Tochter 15 Jahre

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Silja
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Tochter 15 Jahre

Beitrag von Silja »

Hallo!

Meine Tochter (wird 15) wurde vorzeitig eingeschult. Mit 5 Jahren und 6 Monaten. Die Grundschule lief phantastisch. Sie kam mit grade 9 Jahren aufs Gymnasium (Bayern).

Das riesen Problem ist Mathematik (und daraus resultierend Physik). Meine Tochter hat zu 99,9% eine Dyskalkulie. Leider ist diese hier nicht anerkannt. Sie bekommt seit der 6. Klasse wöchentlich Nachhilfe. Trotzdem hagelt es nur 5er. Mit mündlicher Mitarbeit und Referaten schafft sie es meist gerade noch auf eine 4 im Zeugnis.

Leider hat mein Kind nie gelernt zu lernen. Trotz extra Kurs über "Lernen lernen".
Dazu kommt, daß sie vom Charakter her zu keinerlei Anstrengung bereit ist.

Alles, was sie angefangen hat (Klavier, Reiten, Kunstturnen, Gardetanz, Schwimmen..) wird hingeschmissen. Sie wäre so begabt! Aber sobald sie sich etwas anstrengen und üben müsste - Aus und vorbei.
Sie muss ein Instrument spielen, da sie den musischen Zweig besucht. Das Instrument "spielt" sie nur noch, weil es sein muss. Sie übt nicht, bekommt trotzdem 1en. Aber Freude oder Engagement gleich Null.

Es tut mir als Mutter so weh zu sehen, daß mein Kind ihr Hirn einfach nicht einsetzt. 😭
Ob sie die 10. Klasse besteht ist mehr als fraglich.

Gibt es hier noch andere Eltern, deren Kinder ihr Potential absolut nicht nutzen?

Viele Grüße, Silja
Katze_keine_Ahnung
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo Silja,

ich kämpfe gefühlt seit Anbeginn der Zeit gegen die niedriege Frustrationstoleranz bei meinen Kindern. Ich kann deine Gedanken sehr gut nachempfinden. Jedoch drehe ich das Problem um. Mit den Schwächen kann man jetzt nichts machen. Vielleicht wird sie später selbst einsehen, dass manchmal Übung nötig ist. Daher werde ich versuchen, den Blick von Defiziten auf Stärken zu richten. Was kann deine Tochter gut? Was ist ihre Vorstellung vom weiterem Schul- und Lebensweg? Wenn es mit dem Gymnasium nicht so gut läuft, fände sie den Wechsel Richtung FOS sinnvoll? Würde sie den notwendigen Notenschnitt dafür hingkriegen?
Silja
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Silja »

Hallo!

Das Ziel ist, die 10. Klasse zu bestehen. Dann hat sie zumindest die mittlere Reife. Ich werde sie (auch auf ihren momentanen Wunsch hin) in der FOS anmelden.
Leider weiß sie noch überhaupt nicht, was sie einmal werden will oder was sie interessiert. Vielleicht irgendwas mit Psychologie - wenn man sie fragt.

So leid es mir tut, aber ich kann nicht sagen, wo ihre Stärken liegen. Zählt chillen, Nägel lackieren und schminken als Stärke? 🙈
Sie wäre sehr sportlich und auch musikalisch. Aber sie ist soooo... faul? In Englisch ist sie gut. Macht aber nur das Nötigste für die Schule.

Es ist zum Verzweifeln!

LG!
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

ich weiß nicht, ob faul das richtige Wort ist. Ich schätze, dass fehlende Impluskontrolle und daraus resultierender fehlender Durchhaltevermögen eher die Gründe sind. Das heißt, es ist nicht nur "ich will nicht", sondern auch in bestimmten Maß "ich kann nicht" dabei. Ich kann mich nicht überwinden. Vor allem ist das schwer zu überwinden, wenn man kein Ziel hat. Die Abneigung der Schule kann ich verstehen. Die bayerische Schule sieht vor allem Defizite, die belohnt sie reichlich mit 5er und 6er. Psychologie kann man meines Erachtens beim Abitur schlechere als 1,.. vergessen.

Eigentlich bräuchte sie einen Job. Von ... bis..., der richtig müde macht. Damit man versteht, dass Lernen bei guter Begabung auf der Sonnenseite des Lebens liegt. Aber mit 15 ist sie dafür viel zu jung, also bleibt euch nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es mit der Mittleren Reife und der FOS klappt. Nach der 10. kann man noch ein Austauschjahr machen. Vielleicht würde ihr ein zusätzliches Jahr Reife bringen?
koala27
Dauergast
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von koala27 »

Hallo Silja,

unsere Große ist 14 und ist laut ihrem IQ Test in allen Bereichen begabt. Sie ist in Klasse 8 auf dem Gym.
Wenn man das Zeugnis ansieht, sieht es inzwischen komplett anders aus.
Wir haben auch den Eindruck, das ssie ihr Potential nicht nutzt, aber dagegen kommt man nicht an.
Es fing in der 7 Klasse im zweiten Halbjahr an mit Schlampereien und mini-maxi-Prinzip und hat sich in der 8 fortgesetzt.
Sie hat Probleme in Mathe und Physik--trotz Begabung dort. Durch Nachhilfe- Schüler helfen Schüler- konnte sie sich in Mathe auf eine 4+ retten zum Halbjahr.
In Musik hat sie ein 4 bekommen---nachdem sie es geschafft hatte dort eine 5 zu schreiben... AUS Faulheit zum üben, denn sie hat Klavier gespielt von knapp5 Jahren bis 13 Jahren... also eigentlich kann sie das Thema, aber wenn man es sich eben nicht anguckt... der Lehrer hat sie aber wach gerüttelt, weil ihre übliche Masche ( dann mach ich halt ein 1 er Referat) nicht geklappt hat, der Lehrer hat es nicht erlaubt das überhaupt jemand ein Referat macht.... also hat sie die 4 im Zeugnis bekommen, was sie mächtig gewurmt hat... ob es anhält? keine Ahnung....
Sie macht aktuell ihre Motivation sehr von den Lehrern abhängig bzw. von deren Unterricht, findet sie den Blöd läuft nichts...
Ob das an der Pubertät liegt? Wir hoffen es.... In Klasse 5 hatte sie nur 1 und 2 auf dem Zeugnis.... jetzt sind davon 2 Einsen über geblieben... in Erdkunde und Religion....
In den reinen Lernfächern- wo man ja nicht verstehen muss, sondern nur auswendig lernen und wiedergeben...macht sie sehr wenig..in den Hauptfächern wie Mathe/ Deutsch/ Englisch und Latein macht sie je nach Thema mal mehr mal weniger ...aktuell lesen sie Tschick in Deutsch das mag sie sehr, aber Grammatik ...dazu hat sie keine Lust und lernen dafür mag sie nicht...ähnlich ist es in Latein und Englisch..
und Mathe nur dank der Nachhilfe regelmäßig ( sie hat einen tollen Schüler erwischt ( 11 Klässler) der das gut erklärt und sie motiviert).

Bezüglich Ausdauer.... wenn sie was anfängt muss sie das auch einige Zeit durchziehen, zumindest wenn dazu Verträge geschlossen werden... das haben wir von klein auf so gehalten und das weiß sie auch. Da sind wir konsequenter als andere Freunde, aber wir haben es immer so gehalten, sie musste sich überlegen, ob sie das machen will und sobald der Vertrag steht muss sie da auch hingehen. Auch wenn es zwischendrin mal blöd wurde... Jazzdance hat sie 2 Jahre gemacht, dann gab es Trainerwechsel und das war es dann, es lief dort nicht mehr rund und sie ist die 3 Monate noch hingegangen, bis die Kündigung durch war. Klavier halt ewig bsi sie keine Lust mehr hatte. Jetzt macht sie Gitarre .. Kampfsport von 2014 bis 2020 durch Corona leider die Schule dicht gemacht hat. Auch da war zwischendrin die Luft raus-- aber dann ging sie halt nur 1x die Woche hin statt 2x...
Üben war / ist immer noch schwierig, es hilft hier am besten, wenn sie für etwas üben muss was ihr wichtig ist. Wettkämpfe/ Vorspielen/Auftritte...

Wir haben aber auch den Eindruck, dass es manchmal auch einfach die Freunde sind, die sich negativ auswirken in dem Alter... und als HB Freunde zu finden ist hier ein Problem...sie versteht sich mit Jungs besser als mit Mädchen, was aber auch zu Lästereien führt etc. dann gibt es auch "freunde" die sie nicht vor den Kopf stoßen will und sie merkt dann gar nicht, dass sie sich dadurch aber verzettelt und ihr die Zeit fehlt.
Sie hat bspw. vor einer Klassenarbeit mit so jemanden ewig telefoniert und meinet dann, ihr fehlt deshalb noch Zeit zum Üben... hat sich aber eben nicht getraut, die " Freundin" abzuwürgen....verstehen wir dann gar nicht..weil wir das nicht nachvollziehen können....
Oder Sprüche, die sie bekommt, wenn sie im Bus nochmal Vokablen übt.... ( sie fährt 30 Minuten und nutzt dann halt die Zeit) usw.


In Bezug auf Deine Tochter und die Dyskalkulie ... hat sie normale Nachhilfe bekommen oder die spezielle Dyskalkulietherapie?

Ansonsten kenne ich das Schulsystem in Bayern nicht; in NDS gäbe es einige Möglichkeiten über die BBS weiter zu machen, ggfls. auch da dann das Abitur zu machen bspw. im sozialen Bereich.
Gibt es bei Euch in der 9 oder 10 kein Schulpraktikum?

Ansonsten- wie wäre es wenn sie einfach mal 1 Jahr raus geht aus der Schule und ein FSJ macht? Im Bereich Sport? Kultur? Soziales? Oder Föj?
Einfach das sie arbeiten geht und dann vielleicht merkt, was ihr liegt oder auch nicht und dann gezielter den weiteren Schulbezuch planen kann?




Ich habe selber- aber erst nachdem Abitur- ein FSJ gemacht und es war absolut richtig- einfach mal ein Jahr raus aus dem Lernalltag...
Ich wusste genau, ich wollte nicht studieren, sondern etwas im sozialen Bereich machen, aber wusste eben nicht was...
Und nachdem Jahr konnte ich mich dann auch wieder aufs lernen konzentrieren und war anders motiviert :-)

LG
Katze_keine_Ahnung
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Zu Noten und Begabung. Die 10. Klasse des Sohnes, alle nachweislich HB, die meisten mindestens während der GS-Zeit dazu noch Hochleister. Die letzte Französischschulaufgabe ergab 6 mal 5er in einer Klasse von 21 Kindern, dazu einige 4er, viele 3er, vereinzelte 2er und 1 einzige 1. Was soll man dazu sagen? Faulheit, Überdruß, Protest, Unfächigkeit (nur wessen?)...
nosupermum
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von nosupermum »

Ich erkenne mich in deiner Tochter wieder. Von der siebten Klasse an bis zur elften, wäre ich fast jedes Jahr sitzen geblieben. Ich bin als sehr gute Grundschülerin im Gymnasium gestartet und hatte in Klasse fünf und sechs nur einen kleineren Einbruch in den Noten, so von eins auf 2-3. Ab Klasse sieben ging eigentlich nichts mehr. In der Oberstufe bin ich praktisch nicht mehr zur Schule gegangen.Ich habe mir alles autodidaktisch beigebracht, bis auf die Fächer in denen ich eine Anleitung braucht. Ich hatte die Schule einfach nicht mehr ertragen. Trotzdem hatte ich ein sehr gutes Abi mit einer Eins vor dem Komma gemacht.

Wenn ich daran zurück denke, muss ich sagen, hatte ich sehr viele Baustellen in der Zeit, von denen meine Eltern bis heute gar nichts wissen. Es kann an vielem liegen: manchmal gibt es wirklich strukturelle Probleme, zum Beispiel, dass der Unterricht nicht die Qualität hat, die er haben sollte. In meiner Schulzeit ist fast ein ganzes Jahr französisch ausgefallen, meine Eltern hatten überhaupt keinen Plan, was das bedeutet. Die sehr guten sind noch aus eigener Kraft mitgekommen der Rest nicht mehr. Im Folgejahr wurden wir mit anderen Klassen zusammen gemischt, die kontinuierlich einen guten Französisch Unterricht hatten. Die neue Lehrerin war komplett überfordert mit der Klasse. Es gab sehr viel Mobbing, von dem ich zum Beispiel betroffen war, so dass ein normalen Unterricht nicht zu denken war. Die Frau hatte selbst unter der Situation gelitten. Sie hat sich dann darauf beschränkt Unterricht für die zu machen die mitkommen, der Rest war ihr egal. Ich frage mich bis heute noch, warum unter den Eltern kein Aufruhr über die Situation entstanden ist. Ein Jahr kein Französisch? Meine Eltern haben davon nichts mitbekommen, weil wir Kinder nichts erzählt hatten. Gibt es so etwas vielleicht an der Schule deiner Tochter?

Zudem hatten wir Lehrer mit denen es wirklich massive Probleme gab. Sie hatten mich auf dem Kicker, was meine Eltern natürlich mir zu geschrieben hatten. So etwas gibt es, da muss man als Eltern hinsehen. Eigentlich. Wir konnten das später auch durch Tagebuch führen belegen. Wenn man plötzlich schlechte Noten in der mündlichen Abfrage hat, an Tagen, an denen man nachweislich krank war. Wenn das in einem relevanten Fach passiert, Mach das die Situation auch nicht besser.

Außerdem habe ich stark unter Mobbing gelitten. Ich war in der Schule sexueller Gewalt ausgesetzt. Da hat man den Kopf nicht mehr frei fürs lernen. Wenn dann noch die Freunde fehlen, die einem Rückhalt geben, weil sie ja selber nicht Opfer werden wollen, wie will man dann lernen? Auch hier haben meine Eltern falsch reagiert. Ich habe Ihnen nicht alles erzählt, das stimmt, aber auf das was ich ihnen erzählt habe, haben sie falsch reagiert. Könnte es etwas geben was deiner Tochter Probleme macht? Von dem sie nicht Alles erzählt?

Auch das vermeintliche nicht cool sein, wenige Freundinnen haben, keinen Freund haben, die falschen Klamotten zu tragen, sich dick zu finden, das raubt Energie.

Das sind Rahmenbedingungen für gutes lernen, sich in der Schule wohl zu fühlen. Und dann ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass man sich auch selbst motivieren muss.Meine Eltern haben mir gesagt, dass sie nur den Realschulabschluss von mir erwarten, mehr nicht. Natürlich wusste ich in dem Alter noch nicht was ich machen möchte, ob ich studieren möchte oder eine Lehre machen möchte. Mir hat es sehr geholfen, im Nachhinein betrachtet, in den Ferien jobben gehen zu müssen. Ich musste in der Firma in der mein Vater gearbeitet hatte in jeden Den Sommerferien zwei Wochen in unterschiedlichen Abteilungen arbeiten. Alles mit der Maßgabe, herauszufinden was mir gefallen könnte und was nicht. Und am meisten haben sich meine Eltern über das gefreut, was mir nicht gefallen hat. Zu wissen was man nicht möchte ist manchmal genauso wichtig, zu wissen was man möchte. Das war kein bewusster Prozess, aber unbewusst habe ich gemerkt, dass ich doch Schule machen und studieren möchte.

Schulisch ging es erst dann wieder Berg auf, als ich die anderen Baustellen gebessert haben. Dann konnte ich auch den Blick wieder nach vorne richten und mir erst mal Gedanken machen, was ich später gerne werden möchte. Ich bin mit einer Freundin an die Uni gefahren, um ohne Luft zu schnuppern. Das hat mir sehr gefallen. Ich hatte dann ein Ziel, ein bestimmtes Fach zu studieren, für das ich dann gelernt hatte. Am Ende habe ich zwar etwas anderes studiert, aber dieses Ziel hat mir sehr geholfen

Natürlich hatte ich Nachhilfe, das hat mich immer gerade so vor dem sitzen bleiben gerettet. Meine Eltern haben zeitweise auch völlig Druck gemacht, was für mich die Situation nur noch schlimmer gemacht hat. Wenn Schule Scheiße ist und die Eltern Scheiße sind, dann hat man doch zu gar nichts mehr Lust. Ich verwende jetzt mal diese Ausdrücke, weil so habe ich es gefühlt..

Das mal so als Einblick in die Lebenswelt eines Teenagers, auch wenn ich schon längst keiner mehr bin. Rückblickend muss ich sagen, dass meine Eltern sehr viel Geduld hatten und auch sehr viel Zuversicht, dass das alles schon irgendwie wird. Wenn ich Ihnen heute davon erzählen würde, welche Baustellen ich damals hatte, wie schlecht ich mich zeitweise gefühlt hatte, wie’s mir psychisch so mies ging,.. Ich glaube sie wird mit dem Kopfschütteln, weil sie es in dem Ausmaß gar nicht mitbekommen hatten.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Jetzt sind wir hier schon drei, die der Meinung sind, dass die junge Dame einfach einen Job braucht. Vielleicht ist was wahres dran? Mein Sohn ging mit 14 in seiner Praktikumswoche in eine lokale Autowerkstatt. Man hat ihn dort erstklassig behadelt und alles machen lassen: Reifen wecheln, Bremsen wechseln, Sachen auseinander nehmen und wieder zusammenschrauben. Er arbeitete den vollen Tag, kam jeden Tag bis zu den Ohren voll mit Öl verschmiert nach hause, und war total happy. Was ihm am meisten Spaß gemacht hat war das Gefühl: "Ich werde gebraucht!". Ich finde es entsetzlich, dass BY wieder G9 eingeführt hat. Die Kinder sind einfach zu alt, um die Schulbank zu drücken. Sie erkennen in dem bloßen Lernen keinen Sinn. Sie wollen was machen, selbst enstscheiden, selbst gestalten und nicht zuletzt selbst Geld verdienen. Nicht umsonst sind die Dualstudiengänge, die man eingentlich für die akademisch schwachen Kindern eingerichtet hat, mit den Überfliegern voll. Mein Sohn hat mit mir neulich eine Diskusssion geführt, dass er eingentlich gerne zu FOS wechseln würde, damit er endlich, endlich was macht, außer lesen und schreiben.

Mein Kleiner hat mit 8 die Nase voll von der Schulbank. Er startete voll motiviert in der 5. Klasse, war für jede Anregung offen. Jetzt macht er total dicht und hat Null Motivation was für die Schule zu tun. Sein Traum ist eine 3, ohne dass man für sie was machen muss. Unser Schulsystem suggieriert den Kinder auf einer Seite, dass sie Rechte haben. In der 3. Klasse wird das Thema "demokratische Entscheidung" behandelt. Auf der anderen Seite jedoch werden die Kinder vor der Tatsache gestellt, dass sie in der Schule nichts zu entscheiden haben, sondern brav mitmachen MÜSSEN, um überhaupt weiter zu kommen, um in einer unbestimmten Ferne überhaupt eine Perspektive zu haben. Das ist begabten Giestern häufig einfach zuwieder und gegen ihre Natur. So werden ihre Begabungen und Interessen mit der Zeit und einem Haufen Müll und Schrott verschüttet. Wenn selbst Schule mit einem HB-Zug es nicht schafft, die Kinder bei Laune zu halten, was kann man dann von dem Rest des Systems sagen?

Auch für die Eltern ist das ein Kunststück. Wie viel Rebellion und Verweigerung unterstütze ich, wenn ich im Gegensatz zum Kind weiß, das man aus diesem System nicht aussteigen kann? Was tut dem Kind gut? Zuhören und schleifen lassen, oder Druckaufbauen und Frustrationstoleranz unter der Androhungen von Strafen trainieren? Ich stehe jetzt mit dem Kleinen vor der ähnlichen Wahl: mache ich aus meinem Haus eine Militärkaserne oder ein Irrenhaus? Um die anderen Familienmitglieder zu schützen bin ich eher bei der Kaserenenvariante angelangt: Disziplin, Androhungen, Strafen.
Silja
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Silja »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben: So 6. Feb 2022, 16:53 ich weiß nicht, ob faul das richtige Wort ist. Ich schätze, dass fehlende Impluskontrolle und daraus resultierender fehlender Durchhaltevermögen eher die Gründe sind. Das heißt, es ist nicht nur "ich will nicht", sondern auch in bestimmten Maß "ich kann nicht" dabei. Ich kann mich nicht überwinden. Vor allem ist das schwer zu überwinden, wenn man kein Ziel hat. Die Abneigung der Schule kann ich verstehen. Die bayerische Schule sieht vor allem Defizite, die belohnt sie reichlich mit 5er und 6er. Psychologie kann man meines Erachtens beim Abitur schlechere als 1,.. vergessen.

Eigentlich bräuchte sie einen Job. Von ... bis..., der richtig müde macht. Damit man versteht, dass Lernen bei guter Begabung auf der Sonnenseite des Lebens liegt. Aber mit 15 ist sie dafür viel zu jung, also bleibt euch nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es mit der Mittleren Reife und der FOS klappt. Nach der 10. kann man noch ein Austauschjahr machen. Vielleicht würde ihr ein zusätzliches Jahr Reife bringen?
Hallo!

Sie hat schon immer wenig Antrieb. Meine Tochter ist schon immer sehr ruhig, brav und mag gern ihre Ruhe. Früher hat sie gebastelt, Armbändchen geknüpft...

Wir hatten ihr das Austauschjahr auch schon angeboten. Das will sie absolut nicht! Sie hat Angst und meint, wir wollen sie abschieben...
Jetzt macht sie dann eine Woche Praktikum. Da bin 7ch gespannt. Vielleicht weiß sie die Schule danach zu schätzen. 😬

Liebe Grüße
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Tochter 15 Jahre

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Wie wenig ist "wenig Antrieb"? Ist das normal entspannt und entschleunigt, oder fühlt es sich eher nach einer Depression an? Geht sie raus? Hat sie Freunde? Habt ihr eine Diagnostikgeschichte, so was wie IQ-Test, Konzentrationstests?
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