Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
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Aphorodite
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Registriert: Mi 24. Aug 2022, 20:07

Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Aphorodite »

Hallo zusammen,

Ich hoffe von Euch vielleicht ein Tip oder Rat zu bekommen. Mein Sohn (10 Jahre) jetzt in der 4 Klasse geht seid Februar 2022 teilweise gar nicht mehr in die Schule. Er macht sich morgens fertig, läuft zur Schule und ca. 10 Meter vor der Schule , ist es als ab sich ein Schalter umlegt. Er steht dann da und sagt er geht nicht da rein. Er ist dann wie in einer eigenen Welt, nicht ansprechbar, wippt, summt oder sagt zu allem nein. Er will dann nicht in die Schule, nicht nach Hause, er will dann gar nichts.

Wir dachten es kag an der Klassenlehrerin, die hat jetzt aber gewechselt. Die Schule hat dann Hambu Modell mit Ihm gemacht. Dann ging er manchmal 2 Tage ohne Probleme (Klassenlehrerin war nicht da). Manchmal gibg er gar nicht und manchmal nur 20 Minuten. Zum Schluss war es so das er pro Woche 2 Tage ging und die anderen Tage gar nicht oder nur 1 Stunde. Er war auch bei einer Kinderpsychologin, aber das brachte nichts. Sie gab dem Elternhaus die Schuld.
Wenn mein Sohn nicht in der Schule war,hat er immer nachmittags alles nachgearbeitet.

Mein Sohn ist auch überdurchschnittlich Intelligent, das hatte ein IQ Test raus bekommen. Er hat sich trotz dem Fehltagen auch im Endzeugnis verbessert.

Nun hat die 4 Klasse begonnen und er hat eine neue Klassenlehrerin. Er war den ersten Schultag und dann ab dem 2 Tag wieder nicht. Er hat sich verweigert.

Am Ihn ist dann kein ran kommen. Die Schule kann nicht helfen. Bin auch im SPZ um das Thema Autismus abzuklären, weil die Schule es vermutet.

Zum Psychiater kann ich nicht gehen (Überweisung vom Kinderarzt) da wir im SPZ sind. Die dürfen nicht parallel abrechnen.

Mein Sohn ist kein Schulschwänzer, er will gehen aber es geht nicht. Irgendwas schaltet im Kopf um und er kann die letzten Schritte nicht machen.

Wo kann ich mir noch Hilfe holen. Wir kann ich meinen Sohn helfen.

Sein Zwillingsbruder geht in die Schule und hat keine Probleme.

Es belastet unsere Familie sehr, vorallem weil er es ja nicht mit Absicht macht.

Kann einer von euch helfen. Ich fühle mich sehr alleine gelassen. Überall heißt es, dass Elternhaus hat Schuld.

Danke schon mal im Voraus
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2953
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Aphrodite,

mein (überdurchschnittlich intelligenter) Sohn ist Asperger Autist und wollte auch oft nicht in die Schule gehen. Er hatte dann entweder immer Kopf- oder Bauch oder sonstige Schmerzen (vermutlich psychosomatisch), die dann auf wundersame Weise verschwunden sind, wenn er zu Hause bleiben durfte.

Mittlerweile ist er 12 Jahre alt, hat die zweite Klasse Gymnasium (in D = 6. Klasse) gerade fertig. Es es hat in den vergangenen zwei Jahren trotz Schulbegleitung so viele Probleme mit der Schule gegeben (wurde oft heimschickt wegen overloads, immer wieder Verweigerung, hat in der Klasse MitschülerInnen belästigt,...), dass ich ihn jetzt zu Hause beschulen werde. Da wir in Österreich wohnen ist das möglich.

Keine Ahnung, ob es klappen wird, oder nicht. Mir wäre lieber, wir hätten einen Schulplatz gefunden, wo die Klassen kleiner und die Strukturen klarer sind als im Gymnasium, welches er aktuell besucht. Aber da war trotz großer Mühe einfach nichts zu bekommen. Andere Kleinklassen unterrichten leider nicht nach Regelschullehrplan (schon gar nicht nach AHS-Lehrplan), sondern nach Sonderschullehrplan oder Glocksee oder so. Das ist aber so klar UNTER dem Niveau meines Sohnes, dass es einfach nicht in Frage kommt. Daher dieser Weg.

Autismus Abklärung ist wichtig und sollte natürlich gemacht werden, aber natürlich könnt ihr trotz SPZ zu einem Psychiater gehen, wenn ihr es privat bezahlt. Abgesehen davon halte ich persönlich Autismus-Abklärung im SPZ eher für eine Glückssache. Man KANN Glück haben und erwischt jemanden, der kompetent ist, man kann aber auch an wen kommen, der keine Ahung hat, und Autismus wegen irgendeinem Vorurteil (z.B: "Das gleich mal ausschließt. Dabei erkennt man Autismus bei einem intelligenten Kinde nicht gut in 1:1 Situationen mit einem zugewandten Erwachsenen.

In einem Autismuskompetenzzentrum sind aber Profis, die eine umfangreiche Diagnostik (mehrere Termine, Eltern- und Lehrer-Fragebögen) machen, und denen auch Details auffallen, welche von Menschen, die nicht VIEL mit Autismus zu tun haben, übersehen. Leider sind da sehr lange Wartezeiten, aber ich würde das auf alle Fälle einer Diagnostik im SPZ vorziehen.

Wenn du Fragen hast, gerne her damit!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Hallo,

ich habe einen Sohn, 9, der seit Schulbeginn am Rande der Schulverweigerung balanciert. Es ist ein Tabuthema in Deutschland, wenn ein Kind nicht in das Schulsystem reinpasst. Verweigerung ist Tabu hoch zwei. Wer dem Elternhaus Schuld gibt ohne zu helfen, verdeckt durch die Beschuldigung nur die eigene Machtlosigkeit.

Ich gehe davon aus, dass ihr in der Schule schon alles ausprobiert habt, was die Verbesserungsvorschläge angeht. Daher würde ich das Problem jetzt versuchen aus der Sicht des Kindes zu sehen. Was sagt er zu der Situation? Gab es Probleme in der Klasse, Mobbing? Schlechte Noten? Hat er Teilleistungsschwächen wie LRS oder Dyskalkulie? Wie ist er von der Grundstimmung in den Ferien gewesen? Gab es Anzeichen von Aggression oder Niedergedrücktheit?

Unabhängig von Schulzuweisung und den Diagnosen wäre ein Kinderpsychotherapeut für Brechen der negativen Muster zuständig. Eine Familientherapie könnte helfen, falls ein Teil des Problems tatsächlich in der Familie liegt. SPZ ist aus meiner Erfahrung bei ambulanten Terminen sehr schwerfällig und es dauert alles ewig. Wobei jetzt bei niedergelassenen Ärzten die Termine auch monatelang auf sich warten lassen...
koala27
Dauergast
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Registriert: So 31. Mai 2020, 18:26

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von koala27 »

Hallo

bei unserer Tochter ( jetzt Klasse 9 Gym) ist ein Mädchen in der Klasse, die seit der 6 Klasse immer nur sporadisch in der Schule ist.
Sie ist sonst in Behandlung in der Tagesklinik der Kinder und Jugendpsychiatrie oder halt zu Hause. Was unserer Tochter auffällt-- sie kommt immer nur zu bestimmten Fächern und wenn Arbeiten anstehen schreibt sie die entweder gar nicht mit oder eben nach....

Du schreibst es ist erst seit Feb. so---- kann es theoretisch mit den Noten/ zeugnis zu tun gehabt haben? Das es da einen Auslöser gab? Irgednwas, was in der Schule vorgefallen ist? Blöder Kommentar von Mitschülern etc.? Nur so ein Gedanke...

Wann habt ihr denn Termine im SPZ? Wenn ihr dort solange Wartezeiten habt wie hier bei uns üblich ( -1 Jahr)---könnt ihr dann nicht in der Zwischenzeit woanders vorsprechen? Ihr müßt ja auch mal vorankommen...
Entweder Autismuszentrum oder KJP?
Auch dort gibt es ja Wartezeiten-- einfach draufsetzen lassen und abwarten wo ihr schneller rankommt...

Ansonsten ggfls. mal bei der KK anfragen, ob das so stimmt mit der Parallelbehandlung.... ich weiß, dass hier früher oft die KIÄ gesagt haben bspw. Logo und Ergo geht nicht parallel, weil die KIÄ einfach nicht beides verordnen wollten....nicht weil es von der KK nicht ging....
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Wenn Autismus zur Debatte steht, hilft einfaches Vorsprechen nicht. Wie Rabaukenmama schon geschrieben hat, das wird von vielen viel zu schnell ausgeschlossen: Kind kann in die Augen schauen, Kind kennt Ironie, etc. pp... Auf der anderen Seite hat auf mich ATZ eingeredet, dass die Begabung auch eine Rolle spielt, und dass die hochbegabten in Gruppen sich wie Autisten verhalten ohne Autisten zu sein. Sie baten mich auf die Kindheit zu schauen und dort Anzeichen zu suchen... Ich weiß es nicht. Egal wie man es dreht und wendet: das Problem heiß, das Kind passt nicht ins System rein. Was tun? Als erster Tipp: vor nichts Angst haben. Weder vor der Tagesklinik, noch vor Jugendamt. Sie haben alle einen Kopf, und einige auch ein Herz. Man kann aus der Klinik wieder gehen. Das Jugendamt kann man wieder ausladen, solange sie nur nach eigenem Wunsch beteiligt sind. Aber vielleicht kann jemand was bewegen. Falsch ist in den eigenen vier Wänden alleine zu leiden und auf sich die Schuld zu nehmen. Das hilft keinem. Sprich offen über DEINE Probleme. Du hast es auch nicht leicht.
Aphorodite
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Registriert: Mi 24. Aug 2022, 20:07

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Aphorodite »

Kurzes UPDATE

Vielen Lieben Dank für Eure Infos. SpZ ist am 6.9.22. Mit der Schulpsychologin habe ich eine Lösung erstmal gefunden,nun muss die Schule noch mitspielen. Aber so könnte er die Aufgaben wenigstens zu Hause machen bis wir eine umfassende Diagnostik haben. Psychiater steht er für Frühjahr 2023 auf der Warteliste und in der Klinik ist er auch auf der Warteliste.

Er kann mir nicht sagen was das Problem ist, er meint nur er will nicht bei solchen Kindern sitzen. Ihm wird dann schlecht und er kann sich nicht konzentrieren.

Er ist ein sehr guter Schüler, Notendurchschnitt von 1,4. Also an den Noten liegt es glaube ich nicht.

Ich gebe nicht auf, nerve alle damit mir geholfen wird und habe zum Glück auch paar Stellen die es verstehen. Die mein Kind in keine Schublade stecken.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Schulverweigerung und wie in einer eigenen Welt gefangen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Alle meine drei Kinder haben im Alter von 7-8 Jahren auf die Anfrage der Schule was man von der Schule erwarte unabhängig von einander den gleichen Inhalt geschrieben: "ich möchte, dass alle lieb zu mir sind und mich keiner ärgert". Mein Kleiner (9) beschwert sich, dass er so gemobbt wird, dass er sich deswegen im Unterricht nicht konzentrieren kann. Mit "er will nicht bei solchen Kindern sitzen" sehe ich einige Parallelen zu eurer Situation.

Mein Sohn kommt mit den einzelnen Kindern außerhalb der Schule wunderbar zurecht. In der Schule engagiert er sich in der Selbstverwaltungsstrukturen. Man kann nicht sagen, er sei asozial. Aber die Klasse geht nicht. Sobald Leistung und Messung im Spiel sind, ist das aus. Nicht weil er so wahnsinnig gut ist, die Noten sind mittelmäßig. Es ist was anderes. In jeder Klasse findet sich ein Kind mit einem Problem, der auf meinem Sohn dann herumhackt, die Menge gegen ihn aufbringt, versucht ihn zu isolieren und von der Gruppe zu trennen, um das eigene Problem zu maskieren. In dem vergangenen Jahr war das ein Junge mit extremer Impulsivität. Die Schule schaut zu und macht nichts außer Gesprächen, die zu nix führen.

Ich bin die Runde von Pontius zu Pilatus schon drei mal gegangen und weiß nach wie vor nicht, warum alle meine Kinder nicht wirklich ins Schulsystem passen. Autismusspezialisten schieben es auf die Begabung, Begabungsexperten auf Autismus, KJP weiß nicht, ob es ADHS-Fälle mit VG von 130 gibt.
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