Update Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Katze_keine_Ahnung
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Re: Update Schule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

sinus hat geschrieben: Mo 4. Apr 2022, 20:27
Ich suchte nach Ferienlagern im Sommer für die Kleine und dabei entdeckten wir ein LGBTQ Wochendcamp in Hessen.
Dahin muss sie 2,5 Stunden allein mit dem Zug fahren (inkl.Umsteigen) und 2x übernachten. Und es ist regulär ab 14.
Ich hab extra angerufen, ob sie mit 13,5 auch teilnehmen kann. (Darf sie)
Bisher hab ich sie ja nie zu irgendwelchen Freizeitangeboten überreden können.
Da wollte sie nun unbedingt hin. Das ist Mitte Mai und sie ist nun angemeldet und freut sich schon sehr drauf, zählt quasi sie Tage.
Ich bin weder homophob, noch transphob, noch sonst wie "-phob" oder "-phil". Ich bin ein rationaler Mensch. Aber an der Stelle möchte ich ausdrücklich warnen, dass es aktuell unter Mädchen ein Transfieber verbreitet, und zwar in dem Ausmaß, dass alle Anlauf und Beratungsstellen heillos überfordert sind. Du kannst über ROGD nachlesen, und auch darüber, dass wie sich Lesben und Trans in so einer "friedlichen" Gesellschaft einander in die Haare geraten.
nosupermum
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Re: Update Schule

Beitrag von nosupermum »

Hallo, ich habe diese Entwicklung auch beobachtet. Ich habe beruflich am Rande mit diesem Thema zu tun.

Mein Eindruck ist, dass LSBTIQ unter Teens die Fridays for Future abgelöst haben. Es verleiht diesem Teenageralter inhärenten Wunsch nach Abgrenzung ähnlichen Ausdruck. Und es heißt, dass es viele Mädchen sich wünschen keine Frauen zu sein, weil es noch immer zu viel Druck durch das „perfekte Äußere“ gibt, durch Bewertungen durch Jungs, Sexismus (ja, durch Peers, in der Schule), Rollenerwartungen (erleben Mädchen nicht gerade wie wir Mütter und abkämpfen zwischen Kindern und Karriere?) und dass Jungs u Männer noch immer leichter haben?

Es kann auch so ein Ventil für die unerklärliche Andersartigkeit sein, die viele Teenager und vielleicht auch HB erleben. Es ist doch eine (meist) sehr offene Community, die sich leichter mit Andersartigkeit tut. Aber auch tiefgründiger Themen diskutiert.

Ich würde dem Interesse deiner Tochter offen gegenüber stehen und vielleicht diesen Aspekt hinterfragen. Wird sie da offener empfangen als wo anders? Und über den Hype kann man reden. Außerdem ist LSBTIQ nicht nur Trans. Auch lesbisch. Und auch Unterstützung und Interesse von „heteros“ ist willkommen.
sinus
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Re: Update Schule

Beitrag von sinus »

So eine Phase hatte ich als Kind/Jugendliche auch. Sehr intensiv. Nur dass es damals keine "Bewegung" dazu gab.
Ich hab eine Nische dann irgendwie unter Esperantisten / bei Esperantistentreffen gefunden. Auch irgendwie eine Gruppe "besonderer" Menschen.
Es scheint auch nicht unüblich für hochbegabte Mädchen zu sein, dass sie Geschlechtsstereotype ablehnen, Konventionen hinterfragen, eigene, gerne unkonventionelle Wege gehen. (Bei mir führte das letztlich bspw zu einer binationalen Ehe mit Mitte 20. Ein gescheitertes "Experiment", das trotzdem äußerst bereichernd für mein Leben war. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich haben machen lassen, obwohl eigentlich klar war, dass wir nicht zueinander passen und das eher keine Ehe auf Lebenszeit sein wird.)
Meine Tochter ist tatsächlich auch kein "typisches Mädchen", war sie noch nie. Auch optisch phasenweise nicht. (Dasselbe betrifft übrigens auch meine jüngere Tochter)
Sie (und ich auch nicht) sieht sich deswegen aber nicht als "trans" sondern, wie sie es selbst sagt, eher als "genderfluid". Sprich - sie empfindet sich als "mal so mal so".
Das halte ich für eine realistische Wahrnehmung, die ich sehr gut nachvollziehen kann bzw ich im selben Alter wohl auch so formuliert hätte.
(Sie selbst sagte kürzlich, dass sie als Junge immerhin ziemlich attraktiv wäre. Als Mädchen findet sie sich nicht unbedingt schön... ich glaube, sie versteckt sich da auch ganz bewusst so ein bisschen hinter einem androgynen Aussehen, weil sie noch gar nicht bereit fürs Frausein ist. So war das auf jeden Fall damals bei mir. Wo viele andere sich in dem Alter freuten, erwachsen zu werden, wollte ich gern noch länger Kind sein und von den Erwachsenenthemen in dem Bereich bitte verschont werden. Meine ersten Partner + entsprechende Erfahrungen hatte ich dann auch erst mit 23... wir sind auch alle ziemliche "Spätzünder" was das betrifft, auch die Mädels meines Bruders bspw)
Wer mich hier länger liest, wird sicher auch wissen, dass ich sowas auch nicht unhinterfragt lasse und sehr aufmerksam beobachte sowie mit meinem Kind viel im Gespräch bin.
Ich sehe da keinen Grund zur Sorge, bin offen und neugierig und unterstütze es, dass sie sich mit solchen Themen auseinandersetzt.
Das Camp hat ihr übrigens sehr gut gefallen.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Update Schule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

Konventionen und Stereotypen, solange es alles bloß Rollen sind, kann und soll man problemlos hinterfragen können. Die Situation ist im Vergleich zu deiner Jugend ist insoweit anders, dass man vom Peergroup bestärkt wird einen möglichst radikalen Weg zu gehen. Auf der anderen Seite haben sich die Wege zur medizinischen Behandlung drastisch verkürzt. Die Umwandlung zum wahren Geschlecht wird hochgepriesen, ohne offen über die Nebenwirkungen und Konsequenzen zu diskutieren. In den Köpfen der jungen Mädchen fügt sich ein Puzzle zusammen, das eine Lösung für all ihre Probleme bietet. Wenn man das Internet liest, gibt es fast nur positive Erfahrungen. Alles easy. Wer was anders sagt, ist transphob.
sinus
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Re: Update Schule

Beitrag von sinus »

Ich sehe die Gefahr aktuell für mein Kind nicht. Meine Tochter lehnt ihr "Mädchendasein" nicht direkt ab. Sie ist allerdings nicht bereit, bestimmten Rollen zu entsprechen. Bei Mode, Frisur etc macht sie schon immer ihr Ding und sieht dabei recht androgyn aus. Ich denke, da finden sich unter LGBTQIA+ Gruppen einfach auch andere, die auch "so" sind und vor allem Menschen, die zu ihr Andersartigkeit stehen. Ich glaube, das vor allem zieht sie dabei an.
Auf der anderen Seite bewegt sie sich in der Schule und auch in der Freizeit fast nur unter Jungs, da ist es auch eine Art Anpassung, wohl um ernst genommen zu werden.
Ich verstehe aber, was du meinst. Und natürlich behalte ich das im Blick.

PS: Meine Tochter neigt eher nicht dazu, an einfache Lösungen von Problemen zu glauben... Dazu ist sie zu reflektiert und auch seeehr kritisch/misstrauisch. Also dass sie sich in so etwas total "verrennt", glaube ich, so wie ich sie einschätze, auch eher nicht.
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nosupermum
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Re: Update Schule

Beitrag von nosupermum »

Ich glaube, die Anziehungskraft kommt von der Toleranz, die diese Gruppe ausstrahlt. Man kann sich ja auch mit einem Thema identifizieren, weil man es unterstützenswert findet und gerne mit Menschen zusammen ist, die gleiches tun.

Ich bin bspw im feministischen Bereich unterwegs, wo es auch viele Frauen gibt, die gerade das Thema gleichgeschlechtlicher Partnerschaft oder Gewalt an Frauen zu ihrem Thema gemacht haben. Keins der beiden trifft auf mich zu.

Würde meine Tochter so eine Gruppe gut finden, würde das bei mir weniger Schnappstmung verursachen, als wenn sie mir erzählt, mit ihrer Freundin Beautyvideos für TikTok zu erstellen :lol: :lol:
koala27
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Re: Update Schule

Beitrag von koala27 »

Hallo sinus,

schön das deiner Tochter die Minifreizeit so gut gefallen hat- unsere Tochter wäre auch gerne hingefahren, ist aber für die Zeit einfach zu weit von hier aus gewesen.
Unsere Tochter ist ja auch in so einer AG in ihrer Schule-- wie weiter oben schon geschrieben.
Bisher sehen wir als einzige Auswirkung, dass sie ältere Mädels ( 15-16) kennengelernt hat und mit denen gut klar kommt.
Und sie wird behandelt wie alle anderen in der Gruppe auch- gleichberechtigt.
Sie war letzte Woche sogar auf einer Geb.party eines Mädesl was 16 wurde eingeladen-- und kam gut gelaunt zurück...sie wurde ganz normal behandelt auch von denen die sie nicht kannte und es gab eben keinen Unterschied, dass sie erst 14 war. Klar, sie wurde eher abgeholt und sie hatte die Anweisung keinen Alk zu trinken--- beides hat geklappt.
Es war wohl eine Gartenparty/ Garagenparty mit Musik und Wasserschlacht....

Nachdem wir das hier schon anders erlebt haben ----
-sie hatte eine "Freundin" die 2 Wochen älter ist und deshalb eben 1 Klasse über ihr war und deshalb wurde sie von ihr immer gesondert zum Geb. eingeladen... so nach dem Motto ich feiere mit meiner Klasse und da du ja nicht dazu gehörst kommst du extra und wir beide feiern zu zweit---
ist das echt eine Wohltat. Und hat - zum Glück- die" Freundschaft" zu den anderen Mädel endlich beendet..

Klar haben wir sie auch im Auge- aber wie du schon schreibst, verrennen ist eher weniger der Fall- eben weil sie selber schon soviel hinterfragen und sich mit den Themen auch ernsthaft auseinandersetzen.

Due Große hat zu Anfang letzten Jahres- lange bevor es die Gruppe überhaupt gab-- sie schon mit dem Thema mehr auseinandergesetzt und bspw. auch das Buch :
" Blaue Augen bleiben blau" von Balian Buschbaum gelesen

eigentlich so gar kein Jugendbuch sondern schon sehr detalliert und auch medizinisch, aber halt eben auch eine schonungslose Biographie von jemandem der in der Öffentlichkeit stand
Katze_keine_Ahnung
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Re: Update Schule

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich will hier die Harmonie der Toleranz nicht stören, aber diejenigen, die sich eine alternative Meinung zum Thema bilden wollen, und sich dabei nicht fürchten als verkorkste Dinosaurier zu outen, weil sie die moderne Jugend nicht unterstützen, können nach einer schwedischen Doku The Trans Train bei Youtube suchen.
nosupermum
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Re: Update Schule

Beitrag von nosupermum »

Hallo Katze,

ich finde deinen Kommentar nicht transphob oder unpassend. Eine warnende Stimme hat immer ihre Berechtigung, wenn man ein Thema von allen Seiten beleuchtet. Mich würde es auch arg umtreiben, käme meiner Tochter der Gedanke, eher ein Junge zu sein. Manchmal ist man im Kopf auch tolerant als man es später in einer konkreten Situation vom Bauch her auch ist.

Und es ist auch legitim, diesen Trend besorgt gegenüber zu stehen. Die Tatsache, dass Mädchen in so was die Lösung eines Problems sehen, dass eigentlich von was anderem kommt, ist besorgniserregend. Wie alle anderen destruktiven Ventile auch.
nosupermum
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Re: Update Schule

Beitrag von nosupermum »

Wollte noch mal hinzufügen: Der Trend ein Junge sein zu wollen hat angeblich die Magersucht als Ventil verdrängt.
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