ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Icke43
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ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Icke43 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und hoffe, dass ich dieses Thema nicht wiederhole. In der Suche habe ich dazu nichts passendes gefunden.

Ich bin Vater von einem 7-jährigen Sohn, welcher aktuell die zweite Klasse besucht. Unser Sohn wurde vor 4 Monaten mit einen IQ von 126 getestet.
Er besucht seither alle zwei Wochen einen Kurs im Hochbegabtenzentrum und hat daran auch sichtlich Spaß.

Aktuell haben wir vermehrt das Problem, dass unser Sohn ständig über Bauchschmerzen klagt und diese selbstverständlich verschwunden sind, sofern er zu Hause bleibt. Da wir das in unserem Schulsystem natürlich nicht ständig machen können, ist uns natürlich bewusst, doch leider wissen wir ehrlich gesagt nicht mehr, was wir überhaupt noch machen können, um ihn zu unterstützen. Das die Bauchschmerzen nichts körperlich sind, haben wir über den Kinderarzt schon abgeklärt. Es scheint also etwas psychisches zu sein.

In der Schule ist unser Sohn in Mathe oft unterfordert und hasst Wiederholungen. Besonders Hausaufgaben, welche die Wiederholung einfordern, werden aktuell resolut verweigert. Die Klassenlehrerin plant mit unserer Zusammenarbeit, dass er zukünftig in Mathe eine Stufe höher unterrichtet wird. In Deutsch schätzt er sich selber sehr schlecht ein, obwohl er sehr sehr gut liest. Nur das Schreiben fällt ihm schwer, sofern er etwas abschreiben muss. Selbst Texte ausdenken, macht ihm einigermaßen Spaß.

Von der Lehrerin bekommen wir aus der Schule das Feedback, dass er im Unterricht oft die Aufgaben nicht schafft, da er sich oftmals mit anderen Dingen beschäftigt oder einfach nur in seinem Kopf unterwegs ist. Wir kennen das leider sehr gut, da die alltäglichsten Aufgaben immer 4-5mal von uns angesprochen werden müssen, bis er sie endlich abgebarbeitet hat (z.B. umziehen, Zähne putzen, Schuhe anziehen, etc.).

Meine Hoffnung (obwohl ich die schon langsam aufgebe) ist, dass ich vielleicht im Austausch mit Anderen einen Weg finde, wie ich meinem Sohn helfen kann. Denn unsere größte Angst ist, dass wir irgendwann den Zugang zu ihm verlieren und er dadurch einen noch schwereren Weg in seinem Leben gehen muss.

Bitte haben sie Nachsicht mit mir, sollte ich dieses Thema wiederholen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo Icke,

ich fange mal von hinten an. Für den Sprung ist die Situation nicht geignet. Das heißt dein Sohn muss ich mit der Klassenstufe abfinden. Zumindest hier und jetz, was später kommt weiß keiner. Hat er eine gute Beziehung zu der Klasse und der Lehrerin? Ärgert ihn akut keiner? Dann ist ein Dialog mit der Lehrerin möglich. Ansonsten bietet sich Klassen- oder Schulwechsel an. Was kann die Lehrerin tun? Drehtür in die nächste Klasse Mathe finde ich nach der Erfahrung mit meinem Sohn nicht richtig. Sie reißt die Lücke zwischen Deutsch und Mathe nur weiter auf und bringt eine ordentliche Portion Chaos durch organisatorische Probleme.

Was für einen Test hat dein Sohn gemacht? Ist das WISC? Wenn ja, sind die Werte homogen auf dem Niveau von 125 oder sieht die Kurve der Untertest wie ein Gebirge? Fällt die Verabreitungsgeschwindigkeit aus der Reihe? Denn die Probleme deines Kindes können auch durch Überfoderung erklärt werden. Wenn ein großer Dissonanz zwischen kognitiven Fähigkeiten und exekutiven Fertigkeiten entsteht, kann es schnell zur Frustration führen. ADS als Träumervariante könnte so ein Verhalten erklären.

PS. Mein Jungste hat sich ab dem 2. HJ der 2. Klasse sich beschwert, dass er nicht zur Schule möchte. Besonders schlimm war die 3. Klasse. Ich weiß daher, wie belastend so eine Situation auf der familiären Ebene ist.
Karen
Dauergast
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Karen »

Wir haben völlig andere Erfahrungen mit Mathe von Nächste Stufe vorgreifen als Koschka. Meine Tochter macht es seit zwei Jahren und es funktioniert gut. Mathe in ihrer Stufe wäre für sie völlig unzumutbar. Es geht wirklich darum wie gut das umgesetzt wird. Da würde ich am besten mit der Lehrerin schauen wenn sie offen für Gespräch ist. Am besten hat bei uns geholfen den Ball zurück an die Schule zu geben: also Gespräch suchen und klar vermitteln: das Kind hat Schmerzen, leidet, Hausaufgaben Situation ist unzumutbar. Was können wir gemeinsam machen? Ihr seit Experten und kennt euch sicher mit solchen Situationen um. Ohne selbst Vorschläge oder Erklärungen zu bringen. Ob es etwas bringt hängt davon ab wie die Lehrerin ist. Aber Versuch ist es Wert.
Alternative wäre nur Privatschule wenn es eine gibt bei euch dass passen würde.
Icke43
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Icke43 »

Erstmal vielen Dank für die schnellen Rückmeldungen von euch.

Der Test meines Sohnes war ein WISC-V Test und ergab bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit den "geringsten" Wert von 111. Ansonsten hat er den höchsten Wert beim Arbeitsgedächtnis von 130.

Die Lehrerin ist sehr hilfsbereit und wir stehem mit ihr im guten Austausch. Es ist für sie natürlich auch Neuland, da sie jemand wie meinen Sohn auch noch nicht hatte.
Da mein Sohn sehr sensibel auf Veränderungen reagiert und wir auch die soziale Komponente hierbei nicht außer acht lassen wollen, haben wir uns gemeinsam mit der Lehrerin für dieses Modell entschieden. Wir hoffen, dass er innerhalb der nächsten 6 Monate sich in den Klassenverbund der 3. Klasse insofern intergrieren kann, dass es ihm einfacher fällt, die komplette 3. Klasse zu überspringen und dann im Klassenverbund der jetzigen 3. Klasse zusammen die 4. Klasse zu absolvieren. Uns ist natürlich bewusst, dass dies auch später z.B. in der Pubertät und co. weitere Probleme mitsichführen wird.

Hatten eure Kinder auch gegen die Schule rebelliert, durch zum Beispiel Bauchschmerzen?

Eine Privatschule haben wir auch schon in Erwägung gezogen, sind aber leider bei den Schulpreisen von 20.000€ doch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgekommen.
Katze_keine_Ahnung
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Karen

als mein Kind noch in der Grundschule war, erschien mir weder Drehtür, noch selbstständige Beschäftigung mit Mathematik als Lösung. Nachdem er danach in den normalen Unterricht der 5. Klasse kam, wurden folgende Aspekte manifest:

- der Kleine lernte, dass er in Mathe genaso viel macht, wie es ihm beliebt. Meistens bis zur ersten Hindernis;
- demzufolge war die Tiefe nicht vorhanden; Anstrengungsbereitschaft?
- die Automatisierung wurde abgelehnt, sobald er was verstanden hat, ist er weiter gegangen;
- die Aufgaben "Erkläre" und "Begründe" hat er großflächig ignoriert, da seine Aufgaben meist keiner angeguckt hat;
- Hefteinträge wurden nicht geführt.

Summa sumarum: in Fragen Arbeitsverhalten und Arbeitstechniken fing er in der Mathematik in der 5. Klasse von Null an.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Icke

kommt ihr aus D.? Braucht dein Kind eine Gymnasialempfehlung von der Schule oder ist diese Entscheidung der Eltern überlassen? Der Freund meines Kleinen hat mit ähnlichen IQ-Werten die 2. Klasse übersprungen. Die 3. Klasse, verdünnt durch Corona, ging einigermaßen. In der 4. hagelt es jetzt schlechte Noten, es reicht nicht mal für eine Realschulempfehlung. Die Eltern stehen vor der Wahl: jetzt zurück in die 3. und hoffen, dass es nächstes Jahr besser wird oder Hauptschulempfehlung.

Euch muss es bewusst sein, dass die Deutschnote nach dem Sprung bei einem Kind, der schon jetzt sich unsicher fühlt, auch sehr absacken kann. Mein Kleiner hat aktuell, im Sommer gesprungen von 3 nach 5, eine 5 im Deusch. Sprachverständnis im Test hat er gedeckelt, exekutive Fertigkeiten fehlen.
Karen
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Karen »

Katze - bei euch war das Problem das die Mathe Unterricht von deinem Sohn nicht existent war - niemand hat mir ihm befasst oder ihm kontrolliert. Bei meiner Tochter läuft es so dass sie ganz normal Aufgaben machen muss (wenig eher schwierige Aufgaben 4 Klasse plus 5 Klasse), Tests bekommt mit allen anderen, die eine Mischung aus Stoff 4 Klasse und 5 Klasse darstellen und mehr Aufgaben haben. Sie hat eigene Lernziele und wird begleitet. Sie haben betreute Hausaufgaben Zeit und dann bekommt sie oft alles erklärt was für sie wichtig ist persönlich. So umgesetzt erwarte ich nicht dass es Lücken entstehen. Die bedenken habe ich nur weil hier ganzen Stoff in Modulen aufgebaut ist. Also - momentan machen sie alles mögliche (Geometrie, Uhr, Plus/minus, Zahlenräume, Brüche, Schriftliche Aufgaben), aber wieder mal nichts mit Multiplikation/Division. Das kommt dann in Frühling und bis dann hat sie alles vergessen was sie letztes Jahr gelernt hat. Aber so geht es allen, nicht nur ihr und ich verstehe nicht warum es so gemacht wird.

Icke - meine Tochter hatte Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, hat wieder eingenässt und hatte ständig Schreianfälle. Es war überhaupt nicht mehr tragbar. Sie ist damals quereingeschult wurde (in Frühling von Kindergarten direkt ins erste Klasse), und ab dann war alles weg innerhalb von 2 Wochen. Danach halbes Jahr später hat es wieder angefangen, dieses mal wegen Mobbing. Sobald wir es aber bemerkt und gemeldet haben, hat die Schule interveniert und die Situation aufgelöst. Mittelerweile haben sie sogar ein Kind ins andere Klasse versetzt damit sie meine Tochter in Ruhe lässt. Seit dem ist super - meine Tochter geht sehr gerne in die Schule und fühlt sich wohl.
Karen
Dauergast
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Karen »

Icke - du schreibst von Privatschule Kosten von 20,000. Vermute ich richtig dass ihr aus der Schweiz sind wie wir? Oder gibt es solche Preise schon in Deutschland oder Österreich? Falls meine Vermutung richtig ist - abhängig von Kanton gibt es unterschiedliche Möglichkeiten was zusätzlich noch gemacht werden kann.
Katze_keine_Ahnung
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Karen

Du hast natürlich recht, die Ausführung war das Problem. Aber wie hätte sie anders sein können, wenn mir die Schule gleich einen WIsch zum Unterscheiben gegeben hat, dass alles auf meine Verantwortung geschieht und die Lehrerin mir vorgerechnet hat, dass sie maximal 3 Minuten Zeit pro Kind und Unterrichtsstunde hat. Außerdem hat sich die Schule an keiner Vereinbarung gehalten. Proben der 3. Klasse hat er alle mitgeschrieben, alle ausnahmslos eine 1, was ihn nicht daran gehindert hat in der ersten Extemporalen nach dem Sprung eine 5 zu bekommen (wegen nicht erklären).

Das Problem von Icke ist ein ganz anderes. Ich sehe beim Kind mit einem homogenen Profil um 125 kein ausreichendes Sicherheitspuffer für den Sprung. Man kann auch mit diesem Wert springen, aber dazu müssen andere Qualitäten her: z.B. perfektes Arbeitsverhalten, sowie Zielstrebigkeit und Robustheit. Wenn der Junge mit 7 Jahren zu den 9-jährigen in die 3. kommt, braucht er 2 Jahre Entwicklungsvorsprung um im Mittelfeld zu schwimmen. Das ergibt rein rechnerisch etwa 30%, die er nicht ganz hat. Er wird hart arbeiten müssen, um mitzukommen, vor allem beim Schreiben. Man muss sich das schon gründlich überlegen, ob das eigene Kind das kann. Auch sollte man sich überlegen, dass bei dieser Aufholjagd aufwendige und nervenraubende Unterstützung zuhause gefragt ist. Denn das Kind, dem bis jetzt alles leicht viel, wird gezwungen zu üben. Will man das als Famiie? Das muss jeder selber wissen... und wenn der Grund der Probleme gar keine kognitive Unterfoderung war, sondern aus dem sozial-emotionalem Spektrum kommt, was dann?

Ich finde, dass in der Situation eine kompetente Begabungsberatung her muss, die nicht nur das Kind sieht, sondern auch mit der Lehrerin und den Eltern spricht, um die Gesamtsituation einzuschätzen. Noch wichtiger ist die Stellungsnahme der aufnehmenden Lehrerin. Sie wird mit dem Kind arbeiten müssen, und wenn sie von vorne rein negativ eingestellt ist, ist das ernst zu nehmendes Problem.
Icke43
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Re: ständige Bauchschmerzen Grundschulkind

Beitrag von Icke43 »

Hallo zusammen,

da sicherlich nicht nur wir vor diesen Problem stehen und im Internet auf der Suche nach Hilfe und Informationen sind, möchte ich gerne 2 Jahre später ein kurzes Feedback geben.

Wir haben in enger Zusammenarbeit mit der Schule unseren Sohn nur für die Mathestunden in die höhere Klasse geschickt. Hier kam er sehr gut mit und wurde auch von den anderen Kindern gut in der Klasse aufgenommen. Die Probleme mit Bauchschmerzen oder anderen Symptomen war so gut wie verschwunden. Wie wir finden, war dies für ihn die beste Entscheidung, besonders mit Blick auf das Sozialverhalten.

Ende der 3. Klasse ging es nun wieder zurück in Mathe in die alte Klasse. Klar, hier kennt er natürlich schon sehr viel vom Stoff und natürlich fangen hier die Probleme wieder von vorne an.

Er ist in der Zwischenzeit aber auch etwas gereift und versteht ganz ganz langsam, dass er nicht einfach zu Hause bleiben kann und besonders die 4. Klasse für die Einstufung der Oberstufe wichtig ist.

Wir haben durch den Einsatz der Lehrer ein paar Jahre Zeit gewonnen, was hier sicherlich hilfreich war. Ich kann daher nur jedem empfehlen, sprecht mit der Schule, sprecht mit den Lehrern, solche Kinder stören nicht, sondern sie bieten den Lehrern den Nährboden, weshalb sie Lehrer geworden sind.
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