keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Karen
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von Karen »

So wie du ihm beschreibst - verstehe ich dein Angst nicht wirklich. Es kann doch nicht schlimmer werden als es schon ist. Meine Tochter hatte diese Phase vor überspringen dass sie andere Kinder quasi kopiert hat. Sie hatte keine eigene Wünsche mehr, sie war sogar soweit dass sie nicht mehr wusste ob sie Kalt hat oder Hunger hat - und in Kiga sogar Würste mitgegessen obwohl sie schon länger aus Prinzip kein Fleisch gegessen hat. Das ist ungesund, hat eine Tiefe Krise in ihr ausgelöst, es hat ewig gebracht bis sie wieder sich selbst getraut hat eigene Meinung zu haben. Ich habe Gefühl dass dein Sohn genau gleiche Muster vor übereinpassung hat. Du kannst das überspringen auch als Chance sehen - vielleicht findet er doch dort ein Freund dass zu ihm passt? Jetzt hat er ja nur scheinfreude die ihm eventuell sogar ausnützen? Er muss sich doch in Unterricht anstrengen - jetzt muss er ja nicht. Das ist eine gute Erfahrung sich anstrengen zu müssen. Er ist selbständig und das wichrigste- er will überspringen von sich aus. Ich sehe da keine bessere Voraussetzung. Schreibe doch deine Ängste auf. Schreibe dir was das schlimmste was passieren kann. Und schreibe dir was die Chancen sind, was alles jetzt schlecht ist und nur besser werden kann. Ich glaube die zweite Liste wird länger und du kannst ihm vertrauen dass wenn er will er es auch packt und davon profitieren kann. Schlimmer kann es nur werden wenn die Lehrer nicht mitmachen - und auf das habt ihr kein Einfluss. Aber dafür ist ja Probezeit da um rauszufinden ob die Lehrer dahinter stehen oder nicht. Meine 7 Jährige ist in der 3 Klasse - und sie findet der Anschlüsse nicht wirklich, wird sogar ausgeschlossen. Trotzdem ist es viel viel besser in Vergleich zu dem Zustand vor überspringen und hat sich zu 100 Prozent damals gelohnt und vieles in Luft aufgelöst.
Rabaukenmama
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von Rabaukenmama »

Flixe hat geschrieben: Nun zur alles entscheidenden Frage. Wie sehe ich meinen Sohn? Diese, für mich, extreme Hochbegabung hat mich sehr überrumpelt. Es fällt mir schwer, das zu glauben, weil er eben nicht schon immer „über den Dingen schwebt“. Ich habe Ängste, ob er es schaffen wird oder ob er aufgeben wird, wenn er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Ich habe Angst, ob er dieses Mal vielleicht besseren Anschluss finden wird oder wie der Lehrer so ein junges Kind generell aufnehmen werden.

Und ganz tief drinnen habe ich diese Alleinerziehenden-Angst, dass ich etwas falsch entscheide oder etwas falsch mache. Und auch wenn es schlimm klingt, ich hätte mit einer Lernbehinderung besser umgehen können. Du hast also völlig Recht, dass auch ich Unterstützung in dieser Situation brauche.
Hallo Mama von Flixe!

Diese Angst, etwas "falsch" zu entscheiden, ist nicht Alleinerziehenden vorbehalten. In den meisten Familien mit Kindern, die ich kenne, entscheiden die Mütter. Die Väter schreien nur laut NEIN wenn ihnen was gar nicht ins Weltbild passt (leider oft ohne sich Gedanken um Alternativen zu machen) und lassen sonst die Mütter machen. Bei uns entscheide auch ich, aber wir haben immerhin den Vorteil, dass mein Mann und ich in den meisten erzieherischen Dingen ähnliche Ansichten haben. Aber in Sachen Schule hält er sich weitgehend raus, weil er die Konfrontation mit den Lehrern scheut. Also gehört dieser Bereich auch mir.

Zu wichtigen Entscheidungen generell: als Alex nicht mal ein Jahr alt war mussten wir (bzw. ich :P ) entscheiden, ob er Hörimplantate bekommen soll. Von Ärzte-Seite war völlig klar dass er welche "braucht" und dass ich mich dafür entscheide. In der Gehörlosenszene (wo ich bald nach der Diagnose "gelandet" bin) sah man die Implantate eher skeptisch, es gab auch einige vehemente Gegner.

Da das nichts ist, was man mal so locker für 8 Wochen ausprobieren kann, habe ich mir alle Argumente angehört:

FÜR Hörimplantate: das Kind kann durch die Implantate Hörerlebnisse haben, die dem eines normal hörenden Kindes ähneln, es kann mit etwas Glück dadurch auf natürlichem Weg Lautsprache erlernen, welche zu beherrschen für die Integration in der Gesellschaft unerlässlich ist, es kann dadurch mit etwas Glück eine normale Schule besuchen und hat bei Freundschaften eine größere Auswahl, die Gefahr von Ausgrenzung und Mobbing ist geringer, es hat bessere Schul- und Berufsaussichten, es kann Musik hören und auch selbst musizieren, es wird durch das Hörvermögen vor Gefahren im Straßenverkehr gewarnt...

GEGEN Hörimplantate: etwa bei der Hälfte der Kinder zeigt sich nicht die erwünschte Wirkung, sie hören mit dem Implantaten entweder gar nicht oder schlechter als normal hörende Kinder, die Gefahr einer Hirnhautentzündung durch die OP ist 10x höher als bei nicht operierten Kindern, es gibt Fälle von extremen Kopfschmerzen, Persönlichkeitsveränderungen und auch Gesichtslähmungen durch die OP, die "normalen" Risken einer mehrstündigen Operation unter Vollnarkose sind natürlich auch dabei, das Kind kann mit den Implantaten keine Kampfsportarten ausüben und auch von "wilderen" Sportarten wie z.B. Fußball wird generell abgeraten, es braucht bei Flügen einen Implantatsnachweis, kann manche Untersuchungen wie z.B. MR nicht machen lassen, muss im Schnitt pro Implantat alle 15 Jahre re-operiert werden, weil das Teil kaputt geht oder die Technik überholt ist, ist lebenslang von der Versorgung mit korrekter Einstellung (durch spezielle Techniker) und Batterien abhängig...

Dann habe ich mir die Argumente von Eltern angehört, die sich bei ihren Kindern FÜR oder GEGEN die Hörimplantate entschieden haben. Die Eltern, die sich dafür entschieden haben, gaben in erster Linie Angst vor Mobbing, Ausgrenzung und schlechteren Zukunftschancen an, und zusätzlich die Angst, das Kind könnte ihnen später mal den Vorwurf machen, ihnen diese Chancen durch eine Entscheidung gegen die Implantate verwehrt zu haben.

Die Eltern, die sich dagegen entschieden habe, gaben Angst vor der Operation und möglichen Folgen an, Angst davor, dass die Implantate ohnehin "nichts bringen" , bei gehörlosen Eltern kam noch die Angst hinzu, das Kind könnte durch die Implantate von der Gehörlosengemeinschaft "entfremdet" werden, und zuletzt kam noch das Argument, das Kind könnte ihnen später mal den Vorwurf machen, es nicht so geliebt zu haben, wie es geboren wurde - eben gehörlos.

Wirklich ausnahmslos ALLE Eltern, mit denen ich gesprochen und von denen ich gelesen habe, haben ihre Entscheidungen aus Angst getroffen. Sie haben sich nicht für die Variante entschieden, die ihnen als bessere Lösung FÜR IHR KIND erschienen ist, sondern für die, die IHNEN ALS ELTERN weniger Angst gemacht hat. Diese Erkenntnis war für mich Grundlage für meine Entscheidung. Ich wollte sie eben NICHT aus Angst treffen, sondern aus positiven Gründen.

Daher habe ich alle Argumente dafür oder dagegen gesammelt, bin drauf gekommen, dass mein Sohn die Implantate nicht BRAUCHT um eine glückliche, selbstbestimmte Persönlichkeit zu werden, und habe mich dann entschieden, sie ihm dann OHNE ERWARTUNGSHALTUNG als zusätzliche Chance zu ermöglichen.

Leider haben die Implantate bei meinem Sohn keine Wirkung gezeigt, trotz Frühförderung, Logopädie, Wechsel wegen der Einstellung in ein 400km entferntes Krankenhaus und viel Mühe unsererseits. Aber für mich war das keine Enttäuschung, weil ich es einfach als zusätzliche Chance gesehen hatte und nicht als "einzige Rettung". Eines der Implantate musst außerdem vor einem Jahr operativ entfernt werden, weil sich die Stelle entzündet hatte, und über ein Jahr trotz Behandlung nicht abgeheilt ist.

Mein Sohn versteht gesprochene Sprache nicht, spricht nicht, kann aber mittlerweile gut gebärden und sich auch schriftlich verständigen. Er ist fröhlich, vielseitig interessiert und für sein Alter sehr selbstständig. Durch den Autismus gab es einige andere Schwierigkeiten, wie z.B. autistische Wutanfälle und lange Probleme mit dem trocken- und sauber- werden, aber diese waren unabhängig vom Hörimplantat.

Heute mache ich mir keinerlei Vorwürfe, mich damals für die Implantate entschieden zu haben, weil ich weiß, dass es eine positive und keine angstgesteuerte Entscheidung war. Dass sie bei meinem Sohn so gar nichts bringen habe ich nicht wissen können, da bin ich erst nach und nach drauf gekommen.

Deine Entscheidung für den Sprung deines Sohnes ist ein wesentlich einfachere. Im schlimmsten Fall sagt ihr nach der Probezeit "Gut, es war eben nichts" und er geht zurück in die Grundschule. Aber auch bei dieser Entscheidung ist die Haltung dahinter wichtig, also wie DU dazu stehst. Und es ist für deinen Sohn unheimlich wichtig, dass DU es ihm WIRKLICH zutraust und nicht mit sorgengefurchter Stirn irgendwelche Lippenbekenntnisse abgibst, dass er es schon schaffen wird.

Über deine Aussage, es würde dir schwer fallen, das Testergebnis zu glauben, weil dein Sohn eben nicht schon immer "über den Dingen schwebt" musste ich herzlich lachen. Was für ein Bild von Hochbegabten hast du? Ich bin selbst HB mit einem getesteten IQ von 143 und bin wirklich meine Lebetag lang nie über den Dingen geschwebt :mrgreen: . Hochbegabung bedeutet nur, dass man in gewissen Bereichen eben deutlich "schneller im Kopf" ist als die meisten Menschen. Es sagt weder was über die Persönlichkeit aus noch kann man darauf Prognosen für die Zukunft eines Menschen ableiten.

Du hast ein getestet hochbegabtes Kind, welches einen Klassensprung ins Gymasium will, den (wenn ich das richtig verstanden habe) alle involvierten Tester und Lehrer usw. befürworten, und der auch noch bei nicht-gelingen rückgängig gemacht werden kann. Dein Sohn hatte in der Grunschulzeit ohne große Anstrengung durchwegs sehr gute Noten. Er hat sich bei dem Test, der ihm als Voraussetzung für den Sprung verkauft wurde, nach Kräften bemüht und damit gezeigt, dass er durchaus anstrengungsbereit ist (im Gegensatz zum Threadtitel) wenn es um Dinge geht, die IHM (und nicht anderen Personen) wichtig sind.

Wie kommst du unter den Voraussetzungen zu den Ängsten, dein Kind könnte ein underarchiver werden? Natürlich ist es nicht auszuschließen, aber zumindest nach dem, was du von der bisherigen Schulzeit schreibst, wären diese Sorgen viel begründeter, wenn er den 08/15-Weg, auf dem er sich verdrehen und verbiegen musste, um irgendwie "dazu zu gehören", bleiben müsste.

Den Rat von Karen, deine Ängste und die möglichen Chancen durch einen Sprung aufzuschreiben, finde ich übrigens sehr gut. Alles Gute :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Flixe

Als verrückte Idee... Meine Tochter (14) hat sowohl Erfahrung mit Nachhilfe (auch über Skype) als auch Erfahrung an Überanpassung. Ich traue ihr zu, dass sie deinem Sohn sowohl fachlich in Mathe weiter helfen kann, als auch einfach durch gesundes Zuhören, wenn er dazu kommt mit ihr über etwas persönliches zu sprechen. Wenn du Interesse hast, schreib mir per PN, dann können wir darüber reden, ob das was wäre, was euch helfen könnte. Meine Kids sind eher ständig auf der Suche, nach ein paar Euro, die sie für ihre jugendliche Zwecke verdienen könnten, so wäre so eine Aufgabe für meine Tochter eine Freude.
sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Flixe hat geschrieben:Hallo,

da sich hier ja schon viele Mitglieder viel besser auskennen, möchte ich gerne noch ein paar Fragen stellen.

Schon bevor bei meinem Sohn eine deutliche Hochbegabung festgestellt wurde, habe ich mir Sorgen um seine Anstrengungsbereitschaft gemacht. Diese ist quasi nur vorhanden, wenn der Erfolg in Sichtweite ist, er also keinen Misserfolg riskiert.

Zu Hause äußert sich diese Angst vor Misserfolg immer wieder und in vielen verschiedenen Situationen. Bei Hausaufgaben wird er z.B. regelmäßig wütend, wenn ihm etwas nicht gelingt oder wenn er kleine (!) Fehler verbessern soll. Wenn er denkt, dass er die Aufgabe nicht kann, fängt er erst gar nicht an und tobt gleich. Irgendwann macht er sie dann doch, weil er keinen Ärger bekommen will und sie gelingt ihm auch meistens leicht.
Auch beim Instrument üben kommt es häufig zu Tränen, wenn eine Stelle mehrfach geübt werden muss. An Knobelaufgaben hat er keinerlei Spaß und will sie auch gar nicht erst probieren.
Wenn er Vokabeln am PC (Phase 6) übt, dann kann er sich nicht über seine Erfolge als Drittklässler freuen (seine Klassenkameraden können noch gar keine Vokabeln schreiben!), sondern sieht nur die falsch geschriebenen Wörter.

Nun hat mich heute sein Mathelehrer kontaktiert, dass er im Kängurutest schon nach 30 Minuten abgeben wollte. Das hat er ihm verweigert. Mittags erzählte mir mein Sohn mit unsicherer Stimme, dass er zu jeder Aufgabe etwas hingeschrieben hat. Das Ergebnis ist durchschnittlich, was mich überhaupt nicht stört! Aber mich „stört“, dass er sich mit komplexen Aufgaben nicht wirklich auseinandersetzt, sondern aufgibt oder eben irgendetwas hinschreibt.

Als Ursache sehe ich, dass er sich für altersgemäße Anforderungen noch nie anstrengen musste und immer Erfolg hatte. Mehrfach (KIGA und GS 1/2) durfte er schwierigere Inhalte nicht bearbeiten, da er noch zu klein war. Er musste erst altersgemäße Aufgaben lösen. Wenn man ihm sagt, dass er etwas nicht lernen darf, weil er zu klein ist, macht er es nicht mehr, bis er das passende Alter hat / in der passenden Klasse ist. Auch war er schon immer ein sehr ängstliches und vorsichtiges Kind.

Er hat einen extrem hohen Anspruch an sich und ist wirklich verzweifelt über sich selbst, wenn er diesen nicht erfüllen kann. Beim nächsten Mal gibt er dann noch schneller auf. Die Schule hasst er im Moment wiederum, weil alles zu einfach und zu langweilig ist. Er möchte gesehen werden in dem, was er kann.

Jetzt darf er ja, auf eigenen Wunsch, im Sommer die 4. Klasse überspringen und direkt ins Gymnasium gehen. Ich mache mir aber große Sorgen wegen seiner nicht wirklich vorhandenen Frustrationstoleranz. Denn es wird Situationen in der 5. Klasse geben, die ihm nicht locker von der Hand gehen und in denen er auch mal etwas üben muss. Wenn er so weitermacht sehe ich ihn auf dem besten Weg zum Underachiver. Er ist sehr ehrgeizig und schreibt derzeit fast immer Einser, aber er wird immer mehr aufgeben in Zukunft.

Es macht mich zunehmend sehr traurig, ihn so verzweifelt zu sehen.

Wer von euch hat so ein Kind? Wie geht ihr zu Hause damit um? Würde eine Lerntherapie helfen?

Ich freue mich sehr über eure Antworten.

Viele Grüße
Mama von Flixe
Alles was du beschreibst, kenne ich von meiner großen Tochter auch so.
Tränen beim Instrument, Hass auf die Schule, Angst vorm Scheitern, Wutanfälle, Selbstwzeifel, Verweigerung etwas zu machen, was nicht gleich so gut klappt...

In Klasse 3, noch vor dem Test, sagte sie damals, sie wolle auf eine Haupt- oder Realschule, Lernen läge ihr nicht und es mache ihr auch gar keinen Spaß.
Als es dann wirklich um die weiterführende Schule ging, kam, nicht zuletzt wegen des Testergebnisses, u.a. eine mit erhöhten Anforderungen im MINT Bereich in Frage. Die nehmen nur nach Aufnahmeprüfung, sind als recht leistungsfordernd bekannt hier, haben vertiefenden Unterricht in den MINT-Fächern mit dafür eigenem Lehrplan (Mathestoff Klasse 5+6 in einem Jahr bspw), 3 statt 2 Leistungskurse fürs Abitur... etc pp. Die Schule hätten wir vor dem Test wohl nicht gewählt, weil Kind bspw Mathe überhaupt nicht mag/mochte. (Allerdings begeisterte sie sich schon immer für Sachkunde/Biologie.)
Nach dem Test schauten wir uns diese Schule dann doch näher an, obwohl mit etwas mehr Fahrtweg verbunden, als das Gymnasium vor Ort. (10 Minuten versus 45 Minuten).
Am Ende hat meine Tochter sich selbst für diese Schule entschieden und wir haben es gewagt.

Sie ist jetzt Klasse 6. In Klasse 5 war es zunächst nicht so ganz einfach - sie hatte bspw ein Problem mit Mathe - schrieb 3en und 4en und hatte dann regelrecht Angst vor den Stunden und Arbeiten in Mathe.
Das konnten wir zum Glück mit Hilfe einer telefonischen Beratung einer Begabungsstelle, eines Lehrergespräches und 2 Terminen bei der Vertrauenslehrerin, die meinem Kind ein paar Lerntipps gab, noch bis Ende Klasse 5 lösen, aktuell steht sie in Mathe auf einer glatten 2.
Sie findet Schule immernoch doof und bevorzugt immernoch Homeschooling, aber ich sehe schon deutliche Veränderungen.
Sie lernt jetzt ganz selbstständig vor Arbeiten und es macht ihr manchmal sogar Spaß (auch wenn sie das nicht zugeben würde...), sie macht alles schulische total selbstständig.
Sie beißt sich durch, bswp in Mathe, auch wenn es mal nicht so glatt läuft und sie da Gefühl hat, sie sei die einzige, die das Thema nicht gleich kapiert.
Sie kann sich inzwischen viel besser einschätzen und steuern, kennt ihr schulischen Stärken und Schwächen und hat in der Klasse ihren Platz gefunden. Sie ist sehr (!) viel ausgeglichener zu Hause. Sie übt selbstständig hinter geschlossener Tür ihr Instrument, zwar flucht sie da auch noch manchmal heftig, aber wie ich finde völlig im Rahmen. Sie kann auch immernoch im Spiel schlecht verlieren, aber wo sie früher dann bei sowas komplett ausgestiegen ist, kriegt sie sich jetzt recht schnell wieder ein. Sie hat auch viel mehr Selbstvertrauen.
Ihre Zeugnisse an der Schule hatte bisher alle einen Schnitt von ca. 1,7.
Kurz gesagt: es hat sich alles sehr positiv entwickelt!

Wir hatten zwischendurch auch mal 3 Termine bei einer Psychologin, die auf Hochbegabung spezialisiert ist, aber wir waren uns dann alle einig, dass sie keine Behandlung braucht, sondern allein klarkommt. Hauptsächlich lautete der Rat an uns, dass sie selbst Strategien und Wege entwickeln müsse, um mit ihren heftigen Gefühlen umzugehen.
Ansonsten denke ich schon, dass es eine Rolle spielt, ob ein Kind angemessene Herausforderungen erlebt. Seien Grenzen auch mal wirklich erspürt und erfährt, dass es Wege gibt, sich stellende Probleme zu lösen, auch wenn es nicht SOFORT klappt. Bspw durch Lernen, Üben, sich reinhängen, Geduld...

Kurz gesagt: Mach dir nicht unnötig viele Sorgen - vielleicht löst sich das alles auch bei deinem Sohn, wenn er endlich passend gefordert wird!
Vielleicht nicht gleich - eingefahrene Verhaltensweisen verschwinden nicht sofort. Hier hat es ja auch gut ein Schuljahr gedauert.

Ansonsten: informier dich zum Thema Hochbegabung, alles was du beschreibst ist nichts, was nur deinen Sohn betrifft.
Es ist im Rahmen seiner Begabung und der so oft fehlenden Passung eigentlich sogar ganz normal.
Es ist neben der Persönlichkeit vor allem auch eine Reifefrage und er hat einfach in vielen Bereichen (Anstrengungsbereitschaft, Frustrationtstoleranz, Durchhaltevermögen, positive Lernerfahrungen...) wenig Lern-Gelegenheiten gehabt bisher und zum Reifen braucht man nunmal unbedingt auch die passende Erfahrungen und Erlebnisse. Und die hat er bisher nur in geringerem bzw anderem Maße als die meisten anderen Kinder gehabt.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Flixe hat geschrieben: Getauschte Stunden und Lehrer sind für ihn völlig unproblematisch. Aber er braucht einen klaren Rahmen in dem er sich bewegen kann und weiß, wie der Hase läuft. Allerdings hatte er im Kindergarten lange Probleme, wenn er morgens nicht wusste, welche Erzieherin morgens in der Frühgruppe da sein würde.

In den ersten beiden Klassen war das Sozialverhalten ein großes Thema. Er ist schon seit dem Kindergarten immer körperlich sehr angespannt und sehr angepasst. Irgendwann bricht das dann raus. Früher meistens durch Kneifen, Schubsen oder Stören, also körperlich. Heute macht er das unauffälliger durch selbst bemalen oder Sachen anmalen, Stifte und Radiergummi schnitzen etc.

Er sucht allerdings schon immer Kontakt zu anderen Kindern und hat auch Freunde. Allerdings sind seine Freunde entweder älter oder auch sehr schlau (laut Lehrer). Er trifft sie aber gerne, spielt oft mit ihnen und hat selten Streit. Allerdings hat er nur sehr wenige, dafür aber gute, Freunde. Er ist für viele Kinder vielleicht auch einfach seltsam.
Alles fast genau wie bei meinem Kind! Nur dass meine Tochter niemals körperlich wurde, sondern immer alles "nach innen" ging, sie dann wie "versteinert" wirkte, wenn sie Stress hatte und ihren Stress ausschließlich zu Hause rausgelassen hat. In Form von Wutanfällen oder heftigen abendlichen Krisen mit Weinen etc. Sie verkroch sich dann ewig unter dem Bettlaken oder krabbelte in eine große Kiste. (Auch noch mit 11 Jahren)
Im Kindergarten schrieb die Erzieherin im Bericht mal: "Das Kind verhält sich immer genau so, wie sie glaubt, dass es von ihr erwartet wird". (Und das war nicht nett gemeint, sondern eher so, dass sie das bedenklich fände - die Erzieherin führte das wohl auf die Erziehung zurück, glaubte wohl, ich würde sie oft überfordern bzw zu viel von ihr verlangen und sie könne zu Hause nicht genug Kind sein -vielleicht, weil ich alleinerziehend bin und meine Tochter damals mit 3 Erwachsenen lebte - meine Eltern wohnen im selben Haus und wir sind recht eng miteinander. Und klar - die Themen, die sie beschäftigen waren eben auch oft nicht altersgemäß. Da ist ja von außen schwer zu beurteilen, ob sowas vom Kind oder den Eltern kommt...)

In der Schule knabberte sie alle ihre Stifte an bzw aß ihre Bunt- und Bleistifte tw regelrecht auf. Und malte auch ständig und alles, u.a. sich selbst, an.
Ansonsten ist sie auch sehr "drahtig", also ihre Körperspannung ist auch sehr hoch. Wenn man ihr bspw die Hand gibt, denkt man, sie müsse eine Turnerin (Reck) sein bei der vielen Kraft in der Hand...

Wenn sie von den richtigen Freunden umgeben ist, sprüht sie vor Energie und ist witzig, spritzig, frech und selbstbewusst. Als wir mal bei einem DGhK Treffen waren und dort Jugger gespielt wurde, ging sie voll ab und ein anderer Vater, der sie beobachtete hatte, meinte "Wow - die hat aber Feuer! Und sie musst du dir denk ich keine Sorgen machen..."
Ansonsten versucht sie eher unsichtbar zu bleiben und versucht, möglichst nicht aufzufallen. In Freundebücher in der Grundschule schrieb sie als sehnlichsten Wunsch immer: Unsichtbar sein.
Aktuell ist es eher "fliegen können"!
Und beim letzten Sommerfest in der Schule (Ende Klasse 5), mit Eltern, beobachtete ich, wie sie ihre halbe Klasse (fast alles Jungs) zu einem von ihr selbst erdachten "Seek und Hide"-Spiel draußen auf dem Hof anleitete... ein ganz anderes Kind, als noch in der Grundschule!
(Damals hatte sie bspw auch Panik vor der Klassenfahrt... als es jetzt Anfang Klasse 6 darum ging, ob es in dem Schuljahr eine Klassenfahrt oder nur einige Tagesausflüge geben solle, drängelte sich mich, mich im Elternabend UUUUUNBEDINGT für die Klassenfahrt auszusprechen!)
Zuletzt geändert von sinus am Mi 31. Mär 2021, 13:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

was du beim Vergleichen nicht vergessen sollst ist die Tatsache, dass eure Schule einem HB-Zug gleich zu setzten ist, und vielleicht sogar fordernder ist. Ich wohne hier 10 Minuten zu Fuß von eine Gymnasium entfernt, und ich weiß, dass dorthin alle Kinder aus der Klasse des Kleinen gehen werden. Was soll dann sich beim Wechsel dorthin großartig ändern? Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass noch so ein bunter Hund aus dem Nachbardorf auftaucht. Mehr aber auch nicht. Mein Großer fand im Dorfgymnasium keinen Anschluss.

@Flixe

Da die Entscheidung schon getroffen ist, könnt ihr jetzt nur abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Inhaltlich wird dein Sohn ohne Probleme mitkommen. Was das soziale angeht - man kann es nicht vorhersagen. Vielleicht bin ich ein Pessimist, aber wer nicht zu viel erwartet, der wird auch weniger enttäuscht.
sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

was du beim Vergleichen nicht vergessen sollst ist die Tatsache, dass eure Schule einem HB-Zug gleich zu setzten ist, und vielleicht sogar fordernder ist. Ich wohne hier 10 Minuten zu Fuß von eine Gymnasium entfernt, und ich weiß, dass dorthin alle Kinder aus der Klasse des Kleinen gehen werden. Was soll dann sich beim Wechsel dorthin großartig ändern? Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass noch so ein bunter Hund aus dem Nachbardorf auftaucht. Mehr aber auch nicht. Mein Großer fand im Dorfgymnasium keinen Anschluss.

@Flixe

Da die Entscheidung schon getroffen ist, könnt ihr jetzt nur abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Inhaltlich wird dein Sohn ohne Probleme mitkommen. Was das soziale angeht - man kann es nicht vorhersagen.
Aber er überspringt eine Klasse - da muss er sich sicher schon erstmal ordentlich anstrengen.
Bei einer Aufnahmequote von reichlich 3/4 alle Bewerber ist die Schule von meine Tochter übrigens, denk ich, auch nicht ganz mit einem HB Zweig vergleichbar.
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sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Flixe hat geschrieben:@Rabaukenmama: Ich schreibe dazu nochmal ausführlich.

@Katze_keine_Ahnung: Die Idee zum Überspringen der 4. Klasse kam ursprünglich vom Mathelehrer, der ja auch der Schulleiter ist. Beide Lehrer der Klasse haben jedoch gesagt, dass sie sich nicht in der Lage sehen, ihn in der 4. Klasse angemessen zu fördern.

Ich selbst war anfangs komplett gegen das Springen. Als Lehrerin war ich der Meinung, dass die Grundschule da eben eine Lösung finden muss... Nachdem die Situation immer problematischer wurde, habe ich ihn gefragt, ob er im Sommer ins Gymnasium gehen möchte. Zunächst war er komplett dagegen. Ich habe ihn dann in Ruhe gelassen. Nach einigen Tagen meinte er aus dem Nichts, dass er die 4. Klasse überspringen wird. Und seit dem ist das für ihn fix.

Bis zum Testergebnis hatte ich das Springen allerdings nicht erlaubt, weil ich das erst mal abwarten wollte. Dementsprechend hat er bei dem Test alles gegeben, damit ich es erlauben würde. Als ich ihm dann meine Zustimmung gab, hat er vor Erleichterung fast geweint...

In der Klasse wird er akzeptiert, aber er gilt als Sonderling. Nächstes Jahr wäre das allerdings auch nicht besser. Er hat einen besten Freund in der Klasse und zwei weitere Spielkameraden. Aber einer der Beiden will seit dem zweiten Lockdown nicht mehr mit ihm spielen. Warum ist nicht herauszufinden. Ich glaube ehrlich gesagt, dass das am Gymnasium durchaus schwierig wird. Daher ist der Schulsozialarbeiter bereits mit im Boot. Aber was soll er machen? Er sagt selbst, dass er nirgendwo hinpasst.

Ganz ehrlich? Ich glaube, dass das Hochbegabtengymnasium in der Nachbarstadt ab der 7. Klasse die beste Lösung wäre. Vielleicht findet er dort endlich Freunde...
Wenn du selbst Lehrerin bist, möchte ich dir dann jetzt doch noch folgendes Buch empfehlen.
Es ist schon sehr "fachlich", wendet sich denke ich fast eher an Fachpersonen als an Eltern, aber ich habe viel gelernt und verstanden (insbesondere wie es zu Underachivement kommen kann und wie diese Spirale einsteht, bei der ein an sich doch besondere begabtes Kind am Ende unter so heftigen Selbstweifeln leidet, war wirklich sehr einleuchtend) und für dich ist es vieleicht auch beruflich hilfreich:

https://www.amazon.de/Motivation-trifft ... 3456855885

Nachdem ich das gelesen hatte, waren meine Zweifel, die Schulwahl betreffend, weg. Ich hatte erst auch gedacht, dass diese Schule für mein sensibles Kind, was so schnell an sich selbst zweifelt und wo viel gefordert wird, nicht die richtige für sie sein könnte...
Zuletzt geändert von sinus am Mi 31. Mär 2021, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
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sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Flixe hat geschrieben:Dein Sohn hat meinen Respekt, dass er das vormittags so aushält.

Auch mein Sohn hält es vordergründig morgens gut aus. In Wirklichkeit ist das aber gar nicht so. In ihm drin sieht es aber anders aus. Er kommt regelmäßig bemalt nach Hause oder hat seine Schulsachen zerstört (Radiergummi, Stifte, Löcher in Arbeitsblättern, bemalte Hefte usw.). Immer wieder finde ich auch Kleidungsstücke mit Löchern nach Hause.

Nachdem er sich allerdings vormittags völlig angepasst hat, ist er nach Schulschluss oft einfach nur bedient. Die Hausaufgaben sind dann nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Wenn all diese, für ihn, überflüssigen Pflichten dann erledigt sind, ist sein Hass auf Schule so groß, dass er damit nichts mehr zu tun haben will. Er will dann auch nichts mehr lernen sondern nur noch spielen, sich bewegen oder sich berieseln lassen. Sein Hass auf Schule ist im Moment sehr sehr groß.

Im Homeschooling hat er mit Bruchrechnung angefangen. Es war genial! Er war motiviert. Dann ging die Schule wieder los und die Luft und Lust war wieder weg. Wie löst ihr das im Alltag? Welche Arbeitshefte habt ihr denn für ihn?

Seine Hobbies sind Dampflokomotiven und Modelleisenbahn, Lego, Programmieren und Minecraft. Außerdem mag er Harry Potter und klassische und Filmmusik. Zur Auslastung spielt er Posaune, tanzt Ballett (auf eigenen Wunsch) und geht zum Judo. Aktuell möchte er unbedingt Physik lernen. Mal schauen, ob wir da mal einen Studenten finden o.ä.

In seiner Klasse mag kein Kind Eisenbahnen, Programmieren und PC-Umgang machen viele Kinder auch noch nicht, Harry Potter hat außer ihm noch niemand gelesen und sein Musikgeschmack trifft auch nicht auf Gegenliebe (sie dürfen in Kunst CDs mitbringen). Ballett macht es auch nicht leichter.
Mit Lego konstruiert er überwiegend Lokomotiven oder baut Maschinen. Rollenspiele und Welten bauen macht er nicht. Leider gilt er aber bei vielen Kindern eben schon lange als Sonderling, weil er das ewig gleiche Pausenspiel (Fischer, Fischer...) nicht mag und im Unterricht häufig Beiträge bringt, die viele Kinder nicht verstehen. Und natürlich will er sich auch manchmal über seine Interessen unterhalten. Auch das kommt nicht immer gut an.
Aus Verzweiflung hat er sogar schon Fußball mit den anderen Jungs probiert :oops: . Aber er mag es einfach nicht und kann es auch nicht.
Grundsätzlich findet er anfangs schnell Anschluss, bis die anderen Kinder gemerkt haben, wie er so ist.

Tatsächlich glaube ich auch, dass sein bester Freund auch deswegen so gerne zu uns kommt, weil ich mit den Computerzeiten großzügiger bin.
Ach ja, wie bekannt sich das alles liest. Meine Tochter war in Klasse 3 so weit, dass sie GAR nichts mehr wollte. Auch in der Freizeit. Am liebsten war sie mit sich allein in ihrem Zimmer...
Der Test war ein Segen, denn endlich wussten wir, warum das alles so war und auch sie selbst hatte ein Erklärung, warum sie sich schon immer so "fremd" fühlte.
Weiß dein Sohn bescheid? Habt ihr das miteinander besprochen?

Vielleicht ist auch dieses Buch was für ihn bzw könntet ihr das gemeinsam lesen:

https://www.amazon.de/Hilfe-hochbegabt- ... 167&sr=8-2
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sinus
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Re: keine Anstrengungsbereitschaft oder Ängste

Beitrag von sinus »

Flixe hat geschrieben:P
Bzgl. des Sprungs gibt es zumindest für den Versuch erst mal keinen Weg mehr zurück. Er wäre, glaube ich, am Boden zerstört, wenn wir es nun doch nicht erlauben würden. Daher soll er die Probewochen mitnehmen und danach entscheiden wir. Bei der Entscheidung waren neben uns auch seine Lehrer, eine Beratungslehrerin vom Hochbegabtengymnasium und die Testpsychologin involviert und alle waren sich eigentlich einig in ihrer Empfehlung. Im Ganztag mag er in die Lego-Robotik-AG und in die Mathe-Spitzenförderung gehen. Vielleicht gibt es da Gleichgesinnte.

Die soziale Problematik sehe ich auch. Aber ich sehe keinen Unterschied zwischen diesem und dem nächsten Jahr, abgesehen vom Alter. Aber wenigstens muss er dann nicht noch das 4. Schuljahr absitzen. Auch ist mir völlig klar, dass das Überspringen seine Probleme nicht lösen wird.

Ich habe das Gefühl, dass er eigentlich sehr einsam ist. Er bräuchte dringend einen ähnlich gestrickten Freund. Als die Jungs heute beim Spielen beobachtet habe, habe ich mich richtig erschreckt. Er ist so damit beschäftigt, so zu sein wie alle anderen, dass er sich schon fast ausnutzen lässt.
Wie schade, dass es da niemanden für ihn gibt. :-(
Das ist bei meiner Tochter zum Glück anders... sie hatte immer (vom Babyalter an) zumindest einen passenden Freund, der allerdings nicht in ihrer Klasse war und ist.

Am meisten hat meine Tochter übrigens mit diesem Scratch Buch gearbeitet:
https://www.thalia.de/shop/home/artikel ... gKci_D_BwE

Ein Buch über Python liegt aber unangetastet herum, sie ist jetzt auch vom Programmieren eher auf digital Zeichnen, Filmschnitt und Animation umgestiegen. Da hat sie im Netz über ihren Youtubekanal eine Freundin gefunden, mit der sie sich gut versteht und austauscht.
Und ansonsten ist Minecraft und Among us mit Freunden/Klassenkameraden beliebt.
Zu Mincraft hat sie auch jede Menge Bücher da, die eine Reihe sogar komplett und tw vom Taschengeld gekauft...

Bei einem Ferienkurs hat sie auch mal mit Architekurprogrammen gearbeitet, wo man 3-D Modelle erstellen konnte, das fand sie auch gut. (das eine Programm war Sketch up, ein anderes hab ich leider vergessen)

Schaut doch mal nach einer DGhK Gruppe. Hier bieten die auch gute Kurse für die Kinder, wo sie vor allem auch ähnliche Kinder kennenlernen können. Das macht sooo viel aus, mal unter ähnlichen Kindern zu sein und zu erleben, dass man nicht immer nur "anders" ist, sondern dort auch mal ganz normal...
Zuletzt geändert von sinus am Mi 31. Mär 2021, 13:21, insgesamt 2-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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