Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
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sinus
Dauergast
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Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von sinus »

An der Grundschule meiner Jüngsten wird spielerisches Französisch - 1 Stunde die Woche - in Klasse 1+2 unterrichtet.
Bis jetzt ist da ehrlich gesagt nicht so viel rum gekommen, aber durch die Coronaeinschränkungen (lange Zeit Unterricht ausschließlich in den Grundfächern) fand es auch selten statt.

Ab Klasse 3 kann man nun entscheiden, ob man mit Französisch weitermachen mag oder nicht.
Macht man weiter, sind es dann 3 Wochenstunden und es gibt auch Noten darauf.
Empfohlen wird es nur für motivierte und leistungsstarke SuS.

Nun ist meine Tochter zwar motiviert und leistungsstark, aber auf der anderen Seite hat sie auch sehr viel Freizeitprogramm - lernt Klavier & Geige, ist mit der Geige im Orchester, außerdem ist sie noch 1x die Woche im Malkurs und 1-2x die Woche beim Sport...
Also sie ist schon recht ausgelastet und 3 (Schul-)Stunden mehr Frei- bzw. Hortzeit wären für sie durchaus schön.

Sie selbst findet 3 Stunden Schule weniger natürlich spontan viel besser, als 3 Stunden mehr.
Ich wiederum denke außerdem, dass sie so viel von dem, was sie da lernt, auch gar nicht haben wird. Man liest ja immer, dass Kinder die früh Sprachunterricht bspw im Kindergarten hatten, dann oft innerhalb eines halben Jahres ihren Vorsprung eh wieder verlieren, wenn es dann regulär dran ist.
Wenn sie - sehr wahrscheinlich - an dieselbe Gymnasium wie die Schwester gehen wird, wird sie ab Klasse 6 dann wieder Französisch haben. Da fangen alle bei 0 an.
Ich bin nicht sicher, ob ihr da das Grundschulfranzösisch irgendwie hilft... was sollte sie davon haben, dann schonmal ein paar Vokabeln mehr zu wissen?
Einen möglichen Vorteil sähe ich aber vielleicht noch drin, dass sie dann jetzt in den Stunden, also in Klasse 3+4, in Französisch mit anderen fixen, motivierten Kindern der ganzen Klassenstufe zusammensitzt.
Und vielleicht noch, dass sie schonmal Vokabel-Lernen lernt.

Was würdet ihr machen bzw was habt ihr für Erfahrungen?
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich habe bei drei Kindern zugeguckt, wie viel NICHTS sie durch Englisch in der Grundschule gelernt haben. Ich glaube es waren auch 3 Stunden wöchentlich. Das was sie hätten erlernen sollen, kam dann während der ersten 3-4 Wochen im Gymnasium. Daher wäre ich explizit ein Gegner solches Konzepts.
koala27
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Re: Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von koala27 »

Hallo sinus,

hier gibt es Englisch ab Klasse 3 inklusive Noten....
Die Große hat in 2 Schuljahren genau 4!!! Lehrerinnen gehabt----mehr als ich von Klasse 5-13...
rumgekommen ist dabei gar nichts...
Lediglich 1 Lehrerin hat sich sehr engagiert und mit den Kids zumindest Grundlagen geschaffen bezüglich Vok lernen und Tests... das war aber auch eine ausgeliehene Lehrkraft einer OBS, die eben wusste was in Klasse 5 dann drankommt.
Leider ist auch der Stoff nicht wirklich hängengeblieben.
In Klasse 5 sind alle Kids parallel wieder bei quasi 0 angefangen--- im Grund hätte man sich die Stunden in der GS schenken können, und stattdessen eben eher frei haben können statt an den Englischtagen bis 13.30 Uhr zu haben....

Ich könnte mir vorstellen dass das in Franz. dann so ähnlich ist--- sie hat zwar dann 2 Jahre gehabt, aber eben eher spielerisch und in Klasse 6 fangen alle mit dem gleichen Buch an, auch die die nichts hatten.
Würde es weitergeführt, sähe es sicher anders aus. So wie in der Waldorfschule ( zumindest hier) mit Russisch ab Klasse 1 und das geht dann durch...

Es sei denn man nimmt es quasi als Testphase und stellt dann in der GS fest-- ist doch nicht meins, ich wähle lieber Spanisch oder Latein ab Klasse 6...
dann hätte man natürlich länger " geschnuppert" als die- zumindest hier- klassischen Schnupperstunden in Klasse 6 nach denen man sich festlegen muss.
Katze_keine_Ahnung
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Bei zwei so übungsintensiven Musikinstrumenten wie Klavier und Geige sind die Stunden in Form "vielleicht bringen sie was", glaube ich, überflüssig. "Motivierte" Kids, die diese Stunden belegen, haben eher motivierte Eltern...
nosupermum
Dauergast
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Re: Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von nosupermum »

Ich halte auch nichts davon. Meine Freundin ist Französischlehrerin an einem Gymnasium und schlägt stets die Hände überm Kopf zusammen, wenn die neuen Fünfer mit ihrem Grundschulfranzösisch kommen. Viele Lehrkräfte sind keine ausgebildeten Französischlehrkräfte, machen das oft weil es sonst keiner macht und es politisch gewollt ist. Oft können sie nicht mal die richtige Aussprache. Sie sagt den Frischlingen dann immer: „So und nun vergesst ihr mal alles, was ihr in der Grundschule gelernt habt.“

Aber: Meine Tochter hatte in der Coronazeit im Homeschooling eigeninitiativ mit Englisch auf der Duolingo-App angefangen. Für sie war es neu, dass mal etwas nicht beim ersten Erklären im Kopf ist, nämlich Vokabeln. Die dürfen geübt werden :-) Diese Erfahrungen fand ich sehr gut und hat ihr in der Persönlichkeitsentwicklung was gebracht.

Wenn sie sehr motiviert und leistungsstark ist, würde ich es ihr nicht verbieten. Es sei denn, du ahnst, dass das Gemaule wegen Vokabeln lernen schon vorprogrammiert ist. Fließt es denn in die Benotung für den Übertritt ein?
sinus
Dauergast
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Re: Französisch in der Grundschule - ja oder nein?

Beitrag von sinus »

...ihr bestätigt meine eigene Tendenz.
Kind selbst sagt, sie weiß noch nicht, ob sie das machen will, aber ich bin ziemlicher sicher, dass sie letztlich lieber "frei" in der Zeit hat.
(Es gibt aktuell schon ein Zusatzangebot, bspw "Mathefüchse" oder "Lesecafe", was 1x die Woche in der 1.Stunde stattfindet und was sie nicht nutzt, weil sie lieber ausschläft.)
Ich denke, ich werd sie nicht dafür anmelden.

PS: Hier gelten nur Mathe, Deutsch und Sachkunde als relevant für die Gymnasialempfehlung.
Und an der Schule, wohin sie wahrscheinlich gehen wird, ist eh die Aufnahmeprüfung entscheidender.
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
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