal meinen Sohn gefragt, wie man überhaupt Klavier freiwillig spielen könne.
Nichts anderes habe ich geschrieben. Wenn wer auf Leistungen in Sport oder Musik neidig ist, dann sind das die Eltern, nicht die Kinder. Und ohne Druck (elterlicherseits) wird kein Kind, welches nicht (mehr) musizieren oder sporteln will, weitermachen.

In der Schule hingegen gibt es Cliquen, wo Jugendliche sogar stolz auf schlechte Leistungen sind, und wo man mit lauter Einsern definitiv NICHT gern gesehen ist. Das betrifft nicht nur Haupt- oder Mittelschulen, sondern auch Gymnasien!

Gerade Jugendlichen ist aber zunehmend wichtig, Anerkennung von Gleichaltrigen zu bekommen. Anerkennung durch Lehrer oder Eltern ist ab einem gewissen Alter schlichtweg weniger "wert". Darum finde ich auch Begabungsklassen gut: weil die Kinder dort mit anderen Kindern zusammen sind, die sie für herausragende Leistungen nicht verurteilen oder als Streber bzw. Schleimer abstempeln. Weil gerade kluge Kinder sich dort weniger verbiegen müssen!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Warum macht unser Schulsystem die Kinder schlecht?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

ich stimme dir bei den Begabtenklassen voll zu. Gerade kluge Kiinder sind in der Lage einen richtigen Schleimer und Streber zu identifiezieren und nicht pauschal die Leistung zu verpönnen. Man kann sich einiges wünschen, wie das im Idealfall wäre. Die Realität jedoch entwickelt sich in die entgegengesetzte Richtung. Ich las heute einen kleinen Randartikel im Spiegel, dass es zunehmend schwieriger wird ohne Abitur eine Lehrstelle zu finden. Während sich das System des dualen Studiums die große Beliebtheit erfreut, bevorzugen die Unternehmen die Bewerber mit Abi. Selbst mit Realschulabschluss sind Perspektiven nicht gut. Ich vermute, dass man dieses System erschaffen hat, um den akademisch schächeren Jugendlichen einen Chance auf Studium zu gewehren. Das Ergebnis scheint jedoch das Gegenteil zu sein. Die Bilanz des Gesamtsystem sieht folgendermaßen aus: an einer Seite kämpft man mit dem Thema der Überqualifizierung: wer will denn nach 15-18 Jahren Bildung als Erzieher arbeiten? Auf der anderen Seite kämpft man mit Chancenlosigkeit, weil ein deutscher Erzieher einen Abschluss braucht, das bei aller Kinderliebe, Empathie und Fürsorge für viele trotz des Wunsches nicht erreichbar ist.
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